24 Jahre FC Bayern – Adventskalender, Tür 5: Der Traum vom internen Finale im DFB-Pokal
Im Adventskalender schauen wir im Jahr 2024 auf die vergangenen 24 Jahre. Dabei entscheiden sich unsere Autor*innen für einen Moment, der aus ihrer Sicht besonders war. Das muss nicht immer zwangsläufig der größte und wichtigste, sondern kann und darf auch einfach mal ein sehr persönlicher Moment sein.
Wenn man an einem Freitagabend im Grünwalder Stadion das Spiel der Amateure verfolgt, sind ab und an Fangesänge mit Bezug zu einem Pokal zu vernehmen. „Und wenn wir euch dann supporten, liegt es daran, dass wir immer träumen vom Pokal, das war genial!“ heißt es da zum Beispiel in der Amateurehymne, die auf die Melodie vom griechischen Wein gesungen wird. Oder „Wir schlugen Werder, wir schlugen Stuttgart und die Kölner sowieso!“.
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Im Jahr 2024 mag sich da manch einer denken, ob es denn auch einen Pokal für zweite Mannschaften gäbe. Doch was heute etwas seltsam klingt, war vor 20 Jahren noch eine Selbstverständlichkeit: Auch zweite Mannschaften konnten sich für die Teilnahme am DFB-Pokal qualifizieren.
Erst mit Einführung der 3. Liga im Jahr 2008 änderte sich dies. Die strittige Frage, ob zweite Mannschaften in die dritte Liga aufsteigen dürfen, wurde mit dem Kompromiss beigelegt, dass sie dafür künftig nicht mehr im DFB-Pokal startberechtigt sind. Ein jähes Ende der durchaus interessanten Geschichte der Bayern Amateure in diesem Wettbewerb.
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FC Bayern vs. FC Bayern und rot-weiße Helden
So kam es beispielsweise im Jahr 1977 zum kuriosen Aufeinandertreffen der Profis des FC Bayern gegen die eigenen Amateure im DFB-Pokal. Später wurde das Auslosungsprozedere entsprechend angepasst, dass dies nicht mehr möglich war. Doch im Januar 77 traf tatsächlich der FC Bayern auf sich selbst. 5:3 gewannen die Profis gegen die aufmüpfigen Amateure im Olympiastadion, bei denen unter anderem der junge Klaus Augenthaler zu diesem Zeitpunkt spielte.
In den 90ern ging es gleich zweimal recht weit: 1993/94 schalteten die kleinen Bayern Homburg, Darmstadt und den 1. FC Köln aus, ehe im Achtelfinale gegen TeBe Berlin nach Elfmeterschießen Schluss war. In der darauffolgenden Saison erreichte man sogar das Viertelfinale, warf dabei die Bundesligisten Stuttgart und Bremen aus dem Wettbewerb. Damals wurden junge Nachwuchsspieler wie Didi Hamann oder Alex Zickler zu Pokalhelden der Amateure, während ein gewisser Samuel Kuffour hinten den Laden dicht hielt.
Das letzte Amateur-Hurra beim FC Bayern
Die bis heute letzte Pokalteilnahme datiert aus der Saison 2004/05 und hatte es nochmal in sich. Borussia Mönchengladbach kam in der ersten Runde in die altehrwürdige „Hermann-Gerland-Kampfbahn“ und scheiterte ein ums andere mal am überragend spielenden Michael Rensing, der schließlich im Elfmeterschießen zum Helden des Tages wurde.
In der zweiten Runde kam es zu einem Kuriosum: Michael Rensing stand am Dienstagabend für die Profis 90 Minuten beim 3:2 Sieg in Osnabrück auf dem Platz, um am nächsten Tag nochmals 90 Minuten für die Amateure im selben Wettbewerb in derselben Runde zu spielen und mit 2:1 über Alemannia Aachen zu triumphieren, die im Vorjahr noch im Pokalfinale standen. Im Achtelfinale wurde dann Eintracht Braunschweig mit 2:1 besiegt.
Beim FC Bayern träumte man zu jener Zeit schon vom internen DFB-Pokalfinale in Berlin, doch die Amateure zogen das schwerst mögliche Los, den damaligen amtierenden Doublesieger Werder Bremen. Und die Rahmenbedingungen hatten es in sich: In den Tagen vor dem Spiel schneite es in München immer wieder, die Temperaturen blieben unter dem Gefrierpunkt.
Doch beim FC Bayern wollte man das Spiel um jeden Preis durchziehen und sich auch nicht das Heimrecht durch einen Umzug ins Olympiastadion gefühlt nehmen lassen. Da das Grünwalder Stadion damals noch keine Rasenheizung besaß, wurde für das Spiel der auf dem Platz liegende Schnee verdichtet und plattgewalzt, anschließend eine Spielfeldmarkierung mit roten Linien gezogen. Es war kein einziger Grashalm zu sehen. Bedingungen, unter denen heute wohl kein professionelles Fußballspiel mehr stattfinden würde.
Doch Schiedsrichter Markus Schmidt befand die Platzbedingungen für regelkonform und pfiff die Partie an. Für das Team von Trainer Hermann Gerland liefen mit Thomas Linke und Alexander Zickler zwei Profispieler auf. Auch Thorsten Fink lief als Kapitän der Mannschaft auf, doch er war damals bereits seit zwei Jahren nur noch in dieser Rolle tätig und kein Profispieler mehr. Außerdem in der Startelf: Michael Rensing, Andreas Ottl und Paolo Guerrero, die schon vereinzelt auch bei den Profis Spielzeit erhalten hatten.
Die Bremer, bei denen mit Miro Klose, Valérien Ismaël und Tim Borowski drei spätere Bayernspieler aufliefen, ließen an diesem Tag jedoch leider nichts anbrennen. Bereits in der achten Minute traf Borowski zur Führung und spätestens Ismaëls Elfmetertreffer in der 23. Minute erstickte die Hoffnungen auf eine weitere Pokalsensation im Keim.
Zwar hielt Rensing einen weiteren Ismaël-Elfmeter, doch erneut Borowski machte in der 59. Minute den Deckel endgültig drauf. Es war damals noch niemandem bewusst, doch es dürfte für vermutlich alle Zeiten das letzte Spiel der FC Bayern Amateure im DFB-Pokal gewesen sein.
Durch die angesprochene Kompromissregelung bei Einführung der dritten Liga war den zweiten Mannschaften ab der Saison 2008/09 die Teilnahme am DFB Pokal fortan verboten, auch wenn sie sich sportlich qualifizierten. So hatten die Amateure in der Saison 2006/07 zum letzten mal die Chance, sich zu qualifizieren. Die Motivation unter den Amateure-Fans war damals groß.
Doch bereits in der ersten Runde des bayerischen TOTO-Pokals nahmen die Träume ein jähes Ende. Der FC Unterföhring besiegte das Team von Trainer Hermann Gerland mit 4:3 nach Elfmeterschießen. Es war das bis heute letzte Spiel der Amateure in einem offiziellen Pokalwettbewerb. Schwer vorstellbar, dass eines Tages nochmal ein weiteres folgen wird. Bis dahin träumen wir vom Pokal, das war genial!
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