FC Bayern München – SV Darmstadt 98 3:1 (0:1)
Im Fokus der Partie stand Neuzugang Serdar Tasci, der sein Debüt im Bayern-Trikot geben durfte. Die Wintererwerbung durfte sich gegen den Aufsteiger zum ersten Mal im Abwehrzentrum als Innenverteidiger präsentieren.
Falls Ihr es verpasst habt:
Pep Guardiola veränderte die Aufstellung im Vergleich zum 3:1 Auswärtssieg nur minimal. Thiago und Lahm wurden geschont. Für sie kamen, wie bereits erwähnt, Tasci und zusätzlich Coman zu Startelfeinsätzen. Durch die Hereinnahme von Coman standen abermals die fünf Offensivkräfte (Costa, Coman, Lewandowski, Müller und Robben) der Münchner versammelt auf dem Platz. Mit ihnen auf dem Feld hat der FC Bayern im Schnitt 30 Torschüsse pro Partie abgegeben.
Auf Seiten von Darmstadt 98 musste Dirk Schuster im großen Stil umstellen. Fünf Spieler fehlten wegen der fünften gelben Karte. Der Fokus der Lilien lag vor der Partie klar auf dem wichtigen Auswärtsspiel in Bremen in der kommenden Woche. Für Sulu, Niemeyer, Gondorf und Heller sowie Rosenthal (Bank) spielten auf Seiten von Darmstadt Garics, Junior Diaz, Sirigu, Holland und Vrancic.
Die Bayern begannen die Partie schwungvoll, fast schon hektisch, erspielten sich aber von Beginn an Abschlussmöglichkeiten. Bis zur ersten Halbzeit waren es alleine 15 Torschüsse.
Dabei zeigte sich die Offensive sehr variabel. Die Münchner bauten im Regelfall mit einem 2-3-4-1 das Spiel auf. Kimmich und Tasci bildeten die Abwehrzentrale. Die Außenverteidiger Alaba und Rafinha schoben wahlweise sehr weit mit auf, um die Außenbahnspieler Costa und Coman zu unterstützen. Im Regelfall wurden alle Angriffe aber über Vidal initiiert. Er alleine hatte in den ersten 45 Spielminuten 78 Ballaktionen. Am Ende waren es 163. Vidal war der Motor im Angriffsspiel der Münchner (4 Key-Pässe, 1 Torvorlage).
Nach einer Reihe von Chancen, in einer Phase, in der der Führungstreffer nur noch eine Frage der Zeit schien, leisteten sich die Bayern im Abwehrverbund eine Reihe an Fehlern, die Darmstadt 98 schlussendlich die Führung brachten. Diaz konnte eine Flanke von rechts in den Strafraum der Münchner schlagen, die Rafinha nicht hatte verhindern können. Tasci kam in der Mitte zu Fall und konnte sich fortan nicht mehr richtig gegen Wagner positionieren – Sirigu nutzte dies aus und konnte unbedrängt auf den Stürmer flanken. Alaba war zuvor zu weit eingerückt und konnte die Flanke deshalb nicht verhindern. Gleichzeitig hob er durch sein Herausrücken auf Sirigu das Abseits auf. Wagner konnte sich in der Folge mühelos gegen Tasci durchsetzen und köpfte an Neuer vorbei ein. Die Folge war die überraschende Führung der Darmstädter, für die im Endeffekt mehrere individuelle, aber auch kollektivtaktische Fehler beim Verteidigen von zwei Flanken verantwortlich waren (25.).
Auf der Gegenseite hatten die Münchner zwar eine Vielzahl an Chancen, scheiterten aber ein ums andere Mal am starken Mathenia (24.,45+1.). Im Zweifelsfall half auch die Latte für die Darmstädter noch mit, die aufopferungsvoll im 5-4-1 bzw. 6-4-0 komplett hinter dem Ball agierten und so den Münchnern wenig Raum zum Kombinieren gaben. Vor allem die Außenspieler Costa und Coman konnten so weitestgehend aus dem Spiel gehalten werden. Läufe hinter die letzte Abwehrlinie gelangen fast nicht. Erfolgversprechender waren eher schnelle Kombinationen aus dem Zentrum. Hier waren meist Robben, Müller und Lewandowski gut involviert, wenn sie es schafften, sich zwischen den zwei Ketten der Darmstädter zu positionieren und die teilweise starke Mannorientierung der Darmstädter in Unordnung zu bringen.
Nach dem Seitenwechsel änderte sich wenig an der Partie. Die Bayern drückten weiterhin konsequent auf den Ausgleich und erzielten diesen postwendend in der 48. Minute durch Thomas Müller. Coman, dem eher wenig gelang, setzte an der Eckfahne gut nach und erzwang einen ungenauen Ball von Diaz. Die Klärung landete bei Rafinha, dessen Halbfeldflanke Thomas Müller fand, der nicht nur in dieser Situation als zweite Spitze agierte. Durch eine hervorragende Ballan- und mitnahme kam Müller zum Abschluss und traf. Der FC Bayern drückte nun weiter aufs Tempo. Hierfür brachte Pep Guardiola Franck Ribery und Juan Bernat für Tasci und Coman. Fortan bildete sich ein interessantes Pärchen auf der linken Seite: Robben, der in der zweiten Halbzeit meist im linken Halbraum unterwegs war, kombinierte immer wieder gut mit Ribery. Die Münchner erspielten sich vor allem über die linke Außenbahn fortlaufend gute Möglichkeiten. Nach einem Treffer von Lewandowski schien die Partie gedreht, doch Schiedsrichter Weiner und sein Gespann entschieden fälschlicherweise auf Abseits.
Ein paar Minuten später war es dann abermals Thomas Müller, der nach einer erneuten Halbfeldflanke, dieses Mal von Vidal von links, zum Abschluss kam. Müller, der den Ball mit der Brust annimmt und im Rückwärtsfallen Mathenia überwindet, erzielte seinen 17. Saisontreffer (71.). Ein Traumtor. Fortan öffneten die Darmstädter etwas ihre defensive Haltung und die Münchner kamen vereinzelt zu Konterchancen – eine solche nutzte Robert Lewandowski zum 3:1-Endstand (81.). Franck Ribery krönte sein Debüt mit einer Vorlage.
Darmstadt verkaufte sich über weite Strecken sehr gut, konnte aber schlussendlich die Münchner nicht effektiv verteidigen. Diese müssen sich den Vorwurf gefallen lassen, zu wenig aus den eigenen Chancen gemacht zu haben. 36 Torschüsse wird Juventus Turin am kommenden Dienstag sicherlich nicht zulassen.
3 Dinge, die auffielen:
1. Halbglückliches Tasci-Debüt
53 Minuten lang durfte sich Serdar Tasci bei seinem Debüt im Trikot des FC Bayern präsentieren. Sein Auftritt war geprägt von Licht und Schatten. Im Spielaufbau konnte er sich bereits gut einfügen. Wie im Vorfeld seines Wechsels bereits zu lesen war, fiel auf, dass Tasci eine gute Ballbehandlung hat und über ein gutes Passspiel verfügt. 93% Passquote und ein guter langer Ball zeugen von geringen Anpassungensproblemen. Die 47 Ballkontakte, die der 28-Jährige bis zu seiner Auswechslung hatte, zeugen auch davon, dass Pep Guardiola ihn nicht verstecken wollte.
Defensiv hatte Tasci gegen die über die schnellen Außen attackierenden Darmstädter immer wieder Probleme. Zum einen hatte er sichtlich mit der Umstellung zu kämpfen, im Bayern-Trikot zu verteidigen. Durch das extrem hohe Aufrücken der Münchner verändert sich das Anforderungsprofil an einen Verteidiger radikal, es kommt wesentlich häufiger zu Eins-gegen-Eins-Situationen. Hier verließ er sich weitestgehend auf Alaba. In den Kopfballduellen mit Wagner, der 8cm größer ist als Tasci, fehlte schlichtweg das Timing. In einer Szene foulte er Wagner, in der 25. Minute schlussendlich stimmte seine Position nicht und Tasci ermöglichte den Darmstädtern auch durch seinen Fehler die frühe Führung. Am Ende standen 56% gewonnene Zweikämpfe und zwei Fouls auf dem Datenblatt.
Unter dem Strich war es dennoch kein schlechtes Debüt, auch wenn jedem Betrachter klar sein sollte, dass Tasci wohl keine Option in der Champions League ist, sondern viel mehr Einsatzminuten in den englischen Wochen sammeln wird – wohl vorzugsweise in den Heimspielen, wie jetzt gegen Darmstadt.
2. Verbesserter Robben
Zehn Torschüsse gab der Niederländer gegen Darmstadt ab und zeigte sich, obwohl ohne direkte Torbeteiligung geblieben, deutlich formverbessert. Robben nahm aktiv am Bayernspiel teil und war stets Ausgangspunkt für Gefahr. Zwar gelang ihm nur ein Dribbling, dennoch zeigte Robben, wie ihm ein gutes Spiel auch ohne signifikante Sprint- und Laufduelle gelingen kann. Robben positionierte sich geschickt, zunächst im rechten Halbraum, im späteren Spielverlauf mit Ribery im linken Halbraum. Holland und Kempe hatten hier sichtlich Probleme, den Aktionsradius von Robben einzudämmen.
Das größte Problem von Robben ist in der jetzigen Saisonphase allerdings seine fehlende Torgefahr. So gut es bei Müller und Lewandowski im Abschluss läuft, so extrem pendelt die Effizienz von Robben in die andere Ecke. 22 Torschüsse gab Robben in dieser Rückrunde bereits ab – allesamt ohne Torerfolg. Auch in diesem Spiel war Robben wieder nah dran (24., 58.), blieb allerdings erneut ohne Treffer. Hier muss er dringend wieder an seine alte Form aus der Vorsaison anknüpfen, zumal Costa und Coman derzeit ebenfalls die Torgefahr etwas abgeht.
3. Comeback
Franck Ribery ist zurück in seinem Stadion. Zum ersten Mal seit fast einem Jahr stand der Franzose wieder auf dem Platz in der heimischen Allianz Arena. Die Stimmung im Stadion erreichte bei seiner Einwechslung den Siedepunkt. Ohne große Vorlaufzeit zog Ribery das Spiel wie in gewohnter Weise an sich und kreierte eine Vielzahl von Offensivaktionen mit. Alleine vier Chancen entstanden durch sein Mitwirken und zwei von drei Flanken fanden einen Abnehmer. Auch beim ersten Treffer von Lewandowski, der nicht gegeben wurde, hatte Ribery seinen Fuß im Spiel. Letztendlich krönte er sein gutes Comeback in der 83. Minute mit einem schönen Zuspiel auf Lewandowski.
Ribery und Robben harmonierten dabei gute 30 Minuten auf der linken Seite nach Belieben. Die Nummer 7 zeigte dabei, welche Rolle er in den nächsten Wochen und Monaten haben könnte. Ähnlich wie Mehmet Scholl im Spätherbst seiner Karriere könnte Ribery immer wieder für 30-45 Minuten Druck aufbauen. Gerade wenn der Gegner vorher schon von Costa und Coman müde gespielt wurde. Die Frage wird bloß sein, ob er sich mit dieser Rolle zufrieden geben wird.
FC Bayern München – SV Darmstadt 98 3:1 (0:1) | |
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Bayern | Neuer – Alaba, Tasci (53. Bernat), Kimmich, Rafinha – Vidal, Coman (53. Ribery), Robben (81. Alonso), Müller (67. Vidal), Costa – Lewandowski |
Bank | Ulreich, Rode, Thiago, Götze |
Darmstadt | Mathenia – Diaz, Rajkovic, Caldirola, Garics – Holland (87. Gorka), Jungwirth – Kempe, Vrancic (61. Rosenthal), Sirigu (73. Sailer) – Wagner |
Bank | Zaluska, Ivana, Platte, Stroh-Engel |
Tore | 0:1 Wagner (26.), 1:1 Müller (49.), 2:1 Müller (71.), 3:1 Lewandowski (84.) |
Karten | Gelb: Rafinha, Kimmich / – |
Schiedsrichter | Weiner (Giesen) |
Zuschauer | 75.000 (ausverkauft) |