Zwei Gegentore in zwei Minuten – Bayern mit Remis zum Auftakt
Falls ihr es verpasst habt
Mit einem Neuzugang in der Startelf starteten die Münchner in die neue Saison. Benjamin Pavard, der vom VfB Stuttgart kam, durfte neben Niklas Süle von Beginn an auflaufen. Darüber hinaus stand auch Corentin Tolisso, der den Großteil der letzten Saison verletzt fehlte, in der Startelf.
Die Bayern begannen in den ersten Minuten schwungvoll und auch die Hertha versuchte durch ein hohes Pressing für Probleme im Bayern-Spielaufbau zu sorgen. In der dritten Minute lösten sich die Bayern mal aus dem Pressing, fanden viel Raum vor und Gnabry setzte sich nach einem tollen Seitenwechsel auf Außen durch. Allerdings war der Abschluss von Thiago zu unpräzise, um Rune Jarstein vor große Probleme zu stellen.
Interessanterweise versuchten die Herthaner hoch zu pressen, um die Schwächen im Münchner Aufbauspiel zu nutzen. Allerdings baute das Team von Niko Kovač ruhig auf, lockte die Berliner nach vorne und löste sich dann sauber aus dem Pressing. Logischerweise öffneten sich dann Räume für die Münchner, die sie mit ihrem Tempo bereits früh zwei, drei Mal nutzen konnten.
Um den Münchner Spielaufbau zu unterbinden, nahm Duda Thiago in Manndeckung. Zusammen mit den tiefen Außenverteidigern, erhielten auch die Innenverteidiger der Bayern nicht immer genug Raum, um das Spiel sauber aufzubauen. Des Öfteren kamen die schnellen Konter entweder nach Ballgewinn oder aus dem eigenen Ballbesitz heraus, indem man über die Flügel oder nach Spielverlagerung das Herthaner Pressing überspielen konnte.
Die Bayern fanden extrem viel Raum vor, gegen eine Berliner Mannschaft, die mit ihrer Fünferkette weder die Räume verdichten noch Druck auf den Ballführenden ausüben konnten. Gerade nach Seitenwechseln kamen die Bayern leicht ins 1vs1 und so viel auch das 1:0 für die Hausherren durch Lewandowski in der 24. Minute nach einem Seitenwechsel auf Gnabry.
Nachdem die Berliner nicht nur Fehler im Aufbauspiel, sondern auch weitere Lücken auf dem Flügel offenbarten, stellte der Berliner Trainer Ante Čović auf Viererkette um. Zuvor versuchten die Herthaner durch eine Fünferkette kompakt im Zentrum zu stehen, hatten aber enorme Probleme die Münchner Flügelangriffe zu kontrollieren.
In einer Partie, die die Münchner komplett kontrollierten und auch gegen den Ball gut standen, fiel in der 36. Minute der Ausgleich durch einen abgefälschten Schuß von Lukebakio. Dabei setzte sich die Hertha das erste Mal diagonal durch das sonst so kompakte Zentrum durch.
Und es kam noch schlimmer, nur wenige Minuten später, stellte Marko Grujić auf 2:1 für die Hertha. Nachdem die Bayern hoch pressten und Jarstein zum langen Ball zwangen, stimmte die Staffelung für den zweiten Ball nicht. Pavard rasselte beim Kopfball mit Grujić zusammen und konnte diesen nicht intensiv weiter verfolgen. Grujić nutze den Freiraum und umkurvte Neuer zum 2:1.
Zur Pause lagen die Bayern also zurück. Nach der Umstellung der Hertha hatten die Münchner zwar mehr Raum im Zentrum, konnten diesen aber nicht effektiv nutzen, da die Berliner durch die doppelte Besetzung der Flügel weniger Probleme gegen Coman und Gnabry hatten, als noch zu Beginn der Partie.
Ohne Wechsel ging es in die zweite Hälfte. Sofort versuchte Kovačs Team die Hertha in deren Hälfte einzuschnüren. Kingsley Coman kam dann in der 51. Minute zu ersten dicken Chance, nachdem Gnabry im linken Halbraum den Ball auf den startenden Franzosen durchsteckte. Allerdings verpasste Coman den Pass auf Lewandowski und scheiterte dann an Jarstein.
In der 60. Minute konnte Robert Lewandowski per Elfmeter den Ausgleich besorgen. Nach einem Foul im Sechzehner, nicht die einzige strittige Szene in dieser Partie, entschied Schiedsrichter Osmers nach Ansicht der VAR-Bilder auf Elfmeter, den der Pole sicher verwandelte.
Nach dem Ausgleich dominierten zwar die Bayern das Spiel und es folgte Angriffswelle auf Angriffswelle. Jedoch fehlte es an den nötigen Ideen, um den Herthaner Block zu knacken. Zu viele Angriffe blieben im Zentrum hängen oder die Halbfeldflanken fanden keinen Abnehmer.
Letztlich änderte sich nichts mehr am Spielstand und die Münchner mussten sich mit einem 2:2-Unentschieden zufrieden geben. Zwar gab es einige strittige Entscheidungen des Unparteiischen, jedoch haben sich die Bayern das Unentschieden nach einer durchwachsenen Leistung selbst zuzuschreiben.
3. Dinge, die auffielen
1. Bayrische Defensivstärke – eigentlich
Nachdem man gegen die Borussia aus Dortmund noch vielen Lücken offenbarte, zeigten die Bayern gegen die Hertha eine viel bessere Partie gegen den Ball. Im Umschaltmoment waren sie aggressiv und versuchten sofort nachzusetzen, profitieren aber auch von der zu tiefen Herthaner Positionierung. Nichtsdestotrotz eine positive Entwicklung im Vergleich zum Spiel gegen den BVB.
Auch im Pressing waren die Bayern zumeist sehr stabil und konnten das Team von Ante Čović variabel anlaufen. Zumeist positionierten sie sich etwas tiefer im 4-1-4-1, konnten allerdings aus dieser Grundordnung entweder durch einen hochschiebenden Mittelfeldspieler im 4-4-2 den zweiten Herthaner Innenverteidiger anlaufen. Oder beide Flügelspieler schoben höher, um die Dreierkette zu Beginn zu pressen.
Allerdings begleiteten die Bayern dieselben Probleme wie in der letzten Saison. Zwar presste man den Gegner in der ersten und zweiten Linie sehr geschickt, allerdings fehlte die Durchsicherung und vor den Innenverteidigern offenbarten sich Lücken, gerade wenn der Gegner das hohe Pressing mit einem langen Ball überspielte. Das zweite Tor der Hertha ist hier das Paradebeispiel.
2. Die starke Flügelzange Gnabry & Coman
Im ersten Jahr nach Arjen Robben und Franck Ribéry muss man sich wahrlich keine Sorgen um deren Nachfolge machen. Kingsley Coman und Serge Gnabry zeigten, wie letzte Saison bereits, eine starke Leistung und waren hauptverantwortlich für die Münchner Gefahr. Während Coman besonders seine Schnelligkeitsvorteile gegen Klünter nutzte, konnte Serge Gnabry neben seiner Schnelligkeit auch mit vielen Ideen und technischer Finesse brillieren. Besonders im Mittelfeld setzte sich Gnabry immer wieder gut durch und knackte alleine das Pressing der Berliner.
3. Der offensive Plan
Es bleibt festzuhalten, dass es den Bayern immer noch an einem klaren Plan im Offensivspiel fehlt. Zwar gibt es vereinzelt gute gruppentaktische Bewegungen. Gerade auf den Flügeln passen die Bewegungen der Achter, Außenverteidiger und Flügel häufiger mal gut zusammen. Allerdings sind diese schlecht eingebunden.
Die Struktur in Ballbesitz ermöglicht es den Bayern nicht immer schnell die Seite zu wechseln, und den Gegner so in Bewegung zu bringen. Zu oft fehlen nach einem Pass in die Mitte, die nötigen Anspielstationen auf der anderen Seite. Der Gegner kann sich dementsprechend leicht formieren und die ballnahen Räume zustellen.
Die Probleme im Übergang in das Angriffsdrittel führen zu einem enormen Fokus auf Einzelaktionen am Flügel. Entscheidend ist, dass Gnabry oder Coman sich im 1vs1 durchsetzen können oder ein Außenverteidiger clever hinterläuft. Die anschließenden Flanken sollte dann möglichst Lewandowski verwerten. Allerdings sind die immer gleichen Angriffsmuster zu ausrechenbar, um konstant für Gefahr zu sorgen. Durch das langsame Ballbesitzspiel haben Coman und Gnabry auch selten viel Platz oder ein isoliertes 1vs1. Einzig nach Ballgewinnen oder wenn man das hohe Pressing des Gegner überspielen kann, werden die Bayern gefährlich. Alles in allem muss sich der FC Bayern im Laufe der Saison in Ballbesitz einfacher steigern, um gegen die starken Teams aus Dortmund, Leipzig und Leverkusen mithalten zu können.