FC Bayern München – Darmstadt 98 1:0 (1:0)
Am 19.9. kreuzten sich letztmalig die Wege beider Vereine in der Bundesliga. Es war das wohl größte Heimspiele der letzten Jahrzehnte für Darmstadt 98. Die Münchner siegten gegen die unkonventionell aufspielenden Lilien am Ende recht souverän mit 3:0. Hatten aber bis zum Führungstreffer durch Vidal einige Probleme, sich Chancen zu erspielen.
Falls ihr es verpasst habt:
Im Vergleich zum letzten Ligaspiel gegen den anderen Aufsteiger FC Ingolstadt hatte Pep Guardiola auch diesmal nur wenig Möglichkeiten für personelle Änderungen. Letztendlich tauschte der spanische Trainer nur Alonso für Badstuber. Dadurch rückte Martínez in die Innenverteidigung und Vidal auf die 8er Position. Eine Umstellung ergab sich schon kurz vor Anpfiff, als Kimmich auf die rechts Verteidigerposition rückte. Lahm spielte auf der Flügelposition und Müller im Halbraum als 8er. Diese Rochade lag in der Aufstellung von Heller begründet, der zunächst über die linke Außenbahn kam statt wie zumeist über die rechte Seite. Mit Kimmich hatte er einen direkten Gegenspieler, der zumindest über etwas mehr Antrittsschnelligkeit als Philipp Lahm verfügt.
Das Spiel entwickelte sich in den ersten Minuten wie erwartet. Die Münchner hatten viel Ballbesitz und versuchten immer wieder, Coman auf der linken Außenbahn in Szene zu setzen. Dieser versuchte sich ein ums andere Mal im Dribbling gegen Garics und Kempe zu behaupten. Mit zunehmenden Verlauf der Partie gelang ihm dies immer weniger. Das lag am klugen Verschieben der Darmstädter Mannschaft. Dirk Schuster setzte auf eine situative Fünfer- oder Sechserkette. Gebildet aber nicht durch abkippende Sechser (Niemeyer oder Gondorf), sondern zurückfallende Außen, also Kempe und Heller, die sich hinten einreihten. So konnte Darmstadt zentral vor der Abwehr im Sechserraum trotz kompakter Abwehrreihe eine gute Staffelung aufrechterhalten. Allerdings – und das war der Nachteil – gab es keinerlei Umschaltaktionen mit Angriffen über die Flügel von Darmstadt, da die Außenspieler in der Defensive gebunden waren und zugleich die langen Bälle auf Wagner zu ungenau gespielt oder von Martínez runter gepflückt wurden.
Auf Seiten der Münchner wurde es nur dann gefährlich, wenn es im Zentrum zu schnellen Kombinationen kam. Zum Beispiel in der 19. Minute als Lewandowski an der Strafraumkante einen Ball gut behaupten kann und direkt den Abschluss sucht. Diese Szenen waren aber eher die Ausnahme und ab der 25. Minute nicht mehr zu sehen. Spätestens ab da hatte sich das Darmstädter 6-3-1 gegen das Bayerische 2-3-2-2-1 eingespielt. Der FC Bayern versuchte es an vielen Stellen aber auch zu überhastet. Lange Bälle auf Coman, die in Unterzahlsituationen endeten, oder voreilige Chipbälle in den Strafraum versprühten keinerlei Torgefahr und zeugten von mangelnder Kreativität im Zentrum.
So war es am Ende eine Standardsituation, die den Münchnern den Siegtreffer bescherte. Coman zeigt ein tolles Solo und kann sich gegen zwei Spieler behaupten. Seine Flanke ist zu ungenau und kann von Heller zur Ecke geklärt werden. Diese wird zunächst geklärt, doch dann kommt Xabi Alonso an den Ball. Der Spanier zieht volley aus 30 Metern ab und befördert den Ball in den linken oberen Winkel. Ein Traumtor.
Mit der Führung für die Münchner ging es in die Pause. Dirk Schuster stellte seine Darmstädter etwas um und begann mutiger im 4-1-4-1-System. Die Folge waren mehr oder weniger gut ausgespielte Konterangriffe der Darmstädter nach leichten Ballverlusten der Bayern im Angriffsdrittel. Die größten Torannäherung von Darmstadt gab es sicherlich, als Wagner nach einer Heller-Flanke zum Kopfball kam (71.) und eine Freistoßchance von Vrančić (73.). Die Münchner hatten in dieser Phase viel zu große Abstände zwischen den einzelnen Linien, was es Darmstadt leicht machte, die Passwege der Bayern zuzustellen. Auch wenig gewinnbringende Einzelaktionen und Ungenauigkeiten bei der Ballkontrolle spielten den Darmstädtern in die Karten. Pep Guardiola konnte das Spiel erst etwas beruhigen, als er Thiago für Vidal brachte (66.). Auch wenn die zwei größten Chancen für Darmstadt nach seiner Einwechslung kamen, so brachte er doch mehr Kontrolle und Esprit ins Spiel der Bayern und behauptete sich im zunehmenden Spielverlauf durch seine starke Ballbehandlung.
Spätestens ab der 80. Minute trudelte die Partie langsam aus. Die Anstrengungen der letzten Monate waren beiden Mannschaften anzumerken. Die Münchner siegten am Ende wenig glanzvoll mit 1:0 gegen ein stets mutiges und taktisch gut eingestelltes Darmstadt 98. Für eine Sensation reichte es aber nicht, da die Lilien zunächst zu ehrfürchtig in die Partie gingen und aus den wenigen Chancen kein Treffer erzielen konnten. Auf der anderen Seite benötigten die Münchner erneut ein Fernschusstor wie schon beim Ligaspiel im September.
3 Dinge, die auffielen:
1. Alter Mann was nun?
Es war in der 62. Minute als Xabi Alonso sichtlich unzufrieden im Mittelfeld mit seinen Mitspielern diskutierte. Alonso erkannte, dass die Münchner in der Phase nach der Halbzeit zu viele Ballverluste hatten. Er forderte lautstark mehr Konzentration und Laufbereitschaft von seinen Mitspielern ein. Kurze Zeit später reagierte auch Pep Guardiola und brachte Thiago, was schlussendlich die Schlendrian-Phase beendete. Diese Szene verdeutlicht, wie wichtig Xabi Alonso mittlerweile für diese Mannschaft geworden bzw. immer noch ist. Zwar hat sein Spiel große Schwächen, besonders die fehlende Schnelligkeit ist ein großes Problem, doch ist es diese Leaderfähigkeit, die ihn auf dem Platz so wichtig macht für Pep Guardiola. Das ausgerechnet Alonso mit einem absoluten Traumtor den Münchnern das Weiterkommen sichert, unterstreicht diese Beobachtung.
Auch in den übrigen Phasen war Alonso der Dreh- und Angelpunkt des Münchner Spiels. Mit 158 Ballaktionen hatte er mit Abstand die meisten. 143 Pässe seiner 149 Passversuche kamen an den Mitspieler. Davon unzählige lange Bälle auf Coman sowie zwei Torschussvorlagen. Es war ein Spiel maßgeschneidert für die Fähigkeiten von Xabi Alonso.
2. Josuha Kimmich geht immer
14 Jahre jünger als Xabi Alonso ist Joshua Kimmich und in vielen Entscheidungen legt er mindestens die gleiche Reife an den Tag wie der Spanier. Kimmich ging als rechter Verteidiger in das Spiel und war ab Mitte der zweiten Halbzeit dann als linker Verteidiger unterwegs, nachdem Rafinha ins Mittelfeld gezogen wurde. Überzeugen konnte Kimmich mit den zweitmeisten Ballkontakten auf Seiten der Münchner und einem guten Kombinationsspiel auf der rechten Seite zusammen mit Philipp Lahm und Thomas Müller. Gerade am Anfang der Partie in den ersten 20 Minuten konnte Kimmich immer wieder Angriffe mit einleiten und zumindest etwas die rechte Angriffsseite überladen. Hin und wieder konnte ein Spieler (meist Lahm) durchbrechen. Kimmich bewies hier stets ein gutes Auge und fand mit einer vorgetragenen Lässigkeit immer den richtigen Mitspieler. Diese Unterstützung fehlte Coman meist auf der Gegenseite. Hier spielte Rafinha deutlich absichernder. Kimmich indes interpretiere die Rolle des Außenverteidigers mutiger und scheute sich auch nicht, in Sprintduelle mit Marcel Heller zu gehen. In der Summe war es erneut eine fehlerfreie Vorstellung von Kimmich, der in vielen kleinen Momenten zeigen konnte, welches Potenzial in ihm steckt. Wenn er sich Stück für Stück weiterentwickelt, dürfte er im Mittelfeld in den nächsten Jahren gesetzt sein.
3. Kein Weihnachtsmärchen
Der FC Bayern kriecht aktuell auf der letzten Rille Richtung Winterpause. Die Münchner leiden spürbar unter den vielen Verletzungen in allen Mannschaftsteilen. Die Hilfskonstruktion mit Rafinha als linker Außenverteidiger funktioniert zwar, allerdings kann dieser wenig bis keine offensiven Akzente setzen. Alaba, aber auch Bernat entwickeln hier deutlich mehr Zug zum Tor und bringen vor allem deutlich mehr Unterstützung für den Außenbahnspieler mit. Aber auch in Sachen Pressingresistenz hat der FC Bayern deutlich eingebüßt, wie schon gegen Ingolstadt über weite Teile der Partie zu sehen war. Die Probleme ziehen sich dann im Mittelfeld fort. Vidal wirkt nach einem Zwischenhoch im November nun deutlich überspielt. In den letzten drei Spielen konnte er keinerlei Impulse setzen. Die offensive Fünferreihe indes leidet spürbar unter dem Wegfall des Leistungsträgers Douglas Costa. Comans Spielweise leidet deutlich unter dem Gegnerfokus, der sich ohne das Gegenstück einer Flügelzange entwickelt hat. Analog zu Götze in der letzten Rückrunde liegt auf den Schultern des jungen Franzosen die Pflicht, den Angriff durch ein Dribbling zu initiieren. Die gegnerischen Mannschaften können sich meist bedenkenlos auf die linke Seite konzentrieren und Coman isolieren. Die Folge sind deutlich weniger Torabschlüsse. Gegen Darmstadt waren es nur 16. Es wird Zeit, dass sich die gesamte Mannschaft regenerieren kann und wichtige Leistungsträger in die Mannschaft zurückkehren können. Wie wichtig beispielsweise ein Thiago sein kann, war in der Schlussviertelstunde zu sehen.
FC BAYERN – SV DARMSTADT 98 1:0 (1:0) | |
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FC Bayern | Neuer – Kimmich, Boateng, Martínez, Rafinha – Lahm (87. Rode), Xabi Alonso, Vidal (66. Thiago) – Müller, Lewandowski, Coman (90. Kirchhoff) |
Bank | Ulreich, Badstuber |
SV Darmstadt 98 | Mathenia – Kempe (81. Sailer), Garics, Sulu, Rajković, Díaz – Gondorf, Nieymeyer (87. Stroh-Engel), Heller – Vrančić (76. Rausch), Wagner |
Tore | 1:0 Alonso (40.) |
Karten | Rafinha / – |
Schiedsrichter | Daniel Siebert (Berlin) |
Zuschauer | 72.500 |