FC Bayern München – SC Freiburg 5:0 (4:0)
Als Freiburg im November vor zwei Jahren das letzte Mal gegen den FCB gewann, standen Melanie Leupolz und Caroline Abbé noch für die Breisgauerinnen in der Startelf. Mittlerweile sind beide Stammspielerinnen bei den Roten. Auch Melanie Behringer hat eine Freiburger Vergangenheit. Sie spielte von 2003 bis 2008 beim SC. Clara Schöne war dagegen den umgekehrten Weg gegangen und wechselte nach vier Jahren beim FC Bayern vor der Saison nach Freiburg, zog sich aber bei einer Trainingseinheit einen Kreuzbandriss zu und fehlt lange verletzt. Nicht nur deshalb gingen die Bayern als klare Favoriten in das Match.
Falls Ihr es verpasst habt
Thomas Wörle schickte dasselbe Team auf den Rasen wie schon gegen Frankfurt. Ersatztorhüterin Manuela Zinsberger ins Tor, Gina Lewandowski als linke, Viktoria Schnaderbeck als rechte Flügelverteidigerin, Raffaella Manieri als linke und Caroline Abbé als rechte Halbverteidigerin, in der Mitte gab erneut Nora Holstad die Abwehrchefin. Im Mittelfeld zogen Melanie Behringer auf der Sechs, Melanie Leupolz auf der Acht und Mana Iwabuchi auf der Zehn die Fäden. Im Sturm liefen Vanessa #BumBumBürki und Katherine Stengel auf. Vivianne Miedema und Tinja-Riikka Korpela fehlten neben den Langzeitverletzten aufgrund von verschiedenen Blessuren erneut. Alles in allem war es das gewohnte 3er-/5er-Kettenhybrid mit Doppelsturm und flexiblem Mittelfeld bei den Bayern. Defensiv pressten sie die Freiburgerinnen mannorientiert bei ruhenden Bällen und stellten sonst kollektiv die Räume zu.
Freiburg lief in Halbzeit 1 im 4-2-3-1 auf. Ersatznationaltorhüterin Laura Benkarth stand zwischen den Pfosten, Juliane Maier und Fabienne Bangerter formierten das Außenverteidigerduo. In der Innenverteidigung agierten Jenista Clark und Chioma Nisa Igwe. Auf der Doppelsechs ergänzten sich Daria Streng sowie Nationalspielerin Sara Däbritz. Ganz vorne drin stand meist Hasret Kayikci. Die offensive Mittelfeldreihe wurde von Saskia Meier links, Sylvia Arnold rechts und Sandra Starke in der Mitte gebildet. Nationalstürmerin Lena Petermann saß zunächst angeschlagen auf der Bank. Defensiv spielte Freiburg im 4-4-2. Anfangs verschob man offensiv bei eigenem Abschlag auf die rechte Seite. So entstand eine Dreierkette aus Maier, Clark und Igwe. Bangerter schaltete sich vorne mit ein. Arnold und Kayikci rochierten nicht nur die Positionen, sondern nahmen häufig sogar denselben Platz im rechten Halbraum ein. Der Plan war wohl, den Abstoß gezielt in diesen Raum zu schlagen und dort Überzahl zu schaffen. Dies machte den Bayern das Abschirmen der Zone allerdings umso leichter, so dass Freiburg im Laufe der ersten Halbzeit von der Idee abwich.
Bayern hatte zu Beginn Probleme, geschmeidig ins Spiel zu kommen. Zwar schnürten sie den Gegner gleich vom Start weg ein, die Freiburgerinnen traten aber selbstbewusst auf, hielten dagegen und versuchten kollektiv auszugleichen, was ihnen die Bayern individuell voraus hatten. So gab es in der ersten Viertelstunde viele Zweikämpfe, ungenaue Pässe auf beiden Seiten und unkontrollierte Bälle. Dazu kamen einige Patzer und Ausrutscher der Bayern, die Freiburg zum Torabschluss nutzen konnte. Von Minute zu Minute erarbeiteten sich die Roten dann jedoch ein leichtes Übergewicht. Die Passsicherheit stieg an, der Mittelfeldmotor kam ins Laufen. Aber auch Freiburg streute einige ansehnliche Angriffe mit guten Kombinationen und Schnittstellenpässen ein, konnte diese aber nie ganz zu Ende spielen. Dennoch zeigten sie mehr Engagement im Vergleich zu dem, was so manch anderer Gegner in der HGK zustande brachte.
Nach einer Viertelstunde zirkelte Behringer dann aus dem linken Halbfeld einen Freistoß auf den Schädel von Nora Holstad, die zum 1:0 einköpfte und den Dosenöffner markierte. Eine verdiente Führung, die den Bayern noch mehr Abgeklärtheit ins eigene Spiel brachte. Nach kurzer Ecke von Behringer auf Iwabuchi kam sogleich Caroline Abbé zu einer Kopfballgelegenheit gegen ihren Ex-Club, setzte den Ball aber übers Ziel. Behringer schoss in der 20. Minute von der Straufraumkante knapp drüber. Auch Stengel verdribbelte sich im Sechzehner, wo Iwabuchi und Bürki schon auf die Ablage gelauert hatten. Kurz drauf durfte auch Gina Lewandowski nochmal eine Flanke von rechts über den Torbalken köpfen. Kurz gesagt: Bayern war nun deutlich feldüberlegen und erspielte sich viele hochkarätige Chancen.
Nach einer knappen halben Stunde setzte Melanie Leupolz auf rechts zu einem phänomenalen Konterlauf an, zog bis in den Strafraum, hätte schon links auf Bürki passen können, geht noch ins Dribbling, lässt die Verteidigerin aussteigen, schiebt dann den Ball zu Bürki, die dann keine Mühe mehr hat, das 2:0 zu markieren. Obwohl die Aussichten zunehmend weniger rosig waren, gab sich Freiburg dennoch nicht geschlagen und konnte sich zeitweise in der Bayernhälfte festsetzen. So konnte Zinsberger, die erneut eine klasse Partie machte, den Ball gerade noch wegfischen, als Starke schon zum Kopfball ansetzte. Aber schon im Gegenzug vergab Stengel die nächste große Gelegenheit für die Bayern.
Die Szene des Spiels lief in der 35. Spielminute aber wie folgt ab. Leupolz steckt im linken Zehnerhalbraum den absoluten Killerpass in den Sechzehner durch, Iwabuchi spritz rein, zieht samt Ball in den zu spitzen Winkel zur linken Torauslinie, die Chance schien schon vertan, da dribbelt sie einfach Verteidigerin und Torhüterin aus und trägt den Ball zum 3:0 ins Tor. Nur zwei Minuten später hätte Behringer im Sechzehner abschließen können, gut erzogen, wie die Bayern sind, serviert sie aber lieber Stengel auf rechts den Assist zum 4:0-Pausenstand. Den slapstickartigen Fehlpass samt anschließenden Ausrutscher Behringers am eigenen Strafraum konnte Freiburg nicht bestrafen.
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Zur Halbzeit 2 wechselte Freiburgs Trainer Dietmar Sehrig Sarah Puntigam und Lena Petermann für Fabienne Bangerter und Sylvia Arnold ein und stellte auf ein klares 4-4-2 um. So sollten die Abläufe im Umschaltspiel vereinfacht und mehr Stabilität erreicht werden, um eine höhere Klatsche zu verhindern. Dafür zog Sehrig Saskia Meier rechts in die Viererkette, Puntigam spielte Linksaußen und Lena Petermann stürmte nun vorne neben Hasret Kayikci. Die Hoffnung auf einen eigenen Spielaufbau hatte man so etwas begraben, wollte nach Ballgewinn aber mit einiger Wucht angreifen, was auch einige Male gelang.
Aber auch die Bayern stellten in der zweiten Halbzeit etwas um. Nach der Pause nahm Raffaella Manieri, die bislang zehn Spiele über die gesamte Distanz bestritten hatte, auf der Bank platz. Für sie kam Katharina Baunach rein und spielte auf dem rechten Flügel, während Lewandowski Manieris Planstelle in der linken (Halb-) Verteidigung einnahm. Nach 65 Minuten kam Brooks für Leupolz und Bayern spielte die Doppelsechs klarer als zuvor, von der aus sich nun auch Melanie Behringer einige Ausflüge in die Offensive erlaubte. Zehn Minuten später holte sich Iwabuchi ihren Wohlverdienten Applaus von der Tribüne ab, als sie Platz für Leonie Maier machte.
Spielerisch hatten die Roten die Partie längt vollkommen im Griff und nahmen ein wenig das Tempo raus. Dennoch wurden sie nicht müde, alle Akteure auf dem Feld in ihre Spielzüge miteinzubeziehen. Zu ballverliebt wurde es dennoch nicht, vielmehr wirkte die pure Spielfreude, mit der sie die Freiburger Abwehrlinien ein ums andere mal zerlegten. Nach einem Patzer auf Freiburgs rechter Abwehrseite konnte Baunach im Vollsprint diagonal zum Strafraum ziehen, querlegen und für Stengel deren zweites Tor servieren. Nächster Höhepunkt war der Kopfballdoppelpass zwischen Behringer und Stengel, aus dem Stengel eine schöne Schnittstellenvorlage auf Baunach schnitzte, doch konnte Freiburg den Ball gerade noch so weggrätschen. Kurz drauf zog Baunach selbst nochmal per sehenswerter Direktabnahme ab, bereitete der Torhüterin damit aber keine Probleme. Die Breisgauerinnen streuten zuweilen noch ein paar Tricks und technische Leckerbissen ein, verkauften sich insgesamt gut, hatten der geballten Wucht des FC Bayern letztlich aber nicht genug entgegenzusetzen und sehnten den Abpfiff herbei.
3 Dinge, die auffielen
1. Ein Mittelfeld vom andern Stern
Mana Iwabuchi zeigte eines ihrer besten Spiele im Trikot des FC Bayern. Spielwitz, technische Stärke, aber auch — und das hatte zuletzt etwas gefehlt — grandiose Übersicht. Sie kombinierte nicht nur gefällig und setzte ihre Mitspielerinnen genau im richtigen Moment ein. Sie zeigte auch, dass sie heute selbst Lust zum Zocken und auf Dribblings hatte und krönte diese Leistung mit ihrem aberwitzig ausgebufften Tor zum 3:0. Das allein wäre schon ein Punkt für sich gewesen, wenn nicht Melanie Leupolz eine ebenso überragende Partie ausgepackt hätte. Ihre zwei Vorlagen sind nur der offensichtlichste Beweis dafür. Sie riss das Spiel im defensiven Mittelfeld an sich, lief nach hinten ab, was Freiburg an Gefahr verursachte und sorgte für schnörkelloses Umschalten nach vorne. Behringer konnte es so heute etwas ruhiger angehen lassen; neben Leupolz fielen ihre kleinen Patzer nicht weiter ins Gewicht. Doch da hört es noch nicht auf. Kaum waren Brooks und Maier im Spiel, läuft die Maschine einfach weiter. Brooks, Maier und Behringer stimmten sich wie selbstverständlich ab, wer absichert und wer sich vorne miteinschaltet. Tom Wörle konnte beruhigt von außen genießen, wie sein superfluides Mittelfeld, in das man den Doppelsturm aus Bürki und Stengel getrost mit einbeziehen kann, sich auf dem Platz selbst die nötigen Anweisungen gab. Er hat ihnen offensichtlich in den letzten Monaten draufgeschafft, was sie zur Bewältigung der Aufgaben auf dem Platz benötigen.
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2. Hohe Konzentration auch gegen schwächeren Gegner
In der vergangenen Woche hatte Frankfurt den Bayern die 2:0-Halbzeitführung quasi geschenkt. Anschließend ließ man von seinem stringenten Plan etwas ab und schon stand es nur noch 2:1. Das konnte heute nicht passieren. Eine tolle Mannschaftsleistung lässt sich zwar vor allem dann attestieren, wenn der Gegner eine besonders harte Nuss ist, doch gerade bei eigener Überlegenheit ist die Gefahr groß, verschwenderisch mit seinen Möglichkeiten umzugehen. Bayern wollte sich gegen Freiburg aber bis zum Schluss weiter ausprobieren und auch die Spielerinnen von der Bank einen Eindruck hinterlassen. So schaltete man zwar einen Gang runter, bespielte aber weiterhin konsequent die angebotenen Räume und bereitete dem Publikum damit einen schönen Nachmittag. Das beste Zeichen für den absoluten Willen, nicht nachlassen zu wollen, stellt Vanessa Bürki dar, die auch beim Stande von 5:0 quer über das Feld zur Eckfahne jagt, um sich einen zu lang geratenen Pass zu erlaufen und sich jedes Mal sichtbar ärgerte, wenn die Schiedsrichterassistentin die Fahne zum Zeichen des Abseits hob. Die Mannschaft ist noch richtig hungrig.
3. Kurze Ecken
Obwohl Bayern in der Innenverteidigung genügend Kanten hat, die wie Holstad heute oder Abbé gegen Herford Freistöße mit dem Kopf in Tore verwandeln können, setzten die Bayern heute vermehrt auf die kurz ausgeführte Ecke. Entweder war man sich seiner eigenen spielerischen Überlegenheit derart bewusst, dass man den Faktor Zufall minimieren wollte, oder aber — und das ist reine Mutmaßung — man hat sich mit Blick auf den vermutlich engen Pokalfight in der nächsten Woche gegen Frankfurt, bei dem Standars die Entscheidung bringen können, schon etwas ausgedacht, was man der Videoaufzeichnung vorenthalten wollte.
So oder so siegte der FC Bayern hochverdient gegen einen anständigen SC Freiburg und hat gute Chancen, aus Frankfurt nächste Woche das Letzte herauszukitzeln. Wenn der Mittelfeldmotor wieder so gut geölt läuft wie heute, könnte es was werden mit dem Überwintern im Pokal.
FC Bayern – SC Freiburg 5:0 (4:0) | |
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FC Bayern | Zinsberger – Lewandowski, Manieri (46. Baunach), Holstad, Abbé, Schnaderbeck – Behringer, Leupolz (65. Brooks) – Iwabuchi (75. Maier) – Bürki, Stengel |
Bank | Schroffenegger, Beckmann, Pekel |
SC Freiburg | Benkarth – Maier, Clark, Igwe, Bangerter (46. Puntigam)- Streng, Däbritz – Meier, Starke, Arnold (46. Petermann) – Kayikci |
Bank | Ravn, Wilde, Züfle |
Tore | 1:0 Holstad (14.), 2:0 Bürki (27.), 3:0 Iwabuchi (35.), 4:0 Stengel (37.), 5:0 Stengel (55.) |
Karten | Gelb: Meier (61.) |
Schiedsrichter | Mirka Derlin (Bad Schwartau) |
Zuschauer | 620 |