FC Bayern Frauen – Bayer 04 Leverkusen 2:0 (2:0)
Die Ausgangslage
Am Sonntag war der Tabellensiebte Bayern 04 Leverkusen zu Gast bei den Bayern-Frauen in der HGK an der Grünwalder Straße. Das Hinspiel im Oktober hatte Bayern mit 4:0 klar für sich entschieden und ging so als Favorit in die Partie. Drei Punkte waren Pflicht, denn die Konkurrenz an der Tabellenspitze hatte geschlossen vorgelegt. Sowohl Wolfsburg am Freitag mit einem 7:0 gegen Duisburg, Potsdam mittags in Hoffenheim mit einem 1:3 als auch Frankfurt gegen Jena mit 4:1 — alle holten sie drei Punkte und setzen den Tabellenzweiten aus München so unter Zugzwang. Wie schon in der Vorwoche musste Trainer Thomas Wörle auf die Langzeitverletzten Sarah Romert und Lena Lotzen verzichten, auch Abwehrchefin Nora Holstad fehlte aufgrund von Fußproblemen, Spielmacherin Mana Iwabuchi wegen einer Verletzung an den Bändern sowie Laura Feiersinger mit Muskelproblemen weiterhin. Aber auch Gästetrainer Thomas Obliers konnte nicht auf den kompletten Kader zurückgreifen. Bei der Werkself fehlten Francesca Weber und Marina Hegering. Lisa Schwab war ins Mannschaftstraining zurückgekehrt und nahm auf der Bank platz. Der Einsatz von Rebecca Knaak war zunächst fraglich gewesen. Sie meldete sich aber rechtzeitig für die Startelf fit.
Die Begegnung in München wird nicht leicht für uns. Wir haben in dieser Saison noch aus keinem der Matches gegen die Top Vier der Liga etwas holen können. In unserer Lage wäre es natürlich fantastisch, wenn wir etwas gegen die Bayern mitnehmen. Das kann aber nur klappen, wenn wir unsere wenigen Torchancen eiskalt nutzen und gemeinsam in der Arbeit gegen den Ball über unsere Grenzen hinausgehen.
Thomas Obliers, Trainer Bayer 04 Leverkusen, 27.2.15
Die Aufstellung
Wie schon beim 0:0 eine Woche zuvor gegen den Tabellenführer aus Wolfsburg vertrat Viktoria Schnaderbeck Nora Holstad auf der zentralen Verteidigerposition. Für Vanessa Bürki rotierte Wörle Vivianne Miedema in die Startelf und setzte ansonsten auf dieselbe Aufstellung im 3-5-2-System: Tinja-Riikka Korpela im Tor, linke Flügelverteidigerin Gina Lewandowski, rechts Leonie Maier, linke Halbverteidigerin Raffaella Manieri, rechte Caroline Abbé. Davor Melanie Behringer und Melanie Leupolz auf der Doppelsechs bzw. Leupolz meist mit der kreativeren Achterrolle, Dagny Brynjarsdottir auf der Spielmacherposition, davor das Sturmduo Miedema und (quasi) Geburtstagskind Katherine Stengel, die am seltenen 29. Februar geboren ist.
Im Hinspiel formierte sich Leverkusen offensiv in einem 4-3-3 und zog die zwei Flügelstürmerinnen in der Defensive zu einem 4-5-1 zurück. Diesmal starteten sie offensiv und defensiv in einem flachen 4-4-2 mit Anna Gasper als linker und Nina Claassen als rechter Außenverteidigerin sowie Marisa Ewers und Merle Barth in der Innenverteidigung. Auf dem linken Flügel lief Rebecca Knaak, auf dem rechten Flügel Ramona Petzelsberger auf. Die Doppelsechs wurde von Isabelle Linden und Carolin Simon gebildet. In vorderster Reihe stürmte Jessica Wich neben Turid Knaak, die übrigens nicht mit ihrer Kollegin aus dem Mittelfeld verwandt ist. Spät in der ersten Halbzeit stellte Obliers auf ein 4-3-3 mit flacher Mittelfeldreihe um, indem er Isabell Linden als linke Flügelstürmerin in die Angriffslinie vorschob. Defensiv zeigten die Leverkusenerinnen nun ein 4-5-1 mit Wich als alleiniger Spitze. Als zur zweiten Halbzeit Laura Widak für die sehr umtriebige Turid Knaak eingewechselt wurde, spielten Widak, Carolin Simon und Rebecca Knaak im Mittelfeld, vorne stürmten Jessica Wich, Ramona Petzelsberger und Isabelle Linden. Eine halbe Stunde vor Schluss stellte Obliers wieder auf ein 4-4-2 um. Die Verteidigungslinie bildeten von da an die eingewechselte Katharina Prinz hinten links, Claassen weiterhin hinten rechts sowie Rebecca Knaak und Marisa Ewers innen. Das flache Mittelfeldband bestand dann aus Laura Widak, Carolin Simon, Ramona Petzelsberger und Anna Gasper. Die Doppelspitze füllten Jessica Wich und die eingewechselte Lisa Schwab aus.
Falls Ihr es verpasst habt
Gleich vom Anpfiff weg griffen die Bayern an und kamen in Person von Vivianne Miedema zu einer ersten Kopfballchance. Aber Leverkusen gab einen hervorragenden Gegner ab. Von Beginn an übten sie im 4-4-2-Angriffspressing bei Abstößen und mit Mittelfeldpressing im laufenden Spiel großen Druck auf die Roten aus, kamen enorm präsent in die Zweikämpfe und konnten so einige Bälle gewinnen. Bei eigenem Spielaufbau setzen sie auf kluge Kombinationen und machten so deutlich, dass ein fußballerisch beschlagener Gegner zu Gast in München war, der sich nicht von vornherein geschlagen gab, sondern etwas mitnehmen wollte. Die Bayern waren zwar insgesamt feldüberlegen und spielten sich die größere Anzahl an hochwertigen Torchancen heraus, während Leverkusen im letzten Drittel bzw. im Strafraum keine Durchschlagskraft entfalten konnte. Dennoch konnten die Bayern froh sein, das Spiel durch zwei früher Tore mit einem komfortablen Polster bestreiten zu können. Lewandowski arbeitete sich in der elften Minute in den Strafraum vor und wurde gefällt. Den fälligen Strafstoß verwandelte Behringer souverän zum 1:0. Nur vier Minuten später bricht Melanie Leupolz auf der linken Seite durch, flankt mustergültig vor’s Tor, wo Knipserin Miedema knochentrocken einnetzt. Leverkusen brauchte kurz, um sich von dem Doppelschlag zu erholen, spielte dann aber forsch weiter, als hätte es den Rückstand nie gegeben, konnte sich teilweise lange in der bayerischen Feldhälfte festsetzen, doch die Angriffe nicht hinter die letzte Linie bringen.
Bayern zeigte mit diesem Gegner konfrontiert eine seiner schwächeren Saisonleistungen, setzte aber immer gerade so viel entgegen, wie notwendig war, um die Kontrolle über das Spiel nicht vollends zu verlieren. Ein Anschlusstreffer von Leverkusen hätte das Momentum aber gut und gerne kippen können, doch belohnte sich die Werkself nicht für den hohen Aufwand, den sie betrieb. Zwischenzeitlich zeigten aber auch die Gäste, dass sie ihr hohes Level nicht permanent aufrecht halten konnten und verteilten einige Geschenke. Gleich zweimal schlug Torhüterin Lisa Schmitz den Abstoß zu den Roten. Einmal scheiterte Miedema an der Düpierung per Lupfer, das andere Mal verpasste Brynjarsdottir die Vorlage von Stengel im Zentrum. Aber auch Freistöße landeten zuweilen direkt bei den Bayern, die selbst nicht mit der höchsten Quote erfolgreicher Pässe glänzten.
In der zweiten Halbzeit kam der FCB zwar durchaus druckvoll aus der Kabine, bekam aber zehn Minuten später überhaupt keinen Zugriff mehr. Leverkusen presste hoch, die eingewechselte Laura Widak stellte durch kluge Laufwege gute Staffelungen für die Offensive her, zeigte sich robust und frech in den Zweikämpfen und verwickelte besonders die rechte bayerische Abwehrseite permanent in knifflige Situationen. Aber auch Lisa Schwab brachte mit ihrer Einwechslung gehörig Schwung und Willen in das Spiel der Gäste. Bei den Bayern hielt besonders Melanie Leupolz mit vielen klärenden Bällen und Einleitungen von Entlastungsangriffen dagegen, Schnaderbeck und Maier klärten einige Male in höchster Not, auch Korpela parierte einen Nahschuss und hielt so die Null fest. Vorne ergaben sich noch mehrere hochkarätige Konterchancen, mit denen der FCB endgültig den Sack hätte zu machen können, doch vergaben sie diese und hielten die tapfer kämpfenden Leverkusenerinnen so im Spiel. Im Anschluss zeigte sich Trainer Wörle glücklich über den Abpfiff und die drei Punkte aus dem „Schweinespiel“. Seine Mannschaft habe heute eine schlechte Tagesform gezeigt, was beweise, dass München noch nicht auf dem Level ist, Woche für Woche eine Top-Leistung auf den Platz zu bringen.
3 Dinge, die auffielen
1. Taktische Disziplin
Die Tagesform mag durchgehangen haben, das Spielsystem scheint den Bayern-Frauen aber in Fleisch und Blut übergegangen zu sein. Ob es der Formation der Gegnerinnen geschuldet war oder der Art, wie Winterzugang Dagny Brynjarsdottir die Zehn interpretiert, phasenweise spielten die Roten ihr 3-5-2/5-3-2 wie auf der Taktiktafel gezeichnet. Die Fünferkette scheint eine passende Antwort auf die Dreiersturmreihe der Gäste gewesen zu sein. In der vorigen Woche hatte man situativ oft auf eine Viererkette gesetzt, diesmal konnte man sich nur selten leisten, in der letzten Reihe auf eine Spielerin zu verzichten. Attackierte Leverkusen mit zwei Angreiferinnen, orientierten sie sich häufig auf die Räume zwischen Schnaderbeck und der jeweiligen Halbverteidigerin. Doch Bayern verschob diszipliniert, konnte die meisten Bälle spätestens in der Gefahrenzone erobern, kombinierte sich dann meist über einen Ball ins Mittelfeld hinten raus, legte auf eine Seite raus und setzte die Stürmerinnen anschließend mit Flanken vor’s Tor ein. Durch clevere Laufwege zog Bayern die Leverkusener Formation auseinander und konnte so sichere Passwege öffnen. Trotz des großen Gegendrucks besannen sich die Bayern auf ihre Stärken — das Kombinationsspiel — und fingen nicht an, die Bälle wegzuschlagen, sondern spielten auch in der Defensive die Bälle kontrolliert heraus. Alles in allem keine glänzende aber dennoch stabile Leistung.
2. Schnittstellenpässe
Das Mittel der Wahl, um Leverkusens Defensive ein ums andere Mal in Verlegenheit zu bringen, waren vertikale Pässe durch die Linien der Werkself, die die Passabnehmerin jeweils im tiefen Raum erlaufen musste. Die oben angesprochenen geöffneten Passwege, die Präzision im Passspiel und das Timing zur Vermeidung von strafbaren Abseitsstellungen stellten auch gegen Leverkusen eine der Stärken der Roten dar. Gerade Miedema hätte so gar noch einige Male mehr in die Tiefe starten können, wie ihre Mitspielerinnen sie bedienten. Konnte Leverkusen die Bälle abfangen, so gingen die Bayern sofort ins Gegenpressing über und konnten viele Lose Balls wieder einsammeln. Erst in der Schlussphase setzte man dann mehr und mehr auf hohe Bälle über die letzte Abwehrlinie hinweg, um die eingewechselten Stürmerinnen Eunice Beckmann und Melike Pekel einzusetzen.
3. Rotation und Chancenverwertung
Das Spiel gegen Leverkusen war eines der wenigen, in denen Vanessa Bürki nicht zum Einsatz kam. Miedema und Stengel spielten von Beginn an, später bekamen Eunice Beckmann und die Nachwuchsspielerin Melike Pekel den Vorzug im Angriff. Zuvor stand eine Bundesligaminute auf dem Konto Pekels, nun hat sie insgesamt eine halbe Stunde zu verbuchen und wusste durchaus zu überzeugen. Sie zeigte eine laufintensive, engagierte Leistung und hätte selbst noch ein, zwei Tore schießen können. Mit perfektem Timing wurde Pekel auf der rechten Flanke von Brynjarsdottir eingesetzt, Pekel macht einen guten Laufweg, zieht nach innen und zielt auf die kurze Ecke, trift aber leider nur den Pfosten. Bei einem vergleichbaren Lauf kurze Zeit später wird ihre Hereingabe in die Mitte geblockt. Für Leonie Maier brachte Wörle eine halbe Stunde vor Schluss Katharina Baunach. Die erfahrene Edeltechnikerin war zum letzten Mal beim Hinrundenabschluss gegen Essen Ende November eingewechselt worden. Sie übernahm Lewandowskis Rolle auf links, diese ging auf die Position von Maier rechts. Baunach wirbelte noch einige Male die linke Flanke entlang und brachte ebenfalls frischen Wind in die Partie.
So gewinnen die Bayern in einem packenden Fußballspiel gegen Bayer 04 Leverkusen mit 2:0 und erobern den zweiten Tabellenplatz von den für wenige Stunden hochgekletterten Frankfurterinnen zurück.
FC Bayern – Bayer 04 Leverkusen 2:0 (2:0) | |
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FC Bayern München | Korpela – Lewandowski, Manieri, Schnaderbeck, Abbé, Maier (78. Baunach) – Behringer, Leupolz – Brynjarsdottir – Miedema (61. Beckmann), Stengel (61. Pekel) |
Bank | Schroffenegger, Bürki, Wenninger |
Bayer 04 Leverkusen | Schmitz – Gasper, Ewers, Barth (61. Schwab), Claassen – R. Knaak, Linden (61. Prinz), Simon, Petzelsberger – Wich, T. Knaak (46. Widak) |
Bank | Klink, Panfil, Beck |
Tore | 1:0 Behringer (11., Foulelfmeter), 2:0 Miedema (15.) |
Karten | Gelb: – / Petzelsberger (7.) |
Schiedsrichter | Christine Baitinger (Friesenheim) |
Zuschauer | 425 |