6:0 – Bayern deklassiert Wolfsburg und ist Tabellenführer
Vor der Partie richtete sich der Fokus auf Thomas Müller, Mats Hummels und Jérôme Boateng. Alle drei gehören seit dieser Woche nicht mehr der Nationalmannschaft an.
Falls ihr es verpasst habt
Niko Kovač rotierte vor dem Champions-League-Rückspiel gegen den Liverpool FC nicht, nur bei David Alaba ging er auf Nummer sicher. Bis auf den Wechsel Mats Hummels für Niklas Süle spielte die erfolgreiche Elf, die beim 5:1 am Niederrhein Borussia Mönchengladbach besiegt hatte. Pikanterweise brachte der Bayern-Trainer sogar alle drei Spieler, die unter der Woche von Joachim Löw aus der Nationalmannschaft geworfen worden waren.
Auf der Gegenseite kämpfte Bruno Labbadia gegen einen traurigen Rekord: Seine letzten elf Spiele gegen den Rekordmeister verlor er allesamt. Eine zwölfte Niederlage wäre Bundesligarekord. Der frühere Bayernspieler entschied sich für ein 4-3-3 System mit den offensiven Achtern Arnold und Gerhard, Guilavogui bildete den alleinigen Sechser. Im Abwehrverhalten setzten die Wölfe auf ein aggressives Mittelfeldpressing, erst mit zunehmenden Spielverlauf verteidigten sie in einem tieferen 4-4-2.
Die Partie begann ohne große Abtastphase. Die erste Chance bekamen die Hausherren, nachdem Müller Lewandowski in Szene gesetzt hatte (1.). Auf der Gegenseite spielte Manuel Neuer dem Wolfsburger Yannick Gerhardt den Ball in den Fuß. Der Mittelfeldspieler machte aber viel zu wenig aus der Situation (2.).
Die Münchner hatten in der Anfangsphase ihre Chancen überwiegend nach Ballgewinnen im zweiten Drittel. Über Gnabry, Thiago oder James wurde der Ball schnell nach vorne getragen. Meist über Müller, der sich im Zehnerraum aufhielt.
Nach gut 15 Minuten bekamen die Bayern längere Ballbesitzphasen, brachten aber ihre individuelle Qualität im letzten Drittel nicht ein. Gnabry konnte sich auf dem Flügel nicht so in Szene setzen wie zuletzt. Auch Kimmich und Rafinha gingen nicht das letzte Risiko. Allerdings standen die Wölfe immer tiefer.
In der 34. Minute zeigte Kimmich ein geschicktes Dribbling und konnte Müller mit einem Vertikalpass hinter der Abwehrkette anspielen. Müller legte quer auf Gnabry, der sich gegen Knoche rein warf und das 1:0 markierte.
Nur drei Minuten später gelang den Bayern sogar die Erhöhung. James nutzte einen Fehler der Wölfe im Mittelfeld und schickte Gnabry steil. Dieser legte uneigennützig quer auf Lewandowski, welcher in das leere Tor einschieben durfte (37.).
Nach 30 Minuten ohne große Höhepunkte gingen die Münchner durch einem Doppelschlag mit einer 2:0-Halbzeitführung in die Kabine. Neben den beiden Toren passierte wenig, diese zwei Chancen nutzte der Rekordmeister allerdings eiskalt.
Zweite Halbzeit – gleiches Bild
Nachdem die Wölfe abermals mutig aus der Kabine kamen und hoch pressten, trafen die Bayern mit dem ersten Torschuss in der zweiten Hälfte. Thiago nutzte den Raum auf dem rechten Flügel und brachte den Ball zu James. Der Kolumbianer hatte dann an der Strafraumgrenze viel zu viel Platz, konnte sich den Ball auf den linken Fuß legen und flach ins linke untere Toreck schlenzen (52.).
Anschließend begann die Vorbereitung auf die Partie gegen Liverpool. Goretzka und Ribery wurden für Martínez und Gnabry eingewechselt.
Wolfsburg brach nach dem 3:0 in sich zusammen. Ohne großen Aufwand dominierten die Bayern die Partie und hatten durchaus Chancen deutlicher zu führen. Lewandowski (64.), Müller (66.) und Goretzka (66.) vergaben klare Möglichkeiten.
In der 73. Minute nutzte Niko Kovač seinen letzten Wechsel. James durfte sich ebenfalls erholen. Für ihn konnte Sanches erneut ein paar Bundesliga-Minuten sammeln.
Der Portugiese nutzte gleich seine erste Ballaktion und spielte William auf der Außenbahn schwindlig. Über Ribery gelang der Ball zu Müller und von dort irgendwie ins Tor. Typisch Müller (76.).
Nur sechs Minuten später klingelte es erneut im Kasten der Wölfe. Nach einer Ribery-Flanke wurde Kimmich am langen Pfosten völlig alleine gelassen: das 5:0. Es war Kimmichs zweiter Saisontreffer (82.).
Es war aber immer noch nicht Schluss. Erneut eine Flanke von Ribery. Erneut war der Ball im Tor. Lewandowski köpfte mustergültig zum 6:0 ein (85.). Gleichzeitig war es die dritte Torvorlage von Ribery in neun Minuten. Verrückt.
Das war zugleich der Schlusspunkt. Der FC Bayern gewinnt auch in der Höhe verdient gegen indisponierte Wolfsburger, die sich spätestens ab dem 3:0 aufgegeben hatten. Am kommenden Mittwoch geht es dann in der Champions League weiter, bevor am Sonntagabend das Heimspiel gegen den FSV Mainz ansteht.
Dinge die auffielen
Thiago, immer wieder Thiago
Thiago kommt immer besser in Form. Gegen die Wölfe war er abermals der Motor im Bayern-Mittelfeld. Unzählig abgefangene Bälle im Mittelfeld und ein sicherer Spielaufbau lenkten das Bayern-Spiel. Interessant war, dass sich Thiago in längeren Ballbesitzphasen zum Teil tiefer positioniert hat als Martínez. Dieser versuchte sich dann in den Zwischenlinien zu positionieren und den Ball hin und wieder abklatschen zu lassen. Thiago bekam so relativ viel Zeit und Raum, um das Spiel der Münchner zu beleben.
Am Ende standen eine Torvorlage, vier weitere Key-Pässe, 111 Ballaktionen, 95% Passquote und 86% gewonnene Zweikämpfe.
Lieber Gott gib mir Geduld
Die Münchner spielten an diesem Nachmittag den geduldigeren Fußball. Sukzessive wurden die Ballbesitzphasen länger. Das Pressing der Wölfe wurde öfters überspielt und so zog sich die Mannschaft von Bruno Labbadia nach und nach an den eigenen Strafraum zurück. Dort verteidigten sie zunächst sehr stabil, sodass die Bayern keine Torchancen bekamen, aber bei einem Fehler ist der Weg zum Tor relativ kurz. So zu sehen beim 1:0 und 2:0 der Bayern: Die Wolfsburger agierten zwei mal etwas zu passiv und die Bayern nutzen den dritten Schuss aufs Tor zur Führung, der vierte Schuss brachte die Vorentscheidung. Lobenswert ist an dieser Stelle zu erwähnen, dass die Münchner nicht in Hektik verfallen sind, sondern sich den Gegner zurecht gelegt haben.
Dinge zurechtgerückt
Der FC Bayern ist zurück an der Tabellenspitze. In den letzten Wochen verkürzten die Münchner kontinuierlich den Rückstand auf den BVB. Sieben Siege aus acht Partien holte die Mannschaft von Niko Kovač in der Rückrunde, ganze sechs Punkte mehr als der BVB in dieser Phase. Da sie ebenfalls ihre Tordifferenz um zehn Tore im Vergleich zu den Dortmundern verbesserten, übernehmen die Bayern an diesem Spieltag die Tabellenführung. Ganz real und nicht nur in der Uli-Hoeneß-Tabelle.
Die Spieler können somit mit Rückenwind in die Champions-League-Partie gegen Liverpool gehen.