0:2-Niederlage zu Zehnt im Derby!
Die Münchner Amateure befinden sich in der Saison nach dem überraschenden Titelgewinn voll im Abstiegskampf. Aus den letzten sieben Spielen konnte die Elf von Trainer Seitz nur eine Partie gewinnen. Allerdings ist die letzte Niederlage mittlerweile auch schon vier Spieltage her. Zuletzt gab es im kleinen Derby gegen Unterhaching ein 1:1.
Mit den Blauen traf man nun auf einen beliebten Aufbaugegner. Der “Lokalrivale” konnte die letzten vier Partien gegen die Münchner Zweitvertretung allesamt nicht gewinnen. Doch in dieser Saison standen die Vorzeichen anders: Die Giesinger kämpfen dank Drittliga-Toptorschütze Mölders um den Aufstieg.
Aufstellung: R. Hoffmann – Lawrence, Feldhahn, Richards – Stanisic, Vita, Tiago Dantas, Stiller, T. Kern – Arp, Zirkzee
Dinge, die auffielen
1. Fünf gegen Sascha
Wie bereits in den Vorwochen schickte Holger Seitz seine Mannschaft mit einer Fünferkette in die Partie. Aus gutem Grund ging es doch mit 59+1 gegen die gefährlichste Offensive der Liga rund um Sascha Mölders mit seinen 12 Saisontoren.
Besonders spannend würde das direkte Duell Lawrence gegen Mölders. Der junge, unerfahrene Innenverteidiger wirkte in der Vergangenheit oft etwas hüftsteif. Gegen einen gewieften Stürmer würde es wichtig, dass ihm Feldhahn oder Richards immer wieder zur Hilfe kommen.
Ansonsten setzte Seitz auf alle Spieler mit Profierfahrung. Der eben erwähnte Richards rückte für Arrey-Mbi in die Startelf. Flick-Liebling Dantas durfte in der Zentrale neben Stiller agieren, während der umworbene Zirkzee im Sturm neben Arp auflief.
2. Zirkzee, der bessere Arp
Rund um Zirkzee wurde es zuletzt wieder lauter. Der junge Niederländer wird in der Bundesliga heiß umworben, wo er zum Ende der letztjährigen Hinrunde die Münchner gleich doppelt spät rettete. Ein Sommerwechsel hatte sich noch zerschlagen, aber nach dem Transfer von Choupo-Moting waren die Einsatzzeiten für Zirkzee zuletzt ausgeblieben.
Nun durfte er einmal mehr, zum vierten Mal in der Saison, bei den Amateuren aushelfen. Dabei konnte Zirkzee zeigen, weshalb er – und nicht der mit viel Vorschusslorbeeren verpflichtete Arp – im erweiterten Profikader ist. Im Offensivspiel war der Holländer oft die zentrale Person, der immer wieder große Wege lief, um sich als Anspielstation zu positionieren. Zwar sprang dabei keine direkte Torchance heraus, doch die Körpersprache war deutlich. Gegen den Ball war Zirkzee oft der Erste im Anlaufen und machte dies mit schlauen Winkeln – sicherlich auch eine Folge der Schulung unter Flick.
Leider wurde der Auftritt von Zirkzee nach 28 Minuten jäh beendet. Im undurchsichtigen Gestochere im Sechzehner trat der Niederländer dem gegnerischen Torwart Hiller ins Gesicht und wurde darauf mit Rot vom Platz gestellt. Damit hatte Zirkzee, trotz seiner bis dahin sehr engagierten Leistung, dem Team einen Bärendienst erwiesen.
3. Frühes Spiel in Phasen
Die Partie begann mit aktiven Giesingern, die den Aufbau der Amateure bereits früh attackierten. Vor allem die jungen Lawrence und Richards wurden oft hoch angelaufen. Beide konnten jedoch meist gröbere Fehlpässe verhindern, woraufhin die Gäste dann den Zugriff auf den etwas aufgerückten Feldhahn oder Stiller im zentralen Mittelfeld versuchten. Ansonsten war der Plan der Köllner-Elf die Roten mit langen Bällen zu überlisten. Ein Plan, der immer wieder aufging.
Nach knapp fünfzehn Minuten allerdings ließ der erste große Druck nach und die Münchner konnten sich durch ihre individuelle Klasse öfter aus der Gefahrenzone befreien. Vor allem der sich fallen lassende Zirkzee half dabei. In der Folge schafften es die Bayern dann auch zunehmend für Entlastung zu sorgen, wobei die größte Chance der Hausherren sich nach einem Freistoß von Stiller ergab. Den Kopfball von Kern konnte der gegnerische Keeper jedoch abwehren.
Mit der Vorstellung bis zu diesem Zeitpunkt versprach die Partie durchaus spannend zu werden, doch eine unüberlegte Aktion reichte aus, um dies zu verhindern.
4. Unterzahl noch vor Pause ausgenutzt
Nach dem Platzverweis gegen Zirkzee erfolgte ein Bruch in der Partie, wobei die Gäste nun zielstrebiger agierten. Einer Großchance von Steinhart, die Lawrence auf der Linie klärte, folgten nur noch wenige Entlastungsangriffe der Roten. Die Blauen wollten vor der Pause noch das Führungstor erzielen, um den Münchnern eine Chance zur Anpassung zu nehmen.
Drei Minuten vor dem Halbzeitpfiff gelang dies durch einen ruhenden Ball. Einen Freistoß aus dem Halbfeld klärte Kern vor Mölders, leider jedoch ins eigene Tor. Der Treffer hatte sich angekündigt, auch wenn die Bayern mit der gleichen Grundformation wie vor der roten Karte agierten.
5. Positiver Spin trotz Niederlage?
Die zweite Hälfte lief dann zu Beginn ebenfalls viel in Richtung des Tors von Hoffmann. Vor allem nach Standardsituationen und bei Aktionen über die Außen wurde es fast immer brandgefährlich im roten Sechzehner. Für die Bayern ergaben sich ihrerseits Chancen fast nur nach ruhendem Ball. Doch der Gästekeeper Hiller entschärfte alle Angriffe.
Ab der siebzigsten Minute allerdings wurden die Bayern stärker. Mit den eingewechselten Dajaku und Scott wurde das Team offensiv aktiver. Von nun bis zum Spielende war man nun mindestens auf Augenhöhe und drängte auf den Ausgleich – vorrangig bei Standardsituationen. Als Seitz noch mit der Auswechslung Lawrence für Jastremski die Fünferkette auflöste war zum Endspurt gerufen. Doch dieser war trotz allem Engagement nicht erfolgreich.
Dieser Offensive war dann auch der Treffer zum 0:2-Endstand geschuldet. Biankadi setzte sich im direkten Duell mit Stanisic aufgrund seiner Physis durch.
Am Ende können die Amateure aus dieser Partie dennoch mit erhobenem Haupt gehen. Die beste Offensive der Liga schaffte über weite Strecken keinen eigenen Treffer. Gerade die Schlussphase zeigte zudem die Moral der Mannschaft. Mit einer solchen Leistung und Einstellung sollte man im weiteren Saisonverlauf den Abstieg abwenden können.
6. Dantas muss sich strecken
Die Augen vor diesem Derby waren besonders gerichtet auf den jungen Tiago Dantas. Der schmächtige Sechser ist ein ausgewiesener Liebling von Profi-Coach Flick, wo der Portugiese seit Januar auch spielberechtigt ist. Doch wie würde sich Dantas, der im Fernsehbild teilweise wie ein Jugendspieler im Trikot seines Vaters wirkt, in einer physischen und hitzigen Partie schlagen?
Siebzig Minuten später ist die Bilanz eher ernüchternd. Dantas fiel zwar nicht speziell negativ auf, allerdings ging von ihm auch keine bewusst positive Aktion aus. Das Spiel der Amateure läuft weiterhin komplett über Stiller, der sich im Aufbau deutlich präsenter zeigt. Allerdings muss man dem jungen Deutschen auch zugute halten, dass er natürlich deutlich eingespielter im Team von Seitz ist.
Die fehlende Physis wurde Dantas nicht explizit zum Verhängnis. Oft half ihm dabei sein gutes Gespür für Räume, in die er sich drehen kann. Gegen den Ball konnte er jedoch kaum Akzente setzen. Bei Ballverlusten der Mannschaftskollegen war er teilweise schlecht positioniert, sodass er weder ins Gegenpressing kam noch den Passweg zustellte.