Lena Oberdorf und Lea Schüller laufen in Trainingsjacken durch den Innenraum. Rechts ist eine blaue Säule mit dem Logo der Champions League und dem Logo der FC Bayern Frauen bzw. des FC Bayern München.
Bild: Sebastian Widmann/Getty Images

Nach Verletzung von Oberdorf: Wie geht es weiter im Bayern-Mittelfeld?

Benita 23.10.2025

Lena Oberdorf hat sich am Sonntag im Spiel gegen den 1. FC Köln erneut das Kreuzband im rechten Knie gerissen. Nachdem sie aufgrund ihres ersten Kreuzbandrisses die gesamte letzte Saison verpasst hat, wird sie dem FC Bayern nun nur wenige Monate nach ihrem Comeback erneut für eine lange Zeit fehlen.

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Daneben hat sich auch erst kürzlich Sarah Zadrazil in der Partie gegen den SC Freiburg einen Kreuzbandriss zugezogen, sie wird wohl ebenfalls in dieser Saison nicht mehr für den FCB zum Einsatz kommen.

Des Weiteren verletzte sich Arianna Caruso vergangene Woche beim Spiel gegen ihren ehemaligen Verein Juventus Turin an der Schulter und wird den Münchnerinnen damit für einige Wochen fehlen.

Aufgrund dieser Liste der Verletzungen könnte die Besetzung im Mittelfeld andere Probleme als in der Vergangenheit darstellen. Momentan ist Georgia Stanway die einzige einsatzfähige nominelle defensive Mittelfeldspielerin im Kader der FCB-Frauen. Miasanrot schaut auf die bisherige Entwicklung des Mittelfelds sowie aktuelle Alternativen und bewertet, was dies für die Zukunft bedeutet.

FC Bayern Frauen: Stärke im Mittelfeld

Die Mittelfeldzentrale der Münchnerinnen, zumeist in der Besetzung von Georgia Stanway und Sarah Zadrazil, stellt seit einigen Jahren eine ihrer großen Stärken dar. Auch neben Stanway und Zadrazil gab es stets einige gute Optionen, die jedoch oft hinter dem angestammten Duo zurückstehen mussten.

Im Sommer 2023 wurde Sam Kerr vom FC Bayern verpflichtet. Über eine Rolle als Einwechsel- und Ergänzungsspielerin kam sie in 1,5 Jahren beim FCB nicht hinaus, sodass sie im vergangenen Winter zum Liverpool FC verliehen und im Sommer ganz nach England wechselte.

Zum Zeitpunkt der Verpflichtung von Oberdorf im Frühjahr 2024 war das Mittelfeld der Münchnerinnen schon sehr gut besetzt. Dennoch war dieser Transfer sehr vielversprechend, denn er sollte zu noch größeren Erfolgen – vor allem auf internationaler Ebene – beitragen. Die spielerische Qualität und Mentalität von Oberdorf sollte das Spiel der Münchnerinnen auf eine neue Ebene bringen. Doch bisher konnte dies nicht unter Beweis gestellt werden.

Viele Verletzungen im Bayern-Mittelfeld

Nach dem ersten Kreuzbandriss von Oberdorf im Sommer 2024 verpflichtete der FC Bayern Julia Zigiotti Olme, die im Verlauf der Saison zu viel Spielzeit gekommen ist und zeitweise im defensiven Mittelfeld gesetzt war. Mit ihrer guten Entwicklung und vielen überzeugenden Leistungen hat sie den Miasanrot-Award „Neuzugang der Saison“ erhalten. Im Sommer 2025 wechselte Zigiotti Olme dann ebenfalls nach England zu Manchester United.

Zu Beginn des Jahres verletzten sich Zadrazil und Stanway in der Vorbereitung auf die Rückrunde. Stanway hatte sich einen Außenbandriss zugezogen und kam in der Rückrunde nicht mehr für den FC Bayern zum Einsatz. Aufgrund dieser personellen Engpässe wurde Sydney Lohmann im defensiven Mittelfeld eingesetzt. Außerdem wurde Caruso verpflichtet.

Lohmann konnte mit sehr guten Leistungen überzeugen, sodass das Mittelfeld mit ihr und Zigiotti Olme sowie Zadrazil – nach ihrer Rückkehr – weiter gut besetzt war. Lohmann verließ den FCB jedoch auch im Sommer in Richtung England. Die Vereinslegende der Münchnerinnen spielt fortan für Manchester City.

Trotzdem war das Mittelfeld der FCB-Frauen auch neben dem Stamm-Duo Stanway und Zadrazil stets gut besetzt. Mit Kerr, Zigiotti Olme und Lohmann haben drei Kandidatinnen für die Mittelfeldzentrale den FC Bayern im Sommer verlassen, was auf dem Papier aber nicht zu einem großen Qualitätsverlust führte.

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Aktuelle Alternativen für die FC Bayern Frauen

In der Praxis gab es jedoch das eine oder andere Problem. Caruso kam in der Rückrunde und zu Beginn dieser Saison zunächst nicht zu vielen Einsatzminuten. Zuletzt schenkte José Barcala ihr jedoch mehr Vertrauen und stellte sie oft von Beginn an auf. Nun muss der FC Bayern jedoch aufgrund ihrer Schulterverletzung mehrere Wochen auf sie verzichten.

Auch mit den langen Ausfällen von Oberdorf und Zadrazil ist Stanway daher nun die einzige verbleibende nominelle defensive Mittelfeldspielerin. Beim Spiel gegen Köln wurde Momoko Tanikawa für Oberdorf eingewechselt. Dies könnte auch in Zukunft die präferierte Besetzung von Barcala sein, der in dieser Saison Tanikawa schon recht viel Einsatzzeiten gegeben hat, überwiegend jedoch auf der Zehn.

Sie spielte allerdings schon bei ihrer Leihe vom FC Bayern zum FC Rosengard auf der 6er/8er Position und wusste dort zu überzeugen. Tanikawa könnte mit ihrer Ballbehandlung und ihren Pässen in das letzte Drittel der Bayern auch weiter hinten eine wichtige Rolle im Offensivspiel darstellen. Sie besitzt jedoch weniger Zweikampfstärke im Vergleich zu Oberdorf oder Zadrazil, daher wäre Stanway im Zusammenspiel mit ihr defensiv mehr gefordert.

Welche kreativen Lösungen gibt es?

Möglich wäre auch der Einsatz einer anderen offensiven Mittelfeldspielerin weiter hinten wie beispielsweise Alara, Linda Dallmann oder Pernille Harder. Diese Spielerinnen haben jedoch dort weniger Erfahrung als Tanikawa und können ihre Stärken besser im offensiveren Bereich einsetzen. Auch ein Systemwechsel hin zu einem 4-1-4-1 wäre denkbar, würde mit Stanway als alleiniger Absicherung jedoch defensiv ein Risiko bedeuten.

Hinzu käme die Option, eine Innenverteidigerin als Sechserin einzusetzen. Vanessa Gilles, im Moment ebenfalls verletzt, bringt mit ihrer Zweikampfstärke und ihrem guten Stellungsspiel ein interessantes Profil dafür mit.

Die Berufung einer Nachwuchsspielerin von der Zweitvertretung wäre grundsätzlich auch eine Variante, welche jedoch aktuell nicht sinnvoll scheint. Momentan kann sich keine Spielerin klar für die erste Mannschaft empfehlen, sodass ein Einsatz wahrscheinlich zu früh für eine sehr junge Spielerin wäre und zudem dem FC Bayern in der aktuellen Situation nicht weiterhelfen würde.

Daneben wäre der Einsatz einer Spielerin der Zweitvertretung aufgrund der DFB-Regularien schwierig, welche die Spielrechte für Einsätze bei beiden Mannschaften einschränken.

Brisanz für die Zukunft

Die Verletzungen im Mittelfeld stellen den FC Bayern nicht nur in der aktuellen Situation vor Probleme, sondern auch mit Blick auf die Vertragssituationen. Zum derzeitigen Stand laufen im kommenden Sommer 13 Verträge bei den FCB-Frauen aus. Mit darunter sind auch Zadrazil und Stanway. Bei beiden gibt es aktuell keine Tendenz für eine Entscheidung.

Bei Zadrazil, die im Februar 33 Jahre alt wird, ist zudem unklar, wann und in welcher Form sie nach ihrem Kreuzbandriss zurückkommen kann. Oberdorf hat hingegen einen Vertrag bis 2028, jedoch ist es nun ihr zweiter Kreuzbandriss im rechten Knie innerhalb kurzer Zeit.

Eine Vertragsverlängerung mit Stanway und auch Tanikawa wird wohl auch unabhängig von der aktuellen Situation eine hohe Priorität für Bianca Rech und Co. haben. Daneben führt die Verletztensituation zu einem höheren Handlungsbedarf und das auch schon kurzfristig.

Im Hinblick auf die angestrebte Teilnahme an den K.-o.-Spielen der Champions League sowie der Erreichung von langfristigen Zielen und die mittelfristige Aufstellung der Mannschaft sollte der FC Bayern bereits im Winter auf dem Transfermarkt tätig zu werden. Insbesondere bei möglichen Abgängen könnte das Mittelfeld dann auch im Sommertransferfenster stärker in den Fokus rücken als in den vergangenen Jahren.

Zunächst wird vermutlich Tanikawa mindestens bis zur Rückkehr von Caruso neben Stanway gesetzt sein. Kurzfristig kann der FC Bayern damit erstmal auf die Verletztensituation im Mittelfeld reagieren. Mittelfristig wird diese Lösung wahrscheinlich nicht ausreichen. Daher wird der FC Bayern unerwartet schon im Winter und wahrscheinlich auch im Sommer für das Mittelfeld auf dem Transfermarkt tätig werden müssen.

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