Die Kür glückt: Bayern besiegt Freiburg 3:1
Für den FC Bayern war bereits alles klar: Von Platz eins würde sie niemand mehr stoßen können, für Freiburg jedoch ging es noch um Europa. Ein einziger Punkt trennte sie vor dem Spiel vom sechsten und siebten Tabellenplatz. Auch wenn man es mit Blick auf den nächstjährigen Abstiegskampf bezweifeln kann, ob dem SC Freiburg der Weg in die schwierige und wenig lukrative Europa-League-Qualifikation gut täte.
Falls Ihr es verpasst habt
Die Aufstellung
Mit der Meisterschaft im Rücken und einigen verletzten oder gesperrten Spielern im Kader wechselte Flick kräftig durch. Direkt im Tor bekam Sven Ulreich endlich wohlverdiente Spielzeit, dazu durfte Javi Martínez nach langer Zeit wieder von Beginn an spielen. Für beide könnte es das letzte kompetitive Spiel in der Allianz Arena gewesen sein. Neben dem Basken spielte Boateng, nachdem sich Alaba verletzt abmeldete. Den gesperrten Alphonso Davies ersetzte wie erwartet Lucas Hernández. Vor der Doppelsechs Kimmich und Goretzka gingen die Umbaumaßnahmen weiter: In Ermangelung von Außenstürmern kam Mickaël Cuisance zu seinem zweiten Saisonspiel auf Rechtsaußen, Müller begann etwas überraschend im offensiven Mittelfeld. Dazu bekam Sarpeet Singh, mit 14 Scorerpunkten aus der dritten Liga im Rucksack, zum ersten Mal eine Chance von Beginn an. Sein bisher einziges Spiel bei der ersten Mannschaft waren acht recht bedeutungsarme Minuten in der Hinrunde gegen Werder Bremen. Ohne den ebenfalls verletzten Ivan Perišić, saßen auf der Bank neben Neuer und Coman somit ausschließlich Talente.
In Christian Streichs flachem 4-4-2 lief der SC Freiburg ohne Nationalspieler Robin Koch, aber unter anderem mit Vincenzo Grifo und Ex-Bayer Nils Petersen auf.
1. Halbzeit
Von Beginn an war es ein flotter Sommerkick. Bayern griff sofort munter an und drängte auf die schnelle Führung, nach 15 Minuten kam diese dann auch zu Stande. Nach einer Ecke bekam Lewandowski mit dem Rücken zum Tor den Ball, hielt ihn und legte zu Kimmich zurück, der überlegt flach ins lange Eck einschoss.
Mit einem ähnlich schönen Tor baute Bayern die Führung aus (25.). Kimmich spielte vertikal auf Müller, der halb stehend, halb fallend mit dem Außenrist auf Goretzka durchsteckte. Der inoffizielle Nachfolger des „Schweizer Kraftwürfels“ im Kader des FC Bayern scheiterte zunächst noch an Schwolow, doch den Abstauber köpfte Lewandowski mühelos zu seinem 32. Saisontor ein. Aubameyangs und sein eigener Rekord waren damit egalisiert.
Auch wenn Bayern weiterhin stürmte, kam Freiburg aus dem sprichwörtlichen Nichts jedoch zum Anschlusstreffer. Keitel konnte im Strafraum umringt von Bayern-Verteidigern auf Schmid passen, der durch Ulreichs Beine auf Höler quer legte, der den Ball über die Linie drückte. Gar kein gutes Verhalten der bayerischen Defensive (33.).
Die Mannschaft ließ sich davon jedoch nicht beirren und stellte den alten Zwei-Tore-Abstand fast direkt danach wieder her. Cuisance wurde gefoult, fiel jedoch nicht und brachte den Ball auf Goretzka, der mit großen Schritten das Feld überquerte und quer zum mitgelaufenen Hernández passte. Der Franzose machte noch einige Meter und flankte flach zu Lewandowski. Eigentlich deckten die zwei Freiburger Abwehrspieler und Schwolow alle Abschlusswinkel ab, doch im Stile eines absoluten Weltklassestürmers nutzte Lewandowski die eine Möglichkeit, die er bekam. Den Freiburgern konnte man kaum etwas anlasten (36.). Müller bekam noch eine weitere gute Möglichkeit, doch die Halbzeit endete mit einem 3:1-Halbzeitstand.
2. Halbzeit
Bayern verzichtete in der Pause auf Wechsel, Freiburg brachte Kwon für Sallai. Das Spiel flachte nun merklich ab, Freiburg konnte nicht viel mehr tun, Bayern wollte scheinbar nicht. Nach viel Geplänkel sah sich Hansi Flick genötigt einzugreifen. Für den guten Cuisance und etwas luftigen Singh kamen Zirkzee und Coman, Freiburg brachte parallel unter Anderem Waldschmidt für Torschütze Höler (63.). Offensiv wurde es damit nur marginal stringenter, vielversprechende Abschlüsse von Zirkzee, Müller oder Coman blieben erfolglos. In der 85. Minute kam noch Richards für Martínez, kurz darauf noch Musiala für Müller.
Das größte Erfolgserlebnis der Bayern in der zweiten Hälfte war so gesehen ein Nicht-Tor: In der letzten Minute der Nachspielzeit tauchte Kwon frei vor Sven Ulreich auf, der im Eins-gegen-Eins lange stehen blieb und schlussendlich die Oberhand behielt. So endete die Partie 3:1 für den Rekordmeister, nächste Woche dürfen sich die Bayern in Wolfsburg die Schale abholen.
Dinge, die auffielen
1. Zurück im Flow
Nach den etwas stotternden Auftritten der vergangenen Spiele, fragte der ein oder andere sich schon, ob der FC Bayern sich unbemerkt in einer Leistungsdelle befand. Trotz der vielen Wechsel kam die Mannschaft gegen Freiburg wieder zurück zum Offensivflow. Man presste hoch und erfolgreich, ließ die Bälle zielgerichtet laufen, erspielte sich kreativ Chancen und schoss richtig schöne Tore. Gerade Lewandowski, Kimmich, Goretzka und Müller waren an fast allen guten Aktionen beteiligt und bestätigten ihre Top-Form nach der Corona-Pause.
Wahrscheinlich lagen die vergangenen durchwachsenen Spiele tatsächlich an der Kondition.
2. Wieder nur eine Halbzeit
Mag man ganz gehässig sein, man könnte dem FC Bayern unterstellen, er könne aktuell nur eine Halbzeit. Dafür sprechen die Halbzeiten gegen Leverkusen, Frankfurt, jetzt Freiburg und irgendwo auch unter der Woche in Bremen eine zu deutliche Sprache. Nun muss man nicht immer nach dem Haar in der Suppe suchen, heute gegen Freiburg und davor gegen Leverkusen erledigte man die Hausaufgaben eben bereits in der ersten Hälfte, doch bei allem völlig gerechtfertigtem Lob muss Hansi Flick in der nächsten Saison noch den Beweis erbringen, ob sein Fußball wirklich eine ganze Saison über hält. Nichts schlägt im Fußball mehr auf die Kondition ein als den Gegner ständig hoch zu pressen. Eben deshalb variieren Mannschaften für gewöhnlich zwischen Angriffs- und Mittelfeldpressing.
In gewisser Weise half die Frühlingspause durch das Virus dem FC Bayern, dadurch konnte er mit minimaler Rotation einfach weiter fröhlich immer vorne pressen. Man kann mindestens diskutieren, ob denn die dritte Saisonpause nach dem Pokalfinale wirklich nur schlecht sein muss für den FC Bayern, augenscheinlich können die Spieler noch eine Pause derzeit gut vertragen.
3. Schlussendlich war es nur die Kür
Nichtsdestotrotz muss man wegen der zweiten Halbzeit nicht die härtesten Geschütze der Kritik auspacken, es war schlussendlich nunmal nur ein Spiel für die Galerie ohne sportlichem Wert. Für den FC Bayern schon gar nicht und selbst beim SC Freiburg bekam man den Eindruck, dass Vereine schon mal härter um die Europa League gekämpft hatten. Höchstwahrscheinlich bekamen die Spieler spätestens in der Halbzeit mit, dass alles unter einem Sieg in München nicht ausreiche und so versuchten sie es gar nicht erst so richtig.
Der FC Bayern indes musste nicht mehr tun als er es in der ersten Hälfte bereits tat und so ergab sich ein lasches Fußballspiel, dass frappierend an ein Vorbereitungsspiel erinnerte. Die einzigen Motivationsspritzen wären da noch diverse mögliche Rekorde gewesen, doch Hansi Flick meinte in der Pressekonferenz vor dem Spiel noch direkt, dass ihn diese gar nicht interessierten. Währenddessen suchte Robert Lewandowski auch im vorletzten Bundesligaspiel weiterhin erstaunlich mannschaftsdienlich seine Mitspieler, statt zu versuchen Dieter Müllers 34-Tore-Bundesligasaison einzuholen.