Pokalaus: Bayern wird eingeschneit

Daniel Trenner 13.01.2021

Falls Ihr es verpasst habt

Die Aufstellung 

Wenige Tage nach der zweiten Saisonniederlage gegen Borussia Mönchengladbach war der FC Bayern hoch im Norden Kiels auf Vergeltung aus. Hansi Flick rotierte dabei seicht. Für die formschwachen Alaba und Pavard kamen Hernández und Sarr in die Mannschaft. Der verletzte Goretzka wurde durch sein französisches Pendant Tolisso ersetzt, dazu rückte Musiala für Costa ins Team. Lewandowski bekam eine Verschnaufpause. Wie früher in der Nationalmannschaft unter Flick, spielte Thomas Müller in der Spitze. Gnabry und Sané kamen über die Außen.

Marc Roca saß dabei wie gewöhnlich auf der Bank, nicht einmal gegen einen Zweitligisten vertraute Flick dem jungen Spanier. Auch Alexander Nübel musste seine Hoffnungen auf einen zweiten Pokaleinsatz begraben.

Bemerkenswert waren dazu die Trikots, in denen die Bayern aufliefen. Nachdem die Damen und Amateure bereits diese Sonderedition trugen, spielte nun auch die erste Herrenmannschaft im verwaschenen Humanrace-Trikot. Über das Design mag man streiten, doch dem humanitären Gedanken dahinter, kann man nur beipflichten. Vielleicht fasst sich der Verein demnächst so auch an die eigene Nase und verzichtet auf die gewöhnliche Werbung am linken Arm… 

Der Tabellendritte der 2. Bundesliga ging mit einem 4-3-3 ins Spiel, aus der Bundesliga sollte den meisten Zuschauern wohl noch Flügelstürmer Fin Bartels in Erinnerung sein.

1. Halbzeit

Nach einigen glücklosen Angriffen zu Beginn, kam der FC Bayern in der 14. Spielminute mit dem ersten Torschuss zur Führung. Nach einer Flanke Tolissos, konnte Kiels Torwart Gelios Müllers Kopfball nur zur Seite abwehren, von wo Serge Gnabry abstaubte. Ein Blick auf einen Fernsehbildschirm hätte klar gezeigt, dass sich Gnabry im Abseits befand, doch in dieser Runde hat der DFB-Pokal (leider) noch kein VAR.

Bayerns Angriffsspiel wurde in der Folge besser, doch eine Lawine an besten Tormöglichkeiten kam nicht wirklich dabei heraus. So bekam der Underdog in der 37. Minute selbst die Chance zum Ausgleich und passend zu den letzten Wochen Bayerns, trafen sie auch sofort. Ein wilder langer Ball von Dehm auf den freien Bartels, der Süle und Sarr davongelaufen war. Neuer blieb chancenlos. Nach einem Standard gelang den Münchnern kurz vor Schluss noch beinahe die erneute Führung, doch Tolissos Ablage auf Müller war zu kurz, so ging es mit einem 1:1 in die Kabine.

2. Halbzeit 

Beide Mannschaften kamen ohne Wechsel aus der Kabine und Bayern erzielte fast direkt die erneute Führung. Nach einem Foul an Jamal Musiala im rechten Halbraum, trat Sané zum Freistoß an und verwandelte perfekt in den rechten Winkel.

Kiel kam nun zu einer Reihe gefährlicher Szenen, doch auch der FC Bayern erhöhte um ein Haar in der 66. Minute nach einem Solo Musialas. Gut eine Viertelstunde vor Schluss brachte Flick Lewandowski und Costa für Musiala und Sané, Müller rückte auf seine geliebte Spielmacherposition. Auch Kiel begann parallel mit ihren Wechseln und kurze Zeit später tauschte Hansi Flick noch Pavard für Sarr. All diese Wechselspiele waren dem Spielfluss überhaupt nicht zuträglich. Kiel war davor drauf und dran, gefährlich zu werden. So sah es danach aus, als würde das Spiel angespannt austrudeln, Flick schien mit der Einwechslung Rocas das Spiel bereits inoffiziell für Beendet erklärt zu haben. Doch dann, komplett aus dem gar nichts, packte Kiel noch zum Hammerschlag aus. Van den Bergh flankte von links in die Mitte wo Davies (!) als einziger Kopfballspieler verteidigen musste. Wahl köpfte aus kürzester Distanz ein und brachte Manuel Neuer zum Kochen.
Fun fact: 6.000km entfernt fiel exakt zur selben Minute der Hammerschlag zu Donald Trumps zweitem Impeachment, was davon jedoch historisch bedeutender war, möchte ich nicht beurteilen. Gerüchte zur dramaturgischen Absprache, lassen sich jedoch nicht komplett von der Hand weisen.

So ging es in die Verlängerung, etwas was die Bayern bei einem derart vollen Kalender sicherlich lieber hätten vermeiden wollen. Die erste Halbzeit dieser lief ziemlich ereignislos ab, zum Seitenwechsel kam noch David Alaba für Corentin Tolisso als letzte Wechseloption.

In der zweiten Hälfte der Verlängerung wurde Bayern nun zielstrebiger, zeigte wohl die beste Viertelstunde der Partie, schaffte es jedoch partout nicht echte Torchancen herauszuspielen. Die Elfmeterlotterie musste herhalten. Ein Elfmeterschießen, dass es in sich hatte. Alle fünf Schützen der beiden Teams trafen, dann scheiterte ausgerechnet der wenig spielende Marc Roca. Fin Bartels schoss die Bayern aus dem Pokal.

Dinge, die auffielen

1. Spielmachende Innenverteidiger

Holstein Kiel spielte ein mutiges hohes Mittelfeldpressing, welches die Innenverteidiger Bayerns im Spielaufbau fast vollständig freie Hand ließ. So durften sich Niklas Süle und Lucas Hernández freien Herzens im Passspiel austoben. Im Vergleich zu Boateng und Alaba wird ihnen ja gemeinhin ein schwächeres Passspiel angerechnet, doch heute spielten sie einen pressingbrechenden Ball nach dem anderen. Gerade die boatenghaften Lobs hatten eine richtig gute Quote. Leider konnten ihre angreifenden Mitspieler nur allzu selten etwas mit diesen Vorlagen anfangen.

2. Langer Ball = Gegentor

Gefühlt in jedem Spiel muss der FC Bayern derzeit ein Gegentor nach einem wilden, langen Ball schlucken. Auch gegen Kiel war das der Fall. Diesmal war das Gegentor von besonders absurder Art und Weise. Dehms Flanke war fast mehr ein Pressschlag als ein so gedachter Ball und trotzdem befand sich Niklas Süle wie aus dem Nichts alleine gegen drei Gegenspieler. Sarr und Hernández waren beide im Niemandsland.

Hansi Flick wurde im letzten Jahr vollkommen zurecht mit Lob nur so zugeschüttet, doch wenn eine von ihm trainierte Mannschaft immer und immer wieder auf die exakt gleiche Art geknackt wird, muss sich in diesem Punkt auch der Trainer der Kritik stellen. Auch das zweite Gegentor war absurder Natur. Bei eigener Führung darf es einfach nicht sein, dass Linksverteidiger Davies alleine gegen drei Gegenspieler am eigenen Fünfer ins Kopfballduell muss. Es ist das gleiche Lied/Leid wie seit Wochen: Bayern kassiert einfach viel zu viele, viel zu einfache Gegentore. Egal ob gegen den Champions-League-Achtelfinalisten Gladbach oder Zweitligisten Kiel.

3. Flick mag keinen Roc(a)

Viel Rotation stand auf dem Programm, doch einer musste sich 90 Minuten auf der Bank begnügen. Marc Roca nahm seinen Stammplatz auf der Bank ein. Und das obwohl Leon Goretzka ausfiel und Tolisso in den letzten Spielen nicht überzeugen konnte. Obwohl Bayerns Spiel einfach nicht in den letzten Spielen lief und obwohl Tolisso abermals nicht überzeugen konnte. Flicks Einwechslung Rocas 80 Sekunden vor Ende der regulären Spielzeit, hatte dann fast etwas von Höchststrafe. Mehr traute Flick seinem jungen Spanier nicht zu. Ist es dann erstaunlich, wenn Roca nie wirklich ins Spiel findet, wenn sich sein Cameo auf einmal als wichtiger 30-Minuten-Einsatz entpuppt? Roca spielte merkwürdig hoch, bekam sogar Abschlussmöglichkeiten. Dabei ist er eigentlich klarer Sechser, das Spiel am gegnerischen Strafraum ist eigentlich nicht seins. Dass er dann am Ende der Unglücksrabe vom Elfmeterpunkt ist, passt da nur ins Bild.

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