Vorschau: SV Werder Bremen – FC Bayern München

Justin Trenner 26.01.2017

Am ersten Spieltag dieser Saison überrannte der Rekordmeister die Bremer, die damals noch von Viktor Skripnik trainiert wurden. Seitdem der SVW Skripnik aber entlassen und mit Alexander Nouri einen jüngeren Coach an der Seitenlinie hat, läuft es besser.

Grafik: Michael Böck

Gegnervorschau

Zwar verlor Werder unter ihm mitten in der Saison vier Spiele am Stück, aber sonst sieht die Bilanz nicht allzu schlecht aus. Vier Siege, vier Unentschieden und sechs Niederlagen stehen auf seinem Konto.

Dabei darf man natürlich keine Wunder erwarten. Bremen fehlte es unter Skripnik an Struktur, einem geregelten Aufbauspiel und an der nötigen Aggressivität gegen den Ball. All diese Dinge versucht Nouri nun nach und nach zu verbessern.

Auffällig ist, dass Werder sich deutlich intensiver darum bemüht mit Kurzpässen aufzubauen. Der Trainer, der großer Freund der Dreierkette ist, achtet darauf, dass die Zonen direkt vor der Abwehr möglichst gut besetzt sind. Trotzdem liegen hier weiterhin die Problemzonen in Ballbesitz. Fritz kann das Spiel nicht mehr lenken und bekommt regelmäßig seine Grenzen aufgezeigt, während Junuzovic dem Hype um seine Person in der Vergangenheit nur selten gerecht wurde.

Zwar wechselte Nouri zwischenzeitlich auf das klassische 4-4-2 zurück, doch es ist erwartbar, dass die Bremer gegen den FC Bayern wieder auf eine Dreier- beziehungsweise Fünferkette setzen. Nach anfänglichen Schwierigkeiten gegen den BVB, lief es in diesem System deutlich besser.

Seit dem Trainerwechsel gab es noch keine Bundesliga-Partie, in der Werder ohne Tor blieb. Das hat nicht nur den Grund, dass Pizarro, Kruse, Bartels und Gnabry eine enorme individuelle Qualität mitbringen, sondern liegt auch daran, dass in Ballbesitz etwas Struktur eingekehrt ist.

Pizarro ist hier logischerweise der Zielspieler, wenngleich er seiner Form der letzten Jahre noch etwas hinterherläuft. Um ihn herum agieren, je nach System, 1-2 weitere Angreifer, die wiederum für Verbindungen auf die Außenbahnen und in den Zehnerraum sorgen sollen. Beim ersten Spiel der Rückrunde war Pizarro aber nach unauffälligem Beginn das Opfer der roten Karte von Drobny. Er musste für den Ersatzkeeper Wiedwald weichen.

Speziell die Verpflichtung von Serge Gnabry, der immer wieder mit den Bayern in Verbindung gebracht wird, war aber ein absoluter Volltreffer. Der 21-Jährige war sofort der Dreh- und Angelpunkt im Offensivspiel des nächsten Bayern-Gegners und erzielte in 16 Partien 7 Tore. Ein Assist komplettiert seine herausragende Hinrunde.

Gegen die Bayern wird Werder vermutlich auf eine defensive Spielweise setzen. Allgemein steht kaum ein Team im Schnitt so tief wie die Bremer. Aus dem passiven 5-4-1, das mit Skripnik häufig unter die Räder geriet, wurde gegen stärkere Gegner jedoch ein aktiveres 5-2-3 oder auch 5-4-1.

Die beiden Teams im direkten Vergleich
(Grafik: Lukas)

Der SVW hält die Abstände besser ein, verteidigt aggressiver und ist deutlich effektiver in Umschaltmomenten, weil die Spieler mittlerweile das Gefühl vermitteln, dass ein Plan dahinter steckt. Grundsätzlich wirkt alles runder, abgestimmter und effizienter. Dennoch lässt kein Team so viele Abschlüsse zu wie Werder und genau hier wird der FC Bayern seine Chance suchen müssen.

Selbst wenn die Offensive der Nouri-Elf durchaus in der Lage ist auch gegen die Münchner zu treffen, wird der Rekordmeister zwangsweise zu vielen Chancen kommen. Dafür gilt es den Gegner laufen zu lassen und ihn auseinander zu ziehen.

Der Rekordmeister fand in Freiburg kaum Lücken. Das lag zum einen daran, dass der Gegner mit 124 Kilometern ungewöhnlich viel gelaufen ist, zum anderen an der eigenen Raumaufteilung. Spieler standen sich oft auf den Füßen, die Laufwege stimmten nicht immer und im Aufbau gab es zu wenige Anspielstationen. Alonso erfuhr die für ihn so wichtige Unterstützung viel zu selten.

Wie auch Freiburg, wird der SVW versuchen über Umschaltmomente gefährlich zu werden. Umso wichtiger ist es für die Bayern, dass sie diese schon im Ansatz verteidigen. Hier fehlen auch die hohen Ballgewinne von Thiago, der das Gegenpressing der Münchner auf ein anderes Level heben konnte.

Thiagos Ausfall macht es komplizierter

Allgemein fehlt der Spanier fast überall. Vidal funktionierte als abkippender Sechser überhaupt nicht. Erst als Costa und Lewandowski sich zunehmend ins Mittelfeld fallen ließen, wurde das Spiel des Tabellenführers besser und dominanter. Ancelotti wird Lösungen finden müssen, um das Fehlen von Thiago zu kompensieren und die Strukturen zu optimieren.

Dem Spanier gelang das alles intuitiv. Gefühlt war der 25-Jährige überall auf dem Platz zu finden und besetzte jeweils die Position, auf der er gerade gebraucht wurde. Thiago ist für Carlo Ancelotti nicht nur ein zentraler Spieler, sondern vielleicht der wichtigste. Kein anderer Akteur in seinem Kader hat ein solches Verständnis für die Offensivstruktur wie der spanische Nationalspieler.

Thiago schaffte es auch in Zeiten, in denen das Positionsspiel der Münchner kaum noch vorhanden war, dass in der Offensive genügend Dreiecke entstanden. Mit ihm waren die Außenspieler nicht mehr so isoliert und Lewandowski bekam wichtige Unterstützung. Nun fehlt er und einen direkten Ersatz gibt der Kader nicht her.

Müller ist nicht der Spielertyp, um einem Spiel kreative Akzente zu geben. Costa gelang das als diagonal abkippender Flügelspieler etwas besser und auch Lewandowski sorgte für einige gute Aktionen aus der Tiefe.

Werder wird die Räume im Zentrum so eng wie möglich gestalten. Hierbei soll der Neuzugang Thomas Delaney helfen. Dieser kam im Winter von Kopenhagen und war der beste Bremer beim Auftakt. Umso wichtiger wird es sein, diese engen Zonen effektiv zu bespielen. Eine interessante Alternative zu Thiago wäre hier Franck Ribéry, der im Zentrum durchaus das Rüstzeug mitbringt, um für kreative Durchbrüche zu sorgen. Leider spielt der Franzose diese Position aber ziemlich ungern und auch Ancelotti ist nicht gerade bekannt für Experimente.

Wahrscheinlicher ist daher eine ähnliche Formation wie in Freiburg. Findet der Rekordmeister seine Automatismen und schafft man es, im Raum zwischen Lewandowski und Alonso wieder mehr Verbindungen zu kreieren, so dürften die drei Punkte trotz der Sorgen aber mit nach München gehen. Es gilt den fehlenden Thiago im Kollektiv zu ersetzen.

Werder Bremen kann ein äußerst unangenehmer Gegner für dominante Mannschaften sein. Das durfte zuletzt auch Borussia Dortmund erfahren, die sogar in Überzahl keine Struktur fanden und so nur knapp gewannen.

Nach dem wenig überzeugenden Auftritt letzte Woche, ist der FC Bayern also gewarnt. Für einen erfolgreichen Auftritt in Bremen wird der amtierende Meister sich steigern müssen.

Fünf Thesen zum Spiel

  1. Die Bayern gewinnen auch in Bremen.
  2. Lewandowski trifft mindestens ein Mal.
  3. Müller wird an mindestens einem Treffer beteiligt sein.
  4. Bayern bleibt nicht zu Null.
  5. In der ersten halben Stunde fällt kein Tor.

Die Freiburg-Vorschau war ein Volltreffer. Alle Thesen stimmten und so stehe ich nun bei 58/110.

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