Zu wenig, widrig, vici: FC Bayern Frauen wehren Champions-League-Aus knapp ab
Fünf Spiele, 6:6 Tore, sechs Punkte: Die Bilanz der FC Bayern Frauen in der Champions-League-Gruppe C bleibt ausgeglichen und somit ausbaufähig. In einem wilden und hart umkämpften Spiel konnte die Straus-Elf in einer furiosen Schlussphase durch Lea Schüller zwei Mal die Führung der Gastgeberinnen ausgleichen. Gegen Paris St. Germain muss am kommenden Dienstag vor eigener Kulisse nun ein Sieg gelingen, sonst ist die Champions League-Saison bereits nach der Vorrunde beendet.
- FC Bayern Frauen: Die zwei Gesichter der Hinrunde
- MSR316: Hinrundenrückblick: Es schüllert nicht mehr so
- MSR319: Bayern-Pleite! Mentelität oder systelmatisch?
FC Bayern Frauen: Engpass in der Defensive
Das Personal: Alexander Straus musste für das erste Pflichtspiel des Jahres einige Änderungen im Kader und der Startformation vornehmen. Im Vergleich zur 0:1-Auswärtsniederlage in Amsterdam Ende Dezember spielte die etatmäßige Außenverteidigerin Tuva Hansen in der Innenverteidigung für die erkrankte Tainara. Neuzugang Linda Sembrant ist in der Gruppenphase noch nicht spielberechtigt und war somit keine Option. Zudem stellte Straus Pernille Harder und Klara Bühl nach Verletzung in die Startelf, Sydney Lohmann und Franziska Kett nahmen dafür zuerst auf der Bank Platz. Im Sturm erhielt Lea Schüller den Vorzug vor Jovana Damnjanović.
Wenig Ideen, viele Fehler: FC Bayern Frauen wackeln
Das fiel auf: Tuva Hansen misst nur 165 cm und diese fehlende Körpergröße wurde den Bayern fast nach 50 Sekunden zum Verhängnis als sie bei einer Flanke das Nachsehen hatte und Giacinti per Kopf FCB-Torhüterin Grohs zur ersten Parade zwang.
Generell starteten die Münchnerinnen fahrig in das Spiel. Viele kleine Unsicherheiten und Ungenauigkeiten im Spiel waren die Folge. Gerade als der amtierende Deutsche Meister besser ins Spiel und zu den ersten Chancen durch Harder und Dallmann kam, stellte man sich selbst ein Bein.
Ausgerechnet der in dieser Saison so konstant und beinahe fehlerfrei spielenden Georgia Stanway unterlief ein kapitaler und folgenschwerer Fehlpass im Aufbauspiel. Angespielt von Hansen sah Stanway Mitspielerinnen wo keine waren, die AS Rom nahm das Gastgeschenk an und ging durch Giacinti überraschend aber nicht unverdient mit 1:0 in Führung.
Die Bayern spielten in der Folge keineswegs hektisch. Mit vielen Ballstaffetten versuchten sie Lösungen für das Offensivspiel zu finden. Doch die nötige Kreativität, der nötige Mut fehlte in dieser Phase des Spiels. Gegen die gut und kompakte stehende italienische Defensive fanden die Münchnerinnen kein Mittel mehr.
Chancen bis zur Halbzeit waren daher folgerichtig Mangelware. Das lag auch daran, dass das Offensivspiel der Bayern relativ vorhersehbar war. Die linke Seite mit Naschenweng und Bühl war in der ersten Hälfte nahezu wirkungslos, einzig Giulia Gwinn konnte im Zusammenspiel mit Harder und Dallmann eine handvoll gefährliche Szenen kreieren, inklusive Großchance durch Lea Schüller, als die Angreiferin allerdings im Abseits stand.
Mit Köpfchen: Lea Schüller verhindert das Gruppenaus
Das war negativ: In der zweiten Halbzeit wurde es spielerisch nicht besser. Im Gegenteil: Außer einer Halbchance von Lea Schüller kurz nach dem Wiederanpfiff gelang den Bayern lange Zeit nichts.
Auch die eingewechselten Sydney Lohmann und Jovana Damnjanović konnten das Offensivspiel nicht entscheidend beleben. Rom spielte clever und facettenreich, wechselte hohes Pressing mit tiefstehender Defensive ab und lieferte den Münchnerinnen einen harten aber nicht unfairen Kampf um jeden Ball.
Auch die verletzungsbedingte Auswechslung von Starspielerin Giacinti nach Zusammenprall mit Sarah Zadrazil brachte Rom nicht aus der Ruhe. Und die Bayern? Sie agierten Ideenlos, kopflos und standen bis zur 85. Minute vor dem Aus in der Champions League – bis die individuelle Klasse von Pernille Harder und die Kopfballstärke von Lea Schüller den glücklichen 1:1-Ausgleich einbrachten.
Doch damit nicht genug. In der Nachspielzeit leisteten sich die Bayern eine weitere Unachtsamkeit. Bartoli konnte sich auf der rechten Seite durchsetzen und fand im Fünfmeterraum die sträflich freistehende Manuela Giugliano die den vermeintlichen 2:1 Siegtreffer für die Römerinnen erzielte.
Das war positiv: Was man den Bayern an diesem Abend zugute halten muss, war der Kampfgeist. Auch wenn spielerisch nicht viel möglich war, der Einsatz und der Wille stimmten. In der 96. Minute wurde das Bemühen belohnt, als Lea Schüller eine Freistoßflanke von Giulia Gwinn zum 2:2-Endstand einköpfte.
Ein glücklicher Punktgewinn, der den Bayern im letzten Spiel noch die Chance auf das Weiterkommen wahrt. Ein Punktgewinn, der der Konkurrenz aber auch zeigt: Die Bayern sind erst besiegt, wenn die Schiedsrichterin abpfeift.