Jonas Urbig beim FC Bayern: Spielzeit oder Leihe?
Mit dem Erstarken von Manuel Neuer ist die Hierarchie im Tor des FC Bayern München klar. Doch was bedeutet das für Jonas Urbig, der als potenzieller Neuer-Nachfolger gilt? Die Erfahrungen von Nübel & Co. zeigen: Ein Platz auf der Bank reicht nicht für die Entwicklung.
KEINEN ARTIKEL MEHR VERPASSEN – JETZT UNSEREN WHATSAPP-KANAL ABONNIEREN!
Urbig gilt als eines der größten Torwarttalente Deutschlands. Der 22-Jährige wechselte im Winter nach München, mit dem Versprechen, in Pokalspielen und in Phasen mit vielen Spielen seine Chancen zu bekommen. Bislang ist davon wenig zu sehen. Die Frage drängt sich auf: Wie lange kann ein Talent seiner Klasse ohne Spielpraxis aushalten?
- Zum Karriereende von Jérôme Boateng: Das Thema, das chronisch zu kurz kommt
- FCB-Frauen: Nächstes Highlight in der Allianz Arena steht fest
- Zu wenig: Bayern-Frauen patzen gegen Jena
Jonas Urbig und die Torwartfrage beim FC Bayern
Als Manuel Neuer nach langer Verletzungspause zurückkehrte, war sofort klar: An ihm führt kein Weg vorbei. Auch in den englischen Wochen, als Trainer Vincent Kompany ursprünglich mehr Rotation auf der Torwartposition ankündigte, blieb Neuer im Tor. Für Jonas Urbig bedeutet das: Bankdrücker statt Bewährungschancen – wie zuletzt gegen Hoffenheim.
Auch wenn Kompany betont, dass Manuel Neuer sein Niveau fast täglich steigere, bleibt eine Tatsache bestehen: Der Torhüter ist inzwischen 39 Jahre alt. Spätestens jetzt muss der FC Bayern beginnen, an die Zukunft zu denken und die Entwicklung möglicher Nachfolger aktiv voranzutreiben.
Das setzt allerdings voraus, dass Neuer selbst bereit wäre, sich gegen Ende seiner Karriere auch einmal mit einer Rolle auf der Bank zu begnügen – ein Szenario, das angesichts seiner aktuellen Form schwer vorstellbar ist. Auch wenn er selbst im Frühjahr noch andeutete, dass Urbig seine Spiele bekommen würde. Nicht ohne Grund wird zuletzt sogar über eine mögliche Neuer-Rückkehr zum DFB spekuliert, auch wenn er diese bislang konsequent ablehnte.
Spannend bleibt die Frage nach den Einsätzen im Pokal. Gegen Wiesbaden stand Urbig im Tor, ebenso im kommenden Pokalspiel gegen seinen Ex-Klub Köln – er profitiert dabei von Neuers Rotsperre. Doch wie geht es danach weiter? Lässt Neuer seinem Konkurrenten auch im Pokal den Vortritt, oder beansprucht er die Position wieder für sich?
Die nächsten Wochen könnten in dieser Hinsicht richtungsweisend sein – sowohl für die Rolle Neuers als auch für die Zukunftsplanung der Bayern auf der Torhüterposition.
Wir finden: Fußball muss bezahlbar sein. Deshalb bieten wir unseren Content frei zugänglich für alle an. Außerdem verzichten wir bisher auf Werbung, um in der Themensetzung einen Fokus auf Qualität statt Quantität gewährleisten zu können. Unser Konzept baut auf die finanzielle Unterstützung unserer Leser*innen und Hörer*innen. Damit wir auch morgen wieder kritischen, fairen und sachlichen Journalismus rund um den FC Bayern betreiben können, brauchen wir dich!
Passt Urbig ins Bayern System?
Das Anforderungsprofil eines Torhüters beim FC Bayern ist einzigartig: Mitspielen hinter der hochstehenden Abwehr, Sicherheit im Spielaufbau und das Vorausdenken in Umschaltsituationen.
Was Urbig positiv auszeichnet ist sein Mut, welcher ihn sicher und spielstark wirken lässt. Zudem bringt er moderne Torwartfähigkeiten mit, die ihn durchaus zu einem langfristigen Kanditaten für das Bayern-Tor machen.
Allerdings muss man sehen, ob er diese auch konstant in der Champions League abrufen kann, wo man sich keine Fehler erlauben darf. In seinen bisherigen vier Einsätzen auf internationalem Niveau machte er eine gute Figur. Das tägliche Training mit Weltklasse-Keepern ist wertvoll, aber eben kein Ersatz für Spiele auf höchstem Niveau.
Historie und Muster im Bayern-Tor
Ob Christian Früchtl, Daniel Peretz oder Alexander Nübel – fast alle Ersatzkeeper bei Bayern sahen wenig Licht. Für erfahrene Torhüter wie Sven Ulreich mag das verschmerzbar sein, für junge Talente kann es ein Karrierekiller sein, sich zu lange Hoffnungen auf Einsätze für den FCB zu machen.
Die Bayern haben in den letzten Jahren nicht immer den besten Umgang mit ihren Torhütern bewiesen. Alexander Nübel, einst als Neuer-Nachfolger geholt, verbringt weiterhin sein Leih-Dasein beim VfB Stuttgart.
Für Daniel Peretz wurde dieselbe Lösung beim HSV gefunden. Anstatt sich in München zu etablieren, sammeln die Torhüter bei anderen Vereinen ihre Erfahrungen. Das Beispiel zeigt: Talente brauchen vor allem eins: Spielzeit. Problematisch ist, dass sie diese bei ihren Leihvereinen oft auch nicht gefunden haben. Nübel ist die große Ausnahme.
Leihe als logische Konsequenz?
Ob eine Leihe auch die Lösung für Urbig ist? Wenn Neuer fit bleibt, wird es für ihn in dieser Saison extrem schwer. Der Fall Nübel zeigt, dass der Umweg über einen anderen Klub funktionieren kann. Immerhin ist er mittlerweile Nationalspieler. Die Frage lautet: Wartet Bayern ab und riskiert die Entwicklung eines Talents? Oder öffnet man Urbig den Weg zu regelmäßigen Einsätzen?
Die Beispiele aus der Vergangenheit sollten eine Warnung sein. Für seine Entwicklung ist Spielpraxis ausschlaggebend. Bayern muss jetzt entscheiden, ob sie ihm diese gewähren können.
Hier weiterlesen