Hat Josip Stanišić eine Zukunft beim FC Bayern?
Ausgerechnet Stanišić. Als der FC Bayern München vor zwei Monaten das Spitzenspiel in Leverkusen und die Meisterschaft an die Werkself verlor, war der kroatische Nationalspieler spielentscheidend. Der gebürtige Münchner wurde kurz vor Transferschluss an den Rhein verliehen und traf zur frühen 1:0-Führung gegen seinen Ausbildungsverein.
Im Sommer wird Josip Stanišić, Leverkusen hat keine Kaufoption, wohl wieder nach München zurückkehren. Aber macht diese Rückkehr überhaupt Sinn? Welche Rolle kann Stanišić in München spielen? Eine Analyse über eine Kaderposition voller Fragezeichen.
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FC Bayern München: Hausgemachte Abwehrsorgen
Im Fußball kommt es nicht selten auf das richtige Timing an. Das gilt auf dem Platz wie auch am Verhandlungstisch. Die nach dem Abgang von Kahn und Salihamidžić eilig zusammengestellte Transferkommission des FC Bayern hat im letzten Sommer in so einigen Situationen unglückliche Entscheidungen getroffen, die im Transferwinter mit Zaragoza, Boey und Dier teuer korrigiert werden mussten.
Am 20. August gaben die Bayern den Leih-Transfer von Eigengewächs Stanišić zu Bayer 04 Leverkusen bekannt. Eine gute Adresse zur Weiterentwicklung eines Jugendspielers, dachte man sich wohl in München. Und man hatte zu diesem Zeitpunkt mit Benjamin Pavard, Noussair Mazraoui, Bouna Sarr und den Mittelfeldspielern Joshua Kimmich und Konrad Laimer ja ausreichend Spieler für die Position des Rechtsverteidigers in der Hinterhand.
Dachte man. Zehn Tage später verabschiedete sich Pavard zu Inter Mailand und als sich Anfang Dezember erst Sarr (Kreuzbandriss) und Mazraoui (Muskelbündelriss und später Muskelfaseriss) schwer verletzten, stand dem FC Bayern kein gelernter Rechtsverteidiger mehr zur Verfügung. Erste Fragezeichen nach dem Sinn der Stanišić-Leihe kamen auf, zumal der 24-jährige auch in Leverkusen nicht auf Anhieb auf ausreichend Spielzeit kam.
Kurz vor Ende des Wintertransferfensters, Aushilfsrechtsverteidiger Laimer und Aushilfsaushilfsrechtsverteidiger Kimmich fielen zwischenzeitlich ebenfalls verletzungsbedingt aus, wurde mit Sacha Boey ein weiterer Rechtsverteidiger verpflichtet.
Ein Transfer, der auch angesichts der hohen Ablösesumme von 30 Millionen Euro, kritisch gesehen werden darf. Auch das lehrt der Fußball: Unter Druck werden nicht immer die richtigen Entscheidungen gefällt.
Stanišić-Leihe: drei Gewinner?
Sacha Boey hat seit seinem Transfer im Winter bisher zwei Spiele für den FC Bayern bestritten. Und in seinem bisher letzten Einsatz für den FC Bayern entwischte ihm ein gewisser Stanišić, der, wie eingangs beschrieben, zum 1:0 im Spitzenspiel einschieben konnte. Ausgerechnet Stanišić.
Stanišić kann in Leverkusen bis jetzt auf 16 Bundesliga-Einsätze, neun Spiele in der Europa League und vier Einsätze im DFB-Pokal zurückblicken. Xabi Alonso setzte den gebürtigen Münchner dabei als rechten Innenverteidiger im 3-4-2-1 und als Rechtsverteidiger im 4-4-2 ein.
In einer famos aufspielenden Werkself agiert Stanišić dabei souverän und überzeugt durch eine gute Pass- und Zweikampfquote. Er sticht nicht durch Flankenläufe hervor sondern spielt einen defensiveren Part in der Bayer-Defensive und kann somit als Gegenentwurf zu Grimaldo auf der linken Außenbahn gesehen werden.
Passgenauigkeit* Boden-Zweikämpfe gewonnen* 92 % bzw. 88 %** 68 %
Zahlen, die sich sehen lassen können. Rückblickend kann man sagen: die Leihe war ein Gewinn. Zumindest für Stanišić, der sich in Leverkusen in die erste Elf spielte und dort nun – im Gegensatz zu seinem Ausbildungsverein – um drei Titel spielt.
Auch die Werkself selbst hat von dieser Leihe profitiert, da die Positionen in der Abwehrreihe mit dem Transfer doppelt besetzt waren und man Abwesenheiten (Afrika Cup), Sperren und Verletzungen vorbeugen konnte. Und selbst der FC Bayern dürfte im Nachhinein den Transfer noch als gutes Geschäft einschätzen: Stanišić hat seinen Marktwert (Quelle: Transfermarkt.de) seit dem Wechsel von 12 Millionen Euro auf 18 Millionen Euro erhöht.
Das Eigengewächs wird im Sommer ein gefragter Spieler sein. Ob in Leverkusen oder woanders. In München muss sich die neue Führungsriege um Max Eberl nun die Frage stellen ob das Bäumchen-Wechelspiel auf der rechten Seite in der neuen Saison weitergehen soll. Die Vermutung liegt nahe, dass sich der neue Trainer eine fixe Lösung auf der rechten Abwehrseite wünschen wird. Könnte diese sogar Stanišić sein?
Ist Stanišić gut genug für den FC Bayern?
Nun könnte man argumentieren, dass ein Spieler, der deutscher Meister wird und mutmaßlich auch den DFB-Pokal gewinnt, auch beim FC Bayern ein Stammspieler sein müsste. Entscheidend wird sein, welcher Trainer im Sommer in München aufschlägt und welche Spielidee dieser favorisiert. Stanišić profitiert von seiner Vielseitigkeit, da er in der Abwehr nahezu jede Position spielen kann.
Doch genau liegt auch die Problematik: als Innenverteidiger hätte Stanišić aktuell mit de Ligt, Kim, Upamecano und Dier vier hochkarätige Konkurrenten, die unterschiedliche Qualitäten mitbringen, die Stanišić aktuell noch nicht vorzuweisen hat. Hinsichtlich Aufbauspiel und Torgefahr hat der Kroate nämlich trotz seiner Vorlagen in der Europa League noch Steigerungsbedarf.
Und auf der rechten Seite? Der Vertrag von Sarr läuft aus, Mazraoui wird desöfteren mit einem Wechsel in Verbindung gebracht und Boey muss sich in München erst noch beweisen. Hier hätte Stanišić also momentan wohl die besten Chancen auf ausreichend Spielzeit sofern sein Profil mit den Vorstellungen des neuen Trainers kompatibel ist.
Die Vermutung liegt nahe, dass die Personalie Stanišić sehr spät im Sommer entschieden wird, da der Kader des FC Bayern im Sommer andere und größere Baustellen hat. Sollte Davies den Verein verlassen, wird der Fokus in der Abwehr auf der linken Seite liegen. Zudem stehen, so zumindest die Gerüchte, auch im Mittelfeld einige namhafte und kostspielige Spieler zur Diskussion.
Local-Player Stanišić: Bankplatz oder Stammplatz 2025?
Der in München geborene Stanišić, bei den Fans hoch angesehen und in der Vergangenheit auch immer wieder bei den Spielen der FC Bayern Amateure anwesend, wird sich daher gedulden müssen. Ein Vorteil könnte seine Jugend beim FC Bayern sein: Da er im Alter von 17 bis 21 beim FC Bayern ausgebildet wurde, zählt er als in der DFL-/UEFA-Anforderung als „Local Player„. Spätestens wenn Thomas Müller die Fußballschuhe endgültig gegen seine Reiterstiefel eintauscht, wird der FC Bayern weitere vollwertige Kaderspieler mit Local-Player-Attribut suchen.
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