Wieder Schützenfest: FC Bayern fertigt Dinamo Zagreb zum CL-Auftakt mit 9:2 ab
„Die Fans sollen weiter träumen“, erklärte Max Eberl vor dem Anpfiff bei Dazn das klare Ziel der Champions-League-Saison. Das Finale im eigenen Stadion. Der Start gegen Dinamo Zagreb sollte dafür natürlich gelingen.
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Auch im fünften Pflichtspiel seiner Amtszeit veränderte Vincent Kompany wieder seine Startelf. Im Vergleich zum Auswärtserfolg in Kiel rückten Alphonso Davies und Michael Olise für Kingsley Coman und den verletzten Sacha Boey in die Startelf. Doch nicht der Kanadier sollte den 24-Jährigen als Rechtsverteidiger ersetzen, sondern Raphael Guerreiro rückte überraschend im klassichen 4-2-3-1 nach hinten rechts.
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FC Bayern – Dinamo Zagreb: Der Spielverlauf
Das Spiel begann wie es zu erwarten war. Dinamo Zagreb stand gegen den Ball sehr tief und wartete auf Fehler der Bayern und auf günstige Kontersituationen gegen das mannorientierte Pressing des Rekordmeisters. Und so sollte es dem FCB außer einem Abseitstor von Jamal Musiala in der ersten Viertelstunde nicht gelingen, eine Großchance herauszuspielen. Die erste saß dann aber. Harry Kane verwandelte einen Elfmeter, nachdem Pavlović im Strafraum regelwidrig zu Fall gebracht wurde. Zuvor erzielte Gnabry schon das zweite Abseitstor dieses Abends.
Kurze Zeit später hatte Guerreiro das 2:0 auf dem Fuß, sein Fernschuss zentral vor dem Strafraum huschte jedoch knapp am Gehäuse vorbei. Zehn Minuten danach war es dann aber soweit. Nach starker Brustablage von Musiala war es wieder der Portugiese, der sehenswert per Dropkick ins Kreuzeck traf. In der 38. Minute stellte Olise nach Flanke von Kimmich im Anschluss an einen Eckball gegen immer schwächer werdende Kroaten den 3:0-Pausenstand her.
Die zweite Halbzeit ersetzte dann Sven Ulreich Manuel Neuer im Tor, der zu Beginn des Spiels mit Petkovic zusammengeprallt war. Und der musste nach fünf Minuten schon zweimal hinter sich greifen und in der 50. Minute mit einer Glanzparade den Ausgleich verhindern. Kane und Olise beruhigten die Gemüter bis zur 60. Minute jedoch wieder und stellten den alten Sicherheitsabstand wieder her.
Das Geschehen beruhigte sich hingegen nicht. Bayern spielte sich nun – aufgeweckt von der zwischenzeitlichen Spannung – in einen regelrechten Rausch. Chance um Chance sprang gegen desolate Kroaten heraus, wodurch der Rekordmeister das Ergebnis bis zum Schlusspfiff noch durch zwei weitere Kane-Elfer, den in dieser Saison erstmals eingewechselten Leroy Sané und Leon Goretzka auf ein rekordverdächtiges 9:2 hochschrauben konnte. Was für ein Spiel!
FC Bayern – Dinamo Zagreb: Vier Dinge, die auffielen
Wieder kein Zentrum mit Palhinha und Pavlović
Wie in den ersten drei Saisonspielen musste Neuzugang Palhinha zu Beginn wieder auf der Bank Platz nehmen. Beim Startelfdebüt des Portugiesen war es wiederum Pavlović, der 90 Minuten auf der Bank saß. Die neue, auf dem Papier so perfekt zusammenpassende Doppelsechs, stand damit noch nie gemeinsam auf dem Platz. Auch bei den Testspielen nicht.
Vincent Kompany scheint damit die Meinung vieler Fans nicht zu teilen. Möglicherweise, weil Palhinha und Pavlović zu ähnliche Räume im Mittelfeld besetzen. Deshalb spielen beide nicht gemeinsam. Stattdessen war es wieder der Deutsch-Serbe, der Kimmich den Rücken freihielt und größtenteils die Position vor der Abwehr hielt.
Der Nutzen: Dem Kapitän der deutschen Nationalmannschaft so viele offensive Freiheiten wie möglich zu gewähren. Gleichzeitig konnte Kimmich immer wieder nach halbrechts rücken, um den Spielaufbau zu unterstützen. Und das ohne eine Lücke im Zentrum zu hinterlassen.
Gegen die schwachen Kroaten schien es zudem richtigerweise unnötig, überspitzt formuliert, einen Zerstörer auf dem Platz zu haben. Auch wenn es Palhinha gegen Kiel insgesamt gut machte, die spielstärkere Version mit Kimmich und Pavlović sollte gegen so klar unterlegene Mannschaften wie Dinamo Zagreb die Regel sein. In den bald kommenden Topspielen – unter anderem gegen Bayer Leverkusen, den FC Barcelona und Aston Villa – wird der Portugiese sicher seine Einsätze erhalten.
Guerreiro überrascht als Boey-Ersatz
Nach den Ausfällen von Josip Stanišić und Sacha Boey rückte nicht etwa Joshua Kimmich nach rechts hinten. Auch die Version in Freiburg, wo Kompany eine Dreierkette und Serge Gnabry als Schienenspieler aufbot, wurde es nicht. Stattdessen übernahm überraschend Raphael Guerreiro die Rechtsverteidigerposition, welche er bis dahin (beim Rekordmeister) nur einmal notgedrungen beim Auswärtsspiel in Augsburg dieses Jahr besetzte.
Dabei interpretierte er die Position zunächst recht klassisch, beziehungsweise ähnlich wie Boey. Der Portugiese stand sehr hoch und hielt relativ oft die Breite. Im Laufe der Partie wurde er jedoch immer offensiver, tauchte teilweise im Zehnerraum auf und vorder- bzw. hinterlief Olise. Das Zusammenspiel mit dem Franzosen funktionierte für das erste Mal auch relativ gut, auch wenn die linke Seite mit Davies und Gnabry Bayerns stärkere war an diesem Tag. Seine starke Leistung krönte der 30-Jährige dann mit einem sehenswerten Tor.
Gleichzeitig darf bezweifelt werden, ob Guerreiro defensiv sattelfest genug ist für die kommenden Topspiele. Auch bei den Gegentoren kam der Portugiese jeweils zu spät und war damit nicht ganz schuldlos. In der Rückwärtsbewegung hinterließ er teilweise riesige Lücken. Ob der Portugiese also wirklich DIE Lösung bis zur Rückkehr der anderen Rechtsverteidiger darstellt, darf bezweifelt werden.
Die Abwehr bereitet weiter Sorgen
Nach einer dominanten ersten Halbzeit, in der der Rekordmeister keinen einzigen ernstzunehmenden Torschuss von Zagreb zugelassen hat, war das Spiel ein paar Minuten nach der Pause plötzlich wieder offen. Der FCB brachte seinen Gegner völlig unnötig zurück ins Spiel.
Und ohne Dinamo zu nahe treten zu wollen, doch der kroatische Rekordmeister war an diesem Tag völlig überfordert und bereits zur Halbzeit klinisch tot. Fünf Minuten nach der Pause hätten sie dennoch den Ausgleich erzielen können. Neben individuellen Fehlern wurden dabei zudem die Schwächen des mannorientierten Pressings sichtbar, welches riesige Lücken in der Abwehr hinterlassen kann.
Und wenn das Zagreb ausnutzen kann, dann können das erst recht (inter)nationale Schwergewichte wie Bayer Leverkusen oder Paris St. Germain. Für die kommenden Partien muss sich Vincent Kompany also schnell etwas einfallen lassen, um die defensive Stabilität seiner Mannschaft zu verbessern.
Die Offensive macht wieder Spaß
Dennoch darf sich der Belgier auch viel Positives auf die Fahne schreiben lassen. Denn die offensive Herangehensweise mit hohem, mannorientiertem Pressing trägt bereits früh in der Saison Früchte. 24 Saisontore in fünf Pflichtspielen hat seine Mannschaft bereits erzielt. Die heutigen neun Tore in einem Champions-League-Spiel sind ein neuer Rekord! Kompany hat es schnell geschafft, das Selbstvertrauen und die Stärken seiner Offensivspieler auf den Platz zu bringen. Gnabry, Musiala und Co. blühen regelrecht auf unter der neuen, dynamischen Spielweise.
Im Vergleich zur vergangenen Saison und zum oftmals statischen, biederen Tuchel-Fußball kann das sicherlich als Fortschritt bewertet werden und erinnert eher an Flicksche Hochzeiten mit teilweise spektakulären, torreichen Spielen. Allerdings gab es in dieser Saison auch noch keinen echten Gradmesser.
Vor allem Kiel und Zagreb machten es dem Rekordmeister teilweise sehr einfach. Die ersten Wochen der Wahrheit beginnen spätestens mit dem Heimspiel gegen Leverkusen. Dennoch dürften besonders die Fans die ersten Auftritte ihrer Mannschaft (endlich) wieder genossen haben.
FC Bayern – Dinamo Zagreb: Die Daten zum Spiel
Tore: 1:0 Kane (FE, 19.), 2:0 Guerreiro (33.), 3:0 Olise (38.), 3:1 Petkovic (49.), 3:2 Ogiwara (50.), 4:2 Kane (57.), 5:2 Olise (61.), 6:2 Kane (FE, 73.), 7:2 Kane (FE, 78.), 8:2 Sané (85.), 9:2 Goretzka (90+2.)
Gelbe Karten: Ristovski (77.)
Aufstellung FC Bayern: Neuer (46. Ulreich) – Guerreiro (81. Goretzka), Upamecano, Kim (68. Dier), Davies – Kimmich, Pavlović – Olise (68. Sané), Musiala (68. Müller), Gnabry – Kane
Aufstellung Dinamo Zagreb: Nevistic – Ristovski, Theophile-Catherine, Mmaee – Pierre-Gabriel (74. Spikic), Rog (46. Stojkovic), Misic, Ogiwara (74. Hoxha) – Baturina – Petkovic, Pjaca (64. Kulenovic)
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