1. FC Köln – FC Bayern München 0:1 (0:1)
Die Kölner konnten sich am letzten Wochenende aus einem leichten Negativlauf befreien und beim akut abstiegsbedrohten Hannover 96 gewinnen. Es war der erste Sieg nach zuvor vier Partien mit nur einem eroberten Punkt.
Falls Ihr es verpasst habt:
Pep Guardiola reagierte erwartungsgemäß auf die hohe körperliche Belastung seiner Spieler und veränderte gleich auf fünf Positionen seine Aufstellung im Vergleich zum Champions League-Achtelfinale. Für Lahm, Vidal, Müller, Ribéry und Benatia spielten Rafhina, Rode, Thiago, Coman und Bernat. Es blieb also weitestgehend beim 4-1-4-1 System der letzten Wochen. Im Vergleich zum Spiel gegen Turin aber wieder mit Alaba und Kimmich im Abwehrzentrum. Die Matchwinner vom Mittwoch Thiago und Coman, sowie der ebenfalls eingewechselte Bernat, verdienten sich ihren Startelfeinsatz.
Auf Seiten der Kölner vertraute Peter Stöger zu Beginn auf die Fünferkette, die seit einigen Wochen intensiv zum taktischen Repertoire des FC gehört. Hector, Heintz, Mavraj, Maroh und Sörensen bildeten die Kette. Die Doppel-Sechs bestehend aus Gerhardt und Lehmann deutete die Marschrichtung der Kölner schon vor dem Anpfiff an. Zunächst das eigene Tor schadlos halten und über Risse, Bittencourt und Modeste für mögliche Entlastung über Konterangriffe sorgen.
Der FC Bayern begann die Partie druckvoll und mit viel Ballbesitz. Köln konzentrierte sich auf gutes Verschieben der zwei Abwehrketten. Im Gegensatz zu vielen anderen Gegnern in den letzten Wochen verzichteten die Kölner nahezu komplett auf ein Angriffspressing. Die Folge waren astronomische Ballbesitzzahlen. Allein Xabi Alonso hatte in der ersten Halbzeit über 100 Ballaktionen. Wirklich gefährliche Chancen konnte sich der FC Bayern allerdings nicht heraus spielen. Aufregend wurde es höchstens, wenn Thiago den schnellen Costa auf der linken Außenbahn in Szene setzte. Das gelang in den ersten 15 Minuten ganz gut.
So ist es wenig verwunderlich, dass Thiago beim Führungstreffer maßgeblich involviert war. Nach einer guten Balleroberung im Mittelfeld spielte der Spanier einen Ball in die Spitze. Die Abwehraktion von Heintz verunglückte und Lewandowski hatte aus 17 Metern wenig Mühe Horn zu überwinden (10.).
Die Führung gab den Münchnern zunächst Sicherheit. Allerdings verpassten sie aus erspielten Halbchancen noch mehr Torgefahr zu kreieren. Die Folge war, dass Köln mit zunehmenden Spieldauer immer stabiler stand. Sörensen verlor nicht mehr so viele Zweikämpfe gegen Costa und auch Hector hatte die linke Abwehrseite gegen Coman mühelos im Griff. Die Mannschaft von Pep Guardiola nahm in der Folge immer mehr Tempo und Bewegung aus der Partie. Die meisten Aktionen spielten sich dementsprechend ca. 30-40 Meter vor dem Tor der Kölner ab. Daran änderte sich bis zur Halbzeit auch nichts mehr.
Auch nach der Pause war es ein ähnliches Bild. Köln stand zunächst gut gestaffelt und verschob taktisch geschickt. Viele Angriffe der Bayern wurden auf die Außenbahn gedrängt, wo aber Coman und Costa meist isoliert agieren mussten. Erst in der 62. Minute änderte sich das Spiel grundlegend. Peter Stöger brachte Osako für Gerhardt. Mit dem Wechsel war auch eine taktische Umstellung verbunden – hin zu einer Viererkette mit Hector im Mittelfeld. Köln presste nun aggressiver, sodass sich Pep Guardiola sogar gezwungen sah Philipp Lahm einzuwechseln, um mehr Stabilität und Passsicherheit ins Mittelfeld zu bekommen.
Das hohe Pressing der Kölner zahlte sich aus. Die Münchner mussten immer mehr lange Bälle in die Offensive spielen, die meistens direkt oder aber als zweite Bälle bei den Kölnern landeten. Diese wiederum versuchten vor allem Zielspieler Modeste anzuspielen, der Alaba immer wieder in Schwierigkeiten brachte. Schließlich hatte Köln in der 74. Minute den Ausgleich auf dem Fuß. Modeste wurde hoch und steil geschickt. Neuer war einen Tick vor dem Kölner am Ball, doch dieser setzte seinen Körper rabiat ein und erarbeitete sich eine Schusschance. Diese wurde aber von Alaba geblockt.
Die Münchner verloren gegen Ende der Partie immer mehr die Kontrolle und retteten sich mit kurz ausgespielten Eckbällen und Läufen zur Grundlinie über die Zeit. In der Nachspielzeit verpasste Coman zunächst die Entscheidung (90+2.), bevor es abermals die Kölner waren, die eine Möglichkeit zum Ausgleich durch Bittencourt (90+3.) liegen ließen.
Am Ende gewannen die Münchner denkbar knapp, in einer 60 Minuten souverän vorgetragenen Partie. Die Umstellungen von Peter Stöger kamen zu spät, um die Münchner ernsthaft zu gefährden. Diesen sah man in den letzten 15 bis 20 Minuten aber durchaus die Belastungen der Woche an.
3 Dinge, die auffielen:
1. Minimalistenfußball
Schlussendlich war es genau eine klare Torchance, die sich die Mannschaft von Pep Guardiola erspielte. In der ersten Halbzeit kamen die Münchner auf zwei Torschüsse. In der zweiten Halbzeit kamen nur vier weitere Versuche hinzu. Die überragende Chancenverwertung von Robert Lewandowski, der auch außerhalb des Strafraums Gefahr ausstrahlen kann, sicherte schließlich dem FC Bayern den Erfolg. Es war bereits der 25. Saisontreffer des Polen. Angesichts der letzten Wochen, war die Leistung nach dem körperlich, aber auch mental sehr anstrengenden Champions League-Spiel gegen Juventus Turin im Prinzip erwartbar, hat aber in dieser Extreme dann doch überrascht.
Vor allem vier der fünf neuen Kräfte konnten offensiv keine Impulse setzen. Das Duo Bernat/Rafinha ist auf der Außenbahn in der Summe zu ungefährlich, um gegen Fünferketten Druck zu entfalten. Rafinha spielte beispielsweise nur fünf seiner 90 Pässe nach vorne und keinen davon in den Strafraum. 30 Pässe von Rafinha gingen direkt auf Kimmich. Also deutlich rückwärts. Ähnliche Werte lassen sich bei Bernat ablesen. Es fehlte schlussendlich nach der Führung der letzte Wille, weitere Tore zu erzielen. Die Außenverteidiger spielten komplett ohne Risiko, was es den Flügelspielern meist gegen zwei oder gar drei gegnerische Spieler unheimlich schwer macht. Somit reiht sich die Partie in eine Reihe glanzloser Auswärtsspiele in diese Saison ein. Als Beispiele dienen Hannover, Bremen oder Hamburg.
2. Rode kein Faktor
In der Vorwoche erntete Mario Götze vor allem von vielen Taktikexperten Lob für seinen Auftritt gegen Bremen. Durch kluge Bewegungen, öffnete er immer wieder den Raum und schuf eins-gegen-eins Duelle für Coman. Sebastian Rode ist dafür nicht der Typ. Dennoch schenkte ihm Pep Guardiola vor der Partie das Vertrauen und belohnte Rode mit dem erst zweiten Startelfeinsatz in dieser Saison.
Im Vorjahr wäre es noch eine perfekte Partie für Rode gewesen, der vor allem gegen Teams aus dem Mittelfeld der Tabelle viel Körperlichkeit und Leidenschaft ins Spiel brachte. Gegen Köln blieb Rode dieses Mal leider nur das Attribut “stets bemüht”. Den Willen kann man dem zuletzt wenig beachteten Mittelfeldspieler nicht absprechen, allerdings merkte man ihm spürbar die fehlende Spielpraxis an. In der ersten Halbzeit konzentrierte sich Rode auf Sicherheit. Viele Pässe gingen eher zurück (was das Problem mit Rafinhas Spielweise noch verstärkte). Den Steilpass auf Lewandowski oder auf Comann spielte Rode nicht. Das ein oder andere Mal verzettelte er sich unnötigerweise noch im Halbraum in Zweikämpfen.
Auch Defensiv, eigentlich die Kernkompetenz von Sebastian Rode, merkte man ihm einen gewissen Rost an. Nur 29% seiner Zweikämpfe konnte er gewinnen. Mit dieser Leistung wird Rode es schwer habe, angesichts eines nahezu gesunden Kaders noch weitere Einsatzzeiten zu bekommen.
Nach der Saison werden alle Beteiligten die Situation bewerten müssen. Dabei wird es vor allem darauf ankommen, ob der Spieler sich mit der Rolle als 14 – 17. Spieler im Kader zufrieden gibt.
3. Es war nicht das letzte Spiel dieser Art
Die Fans des FC Bayern sollten sich keine Illusionen machen. In der Rückrunde wird es weitere Spiele dieser Art geben. Nach der Länderspielpause und knapp vor der Champions League-Partie gegen Benfica, steht Eintracht Frankfurt im Terminkalender. Zwischen Hin- und Rückspiel trifft der FC Bayern dann auf den VfB Stuttgart.
Im Gegensatz zu den letzten beiden Jahren unter Pep Guardiola, kann es sich der Verein nicht erlauben den Fokus gänzlich auf die Champions League zu verschieben. Fünf Punkte Vorsprung auf den Tabellenzweiten Borussia Dortmund hören sich komfortabel an, können gleichwohl aber mit nur zwei Spielen verspielt sein. Solange der wohl stärkste Zweite aller Zeiten weiter punktet, muss Guardiola die Liga ernst nehmen und die Konzentration hochhalten.
Den nötigen Kader hierfür hat er. Spieler wie Mario Götze, Benatia, Martinez, Coman und Co. müssen in dieser Bundesliga den Unterschied ausmachen können. Auf ein gutes Kadermanagement kommt es in den nächsten Wochen mehr denn je an. Spieler dürfen sich aufgrund von Belastungen nicht mehr verletzen und müssen für die anstehenden Partien in eine bestmögliche Form gebracht werden. Dies gilt nicht nur für die ersten 11 Spieler, die gegen Turin oder Dortmund spielen, sondern auch für die Akteure, die die nötigen Punkte in der Bundesliga einfahren sollen.
1. FC Köln – FC BAYERN 0:1 (0:1) | |
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1. FC Köln | Horn – Sörensen, Maroh, Mavraj, Heintz, Hector – Gerhardt (62. Osako), Lehmann (85. Mladenovic) – Risse, Bittencourt – Modeste |
Bank | Mesenhöler – Olkowski, Jojic, Svento, Hosiner |
FC Bayern | Neuer – Rafinha, Kimmich, Alaba, Bernat – Rode (78. Lahm), Alonso (55. Vidal), Thiago – Douglas Costa (72. Ribéry), Coman – Lewandowski |
Bank | Ulreich – Tasci, Müller, Götze, |
Tore | 0:1 (10.) Lewandowski |
Karten | Gelb: Sörensen / Lahm |
Schiedsrichter | Tobias Welz (Wiesbaden) |
Zuschauer | 50.000 |