Borussia Dortmund – FC Bayern 1:3 (0:2)
Vor der letzten Länderspielpause waren die Vorzeichen in diametraler Richtung. Der FC Bayern verschenkte hintereinander eine Zweitore Führung, während der BVB in der Tabelle enteilte. Mit einem Vorsprung von drei Punkten und der Favoritenrolle gingen die Münchner nun in das Duell mit Dortmund.
Falls Ihr es verpasst habt:
Die Bayern-Fans erlebten am Vorabend den ersten kleinen Dämpfer.
Sky Sport verbreitete über Twitter, dass weder Kimmich noch Boateng mit nach Dortmund reisen. Kurz vor Abpfiff dann die Überraschung: Beide standen im Kader. Kimmich sogar in der Startelf. Anstelle von Boateng spielte Süle. Ansonsten vertraute Jupp Heynckes wohl seiner ersten Elf. Mit Thiago und Martinez im Mittelfeld. Davor Coman, James und Robben. Im Sturm Lewandowski.
Peter Bosz blieb trotz aller Kritik der letzten Wochen seinem System treu und baute auf ein 4-3-3 Grundsystem. Bartra musste aufgrund der Verletzung von Piszczek auf der rechten Außenverteidiger Position aushelfen, da Toljan zur Zeit nicht über die nötige Form verfügt. Im Mittelfeld entschied sich der BVB Coach für Weigl und Castro auf einer Art Doppelsechs. Davor Yarmolenko, Kagawa und Pulisic. Im Sturm natürlich Aubameyang.
Nach einem anfänglichen Abtasten auf beiden Seiten, in dem der BVB gegen den Ball in einem 4-4-2 agierte, also etwas defensiv abwartender als zuletzt, dauerte es 16 Minuten, bis das Spiel seinen ersten Höhepunkt hatte. Thiago gewinnt einen 50:50 Zweikampf an der Strafraumkante und schaufelte den Ball auf James. Dieser sieht den zentral positionierten Robben, der wie schon hunderte Male gesehen nach Innen zog und oben ins lange Eck verwandelte. Toprak hat Robben in dieser Szene zu viel Platz gelassen.
Dem FC Bayern gelang es in der Anfangsphase eine gute Balance zu finden. Die Dortmunder kamen nur selten mit Tempo ins Angriffsdrittel. Die schnellen BVB Angreifer konnten so nicht ihre Schnelligkeit ins Spiel bringen. Thiago, James und Martinez standen gut organisiert in der Mitte. Toprak und Sokratis ließen die Münchner bewusst gewähren.
Es dauerte weitere 15 Minuten, doch dann hatte der BVB die große Chance auf den Ausgleich. Kagawa luchste Martinez im Zentrum den Ball ab. Hummels rückte zu früh raus und öffnete den Raum für Yarmolenko. Dieser scheitert an Ulreich. Im Gegenzug rollte der Bayern Konter und Coman, Robben und Lewandowski hatten eine drei gegen zwei Situation. Es gelingt den Bayern, Lewandowski in Abschlussposition zu bringen, doch sein Schuss war zu ungenau. Bürki konnte zur Ecke klären. Aus diesem entstand eine weitere BVB Chance. Abermals konnte sich ein Dortmunder im Zweikampf durchsetzen. Diesmal war Pulisic gegen Coman. Der Amerikaner findet Kagawa, der Alaba eindreht, doch sein Schuss wird noch leicht von der Hacke des Bayernverteidigers abgefälscht und trifft nur den Außenpfosten.
In diesen fünf Minuten entwickelte sich ein Spiel, das der FC Bayern nicht wollte. Es war ‘wilde Sau’. Der BVB erhöhte das Risiko und öffnete so viele Räume. Bartra wurde von Coman häufig zusammen mit Hummels und Alaba überspielt. Hier fehlte die Absicherung von Yarmolenko bzw. einer der beiden Sechser. In einer Szene klärte Sokratis gegen Coman in höchster Not, doch verletzt sich dabei. In einer Phase mit nur zehn Spielern, schlagen die Bayern erneut zu. Über Robben und Kimmich überspielen die Münchner über den rechten Flügel, ehe der wiedergenesene Kimmich flach nach innen zu Lewandowski spielte. Der Pole nahm die rechte Hacke – und verwandelt unhaltbar, weil Weigl den Ball abfälschte (37.).
Mit einer 2:0 Führung gingen die Bayern in die Kabine, weil sie schlussendlich ihre Chancen, die nahezu ausgeglichen verteilt waren, besser nutzten. Gelang es dem BVB mit dem Tempo auf die Abwehr zuzulaufen, wurde es für die Bayern-Abwehr sehr gefährlich. Auch bei Keeper Ulreich, konnten sich die Bayern bedanken, dass sie mit einer Führung in die Pause gingen.
In der 47. Minute vergab Lewandowski nach einer Flanke von Robben die Vorentscheidung. Völlig frei setzte er einen Kopfball zu zentral aufs Tor. Bürki kann mit den Füßen retten. Auf der Gegenseite ist es abermals Pulisic der den FC Bayern vor große Probleme stellte. Yarmolenkos Schuss kann von Alaba gerade noch so geklärt werden.
Der Schlagabtausch, der sich ab der 30. Minute entwickelte, wurde von beiden Mannschaften fortgesetzt. Ein Positionspiel konnte keiner der beiden Mannschaften mehr stabil entwickeln. Das Spiel lebte daher von den Fehlern, die auf beiden Seiten passierten.
Erst ab der 55 – 60. Minute gelang es dem FC Bayern die Partie zu beruhigen. Die Münchner pressten höher. Dies verkleinerte den Aktionsraum von Pulisic. Die Bayern kamen mehr ins Positionsspiel. Nach einem eigentlich abgebrochenen Konter flankte Alaba aus dem Halbfeld. Lewandowski berührte den Ball zwar nicht mehr, aber irritierte Bürki so sehr, dass der Ball ins Toreck flog. Die Vorentscheidung in der 67. Minute.
Wenig später musste Alaba wohl mit einer Muskelverletzung ausgewechselt werden. Rafinha kam für die Schlussviertelstunde.
In der 88. Minute setzte sich Pulisic abermals auf rechts durch und Bartra zirkelte aus halblinker Position den Ball ins Tor. Nur wenig später hatte Castro die Chance sogar nochmal zu verkürzen. Nach einer Flanke von Sancho verpasste Castro am langen Eck. Sonst hätte es kurz vor Ende noch eine größere Zitterpartie gegeben.
Der FC Bayern gewinnt am Ende die Partie mit 3:1, weil sie ihre Chancen effektiver nutzen konnten. Jupp Heynckes wird mit der Phase ab der 30. – 65. Minute nicht zufrieden sein. Die Münchner profitierten von der schlechten Chancenverwertung der Dortmunder und machten aus den eigenen Möglichkeiten zumindest in der ersten Halbzeit nahezu das Optimum.
Drei Dinge, die auffielen
1.Abgeklärter FC Bayern
Man merkte dem Spiel an, dass es es ein Topspiel sein wollte. Beide Mannschaften agierten zunächst äußerst abwartend, der BVB für seine Verhältnisse sogar vorsichtig. Es zeichnete den FC Bayern unter Jupp Heynckes schon immer aus und während der Triple-Saison im besonderen, dass sie nicht viele Chancen benötigen. So war es auch an diesem Abend. Die erste Chance führte sofort zum Treffer von Robben. Der nun aggressiverer BVB kam seinerseits zu Möglichkeiten, machte aber das Tor nicht. Die Münchner hingegen nutzen den dritten Schuss zum zweiten Tor.
xG map for Dortmund – Bayern. So, yeah, I thought Dortmund were pretty good today besides the not scoring. pic.twitter.com/uTWQFca1y8
— Caley Graphics (@Caley_graphics) 4. November 2017
In der zweiten Halbzeit gelang es zumindest phasenweise den Münchnern die Partie zu beruhigen, sich das Spiel des BVB nicht gänzlich aufzwingen zu lassen. Auch wenn dies nicht vollständig gelang und das Team von Peter Bosz sehr viele Chancen hatte. Am Ende reichte es. Auch wenn der Sieg in der Höhe glücklich war, wie sich in den „expected goals“ Werten ablesen lässt.
2. Schlechte Konterabsicherung
Den Münchner gelang es zwar, den BVB bei wenigen Schüssen zu halten. Zur Halbzeit waren es nur vier BVB Schüsse, diese waren allesamt ‘Hundertprozentige’. Die Führung gab den Bayern nur bedingt Sicherheit. Mal waren es einfache Fehler, wie bei der ersten Möglichkeit durch Yarmolenko, als Martinez den Ball im Mittelfeld verlor, mal war es aber auch eine eigene zu hohe Staffelung. Bei einer 1:0 Führung sollte es der Mannschaft von Heynckes eigentlich nicht passieren, in einen Konter nach einer eigenen Ecke zu laufen. Nicht nur die Konter ansich waren problematisch, auch die schlechte Verteidigung. Zu schnell ließen sich die Bayern-Spieler zu einer Aktion hinreißen, wodurch Pulisic oder Kagawa nur reagieren brauchten. Dadurch entstanden große Räume. Der FC Bayern konnte sich hier bei Sven Ulreich bedanken, der die Münchner auf der Siegerstraße hielt.
Martinez und Thiago gelang es hier nicht immer, für die nötige Stabilität zu sorgen. Der BVB konnte sich aus dem oft nur halbgaren Pressing der Bayern befreien und Pulisic in den Halbräumen bedienen. Dieser konnte mit Tempo auf die Viererkette laufen und für gefährliche Situationen sorgen. Dies lag aber auch daran, weil die Bayern bei eigenen Kontern nicht konsequent nachrückten. Dadurch ergaben sich im Mittelfeld zum Teil riesige Lücken, die die Dortmunder zum Teil geschickt nutzen konnten. Vor allem in der Phase zwischen der 30 – 60. Spielminute.
3. Die Trainer Suche bleibt
Ja, der FC Bayern hat sich unter Jupp Heynckes wieder in die richtige Richtung entwickelt. Die Siege geben im recht. Der Erfolg gibt ihm recht. Es vereinfacht und verkompliziert die Suche nach einem Nachfolger gleichermaßen. Vereinfacht dahingehend, dass sich so etwas wie Ruhe im Umfeld des FC Bayern breit gemacht hat. Verkomplizieren tut sich die Gemengelage, weil sich ein Nachfolger eventuell an den Erfolgen von Heynckes messen lassen muss.
Gleichzeitig sollte der jetzige Erfolg, der zum großteil auch aus der Schwäche der nationalen Konkurrenz entsprungen ist, nicht darüber hinwegtäuschen, dass ein Umbruch unmittelbar bevorsteht. Dies gilt es frühzeitig genug zu adressieren und mit Spieler nach einer Lösung zu suchen. Hier müssen alle Verantwortlichen an einem Strang ziehen, ansonsten tritt die gleiche Situation ein, wie sie im Frühherbst der Fall war. Es wurde übereinander, aber nicht miteinander geredet. In den nächsten Wochen sollten hier Weichen gestellt werden.
Borussia Dortmund – FC Bayern München 1:3 (0:2) | |
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Borussia Dortmund | Bürki – Bartra, Sokratis (42. Toljan), Toprak, Schmelzer – Weigl, Castro, Kagawa (68. Götze) – Yarmolenko (80. Sancho), Aubameyang, Pulisic |
Bank | Weidenfeller, Guerreiro, Sahin, Schürrle |
FC Bayern | Ulreich – Kimmich, Süle, Hummels, Alaba (74. Rafinha) – Martinez (81. Rudy), Thiago, James (84. Vidal) – Robben, Lewandowski, Coman |
Bank | Starke, Boateng, Tolisso, Wriedt |
Tore | 0:1 Robben (17.), 0:2 Lewandowski (37.), 0:3 Alaba (67.), 1:3 Batra (88.) |
Karten | Gelb: Alaba (65.), Martinez (75.) / Schmelzer (9.), Toprak (58.); Rot: – / – |
Schiedsrichter | Tobias Stieler (Hamburg) |
Zuschauer | 81.360 ausverkauft |