Adventskalender: Unsere Wunschtransfers – Türchen 5

Maurice Trenner 05.12.2020

Situation beim Spieler

Die Saison 2011/12 war die dritte Saison von Marco Reus im Trikot der Fohlen. Bereits in den beiden Vorjahren war er langsam zu einer Stütze im Gladbacher Team gereift, dass in der Saison 2010/11 jedoch erst in der Relegation den Abstieg verhindern konnte. Doch zur neuen Spielzeit brachte Coach Favre die Borussen in neuen Glanz. Das Team um ter Stegen, Dante, Arrango und Reus eilte von Sieg zu Sieg. Alleine in der Vorrunde gelangen dem famos aufspielenden Reus zehn Treffer. Seine ersten Spiele für die Nationalelf folgten.

Dabei rückte Reus auch immer mehr auf den Radar der Bayern-Bosse. Denn dieser junge Offensivspieler, der irgendwo zwischen hängender Spitze, Zehner und Flügel agierte, traf in seinen fünf Spielen gegen die Münchner doppelt. Doch die Dortmunder Borussia war schneller und zog die Ausstiegsklausel in Reus’ Vertrag für 18 Millionen Euro. Ausgerechnet im ersten Spiel nach der Winterpause mussten die Bayern nach Gladbach, wo Reus bei einem 3:1-Sieg mit einem Tor und einer Vorlage brillierte. Am Ende der Saison stand Reus bei der unglaublichen Ausbeute von 18 Toren und 12 Vorlagen.

Im folgenden Sommer fuhr Reus zur Europameisterschaft in Polen und der Ukraine, wo er trotz seiner Leistungen nicht zu Löws Stammpersonal zählte. Es sollte für den verletzungsanfälligen Pechvogel das letzte Turnier bis zur Weltmeisterschaft 2018 sein. 

Situation beim Verein

Die Situation beim FC Bayern nach der Saison 2012 würde nicht nur Rudi Völler als einen noch tieferen Tiefpunkt bezeichnen. National wurde man zum zweiten Mal in Folge von Borussia Dortmund düpiert, die mit ihrer jungen Bande und Trainer Klopp die Herzen der Nation zugeflogen. Und die Exit-Strategie Champions League mit dem Masterplan Finale Dahoam, dem Titel in der eigenen Arena, flog dem Verein in der schlimmstmöglichen Art und Weise um die Ohren.

Die Mannschaft von Jupp Heynckes war zurückgeworfen worden, doch daraus wollte der Trainer gerade Motivation ziehen. Die berühmte Jetzt-erst-recht-Mentalität wurde beschworen. Der bereits stark besetzte Münchner Kader wurde zudem geschickt erweitert, sodass er nun auf fast jeder Position doppelt besetzt war. Mit Dante, Mandzukic und Martinez kamen wichtige Säulen der kommenden Saison.

Situation im hypothetischen Team

Der vielseitige Marco Reus hätte sich direkt in einem Haifischbecken wiedergefunden. Seine Paraderolle als hängende Spitze existierte in der 4-2-3-1-Formation der Münchner nicht. Im offensiven Zentrum hätte Reus den Konkurrenzkampf mit Publikumsliebling Thomas Müller aufnehmen müssen, der gerade selbst noch in einem gewissen Hoch steckte. Auf den Flügeln schienen Ribéry und Robben gesetzt, letzterer trotz seiner unglücklichen Rolle in der Vorsaison. Und zudem gab es mit Kroos noch einen Kandidaten, der als Ersatz für genau die gleichen Positionen in Frage kam, wenn auch seine Rolle weniger abschlussorientiert war.

Marco Reus bejubelt sein Tor gegen den FC Bayern im Dress der Fohlen.
(Photo: PATRIK STOLLARZ/AFP via Getty Images)

Das lässt nun die berechtigte Frage zu: Wäre Marco Reus überhaupt in der Münchner Startelf gestanden und hätte er überhaupt einen Unterschied gemacht? Mit der gegebenen Konkurrenz auf den offensiven Plätzen kann die Antwort fast nur nein bedeuten. Reus wäre im Bayern-Spiel der absolute Edeljoker gewesen, der von der Bank kommend mit seinem Tempo und seinen Stärken im Abschluss ein Albtraum für gegnerische Abwehrreihen gewesen wäre.

Was wäre wenn Ausblick

Wie wir alle wissen, sollte der FC Bayern München in einer der dominantesten Spielzeiten überhaupt das erste deutsche Triple einer Männermannschaft erringen. Daran hätte ein Transfer von Reus kurzfristig nichts geändert, auch wenn man leise anzweifeln darf, ob die Borussia ohne ihn das Champions League Finale erreicht hätte. Vielleicht wäre das ein oder andere Spiel noch dominanter ausgefallen, vielleicht wäre es aber auch zu kleineren Reibereien mit den etablierten Spielern gekommen. Reus hätte ein sehr gutes Team zu einem sehr, sehr guten Team gemacht. 

Interessant wird das Gedankenspiel mit seinem Transfer auf lange Sicht. Mit Reus hätte man sich den Nachfolger von Ribéry und Robben quasi selbst heranzüchten können. Etwas das der Verein mit dem verpflichteten Shaqiri nie schaffte. Die Möglichkeiten, wie ein Pep Guardiola solch einen polyvalenten Spieler einsetzen könnte, scheinen fast unendlich. Die Möglichkeit von Reus und Kroos als Achter vor einem defensiven Lahm zaubern ein kleines Lächeln auf mein Gesicht. 

Rückblickend schaue ich auf die verpasste Verpflichtung von Reus ohne Groll zurück und dennoch male ich mir aus, wie der FC Bayern heute mit ihm aussehen könnte. Denn interessant ist zudem, dass mit Reus der Transfer von Mario Götze an die Isar wohl kaum zustande gekommen wäre. Wäre die Entwicklung des WM-Finaltorschützen von 2014 im gewohnten Dortmunder Nest ebenfalls stagniert? Noch weitergesponnen ist vielleicht selbst der Transfer von Lewandowski in Frage zustellen, denn wer weiß wie sich der Pole ohne seinen genialen Vorlagengeber entwickelt hätte.

Im nächsten Türchen wartet ein Spieler, der vielleicht die Ära Robben und Ribéry hätte beenden können und bei dem dennoch viele Fans heute froh sind, dass sein Wechsel nicht zustande kam.

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  1. Reus ist genau wie Özil kein Spieler der von der Mentalität bayernlike wäre.
    Gut das diese Krüge an uns vorbei gegangen sind. Götze leider nicht.

    Und diesen Satz verstehe wer will?
    „ Noch weitergesponnen ist vielleicht selbst der Transfer von Lewandowski in Frage zustellen, denn wer weiß wie sich der Pole ohne seinen genialen Vorlagengeber entwickelt hätte.“

    Was hat denn Lewa mit denen zu tun?
    Der kommende Weltfussballer verkörpert doch alles was die loser Reus Götze Özil nicht verkörpern.

    Antwortsymbol5 AntwortenKommentarantworten schließen
    1. Reus, Özil und Götze gehörten m.E. auf der Höhe ihrer Leistungskraft zu den besten Spielern ihrer Generation, den weltbesten. Über eine Verpflichtung nachzudenken hätte also für fast jeden Club der Welt Sinn gemacht. Und selbst wenn man errungene Titel für die Beurteilung der Qualität eines Einzelspielers heranziehen möchte, was man durchaus als Kriterium anzweifeln darf, dann haben alle der Genannten einiges vorzuweisen. “Loser”, was auch immer das in diesem Kontext heißen, soll sind sie also bestimmt nicht.

      1. Die Höhe ihrer Leistungskraft war eine vergleichsweise sehr kurze Zeitspanne .

        Flick hat gerade diese zutreffende Aussage getätigt, und man sollte sich mal fragen auf welche Spieler sie passt und welche nicht.

        „ Ich habe Verständnis für vieles – aber vor allem bei einem Punkt gibt es bei mir eine klare Grenze: Es geht immer um die Qualität. Wenn ich nicht permanent für den Extrameter bereit bin, habe ich beim FC Bayern nichts zu suchen. Und ich habe kein Verständnis dafür, wenn das jemand nicht begreift. Wir brauchen hier keinen Spieler, der immer nur so hoch springt, wie er springen muss. Die Einstellung muss sein, sich jeden Tag verbessern zu wollen.“

      2. Ich schätze Flick sehr, aber solche Statements gehören zur Grundausstattung rhetorischer Versatzstücke aus dem Baukasten für Interviewgestaltung eines jeden Trainers, bei dem die Wahrscheinlichkeit besteht, dass er vor ein Mikro treten muss. Da mag jetzt jemand aus dem aktuellen Kader gemeint sein, womöglich jemand mit Defiziten beim Fitnesszustand, :-), auf Reus oder einen der anderen bezieht es sich bestimmt nicht. Und wie es mit Willen, Trainingsfleiß etc. im Einzelnen aussieht, lässt sich von außen sowieso nicht überprüfen, diese Punkte müssen aber oft herhalten, wenn man Spieler im Grunde nicht mag. Du magst sie offfenkundig nicht, das kann ich akzeptieren, aber Versager sind sie weiß Gott nicht. Diese Art von Pauschalkritik finde ich einfach unangebracht.

    2. Wer Götze als Looser bezeichnet, hat sich disqualifiziert und soll einfach die Fresse halten.

    3. Also deutsche Nationalspieler, bzw. Ex-Nationalspieler als Loser zu bezeichnen geht gar nicht.
      Ich empfinde diese Aussage auch im Allgemeinen als letztklassig.

  2. Ein sehr interessante Personalie.

    Ich bin glücklich, dass Reus nie zu uns kam. Seine Art, seine Verletzungsanfälligkeit, sein regionaler Hintergrund – das hat nicht gepasst. Hinzu das “wegkaufen” Argument: auf der Höhe der Dortmunder Erfolge ging einige Zeit das Gerücht, er würde zum FCB wechseln. Beim Torjubel gegen den FCB hat er sich dann die Hände an die Ohren gehalten…

    Reus ist ein Dortmunder Junge, der Wechsel in den Süden hätte die Bienchen innerlich zerrissen. Gleichzeitig auch witzig, dass der BVB nie ein Problem damit hatte, ihn damals mit einer fixen Ablöse den Gladbachern vergleichsweise günstig zu entreißen. Als später selbes mit Götze passierte, waren die gut-böse Rollen für Jahre klar verteilt.

    Reus dürfte von der Veranlagung einer der besten “puren” deutschen Spieler gewesen sein. Der 1b-Stempel und das dazugehörige Loser-Image wird er aber wohl nie los werden. Ein BVB-Meistertitel würde ihm gut tun. Auch wenn er inzwischen (afaik) nicht mehr die absolute Nummer 1 im Kader ist.

    Antwortsymbol1 AntwortKommentarantworten schließen
    1. Was ist denn ein “purer” deutscher Spieler ???

  3. Hmm, ein Dreier-Mittelfeld aus Lahm, Kroos und Reus ist zwar theoretisch verlockend und jeder Einzelne ist natürlich top, aber das würde (in dieser Formation ja auch noch mit zwei offensiven Außen) auf höchstem Niveau eher nicht funktionieren, oder? Reus sehe ich auf keinen Fall als Achter, der muss ins vorderste Drittel imho.
    Bin auch nicht böse, dass er nicht zu uns kam, zum einen wollte er wohl nie so recht (was ja auch völlig in Ordnung ist), zum anderen sehe ich ihn am stärksten als “Runner”, Konterstürmer (nicht nur, aber da ist er am stärksten), unglaublich talentiert aber nicht ganz passend für unsere Spielidee und Dominanz. Der Mann braucht Platz. Wir haben selten welchen, da ist Müller ideal und nicht zu verdrängen (Hi Niko).

  4. Einer der größten Fehler von Löw war zu meinen das das Mentalitätsmonster Reus wichtiger und besser für die NM sei als Müller.
    Reus hätte nie in unser Team gepasst.

  5. Als er damals zum BVB ging, hat mich das extrem gefuchst. Gerade vor dem Hintergrund der trüben letzten Jahre und jetzt kommt auch noch Reus, der nochmal unzweifelhaft eine Verstärkung darstellen sollte. Und das auch noch für eine überschaubare Summe. Schon um ihn nicht nach Dortmund gehen zu sehen, hätte ich den Transfer begrüßt.

    Die Was-wäre-wenn-Frage ist für Spieler genau aus dieser Periode wenig zielführend und fast schon etwas unfair. Denn welche größeren Erfolge hätten sie denn garantieren sollen?
    Mal mit einem gewissen Schmunzeln. Vielleicht hätte ja Reus gegen die beiden Madrid in den entscheidenden Phasen, die zwei fatalen Elfmeter verwandelt. In der Folge hätten vielleicht wir und nicht Real den ersten CL-Hattrick hingelegt. (-;

    Heute ist der Nicht-Transfer natürlich nicht mehr schmerzhaft. Die Geschichte ist geschrieben und sie hat bei Reus natürlich auch seine große Verletzungsanfälligkeit zutage gebracht. Die hat mich bei unseren eh schon vorhandenen Spielern schon oft zum Wahnsinn gebracht. Da hätte es dann nicht noch einen Reus dazu gebraucht.

  6. Reus also… mMn einer der interessantesten Nicht-Transfers, den unser glorreicher FCB “nicht” wollte. :-)

    Aus meiner Sicht ein absoluter Führungsspieler, wenn er denn mal in guter Form war. Ohne seine Verletzungshistorie wäre er womöglich der beste deutsche Flügelspieler seit Kalle geworden!

    Ich hätte ihn am ehesten als perspektivischen Ersatz für Robbery gesehen, da hätte er mMn auch prima gepasst!

    Und vor allem wäre uns vermutlich Götze als “Jetzt-erst-recht”-Transfer erspart geblieben. Insofern weit vorne bei meinen Wunschtransfers.

  7. 2012 hätte er es sicher bei Bayern schwer gehabt. Aber als er drei Jahre später nochmal im Gespräch war, hätte ich ihn sehr gerne bei uns gesehen. Er hatte sich in Dortmund super entwickelt und hätte auf Linksaussen gut gepasst, vor allem, weil Ribéry nach seiner Horrorverletzung in dem Jahr nie wieder der alte geworden ist. Und das Bayern-Flügelstürmer-Gen hatte Reus zu dem Zeitpunkt ja auch schon mit einer beträchtlichen Krankenakte nachgewiesen ;-).

    Der Tip für morgen ist schwer. Ein Flügelstürmer, der Ribéry oder Robben zu deren Hochzeiten hätte verdrängen können? Da fallen mir eigentlich nur Neymar oder Bale ein, aber wären Fans über die traurig gewesen? Bei ersterem vielleicht wegen seiner Diva-Allüren, bei letzterem wegen der Verletzungsanfälligkeit?

    Antwortsymbol3 AntwortenKommentarantworten schließen
    1. Sehr gute Punkte Horst – ich hatte ihn auch eher 2015 auf der Liste, als 2012. Zu dieser Zeit konnten Robbery kaum noch zusammen spielen, Reus war in Dortmund auch schon dominanter, als 2012.

    2. Kann eigentlich nur Neymar sein. Von der Zeit und der sportlichen Herausforderung her sollte die Liste extrem kurz sein.
      Bei Neymar kommt hinzu, dass er offensichtlich der Wunschkandidat von Pep war.

      Und auf der anderen Seite, wie viele Bayernfans wünschen sich denn noch heute, dass der Transfer geklappt hätte? Das fängt an bei den Finanzen, den dubiosen Umständen des Transfers, der Divenhaftigkeit, und hört auf bei Verhandlungstaktiken bzw. den verschiedenen Äußerungen gegenüber seinen Vereinen.

      1. Und der unsäglichen Aggression in jedem zweiten Spiel, den Schwalben…… Wobei man das natürlich unter der von dir erwähnten Divenhaftigkeit einordnen könnte. Furchtbar der Typ.

  8. Neymar statt Götze
    Das wäre eben das richtige gewesen.
    Bei uns hätte er nicht sein Talent so verdaddelt wie in Barcelona.
    2014/15 hat er uns sehr zugesetzt.

    Antwortsymbol2 AntwortenKommentarantworten schließen
    1. Steuerlich wäre dann wohl noch mehr auf den FCB zugerollt als die Hoeneß-Sache. Es war das absolut Richtige, Neymar nicht zu holen.

      1. Das ist schon klar das es richtig ist sich nicht auf illegale Aktivitäten einzulassen.
        Allerdings ist mMn bis heute nicht aufgeklärt ob und wenn was Barca falsch gemacht haben soll. Rosell ist eine zwielichtige Gestalt aber bei dem Neymar Deal ist er doch von allen Anschuldigungen freigesprochen worden?
        60 Mio für Neymar war sicherlich ein sehr guter Deal für Barca, von den sportlichen Leistungen ganz abgesehen.
        Die Probleme lagen ja wohl eher auf brasilianischer Seite die sich um die jeweiligen Anteile der Ablöse gestritten haben. Letztlich hat sich wohl leider sein geldgieriger Vater durchgesetzt ( Neymar selbst wollte ja auch gerne zu Pep als auch mit Messi spielen).
        Alaba Analogie?

  9. Anfangs hätte man noch denken können dass es ein Fehler war Reus nicht zu holen aber im Nachhinein betrachtet ist uns damit ein Spieler erspart geblieben der die meiste Zeit seiner Karriere damit beschäftigt war Verletzungen auszukurieren und wieder in Form zu kommen. Und selbst wenn er mal fit ist scheint er eher ein Spieler für den Alltag als für die großen Spiele bei denen es darum geht sich mit allen Mitteln gegen den Gegner zu stemmen.
    Beim BVB ist er genau dort wo er hinpasst.

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