Sommer-Round-Up: Vidal holt den Titel
Im Sommer-Round-Up halten wir euch wöchentlich über die Nationalspieler des FC Bayern auf dem Laufenden.
Thiago folgt Alaba
Für Thiago geht mit der Achtelfinal-Niederlage (0:2 gegen Italien) eine sehr durchwachsene Saison zu Ende. Bereits in der Rückrunde suchte der Spanier vergebens nach seiner Form. Sein einziger Höhepunkt der Rückrunde war das wichtige 3:2 in der Verlängerung gegen Juventus. Thiago ist jetzt 25 Jahre alt und erlebt vielleicht das größte Formtief seiner Karriere. Immer wieder hatte er mit Verletzungen zu kämpfen, auch während der vergangenen Saison. Doch sind die schwächelnden Leistungen nicht damit zu erklären. Seinen letzten Ausfall hatte er im Dezember. Bei der Europameisterschaft schaffte der Mittelfeldakteur es nicht, an einem formschwachen Fabregas vorbei zu kommen. Sein ehemaliger Teamkollege (damals beim FC Barcelona) konnte dem spanischen Spiel nicht seinen Stempel aufdrücken und wurde immer wieder ausgewechselt. Thiago war zu Beginn des Turniers der direkte Ersatz, doch legte sich das schnell. Er knüpfte nahtlos an die Leistungen seines Konkurrenten an und konnte sich so nicht empfehlen. Vielleicht ist es aus seiner Sicht gar nicht so verkehrt, dass die Spanier das Achtelfinale gegen Italien verloren haben. Durch den Urlaub, den er jetzt früher antreten kann als er es geplant hatte, kann er frisch und neu fokussiert die nächste Saison bei den Bayern angehen. Die wird für Thiago eine Standortbestimmung sein. Bisher trainierte der 25-Jährige stets unter Pep Guardiola, der sehr viel von ihm hält. Der Katalane war es auch, der den Transfer zum Rekordmeister erst ermöglichte. Was Carlo Ancelotti von ihm hält, wird sich zeigen. Unter dem Italiener wird für den Nationalspieler die vielleicht wichtigste Phase seiner Karriere beginnen. Thiago kommt bald in das sogenannte beste Fußballeralter. In den nächsten Jahren wird man sehen, ob er seine Konstanz findet.
Coman, Lewandowski und Sanches im Viertelfinale
Kingsley Coman hat und macht richtig Spaß bei diesem Turnier. Man wird nicht müde das Woche für Woche zu betonen. Er ist mit 20 Jahren noch nicht verantwortlich für die wichtigen Tore und Assists, doch er bringt das französische Spiel nach vorn. Nachdem die Mannschaft von Didier Deschamps zur Pause mit 0:1 gegen Irland zurücklag, brachte er Coman und löste seine Doppelsechs auf. Dieser Wechsel tat dem Spiel seines Teams gut. Coman schien zunächst unsichtbar zu sein, doch er ging viele kluge Wege, kreierte Verbindungen, die vorher fehlten und brachte durch seine verschiedenen Positionierungen eine gewisse Flexibilität ins Spiel. Die Geschichte der Partie schrieben aber andere. Antoine Griezmann, der beide Tore beim 2:1-Sieg erzielte und Giroud, der das erste Tor stark vorbereitete, waren die Hauptdarsteller. Coman überzeugte trotzdem mit vier Torschussvorlagen, drei erfolgreichen Dribblings und 45 Ballkontakten in nur einer Halbzeit. Kurz vor Schluss musste er jedoch angeschlagen ausgewechselt werden, allerdings gab der französische Verband schnell Entwarnung. Der Flügeldribbler wird im Viertelfinale zur Verfügung stehen und pausiert nur kurz wegen einer Verstauchung im Knöchel.
Vier Spiele, acht Schüsse, davon vier außerhalb des Strafraums und sechs Torschussvorlagen. Robert Lewandowskis Bilanz liest sich weiter dürftig. Der Kapitän der polnischen Nationalmannschaft spielt aber keinesfalls schlecht. Kluge Laufwege, unterstützendes Abkippen für Milik und gute Pässe. Dennoch fehlen die großen Momente. Immerhin bewies der Bayern-Stürmer Führungsqualitäten, denn er versenkte den ersten Elfmeter gegen die Schweiz und gab seiner Mannschaft so die nötige Sicherheit. Am Ende zog Polen glücklich ins Viertelfinale ein.
Dort wird Lewandowski auf Renato Sanches treffen, dessen hervorragende Leistung gegen Kroatien auch von der UEFA belohnt wurde. Sanches wurde zum Spieler des Spiels gekührt, obwohl er erst in der 49. Minute eingewechselt wurde. Der 18-Jährige zeigte sich sofort und eroberte viele wichtige Bälle. Zudem leitete er das entscheidende 1:0 in der Verlängerung von Quaresma mit einem Dribbling über das halbe Feld ein. Sanches zeigte bei diesem Turnier bisher Qualitäten für die Achter- aber auch für die Sechserposition. Er holt sich die Bälle im Aufbauspiel immer wieder tief ab und versucht sie dann entweder selbst nach vorn zu schleppen, oder einen besser postierten Spieler zu finden. Sobald er in Ballbesitz ist, sucht er die vertikale Lösung. Es wird spannend zu sehen, ob Ancelotti einen Platz für den jungen Neuzugang finden wird.
Für Deutschland startet das Turnier
Joachim Löw hat vor der Europameisterschaft betont, dass er zwei Mannschaften benötigen wird. Eine für die tiefstehenden Gegner in Vorrunde und Achtelfinale sowie die Zweite für die packenden Duelle ab dem Viertelfinale. Auf den Bundestrainer warten jetzt Antonio Conte und Italien. Contes Team überzeugt bisher mit starker Defensivarbeit und brandgefährlichen Kontern. Sie schafften es sogar, dass Spanien über weite Strecken der Partie keine Kontrolle hatte. Wie schon in den Spielen gegen die Niederlande und Chile während der letzten Weltmeisterschaft, fand Spanien nicht zu ihrem Spiel gegen eine gut eingestellte Dreierkette. Die Leistung der Italiener soll dies natürlich in keinster Weise schmälern.
Deutschland spielte bisher mit einer sehr hoch positionierten Mannschaft. Offensive Außenverteidiger, einrückende Flügelstürmer, im Pressing sehr mutige Sechser. Dadurch entstehen bei Ballverlusten oder einem fehlschlagenden Pressingversuch natürlich Lücken. Diese gilt es gegen Italien zu schließen, ohne dabei aber an offensiver Durchschlagskraft zu verlieren. Um diesen Plan umzusetzen, wird Löw vermutlich wieder auf eine starke Achse aus Bayern- und Ex-Bayern-Spielern setzen. Manuel Neuer wurde im Turnier bisher selten gefordert, zeigte im Notfall jedoch seine ganze Klasse. Boateng und Hummels funktionieren zusammen immer besser. Gerade der Neuzugang aus Dortmund findet langsam seine Form, die gegen Italien benötigt wird. Vor ihnen spielt mit Toni Kroos ein alter Bekannter. Diese drei Akteure sind für das Aufbauspiel zuständig. Conte wird versuchen das zu unterbinden, ähnlich wie er es mit Busquets getan hat. Schnelle Seitenverlagerungen und vertikale Pässe zwischen die Linien der nach vorn schiebenden Italiener werden das Werkzeug sein, mit dem die drei Aufbauspieler arbeiten müssen.
Auch auf Kimmich könnte erneut eine wichtige Aufgabe zukommen. Sollte er spielen, wird er eine noch bessere Balance zwischen Offensive und Defensive finden müssen. Der provisorische Rechtsverteidiger muss die Konterabsicherung immer im Hinterkopf haben. Eine Aufgabe, die Philipp Lahm stets perfektionierte. Denkbar ist aber auch, dass der Bundestrainer auf die höchstmögliche Durchschlagskraft verzichtet und dafür mit Höwedes einen defensiven Außenverteidiger bringt. Der Schalker ist im Vergleich zu Kimmich der bessere Zweikämpfer und könnte so bei Kontern vielleicht besser absichern. Löw wird sich zwischen einer defensiv stabileren Variante mit weniger Offensivpower und einer konteranfälligeren, aber dafür durchschlagskräftigeren Variante entscheiden müssen.
Vorne gibt es aus Bayern-Sicht dann noch Müller und Götze. Letzterer scheint erstmal aus der Mannschaft raus zu sein. Draxler überzeugte gegen die Slowakei und wird sich erstmal dort festgespielt haben. Für Götze scheint dieses Turnier nicht der von ihm vielleicht erwartete, positive Wendepunkt zu sein. Müller hingegen steigert sich langsam. Er erarbeitet sich zunehmend mehr Chancen, wird in seinen Bewegungen wieder sicherer und läuft viel für das Team. Speziell der ehemalige Münchner Mario Gomez profitiert sehr von ihm. Der Angreifer des Rekordmeisters arbeitet vor allem um Gomez herum und ermöglicht diesem so mehr Platz sowie gute Abschlussgelegenheiten. Zwar fehlt Müller noch die Sicherheit im eigenen Abschluss, aber wann wäre der passendste Zeitpunkt für ein Müller-Tor, wenn nicht in einem so wichtigen Spiel wie gegen Italien?
Campeones, Campeones, olé, olé, olé!
Der erste Titelträger, der nach München zurückkehren wird, steht bereits fest. So durchwachsen wie die Europameisterschaft für einige Akteure des Rekordmeisters verläuft, so schön war die Copa America Centenario für Arturo Vidal. Die Sonderausgabe der Copa, die anlässlich des 100-jährigen Bestehens des südamerikanischen Fußballverbandes CONMEBOL veranstaltet wurde, gewann Chile im Elfmeterschießen gegen Argentinien. Vidal und sein Team verteidigten damit den Titel, den sie vor einem Jahr das erste Mal in der Geschichte des Verbands gewinnen konnten. Wieder im Elfmeterschießen. Wieder gegen Argentinien.
Drei Tore, ein Assist und 21 eigene Abschlüsse. Vidal war der wichtigste Mittelfeldspieler des Turniers in seinem Team. Vom südamerikanischen Fußballverband wurde er zudem in die Elf der Copa America gewählt. Schon in der ersten Halbzeit des Finals hatte Vidal neun Balleroberungen verbucht. Auch weil Chile schlecht in die Partie kam. Es herrschte pures Chaos auf dem Feld und Argentinien hatte die besseren Gelegenheiten. Allein Higuain hätte das wichtige Führungstor erzielen müssen. Nach dem Platzverweis von Diaz deutete dann alles auf eine klare Angelegenheit für Argentinien. Doch Chile kam zurück. Auch dank eines weiteren Platzverweises für Rojo. Diese Entscheidung des Schiedsrichters war zumindest diskutabel.
Schlussendlich schaffte es keine der beiden Mannschaften ein Tor zu erzielen und so ging es ins Elfmeterschießen. Messi und Vidal verschossen jeweils die beiden Ersten ihrer Teams. Als Biglia dann den Vierten der Argentinier verschoss und Francisco Silva für Chile verwandelte, stand der Sieger fest. Messi beendete anschließend seine Nationalmannschafts-Karriere.
Die nächsten Termine im Überblick
- Robert Lewandowski trifft mit Polen im Viertelfinale der EM auf Renato Sanches mit Portugal. (Donnerstag, 30. Juni um 21:00 Uhr)
- Manuel Neuer, Jérôme Boateng, Mats Hummels, Joshua Kimmich, Mario Götze und Thomas Müller treffen mit Deutschland im Viertelfinale der EM auf Italien. (Samstag, 2. Juli um 21:00 Uhr)
- Kingsley Coman trifft mit Frankreich im Viertelfinale der EM auf Island. (Sonntag, 3. Juli um 21:00 Uhr)
Bayern-Spieler der Woche
Vidal zeigte erneut eine große Leistung in einem großen Spiel. Fünf seiner zwölf Balleroberungen holte er sich von Messi. Gerade in der Phase nach dem Platzverweis zeigte er seine ganze Präsenz. Mit Arturo Vidal hat sich der FC Bayern einen großen Spieler geholt, der auf seine Art und Weise zu den Besten der Welt zählt. Der 29-Jährige ist damit zum zweiten Mal unser Bayern-Spieler der Woche.