Bayern zurück! Die Münchner schlagen den BVB 4:0!
Falls Ihr es verpasst habt
Die Aufstellung
Hansi Flick veränderte seine 4-3-3-Aufstellung im Vergleich zum Champions-League-Spiel gegen Piräus nicht. Thiago blieb abermals nur die Ersatzbank, während Joshua Kimmich im Mittelfeld anfing.
Lucien Favre schickte sein Team in einem offensiven 4-2-3-1 ins Feld. Achraf Hakimi begann als Rechtsverteidiger und Julian Weigl erhielt weiterhin den Vorzug vor Thomas Delaney. Thorgan Hazard, Julian Brandt und Jadon Sancho bildeten die offensive Dreierreihe hinter der falschen Neun Mario Götze. An alter Wirkungsstätte begann der frühere Münchner genauso wie Mats Hummels, dieser sogar als Kapitän. Der verletzte Marco Reus saß zunächst auf der Bank.
1. Halbzeit
Das Spiel begann mit vielen nickligen Zweikämpfen und Mittelfeldgeplänkel, obwohl tendenziell Borussia Dortmund die leichte Überhand hatte, gelang der FC Bayern mit der ersten Torchance in Führung. Nachdem Kingsley Coman den Ball erobern, den Konter jedoch nicht erfolgsbringend abschließen konnte, setzten sich die Bayern am Dortmunder Strafraum fest. Schlussendlich brachte Pavard sehenswert volley die Kugel in die Mitte wo Lewandowski einköpfte (17.).
In der Folge übernahmen die Münchner komplett die Kontrolle und drängten den BVB fast ausschließlich in die eigene Hälfte. Zwar kamen sie nicht mehr zu großen Torabschlüssen, doch wirkten sie so dominant, dass der Ausbau der Führung nach einer Frage der Zeit aussah. Auf diese Dominanz reagierte Lucien Favre noch vor der Pause indem er den defensiveren Raphaël Guerreiro für Sancho brachte. Obwohl der FC Bayern noch ein Abseitstor erzielen konnte und kurz vor Ende der Halbzeit Davies eine gute Chance hatte, blieb es zur Halbzeit bei der knappen 1:0-Führung. Gut gespielt, aber tendenziell zu wenig.
2. Halbzeit
Unverändert kamen die Mannschaften aus der Kabine und die Bayern holten direkt zwei Minuten nach Wiederanpfiff das nach, was sie in der ersten Hälfte noch liegen ließen. Nach einem herausragenden Steilpass von Joshua Kimmich war Thomas Müller seinen Gegenspielern enteilt, in der Mitte verpasste Robert Lewandowski, Serge Gnabry konnte jedoch auf 2:0 erhöhen (47.).
Auch in der Folge dominierte der FC Bayern die Partie, kam bis zur 59. Minute unter anderem durch Robert Lewandowski noch zu Chancen. Der BVB reagierte und schaltete mit den Wechseln von Reus und Alcácer für Weigl und Götze auf ein offensives 4-1-4-1. In der Folge nahmen die Bayern den Fuß vom Gas, ließen den BVB ein wenig kommen. So gelang Alcácer nach einer Flanke zur ersten Torchance für Dortmund. Kurz darauf kamen nacheinander Coutinho, Thiago sowie Perišić für Gnabry, Goretzka und Coman.
Mit einem Doppelschlag entschieden die Münchner die Partie. Zunächst eroberte in der 76. Minute Robert Lewandowski am Dortmunder Strafraum den Ball, legte ab zu Thomas Müller, der in die Mitte zum nach innen gelaufenen Polen zurück flankte. Lewandowski nahm den Ball technisch perfekt an und erhöhte auf 3:0. Vier Minuten später öffnete Coutinho mit dem Außenrist auf den nach innen dribbelnden Ivan Perišić. Wie im letzten Aufeinandertreffen in der Allianz Arena überwand Mats Hummels aus kurzer Distanz Roman Bürki. Dieses Mal nur mit dem Fuß und im anderen Trikot. Die Partie war effektiv entschieden, es folgte noch eine gute Volley-Chance durch Perišić, doch das Spiel trudelte mit 4:0 aus.
Der FC Bayern gewann am Ende auch in der Höhe verdient. Nach einer Länderspielpause geht es für das Team von Hansi Flick in Düsseldorf weiter. Das hat Karl-Heinz Rummenigge nach dem Spiel bestätigt.
Dinge, die auffielen:
1. Strafraumbesetzung und Gegenpressing
Nachdem der FC Bayern die Partie an sich riss, segelte Flanke um Flanke in den Dortmunder Strafraum. Oftmals ein Zeichen des Unvermögens wirkte es heute wie Teil des Plans, denn die Strafraumbesetzung stimmte. Flanken per se sind nichts schlechtes, gerade Eintracht Frankfurt sieben Tage zuvor hat dies wieder einmal gezeigt, doch müssen sich mehr Zielspieler im Strafraum befinden als ausschließlich Robert Lewandowski. Das war heute der Fall. Goretzka, Müller, Gnabry – sie alle gingen in den Strafraum und setzte sich an der Außenlinie Coman durch, rückte Davies zielgerichtet in die Mitte als Flankenkenabnehmer.
Genauso wichtig ist jedoch auch sofortiges Gegenpressing nach der abgewehrten Flanke. Ab der Szene vor dem 1:0 konnte der FC Bayern Dortmund am gegnerischen Strafraum festschnüren, denn ganz gleich was Dortmund verteidigte, sofort ging der Ball verloren. Besetzt man den Sechzehner so offensiv wie es Bayern München heute tat, riskiert man Kontersituationen, daher ist das Gegenpressing ein eminent wichtiges Defensivmittel. Noch vor den Innenverteidigern ist es das zentrale Abwehrnetz. Gerade dieser Zugriff ging den Bayern die letzten Wochen komplett ab als Gegentor um Gegentor fiel.
2. Alphonso Davies
Manchem Bayern-Fan ergriff vor dem Spiel vielleicht schon die Furcht bei der Vorstellung der unerfahrene Davies muss sich auf seiner Seite mit Sancho und dem offensiven Kraftbündel Hakimi messen. Wie so oft kam es nicht nur anders, der Spieß wurde komplett umgedreht. Nicht Davies hatte beim Verteidigen seine liebe Not, sondern Hakimi kam mit ihm und Coman überhaupt nicht zurecht. Beim Franzosen war es die Rückkehr zu alter Form nach Wochen an unterdurchschnittlicher Spiele und unglücklichen Abschlussaktionen. Für den Kanadier war es vielleicht der Durchbruch. 94% erfolgreiche Pässe, 3 gewonnene Dribblings, dazu 9 von 11 gewonnenen Zweikämpfen. Als Davies ab dem Sommer immer wieder als Linksverteidiger aufgeboten wurde, war sein Defensivverständnis noch stark ausbaufähig. Der vor einer Woche erst 19 Jahre alt gewordene umgeschulte Linksverteidiger ist zwar auch in diesem Sektor noch nicht ansatzweise am Ende seiner Entwicklung, doch schon jetzt ist ein deutlicher Sprung auszumachen. Fünf Spiele am Stück hat Davies nun absolviert, einige Male gehörte er in schwachen Bayern-Mannschaften zu den besseren Spielern, gegen Dortmund war es seine klar stärkste Partie.
Vielleicht erinnern sich die Bayern-Fans in einigen Jahre an genau dieses Spiel nicht wegen Hansi Flick oder einem Krisenende zurück, sondern weil es den Durchbruch Alphonso Davies’ darstellte.
3. Zukunftsaussicht
Eine ganz merkwürdige Woche ist beim FC Bayern zu Ende gegangen. In Frankfurt geht man derart unter, dass der Trainer gehen muss, dann folgt bestenfalls eine Leistungsstabilisierung in Piräus, doch statt einem erwarteten knappen Spiel gegen wiedererstarkte Dortmunder, wo im Umfeld des Vereins die meisten wohl auch ein Remis vor dem Spiel akzeptiert hätten, wurde nun Dortmund hergespielt. Dabei wähnte man die alljährliche Tradition des Scheibenschießens gegen Dortmund viel eher als sonst abgelegt. Zu gut war Dortmund in der 2. Hälfte gegen Internationale, zu viel Mentalität hatten sie doch hierfür eingekauft, stattdessen schien der Wunsch nach Männerfußball zu groß.
Für den FC Bayern ist dieses Spiel schwer einzuordnen. Fest steht, dass nach Wochen der Formkrise viele Spieler wieder eine gute Leistung erbrachten. David Alaba, Javi Martínez, Benjamin Pavard, Joshua Kimmich, Thomas Müller, Kingsley Coman und Serge Gnabry spielten nach Wochen wechselhafter Leistung alle eine sehr gute Partie. So gut sogar, dass der in den letzten Spielen dauerbeschäftigte Manuel Neuer ausgerechnet heute gar nichts zu tun bekam.
Besonders hervorzuheben muss man hier vielleicht David Alaba, der mit einer seiner besten Leistungen als Innenverteidiger einer Viererkette zeigte. So gut wie Davies gerade spielt, wird er hier wohl noch öfter spielen werden.
Borussia Dortmund hat zwar mit den Bayern den besten Kader der Liga, doch heute war ihre Leistung fast durch die Bank schwach, die Münchner wären also gut beraten nicht in komplette Euphorie zu verfallen. Schnellschüsse sind nicht angebracht und doch gerade mit dem in nur kurzer Zeit viel besser gewordenem Pressing und der allgemeinen Leistungssteigerung, scheint es als hätte Hansi Flick für den Moment die Mannschaft gut im Griff.