Bayern deklassiert Dortmund!
Es bleibt weiterhin ein enges Rennen im Kampf um die Deutsche Meisterschaft. Durch den Sieg der Münchner übernehmen sie zum ersten Mal seit dem 5. Spieltag die punktemäßig alleinige Spitzenposition in der Tabelle und das sechs Spiele vor Saisonende.
Falls ihr es verpasst habt
Niko Kovač entschied sich für die defensivere Variante seiner 4-3-3-Aufstellung mit Javi Martínez auf der Sechserposition. Der Spanier spielte zuletzt bei der 1:3-Heimniederlage gegen Liverpool. Für ihn saß James auf der Bank. Auch Leon Goretzka behielt seine Startposition nicht. Durch die Verschiebung von Thomas Müller auf die Achterposition, musste er seinen Platz ebenfalls räumen. Für ihn startete Serge Gnabry auf den Flügel. Die beiden angeschlagenen Spieler David Alaba und Manuel Neuer meldeten sich rechtzeitig spielfit und standen in der Startaufstellung.
Auf der Gegenseite hatte Dortmund den Vorteil der zwei Punkte Vorsprung im Gepäck. Allerdings plagten die Dortmunder vor der Partie einige Verletzungssorgen. Lucien Favre entschied sich am Ende für ein 4-3-3-System. Mit Diallo, Zagadou, Akanji und Piszczek in der Abwehr, einem sehr körperbetonten Mittelfeld Delaney, Witsel und Dahoud, sowie der Sturmreihe Larsen, Sancho und der Spitze Reus. Überraschenderweise blieb Götze zunächst draußen. Lucien Favre ging nominell ähnlich wie Kovač noch nicht das letzte Risiko.
Die erste Halbzeit
Der FC Bayern ging mit viel Schwung in die Partie. Alaba und Kimmich schalteten sich früh in die Offensivbemühungen der Bayern ein. Mats Hummels (1.) und Robert Lewandowski (3.) kamen so zu ersten Halbchancen. Mit einem sehr hohen Pressing wurde der BVB früh unter Druck gesetzt. Das ging am Anfang fast auf. Bis zu einer Konterszene. In dieser setzte sich Larsen zunächst gegen zwei Bayern durch und schickte Reus steil. Dessen Rückpass landete mustergültig bei Dahoud, der zu genau zielte und den Pfosten traf (8.).
Auf der Gegenseite ging der FC Bayern in Führung. Nach einem Eckball von Thiago setzte sich Hummels abermals gegen Akanji durch und traf ins lange Eck (10.). Die frühe Führung für den Rekordmeister.
Nur sieben Minuten später erhöhten die Bayern. Zagadou spielte einen unsauberen Ball im Aufbau, der von Lewandowski abgefangen wird. Bürki erkannte die Szene und will noch eingreifen. Lewandowski überlupft den Torhüter und trifft per Seitfallzieher aus über 20 Metern. Ein Weltklassetor (17.). Es war der 200. Bundesligatreffer für Lewandowski.
Gleich im Anschluss hatten Lewandowski (18.) und Müller (19.) sogar noch die Chance auf die Vorentscheidung. Die Dortmunder kamen in der Folge zu längeren Ballbesitzphasen. Die Bayern standen tiefer. Im Vergleich zu vielen Partien in dieser Saison versuchte die Elf von Niko Kovač wieder Kontrolle zu gewinnen. So hatten auch die Bayern abermals nach einer Ecke durch Hummels eine sehr gute Möglichkeit (31.). Wenig später war es Lewandowski mit einem Kopfball aus spitzem Winkel, der von Bürki pariert werden konnte (37.).
Ein weiterer Standard brachte die Vorentscheidung. Thiago chipte aus dem Halbfeld auf Müller, der an Bürki scheiterte, doch über Umwege landete der Ball bei Javi Martínez. Die Dortmunder wieder zu passiv und der Sechser legt den Ball ins lange Eck: 3:0 (41.).
Es war noch nicht das Ende. Nach einer Halbfeldflanke von Müller kommt Gnabry im Zentrum gegen Akanji zum Kopfball. Der Bayern-Flügel setzt sich durch und es stand 4:0. In Worten vier-zu-null.
Eine wilde, verrückte Halbzeit endete mit einem späten Doppelschlag der Bayern. Die Dortmunder fanden fast kein Mittel gegen das Angriffspressing der Bayern. Zagadou wurde immer wieder freigelassen, um dann den Fehler zu provozieren. Das ging auf, wie beim 2:0 zu sehen. Bei den Münchnern war viel Vertikalität und somit Tempo in der Partie. Die guten Standard-Situationen brachten zwei Tore und zahlreiche Chancen.
Die zweite Halbzeit
Der angesprochene und bereits verwarnte Zagadou wurde von Favre zur Halbzeit erlöst. Für ihn kam Weigl.
Der FC Bayern dominierte auch zu Beginn der zweiten Halbzeit die Partie. Lange Passstafetten zeugten von großer Souveränität. So vergingen die ersten 15 Minuten relativ ereignislos. Favre reagierte und brachte Götze für Dahoud (61.). Dadurch konnte Reus mehr aus der Tiefe des Raumes kommen.
Auf Seiten der Bayern kam knappe zehn Minuten später Ribéry für Coman. Favre brachte noch Wolf für Piszczek. Goretzka kam für Martínez. Am Spielverlauf änderten die Wechsel wenig. Die Partie plätscherte dem Ende entgegen.
In der 77. Minute hatte Lewandowski nach einer scharfen Flanke von Gnabry die Chance auf die Erhöhung, aber der schwer zu verarbeitende Ball ging über das Tor.
In den letzten 10. Minuten bekam Renato Sanches noch etwas Spielzeit. Für ihn verließ Thomas Müller das Spielfeld.
Kurz vor dem Spielende fand der Ball doch noch den Weg ins Tor der Dortmunder. Kimmich schickte Gnabry steil, der nur nach innen legen muss. Dort stand Lewandowski völlig frei. Es war das 5:0 (89.).
Überragende erste 45 Minuten sichern dem FC Bayern einen wichtigen Sieg. In der zweiten Halbzeit war es eine sehr kontrollierte und nie gefährdete Vorstellung der Münchner. Mit einem Vorsprung von einem Punkt gehen die Münchner in die letzten Wochen der Saison 2018/19. Durch die Höhe des Sieges, dürfte am Ende der Saison im Zweifelsfall die Tordifferenz ebenfalls für den Rekordmeister sprechen.
Dinge, die auffielen
1. Kovač gewinnt sein erstes Spitzenspiel
Spät, aber gerade noch rechtzeitig im Rennen um den Titel innerhalb der Bundesliga gewinnt Niko Kovač sein erstes Spitzenspiel. Das liest sich ungerecht, aber weder im Hinspiel noch gegen die beiden Champions-League-Viertelfinalisten Ajax Amsterdam und Liverpool FC war Kovač siegreich. Also immerhin in fünf Spielen. Natürlich hatte jedes Spiel seine eigene Geschichte. Insgesamt waren sie davon geprägt, dass Kovač innerhalb der Partie zu wenig anpasste. Niemand will aus Kovač Pep Guardiola machen. Das ist nicht nötig. Es darf aber von einem FC Bayern-Trainer erwartet werden, dass er auf das Spielgeschehen reagiert, sollte dies nötig sein. Sei es um eine Führung über die Zeit zu bringen, wie im Hinspiel gegen Dortmund oder aber um einen Rückstand zu drehen, wie in der zweiten Halbzeit im Heimspiel gegen Liverpool. Hier war der Bayern-Trainer bisher äußerst passiv.
An diesem Abend war es anders. Das mutige Pressing und das Herausarbeiten der Schwachstelle Zagadou kann sich Kovač ans Revers heften. Ebenfalls die Entscheidung Javi Martìnez zu bringen, zahlte sich aus.
2. Lewandowski – Mr. 200 und 201
Das zwischenzeitliche 2:0 markierte den 200. Bundesliga-Treffer für Robert Lewandowski. Es war eine dieser typischen Szenen. Durch einen Fehler der Dortmunder geht der Spalt minimal auf und Lewandowski macht ein nahezu unmögliches Tor. Wie so oft. Statistisch spielt Lewandowski eine überragende Saison. Das geht häufig unter. Die Qualitäten und die Leistungen sind zur Normalität verkommen. Wettbewerbsübergreifend steht Lewandowski bei 32 Toren und 16 Vorlagen in nur 38 Spielen.
3. Das Mittelfeld gewinnt Spiele
Bis Mitte der ersten Halbzeit hatten weder Zagadou, Witsel, Delaney, Reus und Sancho einen Zweikampf gewonnen. Der FC Bayern hatte Martínez. Das hohe Pressing half dem Spanier früh in die Zweikämpfe zu kommen. Die Räume wurden eng gehalten. Die Dortmunder konnten sich so wenig entfalten. Reus war bis auf eine Szene kein Faktor. Thiago und Martínez dominierten so das Mittelfeld. Die Ballgewinne wurden anschließend genutzt und es wurde versucht schnell in die Spitze zu spielen. Die ein oder andere Standard-Situation wurde so erzwungen.
4. Thomas Müller – der Mann für große Spiele
Bei Thomas Müller wird häufig seine gute Defensivarbeit vergessen. Kaum ein Bayern-Spieler spielt ein besseres, effektives Pressing. Gegen den BVB war dies wieder zu sehen.
Auf der anderen Seite belebt der Freigeist die Offensive. Beim 3:0 durch einen unorthodoxen Freistoß-Trick. Beim 4:0 mit einer mustergültigen Flanke. Müller hat überall seine Füße im Spiel. Seine Laufwege eröffneten zugleich viel Raum für Gnabry. Das Zusammenspiel mit Lewandowski bedarf keiner Lobeshymnen mehr. Beide verstehen sich nahezu blind auf dem Platz.
Die Fans würdigten seine Leistung mit Standing Ovations während seiner Auswechslung in der 79. Minute.
5. Rückenwind für die letzte Saisonphase
Der Sieg gegen die Dortmunder schmeckt süß. Er entschädigt für viele dürftige Auftritte in dieser Saison. Jetzt gilt es diese Souveränität Woche für Woche weiter zu tragen. Der FC Bayern hat das leicht schwerere Restprogramm im Vergleich zu den Dortmundern. Die Aufgabe klingt simpel: Die verbleibenden sechs Spiele zu gewinnen. Hierfür wird es eine konzentrierte Leistung brauchen – gerade gegen die Freiburgs, Düsseldorfs und Heidenheims dieser Welt. Gelingt dies, wird der FC Bayern erneut Deutscher Fußballmeister.