FC Ingolstadt 04 – FC Bayern München 1:2 (1:2)
Die Münchner nutzten ihre Chance und setzten sich zum vierten Mal in Folge die Krone der Bundesliga auf. Entscheidend dabei war erneut Robert Lewandowski.
Falls Ihr es verpasst habt:
Pep Guardiola verzichtete fast komplett auf eine Schonung seiner Spieler, die so oft in dieser Rückrunde zu sehen war. Bis auf Vidal (Erkältung) und Boateng stand nahezu die gleiche Elf vom Dienstag auf dem Platz. Für Vidal durfte Thiago beginnen. Für Boateng war es Kimmich. Taktisch blieb es daher bei der in der Rückrunde vorherrschenden 4-3-3 Grundordnung auf Seiten der Münchner.
Auch der FC Ingolstadt setzte auf ein 4-3-3 System. Jedoch mit einer komplett anderen Interpretation. Die Mannschaft von Hasenhüttl presste hoch und mit allen Linien weit nach vorne. Das führte dazu, dass Manuel Neuer die meisten Ballkontakte auf Seiten des Rekordmeisters hatte. In der ersten Halbzeit waren es 36. Die Probleme im Aufbau waren offensichtlich, da es den Münchnern nicht gelang Thiago (28 Ballkontakte) und Alonso (21) in die Partie zu integrieren.
Dennoch kamen die Münchner zu einer Reihe von Chancen.
Das hohe Pressing der Ingolstädter führte zu vielen Fehlentscheidungen der Mannschaft von Ralf Hasenhüttl. Immer wieder spielten die Münchner lange Bälle in die Spitze, wenn es ihnen gelang das Pressing zu umspielen. Die Folge waren zwei Durchbrüche von Costa (22.) und Lewandowski (36.), die aber beide nicht genutzt wurden. Besser lief es vorher bei Ribéry, der in einer ähnlichen Szene von Matip nur per Foul gestoppt werden konnte. Im Gegensatz zur Champions-League-Partie übernahm nun Robert Lewandowski die Verantwortung und verwandelte sicher (15.). Es war der achte 1:0-Treffer des Polen in der laufenden Saison.
In der 32. Minute dann eines der schönsten Tore der Rückrunde auf Seiten des FC Bayern. Alonso nutzt die fehlende Stafflung der Ingolstädter aus und nimmt mit einem Pass neun Gegenspieler aus der Partie. Seine Vorlage verwandelte Robert Lewandowski zu seinem 29. Saisontor. Er egalisiert damit den Bestwert eines Bayern-Spielers aus dem Jahre 1980/81. Damals traf in einer Saison Karl-Heinz Rummenigge so oft innerhalb einer Spielzeit.
Aber die Ingolstädter waren nun auch in der Partie. Was defensiv oftmals sehr anfällig aussah, war offensiv sehr effektiv. Frühe Ballgewinne brachten immer wieder gute Abschlusssituationen. Zum Beispiel von Hartmann (29.), der frei vor Neuer nur das Außennetz traf. In der 42. Minute machte es ebenjener besser. Nachdem ein einfacher Ballverlust im Mittelfeld Überzahl für die Ingolstädter auf der linken Seite schaffte und der Ball schlussendlich bei Hartmann im Strafraum landete, wurde dieser klar von Xabi Alonso gefoult. Der 29-Jährige übernahm selbst die Verantwortung und verkürzte zum 1:2. Ingolstadt hatte in der ersten Halbzeit mehr Torschüsse als der FC Bayern (12:8).
Pep Guardiola reagierte in der Pause und nahm Alonso vom Feld. Dieser war unmittelbar vor dem Halbzeitpfiff nach einem Zusammenprall liegen geblieben. Für ihn kam Benatia. Kimmich rückte dadurch ins Mittelfeld. In der 57. Minute verließ Frank Ribéry für Rafinha den kreisrund gemähten Rasen.
Am eigentlichen Spielverlauf änderte sich wenig. Die Ingolstädter pressten, der FC Bayern konterte. Konnte aber zunächst die Vielzahl an Torchancen nicht nutzen. Alaba (51.), Costa (59.) und Müller (61.) vergaben gute Torchancen.
Das Pressing der Gastgeber war ab der 55. – 60. Minute nicht mehr so effektiv. Die sommerlichen Temperaturen in Ingolstadt taten dabei sicherlich ihr übriges. So trudelte die Partie mit zunehmenden Spielverlauf aus.
Die Münchner bekamen nach dieser guten Phase zunehmend weniger Torgelegenheiten und beschränkten sich auf Vermeidung eines Gegentreffers. Dieser wollte aber nicht mehr fallen. Hinterseer vergab in der 92. Spielminute die Chance auf den Ausgleich. Aber selbst dieser hätte den Münchnern den Titel gebracht, da zeitgleich Borussia Dortmund in Frankfurt verloren hat.
3 Dinge, die auffielen:
1. Robert Lewandowski
37.66% aller FC-Bayern-Bundesligatore erzielte Robert Lewandowski in der laufenden Saison. Ein überragender Wert. Lewandowski steigerte sich deutlich im Laufe seiner zweiten Spielzeit beim Rekordmeister. Vor der abschließenden Partie gegen Hannover 96 hat er schon zwölf Tore mehr erzielt als in seiner Debütsaison. Dies lag natürlich auch maßgeblich an dem Spiel der Münchner, was von Pep Guardiola vor allem während der Hinrunde sehr stark auf den Stürmer zugeschnitten wurde. Die Folge waren 1.43 Schüsse pro 90 Minuten mehr. Zugleich aber bei einer höheren Präzision: 59% seiner Abschlüsse gingen aufs Tor. 6% mehr im Vergleich zum Vorjahr.
Hinzu kommen noch außergewöhnliche Leistungen, wie seine fünf Tore gegen Wolfsburg, aber auch zahlreiche Treffer in der Champions League. Robert Lewandowski ist somit der klare Spieler der Saison auf Seiten der Münchner.
2. Manuel Neuer
14 Schüsse gaben die Ingolstädter während der Partie ab. Manuel Neuer hatte wenige Probleme mit ihnen. Einzig beim Elfmeter war Neuer, entgegen zur Partie gegen Madrid, machtlos. Ansonsten zeigte der deutsche Nationaltorhüter eine tadellose Partie. Dies war besonders bedeutsam, da Ingolstadt durch das hohe Pressing immer wieder Druck auf Neuer aufbaute. Dieser meisterte ebenjenes aber fast immer ohne Probleme. Lediglich in einer Szene geriet ein Ball zu kurz und wurde von den Ingolstädtern abgefangen. Dennoch litt seine Passquote (52%) natürlich spürbar unter dem Spiel der Gastgeber. Fand aber ein Ball einen freien Spieler, wurde es im Anschluss daran öfters gefährlich.
Wie auch bei Robert Lewandowski zeigte Manuel Neuer eine sehr gute Saison. Bereits 20 Mal konnte er in der Bundesliga zu Null spielen. Erst 16 Gegentore kassierten die Münchner. Nicht einmal 0.5 Gegentore pro Partie. Aber auch individuell konnte sich Neuer steigern. 2.71 gehaltene Schüsse pro Versuch sind etwas besser als sein Wert aus dem Vorjahr (2.67).
Neuer war in der ganzen Saison gefordert, da er im Gegensatz zu den Vorjahren bisher jede Partie bestritten hat. Seiner Leistung tat dies keinen Abbruch. Seine Vertragsverlängerung deutet an, dass er noch auf Jahre hin die Torhüterposition begleitet wird.
3. Historisches
Es gab schon viele große Mannschaften in der Ära der Münchner. Aber noch keiner gelang dieser außerordentliche Triumph. Es war die vierte Meisterschaft in Folge. Pep Guardiola holte in seinen drei Jahren drei Mal den Titel. Alleine dieses ist beachtenswert. Es bleibt jedoch zunächst ein fader Beigeschmack. Der große Wurf in der Champions League wollte (erneut) nicht gelingen. Und dennoch wird diese Mannschaft rückblickend vielleicht erst in 10 – 15 Jahren, eine Würdigung erfahren. Zu hoch sind die Erwartungen mittlerweile gewachsen. Das Triple soll es, so wird es von Außen herangetragen, jedes Jahr sein. Wie unrealistisch dies ist, zeigen die Leistung vieler anderer europäischer Topmannschaften. Erfolg ist nicht planbar.
Daher ist es umso bemerkenswerter, dass der vierte Titel in Folge geholt werden konnte. Die Mannschaft war immer hungrig auf diesen Erfolg. Es war keinesfalls eine geschenkte Meisterschaft im Frühjahr, sondern ein erkämpfter Titel. Thomas Tuchels Borussia Dortmund hat dem FC Bayern alles abverlangt. 85 Punkte waren nötig, um den Rivalen des Jahrzehnts in der Saison 2015/16 in die Schranken zu weisen.
Umso wertvoller ist diese vierte Meisterschaft in Serie. Unabhängig davon, dass es International nicht zum ganz großen Wurf gereicht hat.
FC Ingolstadt 04 – FC Bayern 1:2 (1:2) | |
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Ingolstadt | Özcan – da Costa, Matip, Hübner, Suttner – Groß, Roger, Cohen (63. Morales) – Hartmann (76. Hinterseer), Lezcano (83. Lex), Leckie |
Bank | Nyland, Bregerie, Christiansen, Levelsi |
FC Bayern | Neuer – Lahm, Martínez, Kimmich, Alaba – Alonso (46. Benatia) – Costa, Müller, Thiago (89. Rode), Ribéry (57. Rafinha) – Lewandowski |
Bank | Ulreich, Bernat, Götze, Comani |
Tore | 0:1 Lewandowski (15./Foulelfmeter), 0:2 Lewandowski (32.), 1:2 Hartmann (42./Foulelfmeter) |
Karten | Gelb: Lex, Leckie / Benatia, Müller |
Schiedsrichter | Florian Meyer (Burgdorf) |
Zuschauer | 15.000 (ausverkauft) |