Erste Runde Pokal: Düren-Öffner für die Neuzugänge?
Länderspielpausen sind für den FC Bayern München in der Regel entspannt. Der Großteil des Kaders ist ohnehin auf Reisen, aufgestockt wird im Training mit Jugendspielern. So auch in dieser Woche: Leon Dajaku, Angelo Stiller, Johannes Schenk, Maximilian Zaiser, Josip Stanisic, Alexander Lungwitz, Kilian Senkbeil, Armindo Sieb und Fiete Arp rückten am Dienstag ins Profitraining auf.
Das Spiel am Donnerstag verändert die Situation insbesondere für Hansi Flick. Statt sich in Ruhe auf das Spiel am Samstagabend in Bielefeld vorbereiten zu können, muss er eine Startelf aus dem Hut zaubern, die möglichst ohne aktive Nationalspieler auskommt – zumindest ohne jene, die tatsächlich auf Reisen waren.
Stellen sich die Bayern von selbst auf?
Im Tor könnte deshalb Alexander Nübel zu seinem Debüt kommen. Auch wenn Manuel Neuer dafür bekannt ist, jedes Spiel mitnehmen zu wollen, so dürfte die Pause nach der Partie gegen die Schweiz am Dienstag zu wenig gewesen sein. Es wäre vor allem auch kein positives Zeichen an den jungen Neuzugang, würde Nübel nicht mal dieses Spiel bekommen.
In der Abwehr profitiert Flick von Löws endgültiger Entscheidung, Jérôme Boateng trotz der Defensivprobleme im DFB-Team auszubooten. Die Frage ist nur, wer neben ihm startet. Niklas Süle spielte am Dienstagabend keine Minute, würde theoretisch also zur Verfügung stehen. Der Kicker hingegen spekulierte auf Chris Richards, der aber womöglich nicht rechtzeitig fit wird. Darüber hinaus steht Javi Martínez zur Verfügung. Der Routinier dürfte den Vorzug wohl erhalten, hatte er zuletzt doch keine wirkliche Belastung.
Weil Alphonso Davies nicht zur Nationalmannschaft reisen musste, wird er wohl starten und am Samstag durch Hernández ersetzt, der am Mittwoch noch mit der französischen Mannschaft unterwegs ist. Rechts ist die Situation ebenfalls sehr klar: Neuzugang Bouna Sarr bekommt höchstwahrscheinlich seinen ersten Einsatz für die Bayern.
Ein Newcomer im Mittelfeld oder doch Stiller Verlierer?
Gerade die Innenverteidiger-Situation dürfte Einfluss auf die Ausrichtung im Mittelfeld haben. Wenn Flick Süle für fit genug hält, wird Martínez neben Neuzugang Marc Roca auf die Sechserposition rücken. Mit Angelo Stiller trainierte zwar ein sehr ambitionierter Spieler von den Amateuren unter der Woche mit, doch bisher schenkte Flick ihm nicht wirklich Vertrauen. Es war schließlich das erste Mal überhaupt, dass er am Profitraining teilnehmen durfte.
Trotzdem berichtete Sky-Reporter Torben Hoffmann kürzlich davon, dass Stiller gegen Düren sein Debüt feiern könnte. Für den talentierten und spielstarken Mittelfeldmann wäre es die große Chance, das Trainerteam von sich zu überzeugen – wenn es sich nicht doch für Süle und Martínez entscheidet.
Im offensiven Zentrum wird Thomas Müller gesetzt sein. Auch hier kommt es Flick hingegen, dass Löw ihn endgültig aus der Nationalmannschaft gestrichen hat. Die verbliebenen drei Positionen werden allem Anschein nach von zwei Neuzugängen und einem Jugendspieler besetzt: Eric Maxim Choupo-Moting, Douglas Costa und Jamal Musiala haben die besten Karten auf einen Startelfeinsatz.
Boateng und Müller sind die Achse
Spannend wird es auch sein, wer letztendlich die Optionen von der Bank sein werden. Neben vielen Spielern von den Amateuren wird Flick wohl zusätzlich die eine oder andere qualitativ hochwertigere Alternative aufbieten wollen, um alle Szenarien abdecken zu können. Letztendlich wird das wohl davon abhängen, wer sich frisch genug fühlt.
Für die Neuzugänge ist es in jedem Fall ein wichtiges Spiel, um den Rhythmus zu finden und das System der Mannschaft kennenzulernen. Auch wenn vieles noch nicht gelingen wird, so gibt es doch ein paar Eckpfeiler, die dem Spiel gut tun werden. Im Spielaufbau kommt Boateng eine Chefrolle zu, weiter vorn ist es Müller, der seine Mitspieler ordnen und coachen muss.
Gerade das Pressing könnte noch sehr wild aussehen, stehen doch um Müller herum fast nur neue Gesichter auf dem Platz. Es ist die ganz kleine Chance, die sich der 1. FC Düren an diesem Abend ausrechnet. Vielleicht bieten sich dadurch ein paar Umschaltsituationen, die zum Torerfolg führen können.
Düren ohne Chance, aber die wollen sie nutzen!
Das Ziel, es besser als Barcelona und Schalke zu machen, ist in jedem Fall greifbar. Doch wenn eine Bayern-Mannschaft gegen einen unterklassigen Gegner auch nur den Hauch einer Möglichkeit zulässt, dann könnte es wohl diese noch sehr uneingespielte sein.
Düren kommt zumindest mit Selbstvertrauen. Zwölf der letzten dreizehn Spiele haben sie, wenn auch mit zeitlicher Unterbrechungen, gewonnen. Vor allem defensiv standen sie dabei zumeist sehr stabil. Gegen die Bayern ist eine recht kompakte und tiefstehende Formation zu erwarten, wie man es von individuell derart unterlegenen Mannschaften gewohnt ist. Doch gerade weil bei den Bayern vieles noch unklar ist, könnte das ein gutes Mittel zum Erfolg sein.
Es ist einer dieser typischen Pokalabende, an denen eigentlich klar ist, wie es am Ende ausgeht. Doch gerade in den letzten Jahren haben die Bayern häufig erlebt, wie eng es gegen unterklassige Mannschaften werden kann. Das knappe 2:1 gegen Viertligist Rödinghausen 2018 beispielsweise, oder der späte 1:0-Sieg gegen Drochtersen (ebenfalls Viertligist) im selben Jahr.
Im Normalfall setzt sich die Qualität des FC Bayern durch, aber die Umstände erlauben es dem Fußballfan, der es nicht mit den Münchnern hält, ein bisschen zu träumen. Für Düren kommt dieses Duell womöglich zum richtigen Zeitpunkt – wenngleich ein echtes Heimspiel vor einmaliger Kulisse nochmal besser gewesen wäre. Die Bayern hingegen bekommen einen ersten kleinen Eindruck davon, wie weit die Neuzugänge schon sind. Das Pokalspiel könnte für sie ein Düren-Öffner sein.