Bayer 04 Leverkusen – Bayern München: Titelk(r)ampf und Showdown um Platz 1?
Es ist das Topspiel in der Bundesliga! Tabellenführer Bayer Leverkusen empfängt den Rekordmeister aus München. Wie in den vergangenen Jahren hoffen viele in Deutschland darauf, dass ausnahmsweise nicht der FC Bayern Deutscher Meister wird.
Mit einem Sieg kann Leverkusen einiges dafür tun. Doch die Bayern waren oft dann am stärksten, wenn es um alles geht. Was ist von diesem Spiel zu erwarten? Und wer hat statistisch gesehen Vorteile? Eine Vorschau. Quellen: Transfermarkt, WhoScored und FBref.
Vorteil Leverkusen: Mehr Vielfalt im Bereich Tore und Assists
Der beste Vorlagengeber und Torschütze Victor Boniface ist zwar noch verletzt (10 Tore und 7 Assists), aber mit Alex Grimaldo (7 Tore und 9 Assists) und Florian Wirtz (5 Tore und 8 Assists) steht mehr als adäquater Ersatz bereit. Harry Kane kommt beim FC Bayern auf 24 Tore und 5 Assists, das sind insgesamt so viele Scorerpunkte wie Grimaldo und Wirtz zusammen.
Das zeigt seine Stärke, aber auch eine gewisse Abhängigkeit von der Form und der Einbindung von Harry Kane. In den letzten Spielen konnte Kane zwar Tore erzielen, war aber nach Anzahl von Ballkontakten teilweise der schwächste Spieler im Bayern-Kader, zum Beispiel gegen den FC Augsburg mit nur 24 Ballkontakten. Wichtig wird neben Kane auch die offensive Rolle von Leroy Sané, der auf 8 Tore und 11 Assists kommt und damit der einzige weitere Bayern-Spieler im zweistelligen Bereich der Scorerpunkte ist.
Hier hat Leverkusen mit Jonas Hofmann (11 Scorerpunkte) und Jeremie Frimpong (11 Scorerpunkte) etwas mehr Vielfalt und wird dadurch unberechenbarer. Thomas Müller kommt auf bisher 8 und Jamal Musiala auf 7 Scorerpunkte.
Vorteil Bayern: Mehr Tore, mehr Schussversuche, mehr Expected goals
Insgesamt haben die Bayern mit 59 Toren einen Vorsprung vor den Leverkusenern mit 52 Treffern. Aus dem offenen Spiel konnte Bayern 37 Tore erzielen, Leverkusen 31, und auch bei Toren nach Standards liegen die Bayern mit 15 (inklusive drei Elfmeter) ganz leicht vor den Leverkusenern (14 Treffer). Bei den Schüssen haben die Bayern mit 20,1 pro Spiel sogar den Bestwert der Top-5-Ligen in Europa. Nach dem FC Liverpool mit 18,8 auf Platz 2, liegt Bayer Leverkusen hier aber auch schon auf Platz 3.
Was die Zahl der zu erwartenden Tore betrifft (Expected Goals), liegen die Bayern mit 59,06 deutlich vor Leverkusen mit einem Wert von 48,77. Die Leverkusener haben also mehr Tore erzielt, als eigentlich zu erwarten war, ein kleines Plus für die Bayern.
Vorteil Leverkusen: Ballbesitz und Passquote
Was den Ballbesitz betrifft, liegt die Werkself mit 62,6% vor dem FC Bayern mit 61,6%. In den Top-Ligen Europas liegen die deutschen Teams damit auf Platz 4 und 6. Zwischen den beiden befindet sich eines der vermutlich spannendsten Teams der Top-Ligen: Brighton & Hove Albion, trainiert von Roberto de Zerbi. Die Passquote der Leverkusener ist mit 89% ebenfalls minimal vor den Bayern mit 88,9%. Auch hier liegen die beiden im Vergleich der Top-Ligen Europas auf Platz 4 und 6, wieder mit Brighton dazwischen.
Vorteil Leverkusen? Defensive sehr stark
Trotz der großen Verletzungsprobleme beim FC Bayern ist die Abwehrleistung sehr stark. Leverkusen lässt mit 8,7 nur minimal weniger Schüsse zu als der FC Bayern mit 8,8 pro Spiel. Leverkusen hat aber insgesamt nur 14 Gegentore, Bayern bereits 19 kassiert. Allerdings sind allein fünf davon in dem Spiel gegen Eintracht Frankfurt gefallen. Einen wichtigen Unterschied gibt es jedoch im Bereich der Defensive.
Wie im Pokalspiel gegen den VfB Stuttgart zu sehen war, Bayer ist nach Standards etwas anfälliger als der FC Bayern. Hier gab es bereits 6 Gegentore, während die Bayern nur 3 Tore nach Standards kassiert haben, was Ligabestwert ist. Allerdings konnte Leverkusen nur 7 Tore aus dem offenen Spiel zulassen, während es bei Bayern 10 Tore waren.
Auf einen Fakt müssen die Bayern achten: Leverkusen hat erst ein Tor nach einem Konter erhalten, die Bayern dagegen schon vier. Was die Westdeutschen ebenfalls schaffen, ist es, den Ball aus dem ersten eigenen Drittel zu halten und somit die Gefahr eines Gegentores zu minimieren. Nur 21% des Leverkusener Spiels findet im ersten eigenen Drittel statt, was Ligabestwert ist, während Bayern hier einen Wert von 24% hat.
Bayern ist dennoch etwas stärker darin, das Spiel in das erste Drittel des Gegners zu verlagern, mit einem Wert von 35% – was den besten Wert der Liga darstellt – vor Leverkusen mit 33%. In zehn Spielen konnte Leverkusen außerdem eine weiße Weste behalten, Bayern schaffte es immerhin in 9 Spielen.
Bei den Expected Goals against ist Bayern hingegen Europas Spitze in den Top-5-Ligen. 0,68 xGa – Elfmeter herausgerechnet – erreicht sonst niemand. Inter (0,69) und Arsenal (0,71) folgen. Leverkusen schafft es mit 0,92 nicht in die Top-5, hat aber bisher noch keinen Strafstoß verursacht. Bayerns Wert mit Elfmetern liegt bei 0,8.
Wer kann den Unterschied machen: Eine Vorhersage
Beeindruckend sind vor allem die Zahlen von Granit Xhaka: Er hat in dieser Saison fast 2.000 Pässe erfolgreich gespielt und liegt damit fast 600 Pässe über dem Bayern-Spitzenreiter Min-jae Kim. Umso wichtiger wird es, ihn in der defensiven Zentrale auszuschalten und seine Schlüsselrolle zu unterbinden. Das Spiel wird sich vermutlich ohnehin sehr stark im Mittelfeld abspielen.
Und genau dort hat der FC Bayern hat einen Joker im Gepäck: Leon Goretzka liebt den Gegner Leverkusen und war in 17 Spielen gegen die Bayer-Elf an 11 Toren direkt beteiligt (fünf Tore und sechs Assists). Er sollte neben Kimmich oder Pavlović gesetzt sein. Natürlich wird es aber auch entscheidend sein, wie die Leverkusener Offensiv-Power um Grimaldo, Wirtz, Hofmann und Frimpong in der noch offenen Bayern-Abwehrreihe gestoppt werden kann. Grade das Tempo über die Außen der Leverkusener kann eine Herausforderung werden.
Insgesamt ist ein vorsichtiges Auftreten beider Teams zu erwarten, ein Unentschieden könnte beiden Mannschaften helfen, weil die Konstellation in der Tabelle eng bliebe. Sowohl Alonso als auch Tuchel sind zudem Trainer, die viel Wert auf Kontrolle und defensive Stabilität legen und dafür das Risiko in der Offensive minimieren. Möglicherweise sind die Erwartungen an das „Spiel des Jahres“ nach dem tollen Pokalspiel zwischen Bayer und dem VfB Stuttgart auch etwas zu hoch. Es treffen dennoch zwei der besten Mannschaften Europas aufeinander.
Ein weiterer Fakt spricht aber für die Bayern: Insgesamt haben die beiden Mannschaften schon 90-mal gegeneinander gespielt und über die Hälfte der Spiele konnte der FC Bayern gewinnen (52).