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Auch wenn die offizielle Bestätigung noch fehlt. Luiz Gustavo wird aller Voraussicht nach in Kürze das Trikot des VfL Wolfsburg tragen. Für ihn endet damit ein wochenlanges Tauziehen, um seine sportliche Zukunft. Die Aussicht bei der WM 2014 im eigenen Land zur Stammelf zu gehören, scheint zu groß, um sich auf die für ihn diffizile Situation beim Rekordmeister einzulassen. Sein Abschied hinterlässt irgendwie einen schalen Beigeschmack. Trotzdem ist der Transfer für alle Seiten logisch.
Der Beigeschmack entsteht vor allem deshalb, weil Luiz Gustavo beim FC Bayern alles andere als enttäuscht hat. Mit seiner Verpflichtung reagierte der FC Bayern im Frühjahr 2011 auf eine schon länger zu beobachtende Dysbalance im Mittelfeldzentrum. Luiz Gustavo gehört seit Jahren zu den besten Balleroberern der Bundesliga. Er hat ein hervorragendes Timing im Pressing und ist mit seiner Beharrlichkeit und Konsequenz im Zweikampf ein Problem für jeden Gegner. Mit ihm als Stammspieler marschierte der FC Bayern schon 2012 ins Champions League Finale gegen den FC Chelsea. Wer weiß wie dieses Spiel ausgegangen wäre, wenn sich Gustavo im Halbfinale gegen Real Madrid, bei dem er aus meiner Sicht sein Meisterstück ablegte, keine Sperre eingehandelt hätte. So wird sein Wirken beim FC Bayern, trotz des Triple-Gewinns im Jahr 2013 immer ein wenig im Schatten von Javi Martínez stehen. Trotzdem bleibt es dabei. Wenn Luiz Gustavo gefordert war, dann enttäuschte er so gut wie nie.
Für ihn persönlich ist dieser Schritt auch deshalb richtig. Man kann es beklagen, dass Pep Guardiola offensichtlich auf nur einen 6er im Mittelfeldzentrum baut und diese Position zudem mit einem Spielgestalter besetzen möchte, aber das ist der status quo. Gustavo fehlen für diese Schlüsselposition aus meiner Sicht auf allerhöchstem Niveau die strukturgebenden und kreativen Fähigkeiten. Sollte Guardiola situativ auf eine Doppel 6 mit defensiver Absicherung umstellen, dürfte zudem Javi Martínez die Nase vorn haben. Luiz Gustavo kann sich bei seiner Klasse, seinem Alter und seiner Perspektive mit der WM 2014 im eigenen Land nicht mit 10-15 Einsätzen pro Saison zufrieden geben. Dass der FC Bayern wie immer in seiner Geschichte dem Wechselwunsch eines Spielers entspricht, war zu erwarten. Neue Perspektiven würde der Transfer damit übrigens auch für Nachwuchstalent Pierre-Emile Højbjerg eröffnen, der nach den Weggängen von Anatolij Tymoschchuk, Emre Can und jetzt Luiz Gustavo wieder eine deutlich realistischere Einsatzperspektive im Mittelfeldzentrum hat.
Der größte Gewinner des Transfers dürfte unterdessen der VfL Wolfsburg sein. Der Meister von 2009 bekäme einen exzellenten defensiven Mittelfeldspieler, der eine der größten Kader-Baustellen der ambitionierten Wölfe schließen sollte. Jan Polak hieß bisher die erste Option von Dieter Hecking. Der Triple-Sieger Luiz Gustavo ist im Vergleich dazu ein deutliches Upgrade. Gemeinsam mit dem kreativen Südkoreaner Koo könnte Gustavo eine hervorragende Doppel 6 bilden und dem Wolfsburger Mittelfeld hinter Regisseur Diego ein neues, stabileres Gerüst verleihen. Für Wolfsburg könnte es das passende Puzzlestück sein, um dem Anspruch der Qualifikation für den internationalen Wettbewerb gerecht zu werden.
Auch wenn es schwer fällt. Dieser Transfer macht für alle Seiten Sinn.
Servus Gustl. Wir sehen uns in spätestens 10 Jahren. Beim Jubiläumstreffen des Triple-Teams.