FC Bayern München in der Champions League: Erinnerungen an 2019

Justin Trenner 10.04.2024

Leistungssteigerung, Reaktion, Champions-League-Gesicht – sucht euch etwas aus. All das sind Beschreibungen, die auf die Leistung des FC Bayern München beim FC Arsenal zutreffen. Daran gibt es wenig zu rütteln.

Viele hatten damit gerechnet, dass der FCB in London untergeht – und das frühe 1:0 durch Bukayo Saka sowie die damit verbundene Druckphase der Gunners verstärkte die Befürchtungen. Bayern wurde in der Anfangsphase hergespielt. Über einen 0:2-Rückstand hätte man sich zumindest nicht beschweren können, wenngleich Arsenal die letzte Präzision vermissen ließ.

Wie sehr die Bayern unter Druck waren, zeigte die 18. Minute. Jamal Musiala – Dribbler, Edeltechniker, Kombinationsspieler, einer mit der ganz feinen Klinge – prügelte den Ball ganz weit in die Hälfte Arsenals, um zumindest für einen kleinen Moment der Befreiung zu sorgen. Wie so oft in diesen ersten Minuten des Viertelfinals holte sich Arsenal den Ball zurück.

Weil Harry Kane aber gut nachsetzte und Gabriel einen unüberlegten Fehlpass spielte, kam der ebenfalls aufgerückte Leroy Sané an den Ball. Der bediente Leon Goretzka und der wiederum steckte auf Serge Gnabry durch. Aus einem kleinen Moment der Befreiung wurde ein ganz großer. Und die Befreiung wurde ein Wendepunkt.

FC Bayern: Beim FC Arsenal ins Spiel gekämpft

Obwohl der Spielverlauf sich wenig änderte und Arsenal druckvoll nach vorn spielte, wuchs das Selbstvertrauen der Bayern mit jeder gelungenen Defensivaktion spürbar. Spätestens mit dem 2:1 vom Elfmeterpunkt war das Team von Thomas Tuchel im Spiel. In der zweiten Halbzeit ließ man fast nichts mehr zu.

Das Gegentor zum 2:2 und die Szene kurz vor dem Abpfiff, als Bukayo Saka frei durch ist und über Manuel Neuers Bein fällt, sind die großen Highlights der Gunners. Auf der anderen Seite stehen Kingsley Comans Pfostenschuss, eine Halbchance durch Gnabry und die bisher unerwähnte Chance von Sané, als dieser im ersten Durchgang frei auf das Tor zuläuft. Weil er nicht abschließen kann, taucht der Lauf in keiner Expected-Goals-Statistik auf.

Diese führt der FC Bayern aber auch so mit 2,1 zu 1,2 an – wobei der Kane-Elfmeter 0,79 ausmacht. Augenmaß und Statistiken belegen also: Das Remis ist leistungsgerecht. Auch wenn sich beide Seiten jeweils noch einen Elfmeter gewünscht hätten.

Und trotz aller Zufriedenheit über Ergebnis und Leistung sollte man in München nicht zu euphorisch werden. Obwohl man eines der aktuell besten Teams in Europa beinahe besiegt hätte, stehen die Bewertungen der Darbietung unter dem Zeichen der geringen Erwartungshaltung vor dem Spiel.

Kampf und Defensive: Ist schon wieder 2019?

Der Druck, den Arsenal auf den FC Bayern aufbauen konnte, war enorm. Selbst in der von den Münchnern stärkeren zweiten Halbzeit lautete die Frage eher, ob Arsenal gegen den tiefen Verteidigungsblock noch etwas einfällt oder nicht. Ein 3:1 als Vorentscheidung lag eher nicht in der Luft.

Nochmal: Das war angesichts der letzten Wochen und Monate auch gar nicht zu erwarten. Doch wie glücklich viele Fans und auch der Club selbst mit Leistung und Ergebnis sind, zeigt recht gut, wo der FCB aktuell steht.

Vieles innerhalb und rund um diese Partie erinnert an 2019, als der FC Bayern sich eigentlich chancenlos ein 0:0 beim FC Liverpool ermauerte und von Glück reden konnte, dass die Reds kein Tor erzielten. Auch damals waren viele zufriedener, als es der Spielverlauf hergab. Zugegeben: Diesmal hatten die Bayern nach vorn immerhin Chancen und sie wirkten defensiv auch stabiler als 2019. Insofern ist es sportlich eine etwas andere Situation. Gleichwohl ist der Gegner auch ein anderer und trotz aller Qualität längst nicht auf dem Level von Liverpool damals.

Doch fußballerisch ist man ähnlich weit weg von den besten Teams in Europa wie damals. Auch das muss im Umkehrschluss nicht bedeuten, dass ein Titelgewinn oder erstmal der Halbfinaleinzug unmöglich sind. Doch der Strohhalm, an den man sich derzeit klammert, ist recht dünn.

Ein 2:2 fürs Rückspiel hätten viele Fans vor der Partie wohl unterschrieben. Gleichwohl ist es seit Abschaffung der Auswärtstorregel weniger wert als zuvor. Immerhin: Die wohl bevorstehende Rückkehr von Aleksandar Pavlovic, das Heimspiel und der Gegner, der trotz seiner Klasse überraschend viel Respekt vor den Bayern zeigte, machen Hoffnung.

In genau einer Woche werden wir alle etwas schlauer sein. Das Gefühl, dass sich 2019 nochmal wiederholen könnte, lässt sich trotz Leistungssteigerung, Reaktion und Champions-League-Gesicht aber nicht ganz aus der Welt schaffen.



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