Bayern besteht in Frankfurt und holt sich Platz 2
Nach dem emotionalen Sieg gegen RB Leipzig ging es am Samstagabend im letzten Hinrundenspiel nach Frankfurt. Die Eintracht spielt wieder eine sehr gute Saison und sammelte bereits 27 Punkte. Für die Bayern stand ein kompliziertes Spiel bevor, gerade durch die vielen Verletzten.
Falls ihr es verpasst habt
Nur fünf Feldspieler standen Niko Kovač als Einwechselspieler zur Verfügung. Durch die Verletzung von Mats Hummels beim Aufwärmen, musste der angeschlagene Boateng dann doch von Beginn an auflaufen. Außerdem ersetzte Martínez den verletzten Goretzka.
Außerdem bekam Kingsley Coman eine Pause, Thomas Müller startete auf dem rechten Flügel, während Ribéry links auflief.
In der Anfangsphase versuchten die Bayern erstmal das Spiel in der lauten und emotionalen Stimmung im Frankfurter Stadion zu beruhigen. Martínez bot sich im Spielaufbau als alleiniger Sechser zentral an. Thiago übernahm die halblinke und Kimmich die halbrechte Seite, so dass man öfters in einem 4-3-3 versuchte das Spiel zu eröffnen.
Gegen den Ball wiederum organisierten sich die Münchner in einem 4-4-2/4-4-1-1. Allerdings zeigten sie bereits in der Anfangsphase bekannte Probleme. Es fehlte der Zugriff auf der Frankfurter Aufbauspiel und die notwendige Tiefensicherung. Gerade Rafinha und Boateng leisteten sich unnötige Fehler, so dass die Frankfurter in der 7 Minute bereits die erste sehr große Chance hatten. Speziell bei höheren oder langen Bällen hatte Bayerns Verteidigung immense Probleme die Frankfurter Schnelligkeit zu stoppen.
In der Folge konnten sich die Bayern durch zwei Standards die beiden besten Chancen der Anfangsphase erspielen. Alabas Freistoß klärte Trapp zu Ecke. Bei der folgenden Ecke verhinderte der Torwart mit zwei starken Reflexen die Münchner Führung.
Die Bayern taten sich aber weiterhin schwer. Das neuformierte Mittelfeld hatte Probleme die richtigen Positionen zu finden. Thiago kippte in der Folge weit ab, um Martínez zu unterstützen. Kimmich besetzte dann mehr die Zehnerposition. Allerdings besetzte folglich niemand die halblinke Position. Gegen Frankfurts extrem kompaktes, enge 5-3-2 kamen die Münchner zu selten diagonal zwischen die Linien.
Die Mannschaft von Adi Hütter presste sehr clever und konnte den Rhythmus der Bayern zerstören. Aus ihrem eigentlichen 5-3-2 verfolgten sie gerade Kimmich oder auch Thiago mannorientiert. Folglich nutzte die Eintracht ein 3-1-4-2, wenn sie versuchten in der Hälfte der Bayern zu pressen. Gerade die tieferen Außenverteidiger der Bayern und die unklare Aufteilung im Mittelfeld ermöglichten den Frankfurter weit in die Hälfte der Münchner zu schieben.
Frankfurt nutzte in der Regel einen Seitenwechsel der Münchner auf den ballfernen Außenverteidiger als Pressingauslöser. Da der FC Bayern die ballnahe Seite stets überlud, fehlte nach einem Seitenwechsel die Unterstützung für den Passempfänger. Wenn Rafinha beispielsweise den Ball erhielt, lief Filip Kostić den Brasilianer an. Dabei verdeckte er den Passweg diagonal ins Zentrum. Folglich mussten die Bayern hinten herum spielen. Den Pass auf den Innenverteidiger lief Frankfurts Stürmer an. Der komplette Defensivblock der Eintracht konnte weiter nach vorne schieben und den verfügbaren Raum für den FC Bayern verringern.
Nachdem Frankfurt die Bayern eigentlich über weite Strecken in Schach hielt, gingen die Mannschaft von Niko Kovač in der 35. Minute doch etwas überraschend durch Ribéry in Führung. Passend zu den Problemen der Bayern gegen das Frankfurter Pressing, leitete ein langer Ball die Führung ein. Ein einziges Mal schaffte es die Eintracht nicht, im Gegenpressing Zugriff zu erhalten und war dann beim folgenden langen Ball nicht gut sortiert. Durch Müller und besonders Lewandowskis intelligente Ballmitnahme nutzten die Bayern den Fehler sofort gnadenlos aus.
Der Treffer zeigte Wirkung und das Pressing der Münchner war effektiv. Nachdem Müller den Verteidiger zum Fehler zwang, traf der Nationalspieler nach einer Flanke von Lewandowski nur die Latte. In dieser Phase spielten die Bayern abgeklärt, nutzte Frankfurts Verunsicherung und den fehlenden Zugriff im Pressing. Nun hatte Niko Kovačs Team mehr Zeit am Ball und versuchte schnell in die Tiefe zu kommen. Müller, Lewandowski und auch Ribéry stellten die Frankfurter Abwehr durch ihre Läufe vor Probleme.
Nach der Pause neutralisierten sich beide Teams ein wenig. Frankfurt presste nicht mehr so hoch, auch weil das hohe Anlaufen nicht über 90 Minuten durchzuhalten ist. Ein weiterer Grund dafür war der höhere Ballbesitzanteil der Eintracht. Niko Kovač gab vermutlich die Anweisung sich erstmal etwas zurück zu ziehen und auf Konter zu warten. Im 4-4-2 Mittelfeldpressing standen die Bayern sicher, pressten dann hin und wieder höher und erlaubten kaum Frankfurter Chancen. Besonders Javi Martínez wirkte stark verbesserte und konnte durch seine Aggressivität und sein gutes Stellungsspiel für Stabilität sorgen.
Die zweite Halbzeit war bestimmt von der Münchner Kontrolle mit und gegen den Ball. Nach einem langen Ball zeigt dann Thiago in der 78. Minute seine ganze technische Klasse, nachdem die Münchner dann die Seite wechselten, reichte ein schöner Doppelpass und etwas Glück zum zweiten Tor des Abends, der Torschütze war schon wieder Franck Ribéry.
In der 89. Minute erzielten die Bayern sogar noch das 0:3. Rafinha überlupfte Trapp geschickt. Ob dies gewollt war, sei mal dahingestellt, das Tor ließ sich trotzdem schön anschauen. Dieses Tor war dann auch der Schlusspunkt. Die Bayern gewannen verdient das Spiel. Dabei zeigten sie eine sehr abgezockte Leistung und können nun auf Platz 2 überwintern.
3. Dinge, die auffielen
1. Die Aufteilung im Zentrum
Das neu zusammengestellte Mittelfeld bestehend aus Martínez, Kimmich und Thiago hatte große Probleme, die richtige Staffelung zu finden. Zu Beginn war es noch ein klares 4-3-3 mit Martínez als Sechser. Nachdem der Baske aber größere Probleme gegen das Pressing der Frankfurter hatte, kippte Thiago weiter nach hinten ab. Kimmich gab den Zehner. Vereinzelt standen sich die drei Akteure dann auf den Füßen oder zu weit voneinander entfernt. Das Ganze hatte vereinzelt zur Folge, dass die spielerische Unterstützung fehlte. Nach der Pause positionierte sich Kimmich dann klarer als zweiter Sechser, agierte aber eher etwas halbrechts. Die spielerische Schwäche von Martínez bleibt weiterhin ein Problem, wenn der Baske im Zentrum aufläuft, trotz seiner starken Leistung in der Defensive.
Gegen den Ball waren die Rollen klarer verteilt. Die Doppelsechs Kimmich-Martínez stand nach der problematischen Anfangsphase sicher und machte das Zentrum kompakt. Im Vergleich zu den Spielen im Oktober oder November wirken die Bayern wieder kompakter und besser organisiert. Bei all der spielerischen Kritik, muss man diesen Aspekt loben, das Pressing der Bayern hat Fortschritte gemacht.
2. Starker Lewandowski, fleißiger Ribéry
Nicht nur wegen seinem Treffer, auch wegen seiner Einstellung konnte man im heutigen Spiel lobende Worte für Ribéry finden. Der Franzose arbeitete fleißig im Pressing mit. Konnte mit dem ein oder anderen Dribbling für Gefahr sorgen oder Räume öffnen. Seine Müdigkeit merkte man ihm in der zweiten Hälfte an, dadurch dass Coman angeschlagen war, musste Ribéry durchhalten. Mit einem guten Dribbling und schönen Doppelpass mit Kimmich krönte er seine gute Leistung dann noch mit dem zweiten Tor des Abends. Weiterhin verliert Ribéry zu viele Bälle, gerade wenn er durch seine Spielfreude dazu neigt, zu riskante Dribblings zu versuchen. Wenn er hier häufiger die einfache Lösung wählen würde, könnte er der Mannschaft noch mehr helfen.
Neben dem Franzosen war mal wieder Lewandowski einer der auffälligsten Akteure bei den Bayern. Der Pole trägt diese Saison oftmals seine Mannschaft. Er wich viel aus, beteiligte sich am Kombinationsspiel, machte Bälle fest und leitete sauber weiter. Gerade das Anbieten neben der Frankfurter Dreierkette half den Bayern, da es eine Anspielstation in den offenen Räumen gab. Gleichzeitig hatten die Frankfurter Probleme dies zu verteidigen. Die Ballmitnahme beim Tor war weltklasse und hatte einen großen Anteil am Tor der Bayern.
3. Stabile Bayern
Nach einer turbulenten Anfangsphase, in der viele Fehler gemacht wurden, stabilisierten sich die Bayern im Laufe der Partie. Defensiv stand man vor allem in der zweiten Halbzeit kompakter und überließ der Eintracht mehr den Ball. Allerdings wurden die Räume besser geschlossen und die Tiefe konsequenter verteidigt. Auch mit dem Ball konnte Kovač durch eine klarere Aufteilung im Mittelfeld seiner Mannschaft in der zweiten Hälfte mehr Ruhe verleihen. Weiterhin ist es spielerisch keine Augenweide, aber die Bayern spielen abgezockt und fahren gerade die notwendigen Siege ein. Gerade die kämpferische Leistung sollte positiv hervorgehoben werden. Die Grätsche von Thomas Müller gegen Nicolai Müller kann dafür als Paradebeispiel stehen. Darauf kann Kovač nun aufbauen, allerdings müssen sich die Bayern noch ein gutes Stück steigern, um das Titelrennen spannend zu machen und die Aufgaben in der Champions League zu meistern.