FC Bayern startet US-Tour mit vier Neuzugängen und sechs Toren

Georg Trenner 21.07.2022

Nachdem zuletzt Transfers die Berichterstattung rund um den FC Bayern dominierten, richtete sich der Blick in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag wieder aufs sportliche Geschehen. Im ersten Testspiel der Saison 2022/23 traf der FC Bayern auf seiner US-Tour in Washington auf D.C. United. Der von Wayne Rooney trainierte Hauptstadtclub steht nach 19 Ligaspielen auf dem letzten Tabellenplatz in der Eastern Division. 

Falls Ihr es verpasst habt

Aufstellungen

Die beiden Neuzugänge Noussair Mazraoui und Sadio Mané durften von Beginn an ran. Julian Nagelsmann entschied sich für eine Viererkette und Doppelsechs. Vor Kapitän Manuel Neuer verteidigten Mazraoui sowie Dayot Upamecano, Tanguy Nianzou und Alphonso Davies. Marcel Sabitzer und Gabriel Vidović bildeten die Doppelsechs. Leroy Sané über links und Lucas Copado über rechts kamen über außen. Serge Gnabry und Mané besetzten das Zentrum. Gnabry interpretierte die Rolle im Zentrum offensiv und spielte regelmäßig auf einer Höhe mit Mané, so dass die Formation in weiten Strecken eher ein 4-4-2/4-2-4 als ein 4-2-3-1 darstellte. 

1. Halbzeit

Der FC Bayern zeigte von Beginn an, warum er als klarer Favorit in dieses Spiel ging und ließ D.C. United kaum Luft zum Atmen. In der vierten Minute ließ Gnabry nach einem Pass von Mazraoui zu Copado prallen, der im Strafraum gefoult wurde. Sadio Mané erwies sich als erster Nachfolger des so treffsicheren Robert Lewandowski vom Elfmeterpunkt und verwandelte mit einem harten Schuss in die Mitte des Tores. Uniteds Torhüter Jon Kempin war noch dran.

Nach zwölf Minuten erhöhte Marcel Sabitzer mit einem Schuss aus 17 Metern auf 2:0. Vorausgegangen war eine sehenswerte Doppelpass-Kombination von Gnabry und Sané.

Nach 20 Minuten nahm Bayern das Tempo etwas raus, so dass United zu ersten Ballzirkulationen und auch kleineren Chancen kam.

Kurz vor der Halbzeit zogen die Münchner wieder an und erhöhten durch Gnabry auf 3:0. Sané und Davies hatten den Ball im Pressing erobert, und Mané quer zu Gnabry gepasst.

2. Halbzeit

Erwartungsgemäß wechselte Nagelsmann komplett durch. Sven Ulreich übernahm im Tor. Benjamin Pavard, Matthijs de Ligt, Lucas Hernández und Josip Stanišić als Linksverteidiger formierten die neue Viererkette. Joshua Kimmich und Neuzugang Ryan Gravenberch bildeten die Doppelsechs hinter Paul Wanner auf der Zehn. Thomas Müller über rechts, Kingsley Coman über links und Joshua Zirkzee im Sturmzentrum komplettierten die Elf, die diesmal in einem klareren 4-2-3-1 auflief.

Nach nur zwei Minuten feierte der nächste Neuzugang einen Einstand nach Maß: De Ligt traf in der 47. Minute nach einer von Müller verlängerten Kimmich-Ecke. 

Nur vier Minuten später erhöhte Zirkzee zum 5:0. Coman hatte eine Flanke von Müller so zurückgelegt, dass der zum Verkauf stehende Niederländer nur noch einschieben musste.  

Fast im Gegenzug durften die Gastgeber aus Washington jubeln. De Ligt hatte einen Schuss zum Pfosten gelenkt, und Skage Simonsen verwandelte den Abpraller zum 1:5 aus Sicht von United.

In der 74. Minute kam David Herold für de Ligt ins Team. Herold übernahm die Position des Linksverteidigers von Stanišić, der auf die rechte Seite wechselte. Pavard komplettierte die Rochade und rückte ins Zentrum auf de Ligts Position. 

Knapp zehn Minuten später verlor Herold den Ball im Aufbau und leitete so das 2:5 für Washington ein. Nach seinem Ballverlust konnten weder Hernández noch Pavard Ku-Dipietro am Abschluss stoppen, und im zweiten Versuch überwand dieser Ulreich. 

Den Schlusspunkt setzen die Bayern in Person von Thomas Müller. Er traf in der Nachspielzeit nach Vorarbeit von Gravenberch, wie man sie aus den zahlreichen Highlight-Videos des Niederländers kennt. Gravenberch eroberte den Ball in der eigenen Hälfte, dribbelte einen Gegenspieler aus und passte dann perfekt zu Thomas Müller in die Schnittstelle. 

Mit 6:2 gewinnen die Bayern ihr erstes von zwei Vorbereitungsspielen auf der US-Tour. In der Nacht von Samstag auf Sonntag geht es im Lambeau Field in Green Bay gegen Pep Guardiola und Manchester City.

Dinge, die auffielen

1. Nagelsmann setzt auf Viererkette und Manabry-Sturm

Ein Fußballspiel dauert 90 Minuten – und der FC Bayern spielt mit Viererkette und klassischem Mittelstürmer. So lassen sich die letzten zehn Jahre des Rekordmeisters trotz einzelner Phasen mit Dreierkette zusammenfassen. 

Es ist eine der Kernfragen dieser Vorbereitung, für welches neue System Bayerntrainer Nagelsmann sich entscheiden wird. Im Vorfeld erwähnte er unter anderem ein 3-5-2 mit der Doppelspitze Mané/Gnabry als Option.

Auf die Dreierkette verzichtete Nagelsmann heute. Die Doppelspitze Mané/Gnabry durfte sich jedoch erstmals gemeinsam versuchen. Und harmonierte gleich wie ein altes Ehepaar. Sie suchten sich, sie fanden sich. Beide beendeten die Halbzeit mit je einem Tor und einer Torvorlage. Zwei weitere Tore von Mané nach Zuspielen von Gnabry wurden wegen Abseits nicht gegeben.

2. Wenig Zeit für Neuerungen

Sechseinhalb Wochen. So lange ist die Pause für die Nationalspieler zwischen dem letzten Länderspiel in der Nations League und dem Supercup gegen RB Leipzig. Auf dem Weg dahin folgt nur noch das Testspiel gegen Manchester City. Es ist das Los aller Bayerntrainer, besonders in Jahren mit Europa- oder Weltmeisterschaft. 

Das wäre unter normalen Umständen wenig Zeit. Es ist sehr wenig Zeit, um vier neue Spieler zu integrieren und um nach acht Jahren Lewandowski-Ausrichtung ein neues System einzustudieren. Es könnte zu wenig Zeit sein, um mehrere neue Systeme einzustudieren. 

Ein Spiel ist zu wenig, um Nagelsmanns Pläne diesbezüglich zu entschlüsseln. Doch die beiden Halbzeiten in einem System, das den Spielern vertraut ist, könnten ein Indiz sein, dass er die Spieler nicht überfordern will. 

3. Der Kampf und die Startelf läuft

Die vier Neuverpflichtungen sind auch ein Fingerzeig an die etablierten Spieler: Der Kampf um die Startelf wird härter als in der vergangenen Saison. Vom 4-2-3-1 ausgehend zeichnen sich erste Duelle ab: Pavard gegen Mazraoui als Rechtsverteidiger, Upamecano gegen de Ligt und Hernández in der Innenverteidigung, Gravenberch gegen Sabitzer – und wenn er wieder dabei ist auch gegen Goretzka – um den Platz neben Kimmich. In der Offensive stehen mit Musiala, Mané, Müller, Sané, Gnabry und Coman sechs Topspieler für vier Positionen zur Verfügung. 

Es dürften intensive Trainingseinheiten anstehen. Nagelsmann wird es freuen. 

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