0:0 im Topspiel zwischen Bayern und Leipzig! Die Meisterschaft bleibt offen.
Durch eine kleine Schwächephase von Leipzig hatten die Münchner in der Vorwoche die Tabellenführung übernommen. Im direkten Duell gab es die Chance, die Konkurrenz zu distanzieren.
Die Aufstellung
Hansi Flick hatte wenig Überraschendes parat und ging mit der erwarteten Aufstellung in die Partie. Im Vergleich zum 4:3-Sieg gegen Hoffenheim brachte dies zwei Änderungen: Thiago und Goretzka standen wieder in der Startelf. Coutinho und Tolisso blieben draußen. Gnabry rotierte dies auf den linken Flügel und Müller behielt seine rechte Außenbahn, die er auf seine eigene Art und Weise interpretierte.
Auf der Gegenseite hatte Julian Nagelsmann ein paar mehr Änderungen vorgenommen. Gulácsi, Adams, Olmo und natürlich Werner rotierten in die erste Elf im Vergleich zur 1:3-Niederlage in Frankfurt. Taktisch ergab sich ein 5-4-1-System ohne Ball, also eine sehr konservative Herangehensweise. Bei eigenem Ballbesitz war es ein 4-1-2-3.
1. Halbzeit
Die Partie begann ohne große Abtastphase und sofort mit viel Ballbesitz für den FC Bayern, der sich in den ersten 15 Minuten einige Halbchancen erspielen konnte. Leipzig beschränkte sich auf ein Mittelfeldpressing und den Versuch, Konter zu erzwingen.
Im Anschluss entwickelte sich eine ausgeglichene Phase, in der es Leipzig schaffte, besser ins Pressing zu kommen. Die Folge war unter anderem eine Möglichkeit durch Werner. Auf der Gegenseite scheiterten die Bayern vor allem am letzten Pass, unabhängig davon, ob sie auf dem linken oder rechten Flügel durchbrachen. Teilweise wäre mehr möglich gewesen.
In der Schlussphase der ersten Halbzeit konnten sich die Bayern wieder eine optische Überlegenheit erspielen. Nach einer Flanke von Müller hatte Lewandowski die beste Chance der Partie. Sein Schuss wurde von Upamecano noch zur Ecke geklärt (39.).
So ging es torlos in die Kabine. Beide Seiten investierten viel, ohne die Lösung zu haben, die jeweilige Gegenseite vor Probleme zu stellen.
2. Halbzeit
Ohne personellen Wechsel ging es in die zweiten 45 Minuten, in der Leipzig direkt nach Wiederanpfiff die größten Chancen des Spiels hatte. Zunächst vergab Sabitzer, dann Werner nach einem Fehler von Neuer. Auf der Gegenseite verhinderte berechtigterweise der VAR einen Elfmeter für die Bayern. Die Partie gewann an Tempo, weil beide Seiten mehr Fehler machten – mehrheitlich auf Seiten der Gastgeber.
Flick reagierte für seine Verhältnisse sehr früh und brachte Coutinho für Gnabry, der noch nicht bei 100 % nach seiner verpassten Vorbereitung ist. Nur wenig später brach Leipzig erneut durch und Werner vergab allein vor Neuer den Führungstreffer. Für Flick war es das Zeichen einen weiteren Wechsel vorzunehmen. Es kam Hernández für Boateng.
Dadurch beruhigte sich die Partie aus Münchner Sicht. Die Abstände zwischen den Ketten waren nicht mehr so groß und Hernández klärte mit seiner Präsenz einige Szenen. Dadurch kippte das Spiel wieder Richtung Bayern. In der 79. Minute hätte Goretzka nach einer Kombination mit Lewandowski die beste Bayern Möglichkeit, aber er scheiterte an Gulácsi.
Am Ende trennten sich beide Mannschaften mit einem 0:0. Beide Teams können zufrieden sein. Die Bayern, weil sie nach dem Chancen-Plus von Leipzig in der zweiten Halbzeit die Partie durchaus hätten verlieren können. Auf der anderen Seite schwammen die Gäste in den ersten 45 Minuten, wenngleich es den Bayern nicht gelungen ist, sich die Masse an Chancen zu erspielen.
Dinge, die auffielen
Letzter Pass – wo bist du?
Wenn man etwas am Spiel der Bayern kritisieren will, dann, dass aus den vielen Durchbrüchen auf den Flügelpositionen, vor allem durch Davies und Pavard, zu wenige Abschlüsse kreiert wurden. Allein Pavard kam auf vier Flanken in den ersten 45 Minuten. Die meisten in guter Position. Auf der anderen Seite hatten Davies und Gnabry Möglichkeiten, Lewandowski, Goretzka oder Müller in Position zu bringen. Ebenfalls ohne Erfolg. Aus der optischen Überlegenheit (71 % Ballbesitz in der 1. Halbzeit) konnten die Bayern nur zwei Schüsse auf das Tor erspielen. Ein Fernschuss von Thiago und die gute Möglichkeit von Lewandowski vor der Pause. Einen Hauch zu wenig für den hohen läuferischen Aufwand, den die Bayern betrieben haben, was sich vielleicht auch (an) fehlenden Kräften in der zweiten Halbzeit bemerkbar gemacht hat.
Fehlende Ruhe
Was sich in den letzten Wochen andeutete, war auch heute zu sehen: Dem FC Bayern fehlt ein Kontrollmodus. In den zweiten 45 Minuten wurden viel zu viele einfache Fehler gemacht und zu viele Risikopässe gespielt. Dadurch stimmte die Positionierung in der Umschaltbewegung nicht. Leipzig konnte zum Teil mit viel Tempo auf die Abwehr zulaufen und hatte große Möglichkeiten. Erst durch die Hereinnahme von Hernández gewannen die Bayern mehr Kontrolle. Die Münchner verteidigten wieder aktiver. Die letzten 10 bis 15 Minuten der Partie gehörten wieder ihnen. Ein positiver Aspekt nach der Partie gegen Hoffenheim.
Alea iacta est?
Es war ein doppeltes Sechs-Punkte-Spiel. Mit einem Sieg hätten sich die Münchner sowohl von Leipzig, aber auch von Dortmund absetzen können. Dies ist nicht gelungen. Über die vollen 90 Minuten fehlte es an der Konsequenz und auch an Ideen, wie Tore geschossen werden sollen. Zu sehr lag der Fokus auf Flanken, obwohl die größten Möglichkeiten durchs Zentrum initiiert wurden. Leipzig verteidigte es mit seiner Fünferkette geschickt. Die Elf von Flick hatte phasenweise keinen Flügelspieler auf dem Platz und konnte die Kombinationsstärke von Thiago, Kimmich und Coutinho nicht gewinnbringend einsetzen.