FC Bayern München -VfL Wolfsburg 2:1 (1:0)
Falls ihr es verpasst habt: Guardiola bot überraschend Gaudino neben Alaba in der Mittelfeldzentrale auf und zog Lahm auf Grund der Rot-Sperre von Boateng in die Abwehr zurück. Robben durfte ebenfalls von Beginn an ran. Badstuber gab zudem sein (sehr solides) Liga-Comeback. Bayern begann zunächst etwas fahrig und erlaubte den Gästen aus Wolfsburg in den ersten 15 Minuten viel Ballbesitz und die ein oder andere Abschlusschance. Erst danach wurde das Bayern-Spiel sicherer und klarer. Das 1:0 durch Müller in der 37. Minute nach einem Robben-Solo war nach vier guten Chancen der Münchener zuvor nur folgerichtig. Bayern hatte bis zur 50. Minute alles unter Kontrolle und kam nach einem Konter sogar zum 2:0 durch Robben (47.). Wer sich jetzt auf einen ruhigen Freitag-Abend einstellte, sah sich getäuscht, da Olic wenig später nach einem Einwurf aus der Drehung sehenswert aus 18 Metern zum 1:2-Anschluss einschoss. Wolfsburg danach mit einigen gefährlichen Aktionen. Malanda vergab in der 78. Minute die denkbar größte Torchance als er zunächst aus 7 Metern an Neuer beziehungsweise der Latte scheiterte und den Nachschuss aus zwei Metern neben das leere Tor abfälschte. Erst danach drängten erneut die Münchener und hätten nach guten Chancen von Rode, Robben und Lewandowski durchaus ihrerseits einen weiteren Treffer verdient gehabt. Insgesamt auch dank schöner Einzelleistungen von Arjen Robben ein knapper, aber absolut guter Auftakt in die Bundesliga-Saison.
3 Dinge, die auffielen:
1. Mit der Viererkette kommt die Sicherheit
Wie so häufig beim FC Bayern unter Pep Guardiola blieb, auch als die Startelf der Münchener bekannt gegeben wurde, ziemlich unklar mit welcher formativen Ausrichtung sie das Spiel gegen den VfL Wolfsburg angehen würden. Viele vermuteten zunächst eine Dreierkette mit Lahm als rechten Halbverteidiger. In der Tat erinnerte das Spiel der Münchener in den ersten 10-15 Minuten eher an ein 3-3-3-1 mit einer durch Bernat gependelten Viererkette bei Wolfsburger Angriffen. Bayern hatte auch deshalb zu Beginn Probleme weil sich durch die etwas unklaren Rollenverteilungen gerade auf den Flügeln einige Räume für die Gäste ergaben. Mit zunehmender Spielzeit wurde aber immer deutlicher, dass die Bayern mit einer beinahe klassischen Viererkette mit stark vorgerückten Außenverteidigern (Lahm und Bernat) und zwei zentralen Spielern im Mittelfeld (Alaba, Gaudino) agierten. Holger Badstuber bestätigte im Interview nach der Partie auch, dass Guardiola diese Umstellung als Reaktion auf die gute Wolfsburger Anfangsphase vornahm. Umso klarer die breite Viererkette mit Lahm als stark eingebundenen Aufbauspieler wurde, umso sicherer wurde das Münchener Spiel. Auch die Ballbesitzwerte und damit die Spielkontrolle der Münchener stiegen mit zunehmender Spieldauer immer weiter.
Durch Lahms Pass- und Ballsicherheit konnte Robben extrem weit vorschieben und sich häufig mit Lewandowski auf einer Linie positionieren. Ohnehin erinnerte das Spiel der Bayern bei eigenem Ballbesitz weniger an das gewohnte 4-2-3-1 der Vorjahre, sondern eher an ein 4-2-4 mit vier extrem variablen Offensiven. Lewandowski fungierte als echter mitspielender Stürmer, ließ sich immer mal wieder tief fallen und tauschte mehrfach mit Müller oder Götze die Positionen. In einigen Kombinationen in Strafraumnähe war der Vorteil dieser Variante zu erkennen. Bayern schaffte es mehrfach in zentraler Position drei bis vier Spieler im und am Strafraum zu platzieren und durch schnelle Kombinationen die zentralen Wolfsburger Innnenverteidiger aus der Balance zu bringen. Nur 3 Flanken aus dem Spiel heraus sind ein extrem niedriger Wert für die Münchener – auch weil Götze und Robben als nominell äußere Angreifer häufig in die Zentrale drifteten. Die potenziellen Risiken dieser Ausrichtung, die vor allem durch Unterzahlsituationen auf den Flügelpositionen entstehen könnten, vermochten die Wölfe zu selten zu nutzen. Auch Bernat verdiente sich hier mit einigen guten Ballgewinnen und insgesamt guter Leistung ein Sonderlob.
Dass Wolfsburg zwischen der 60- und 80. Minute deutlich stärker aufkam, hatte derweil wohl weniger mit taktischen Zusammenhängen, als einer gewissen Müdigkeit in Bayerns Spiel zu tun. Viele Konzentrations- und Stellungsfehler erlaubten den Gästen ein paar gute Gelegenheiten. Vor allem Dante (13 Fehlpässe) und auch Neuer (8 Fehlpässe) traten hier als Unsicherheitsfaktoren in Erscheinung. Das alles ist ein Beweis für den langen Arm des WM-Sommers und vielleicht auch ein Vorgeschmack auf die kommenden Wochen, aber kein Grund für grundsätzliche Bedenken am Spiel der Münchener.
2. Gaudino nutzt seine Chance
Man kann die Aufstellung des 17-jährigen Gianluca Gaudino aus zwei Blickwinkeln betrachten. Auf der einen Seite ging Pep Guardiola damit ein ziemliches Risiko. Statt im ersten Saisonspiel wie im Pokal gegen Münster auf Philipp Lahm und damit eine sichere Variante zu setzen, bot Guardiola den in der Vorbereitung guten, aber nicht immer zu 100 Prozent überzeugenden Gaudino auf. Auf der anderen Seite müssen sich die Münchener nach den Verletzungen von Martinez, Thiago und Schweinsteiger ernsthaft über externe Verstärkungen im zentralen Mittelfeld Gedanken machen. Warum nicht, dann im ersten Saisonspiel den Mann unter Pflichtspiel-Bedingungen testen, der in der Vorbereitung viele Pluspunkte sammeln konnte. Am Ende behielt der Bayern-Coach Recht. Was der junge Gaudino am Freitag-Abend zeigte, war zumindest über 60 Minuten wirklich beeindruckend. Der 17-Jährige agierte häufig als aufbauender Mittelfeldspieler, schleppte viele Bälle durchs Mittelfeld und hatte eine extrem niedrige Fehlerquote (2 Fehlpässe). Zudem lief er mit 12.93km die meisten Kilometer aller Feldspieler. Gaudino war offensiv über weite Strecken gerade im Vergleich, zum im Verlauf der Partie fraglos sicherer werdenden Alaba, der auffälligere der beiden zentralen Mittelfeldspieler – was allein eine bemerkenswerte Aussage ist.
Fraglos bleiben defensiv weiter ein paar Fragezeichen hinter dem Mittelfeld-Talent. Als Wolfsburg zwischen 50. und 80. Minute stärker aufkam, hatte auch Gaudino wenig entgegen zu setzen. Auffällig ist dabei, dass es ihm häufig schwer fällt überhaupt in den Zweikampf zu kommen. Gerade einmal vier Zweikämpfe gewann Gaudino im Verlauf der Partie. Alaba immerhin 12.
Nicht unerwähnt bleiben soll übrigens, dass Sebastian Rode, der durchaus auch berechtigte Ambitionen auf einen Startelf-Einsatz auf der Gaudino-Position hatte, nach seiner Einwechslung einen extrem engagierten Auftritt hinlegte. Der Neuzugang war wie in der gesamten Vorbereitung bissig, gewann einige Bälle und erzielte einen regulären Treffer, den Schiedsrichter Zwayer zu Unrecht aberkannte. Rode gewann in 10 Minuten genau so viele Zweikämpfe wie Gaudino in 90. Gerade defensiv hat der 23-Jährige mit Blick auf die kommenden Spiele definitiv einen Vorteil.
3. Lewandowski mit Licht und Schatten
Ich habe seit dem Wechsel des Polen nach München immer wieder darauf hingewiesen: Auch Lewandowski muss sich wie alle Stürmer von Elber über Makaay bis Klose oder Gomez umstellen in München. Gerade einmal 26 Ballkontakte verbuchte der Pole, der hier und da noch Probleme in der Abstimmung offenbarte und insgesamt trotz vieler Diagonalläufe noch zu wenig ins Spiel eingebunden wurde. Trotzdem war er (im Gegensatz zum eher enttäuschenden Götze) häufig da, wo es brannte und hätte durchaus zwei Treffer erzielen können. Weil das nicht klappte, gab es durchaus das ein oder andere Murren in der Arena, wenn Lewandowski einen Ball verlor. Unruhig werden muss allerdings niemand. Lewandowski wird bald seinen ersten Bundesliga-Treffer im Bayern-Dress erzielen. In einigen Szenen zeigte der Neuzugang auch welche Qualität er im Vergleich zu Mandzukic im Vorjahr zum Bayern-Spiel addieren kann. Ballannahme nach Pass aus der Abwehr – Drehung um den Gegner – Diagonallauf – Durchstecker auf den einrückenden Außen. Zwei Mal zeigte Lewandowski dieses Muster. Ein Abseitspfiff und ein Stockfehler von Müller verhinderten in der jeweiligen Szene eine klare Torchance. Lewandowski wird weiter an der Anpassung arbeiten müssen. Vielleicht etwas mehr als es einige nach der Vorbereitung erwartet hätten. Grund zur Sorge besteht aber wie gesagt absolut nicht – auch wenn der Matchwinner am Freitag-Abend eindeutig Robben und nicht Lewandowski hieß.
FC Bayern – VfL Wolfsburg 2:1 (1:0) | |
---|---|
FC Bayern München | Neuer – Lahm, Dante, Badstuber – Robben, Gaudino (90. Hojbjerg), Alaba, Bernat – Müller, Lewandowski (78. Rode), Götze (62. Shaqiri) |
Bank | Reina, Scholl, Green, Pizarro |
VfL Wolfsburg | Grün – Jung, Naldo, Knoche, Rodriguez – Luiz Gustavo (72. Malanda), Guilavogui – Vieirinha (60. Caligiuri), Hunt (46. Arnold), De Bruyne – Olic |
Tore | 1:0 Müller (37.), 2:0 Robben (47.), 2:1 Olic (52.) |
Karten | – / Luiz Gustavo, Arnold |
Schiedsrichter | Felix Zwayer (Berlin) |
Zuschauer | 71.000 (ausverkauft) |