Bayern holt den nächsten Sieg! 30 Minuten für ein 3:1 in Mainz
Falls Ihr es verpasst habt
Die Aufstellung
Hansi Flick änderte seine Mannschaft auf keiner Position und schickte dieselbe Elf in der exakt gleichen Formation auf das Feld wie gegen Schalke 04 eine Woche zuvor. Nach zwei starken Spielen in der Rückrunde sprach Flick Jérôme Boateng weiterhin das Vertrauen aus, Leihspieler Odriozola musste somit auf seine Premiere warten. Leon Goretzka bekam erneut den Vorzug vor Coutinho und Tolisso und auf der linken offensiven Außenbahn gewährte der zuletzt gut spielende Ivan Perišić Serge Gnabry ausreichend Genesungszeit.
Mainz 05 spielte in einer 4-2-3-1-Formation, mit dem zur Rückrunde auskurierten Mateta als Sturmspitze und Boëtius im offensiven Mittelfeld.
1. Halbzeit
Bayern begann von Anfang an Flanken in den Mainzer Strafraum zu schlagen und wurde dafür bereits in der achten Minute belohnt. Thiago verlagerte schön auf den freien Pavard, der punktgenau mit viel Schnitt auf Lewandowski servierte. Der Stürmer hatte sich im Rücken seiner Verteidiger weggeschlichen und fand sich so mit erschreckend viel Platz für seinen Kopfball wieder.
Sechs Minuten später erhöhte Bayern gleich mit seiner nächsten hochkarätigen Chance. Müller steckte vertikal auf Lewandowski durch, der im direkten Duell mit Zentner noch das Nachsehen hatte, Goretzka holte sich jedoch halblinks den Rebound, und passte perfekt quer zum eingelaufenen Müller, der inmitten vieler Mainzer Verteidiger ins leere Tor einschoss.
Mit der Zwei-Tore-Führung im Rücken wurde Bayern ein wenig leichtsinnig, ließ Mainz ein effektiveres Pressing aufziehen und lud die Heimmannschaft zu einigen leichten Chancen ein. Diese kleine Druckphase durchbrach Thiago jedoch ganz alleine als er in der 25. Minute mit einem unglaublichen Tor alle Zweifel erstickte. 25 Meter vor dem gegnerischen Kasten bekam er ebenfalls über die halblinke Seite den Ball, dribbelte mit unnachahmlichen Körpertäuschungen durch die scheinbar feste Verteidiungsmitte gleich drei Spieler aus und traf mit einem festen Linksschuss rechtsunten ins Tor. Ein atemberaubender Treffer.
Beierlorzer nahm wenige Minuten später positionstreu den bedienten Kunde(n) für Latza vom Feld. Bayern wechselte in den Verwaltungsmodus und wurde diesmal für ihre Leichtsinnigkeit bestraft. Kurz vor Halbzeitschluss köpfte St. Juste eine unnötige Ecke, von Goretzkas Schulter abgefälscht, ins Tor und verkürzte auf 1:3.
2. Halbzeit
Das späte Tor entpuppte sich nur für Mainz 05 als Erwachungselement, denn sie kamen wie ausgewechselt aus der Kabine. Mit einem ganz anderen Engagement und Drive griffen sie die Bayern an und pressten hoch. Trotz der deutlichen Führung schafften es die Bayern nicht, das Spiel zu beruhigen, Flick reagierte daher und brachte Coutinho und Gnabry für Goretzka und Müller. Das Spiel beruhigte sich nun wieder, aber ohne eigene Torsituationen zu kreieren, Mainz blieb weiterhin am Drücker, auch Beierlorzers Wechsel gaben weiterhin Offensive vor. Onisiwo und Szalai kamen für Barreiro und Mateta. Dies hatte auch fast sofort einen positiven Effekt, denn Szalai tauchte beinahe alleine vor Neuer auf, Thiago rettete zwar gewissermaßen, zwang seinen Torwart jedoch zu einer Rettungstat. Mehr kam nicht dazu, in den Schlusssekunden brachte Flick Tolisso noch für wenige Augenblicke für Perišić. Abgesehen von einer Abseitschance nach Eckball, passierte nichts mehr und so gelang Bayern auch im dritten Rückrundenspiel ein Sieg. In der kommenden Woche empfangen die Bayern Hoffenheim und Leipzig im Pokal und Spitzenspiel.
Dinge, die auffielen
1. Brillanz in der Kür
Alle Bayern-Tore in der ersten Halbzeit hatten brillante Momente, sei es Lewandowskis Wegschleichen und fulminanter Kopfball beim 1:0, Goretzkas Ablage beim 2:0 oder schlichtweg alles an Thiagos 3:0. Im Gegensatz etwa zum Spiel in Berlin, nahmen die Bayern die Aufgabe Mainz 05 von Beginn an ernst und beließen es auch nicht bei einer gefährlichen Ein-Tore-Führung. Das Pressing war griffig und zwang Mainz zu vielen ungenauen, langen Bällen, weniger gut sah es hingegen beim Gegenpressing aus. Verloren sie den Ball, herrschten im Mittelfeld oft Flickwerk und Lücken. Gerade sie waren Gründe für einige Mainzer Halbchancen vor und nach dem 3:0.
2. Verwaltungsprobleme
Wer nach Bayerns frühen Toren 90 Minuten Dominanz oder gar ein komfortables Schützenfest erwartete, sah sich in der zweiten Hälfte vollends getäuscht. Was sich in der ersten Halbzeit noch angekündigt hatte, zogen die Bayern in der zweiten mit absoluter Konsequenz durch: Sie spielten im Verwaltungsmodus. Bereits in der ersten Hälfte gab es trotz dreier Tore, gar nicht so viele Abschlüsse (sieben an der Zahl), in den ersten 25 Minuten der zweiten Hälfte kamen da nur zwei hinzu. Mainz ließ man kommen, verteidigte um den Strafraum herum, und bekam man den Ball, entschloss man sich, offenbar mit Absicht, nicht konsequent schnell umzuschalten. Gerade auf diesem Niveau ist ein offener Schlagabtausch für Bayern nicht erstrebenswert, da er nicht nur gefährlich ist, sondern auch viel Kraft kostet. Energie, die man beim kleinen Bayern-Kader noch im Pokal und gegen Leipzig benötigt. Die Vermutung liegt nahe, dass Bayern um Mainz’ größte Schwäche wusste: Das Toreschießen. In der Tordifferenz konnte Mainz ihre Probleme hier mit einigen teils wirren Kantersiegen übertünchen, doch es bleibt dabei, dass sie zu oft zu überhastet und unpräzise den Abschluss suchen.
Mit zwei Toren im Rücken und schwierigen Aufgaben im Blick, ließen die Bayern den Mainzer Offensivedrive in der zweiten Hälfte ganz gewollt zu. Sie waren sich sicher, dass sie schon keine zwei Tore kassieren würden, wenn sie sich nicht zu sehr in der Offensive verlieren würden. Dieser Verwaltungsmodus ist für Bayern mittlerweile reichlich ungewohnt und, so luden sie Mainz, wohl mehr als sie es wahrscheinlich wollten, zur Offensive ein und strahlten wohl auch weniger als vorgenommen, Offensivgefahr aus. Selbst wenn man dem Klischee entsprechend eine Führung einfach italienisch eine Halbzeit weg verteidigt, sollte man Kontergefahr ausstrahlen und die Bälle nicht so leicht im Mittelfeld verlieren. Im Endeffekt gibt die zweite Halbzeit aber Bayern Recht: Ja, Mainz kam mit frischem Engagement aus der Kabine, doch Mainzer Großchancen blieben in der zweiten Halbzeit aus.
3. Thiago und Kimmich verlieren sich in der Tiefe
In den schwächsten Bayern-Phasen standen Kimmich und Thiago fast immer gemeinsam zu tief. Der eine ließ sich zu den Innenverteidigern fallen und der andere tat es ihm gleich, stand mitunter sogar in seinem Schatten/Rücken und war so nicht im Spielaufbau eingebunden. So klaffte im Mittelfeld mitunter eine Lücke, die eigentlich der jeweils andere Techniker hätte begleiten sollen. Ein wenig erinnerte es an die Kovač-Probleme mit den zu hohen Achtern nur umgekehrt. Standen bei Kovač oft die Achter zu hoch im Vergleich zum Sechser, waren hier die Sechser zu tief. Kimmich und Thiago interpretieren die Position des defensiven Mittelfeldspielers beide sehr ähnlich und sie können gemeinsam funktionieren, doch müssen sie beide feste Aufgaben bekommen, denn wollen beide das gleiche, fehlt im Umkehrschluss jemand im zentralen Mittelfeld.