Kompany knackt Alonso: FC Bayern nach 3:0 kurz vor dem Viertelfinale
Der amtierende deutsche Meister Bayer Leverkusen zu Gast beim Rekordmeister und designierten neuen deutschen Meister Bayern München. Xabi Alonso gegen Vincent Kompany. Und die Antwort auf die Frage, wer die wahre Nummer eins im deutschen Vereinsfußball der Männer ist.
Und neben alldem auch noch ein Achtelfinale in der Champions League, in einer Saison mit einem Finale in München. Kurz nachdem der Club 125 Jahre alt wurde. Viel aufgeladener kann ein deutsch-deutsches Duell kaum sein.
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Bayern-Trainer Vincent Kompany musste in den letzten beiden Duellen gegen Leverkusen auf Harry Kane und Alphonso Davies verzichten. Diesmal konnte er fast aus dem Vollen schöpfen, einzig Aleksandar Pavlović fehlte verletzt. Kingsley Coman erhielt den Vorzug vor Leroy Sané. Die weitere Startelf mit Konrad Laimer und Leon Goretzka war erwartbar.
Xabi Alonso hatte sich gegen den FC Bayern immer wieder kreativ gezeigt, mittlerweile hat sich seine “Small Ball”-Offensive etabliert. Zum fünften Mal im siebten Duell mit dem Rekordmeister setzte Alonso auf eine Aufstellung ohne klassischen Mittelstürmer. Die fluiden Zehner/Halbstürmer Florian Wirtz und Amine Adli wurden von den offensiven Flügelspielern Alejandro Grimaldo und Jeremie Frimpong unterstützt.
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FC Bayern München gegen Bayer Leverkusen: der Spielverlauf
Bayern in der ersten Hälfte souverän
Beide Teams zeigten von Beginn an ihr bekannt gutes Pressing. Leverkusen war dabei einen Tick aggressiver, doch der FC Bayern erspielte ein leichtes, optisches Übergewicht.
Wenn Bayern die erste Pressinglinie von Leverkusen überspielte, ließ Bayer sich sehr tief fallen. Acht, neun Leverkusen Feldspieler im oder um den eigenen Strafraum herum waren keine Seltenheit. Gegen diesen tiefen Block erspielte Bayern sich keine nennenswerten Chancen.
Zu Chancen kam der FC Bayern nach Standards – Goretzka und Musiala per Kopf nach Kimmich-Freistoß und -Ecke – oder nach Umschaltmomenten. Ein solcher führte in der neunten Minute zur Führung.
Kimmich fing einen langen Ball von Leverkusens Schlussmann Matěj Kovář ab. Kane verlagerte auf den rechten Flügel zu Michael Olise und lief direkt in die Sturmspitze, wo er wenige Sekunden später per Kopf Abnehmer für die Flanke von Olise wurde und zum 1:0 für den FC Bayern traf.
Leverkusen wiederum kam in der ersten Halbzeit aus dem Spiel heraus ebenfalls nicht zu Chancen gegen Bayerns aufmerksame Defensive. “Deutschlands bester Spieler” Florian Wirtz wurde von Joshua Kimmich und wenn nötig im Verbund mit Goretzka, Upamecano und Co. aus dem Spiel genommen.
Zur einzigen gefährlichen Chance (0,29 xG) kamen die Gäste nach hohem Pressing und einem zu kurzen Rückpass von Dayot Upamecano. Manuel Neuer parierte gegen Frimpong. Die 1:0-Pausenführung des FC Bayern spiegelte die Spielanteile und die erwarteten Tore (1,0 zu 0,3) wider.
…und in der zweiten Halbzeit mit dem klaren Sieg
Ohne Wechsel ging es in die zweite Halbzeit. Nach zehn Minuten ließ Kovář eine Chip-Flanke von Kimmich aus den Händen tropfen. Musiala war zur Stelle und schob zum 2:0 ein.
Ein wichtiges Polster, zumal kurz danach Manuel Neuer verletzt raus musste. Der 21-jährige Jonas Urbig kam unverhofft zu seinem Champions-League-Debüt. Spätestens als wenige Minute später Nordi Mukiele für ein hartes Einsteigen gegen Kingsley Coman die gelb-rote Karte sah, dürfte sich die Nervosität bei Urbig verflüchtigt haben.
Vincent Kompany brachte kurz darauf Josip Stanišić und Leroy Sané für Konrad Laimer und Kingsley Coman.
Alonso reagierte auf die rote Karte durch die Einwechslung von Defensivspieler Edmond Tapsoba für Adli. Und der fügte sich gleich merklich ins Spiel ein, indem er einen Foulelfmeter verursachte. Er hielt Harry Kane bei einer Ecke so stark, dass der Schiedsrichter nach VAR-Eingriff auf den Punkt zeigte. Der Gefoult trat selbst an und traf zum 3:0. Nicht nur die Vorentscheidung in diesem Spiel, sondern auch ein ganz großer Schritt in Richtung Viertelfinale.
Kurz vor Schluss kamen Eric Dier und João Palhinha für Kim Min-jae und Leon Goretzka. Es blieb beim hochverdienten 3:0 für den FC Bayern.
Drei Dinge, die auffielen
Joshua-Kimmich-Masterclass
Joshua Kimmich zeigte gegen Bayer Leverkusen eine Meisterleistung gegen den Ball und mit dem Ball. Als Schatten von Florian Wirtz hielt er diesen komplett aus dem Spiel.
39 Ballkontakte, 13 angekommene Pässe, kein Torschuss, keine Torschussvorlage und 16 Ballverluste standen am Ende für Wirtz zu Buche, als er nach 81 Minuten ausgewechselt wurde. Kimmichs Manndeckung war ein wichtiger Schlüssel, um Wirtz aus dem Spiel zu nehmen.
Aber auch mit Ball überzeugte Kimmich. Er orchestrierte er das Bayernspiel mit 113 Ballkontakten und seiner üblichen Passgenauigkeit gewohnt dominant. Er half gegen Leverkusens Pressing, verlagerte Bälle und leitete beide Tore des FC Bayern ein. Beim 1:0 war es sein Ballgewinn, der das Tor einleitete. Beim 2:0 war es seine Flanke, die Musiala über den Umweg Kovář vor die Füße fiel. Die Chancen durch Musiala und Goretzka bereitete Kimmich ebenfalls vor.
Der FC Bayern wollte die Vertragsverlängerungen vor der “Crunch Time” geklärt haben. Joshua Kimmich hat in der Crunch Time erneut gute Argumente für einen nach seinen Wünschen ausgestalteten Vertrag geliefert.
Regression zugunsten des FC Bayern
Jedes der sechs sieglosen Spiele gegen Xabi Alonsos schrieb seine eigene Geschichte: überraschende Aufstellungen, Platzverweise, Sonntagsschüsse, dominante Leverkusener, in Unterzahl kämpfende Bayern, glückliche Leverkusener, glückliche Bayern.
Eins fehlt bisher: ein perfekter Spielverlauf für den FC Bayern. Dieser Spielverlauf kam zur rechten Zeit. Bayern traf mit der zweiten Chance überhaupt und ersten großen Chance zum frühen Führung. Leverkusen traf mit ihrer ersten und einzigen richtigen Chance diesmal nicht.
Auch der Elfmeter und die gelb-rote Karte waren berechtigt, fallen aber dennoch nicht in jedem Spiel. Am Ende machte der FC Bayern drei Tore aus 1,6 erwarteten Toren, ohne ein Tor zuzulassen.
Viertelfinale nur noch Formsache?
In den letzten 25 Jahren gewann der FC Bayern 23 Hinspiele in K.O.-Runden der Champions League. 21-mal zog der FC Bayern anschließend in die nächste Runde ein. Die 91%-Quote sollte Vincent Kompany selbstbewusst nach Leverkusen reisen lassen. Einen Drei-Tore-Vorsprung verspielten sie dabei kein einziges Mal.
Dass zudem der Alonso-Fluch gebrochen ist und die zusammen 99 Jahre alte Achse Neuer-Kimmich-Kane zur rechten Zeit in Topform auftrat, sollten das Selbstvertrauen weiter stärken.
Bereits am kommenden Dienstag, dem 11. März, geht es zum Rückspiel nach Leverkusen, wo der FC Bayern den Einzug ins Viertelfinale perfekt machen kann.
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