FC Bayern empfängt RB Leipzig: Abschieds-Tournee für Tuchel beginnt
Nach einer mehr als turbulenten Woche an der Säbener Straße und drei Pflichtspielniederlagen in Folge empfängt der Rekordmeister am Samstagabend um 18.30 Uhr die Mannschaft aus Leipzig. Im August 2023 verlor der FC Bayern den Supercup in München mit 0:3.
Im Hinspiel in Leipzig konnten die Bayern nach einem 0:2 Halbzeitstand durch Tore von Harry Kane und Leroy Sané noch ein 2:2 erzielen. Ein Sieg wäre für Thomas Tuchel und die Mannschaft äußerst wichtig, um nicht noch mehr Unruhe in München zu erzeugen. Wir stellen den starken Gegner vor.
Gesamtstatistik spricht für den FC Bayern
Zunächst einmal spricht die Gesamtstatistik für den FC Bayern: Von 15 Bundesliga-Duellen verloren die Bayern nur zwei, bei sieben Siegen und sechs Remis. Außerdem konnten die Bayern drei der vier weiteren Pflichtspiele im DFB-Pokal und Supercup als Sieger abschließen.
Was auch für Bayern spricht: Leipzig ist in dieser Saison auswärts nicht besonders stark. Die Bilanz der Sachsen ist mit vier Siegen, zwei Remis und vier Niederlagen ausgeglichen. Nur 18 der insgesamt 48 Tore hat die Mannschaft in der Fremde erzielt. Dennoch muss der FC Bayern gewarnt sein: RB verlor keines der vergangenen vier Pflichtspiele gegen die Bayern. Die letzten beiden Spiele in der Allianz-Arena gewannen sie sogar: in der Bundesliga (3:1) und im Supercup (3:0).
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RB Leipzig: gute Organisation gegen den Ball, stark mit Ball
Formell spielt Leipzig ein 4-2-2-2-System. Die Grundstruktur im Aufbau ist oft so, dass Haidara die alleinige Sechs bildet und Schlager (der zweite defensive Mittelfeldspieler) nach links rückt, dort übernimmt Schlager die Rolle von Raum, der dann nach vorne startet. Henrichs sorgt auf rechts ebenfalls häufig für gefährliche Offensivmomente, gerade in Umschaltsituationen.
Schlager, dann in seiner Rolle als linker Verteidiger, gehört laut Sofascore zu den erfolgreichsten Tacklern der Liga: hier liegen nur Bernardo vom VfL Bochum, Karazor vom VfB Stuttgart und Stach von der TSG Hoffenheim vor ihm.
Die Bayern-Außenverteidiger sind also wieder einmal gefordert, insbesondere wenn man bedenkt, dass Raum über seine Seite bereits zehn Großchancen und sechs Tore vorbereitet hat. Henrichs über rechts und Olmo, der häufig in den Halbräumen auftaucht, haben beide fünf vorbereitete Großchancen und drei Torvorlagen.
Auf der rechten Abwehrseite wird nach dem Ausfall von Laimer und Mazraoui möglicherweise Kimmich gegen Raum gefordert sein. Über links sollte Guerreiro gegen Henrichs bestehen.
Offensivstärke vor allem durch Xavi und Openda
In der Tiefe und mit Ball versuchen Simons und Olmo, der lange verletzt war, Pässe hinter die Kette zu spielen. Beide Spieler waren in dieser Saison mehrfach erfolgreich damit. Wenn Xavi Simons den Ball hat, ist definitiv Vorsicht geboten, insbesondere beim Zuspiel auf Openda, der mit einer Geschwindigkeit von 35,7 km/h der zweitschnellste Mittelstürmer der Liga ist.
Simons dribbelt viel, laut Sofascore ist er mit 52 erfolgreichen Dribblings der fünftbeste der Liga, vor ihm liegen aber die Bayern-Spieler Leroy Sané mit 82 (Platz eins) und Jamal Musiala mit 57 Dribblings auf Platz drei.
Xavi ist außerdem in der Lage Tore vorzubereiten (sieben Assists bisher, Platz sechs in der Liga) und Schüsse vorzubereiten (47 in dieser Saison, Platz zehn in der Liga). Diese gehen dabei oft direkt an den Spieler und weniger in den offenen Raum. Openda ist dabei häufig der Empfänger und mit 16 Toren ist er auch der beste Torschütze im Kader.
Er hat zusätzlich noch 16 Großchancen vergeben: Er ist also definitiv sehr gefährlich darin, sich in eine gute Position zu bringen. Auch seine Formkurve zeigt nach oben, Openda erzielte in den letzten fünf Bundesliga-Spielen immer ein Tor. Simons, Olmo, Poulsen und Openda rücken im Spiel mit Ball oft ins Zentrum, sodass Leipzig diese Zone kontrollieren kann.
Hier sind die defensiven Mittelfeldspieler der Bayern gefordert. Für Poulsen könnte auch der nicht minder gefährlichere Šeško in der Startelf stehen (sechs Treffer bisher).
Aufpassen auf Umschaltsituationen und Standards
Nach oftmals erzwungenen Ballgewinnen können die Leipziger sehr schnell umschalten; RB Leipzig ist eines der besten Umschalt-Teams der Liga. Mit laut Whoscored fünf Kontertoren stehen sie auf Platz sechs dieser Wertung. Der Spitzenreiter dieser Wertung, der BVB, hat hier sieben Tore vorzuweisen. Leipzig läuft sehr stark und häufig an und versucht, gegen den Ball Fehler des Gegners zu provozieren, um in hohe Abschlusspositionen zu gelangen.
Zehn Tore schoss Leipzig direkt im Anschluss an einen Ballverlust des Gegners: das ist der beste Wert der Bundesliga. Auch nach Standards ist Leipzig in der Bundesliga sehr gefährlich; nach Heidenheim, dem FC Bayern und Bayer Leverkusen steht man in der Whoscored-Statistik auf Platz 4.
Defensive stabil, aber anfällig bei Standards
Aus dem offenen Spiel kassierten sie zwölf Tore, genau so viele wie der FC Bayern; man verteidigte also ordentlich. In der Innenverteidigung sind Orban und eigentlich Klostermann gesetzt, der aber ist verletzt und fällt aus, für ihn kommt Simakan ins Spiel. Allerdings gibt es bei der Zahl der Gegentore nach Standards einen Unterschied; hier haben die Bayern vier, Leipzig jedoch schon zehn Tore kassiert, das ist der drittschlechteste Wert der Liga und möglicherweise ein kleiner Schlüssel zum Erfolg.
Warum Bayern gewinnen kann
Mit der richtigen Einstellung und dem Mut, einem starken Pressing entgegenzutreten, kann Leipzig geschlagen werden. Außerdem sollten die Balleroberungen und tiefen Pässe hinter die Abwehrkette vermieden werden.
Es ist also sehr viel Aufmerksamkeit und eine richtige taktische Einstellung gefragt. Mut machen könnte aber noch folgende Statistik: Das letzte Mal, dass Bayern vier Pflichtspielniederlagen in Folge einstecken musste, war im Herbst 1991, also vor knapp 33 Jahren. Dieses Ereignis sollte sich am Samstag Abend definitiv nicht wiederholen.
Erwartete Aufstellung:
Gulácsi / Raum – Orbán – Simakan – Henrichs / Schlager – Haidara / Simons – Olmo / Poulsen (Šeško) – Openda