Spieler des Monats Februar: Robert Lewandowski
Der Februar des Robert Lewandowski, er geht rückblickend nicht unbedingt als sein stärkster Monat in die Geschichtsbücher ein. Mit durchwachsenen Leistungen hat das aber wenig zu tun. Viel mehr ist der Pole seit vielen Jahren auf einem derart hohen Level, dass fünf Tore in Spielen gegen Leipzig, Bochum, Fürth, Frankfurt und Salzburg nicht mehr viel Eindruck hinterlassen.
Aber warum eigentlich? Es ist bemerkenswert, wie stillschweigend die Saison des 33-Jährigen hingenommen wird. In 33 Pflichtspielen ist der Angreifer an 42 Treffern direkt beteiligt gewesen, 39 davon erzielte er selbst. Im Schnitt dauert es rund 73 Minuten, dann macht er ein Tor.
In der Liga hat Lewandowski wieder die 40-Tore-Marke angepeilt. Geht man nach seinen bisher 24 Einsätzen, wird er am Ende der Saison auf 39 oder 40 Treffer kommen. Sein Schnitt pro 90 Minuten liegt bei 1,21 Toren – hochgerechnet auf 34 Spiele wären das 41. Macht er am kommenden Wochenende gegen Leverkusen weiter? In den letzten Jahren hat er gegen die Werkself viele wichtige Tore gemacht, unter anderem 2020 im Dezember, als er kurz vor dem Ende den Siegtreffer besorgte.
Lewandowski als Torgarantie
Den historischen 40-Tore-Rekord von Gerd Müller hat er sich bereits in der vergangenen Saison gesichert. Womöglich ist es deshalb auch ruhiger um ihn geworden. Dass der gebürtige Warschauer sein ohnehin schon starkes Niveau nochmal dauerhaft steigern konnte, beweist er in dieser Spielzeit. Ein Ausreißer scheint das letzte Jahr jedenfalls nicht gewesen zu sein.
Und so liefert Lewandowski dann eben auch mal zwei Tore bei einem schwachen Auftritt in Bochum, oder zwei wichtige Treffer gegen Fürth, als man zur Pause 0:1 hinten lag. Auch sein erstes Tor im vergangenen Monat gegen Leipzig war womöglich entscheidend für die Entwicklung der Partie. Kurz vor der Halbzeit versenkte er den Ball anspruchsvoll per Kopf und brachte die Bayern damit auf die Siegerstraße.
Lewandowski trifft, trifft und trifft – so oft, dass fünf Tore in fünf Spielen ein unterdurchschnittlicher Wert sind. Für sein Team ist er damit nach wie vor eine Lebensversicherung. Ohne ihn, da muss nicht viel spekuliert werden, stünden die Münchner nach diesem Monat anders da.
Lewandowski als Führungsspieler
Das liegt aber nicht nur an seinen Toren. Im Februar hat der Weltfußballer der FIFA unter Beweis gestellt, wie wichtig er für die gesamte Ballzirkulation in der Offensive ist. Immer wieder lässt er sich in die Halb- oder Zehnerräume fallen, um den anderen Offensivspielern Räume und dem eigenen Aufbauspiel Anspielpunkte zu geben.
Kaum ein anderer Stürmer auf der Welt bewegt sich so intelligent im gegnerischen Strafraum wie Lewandowski, mit 8,44 Kontakten pro 90 Minuten ist er dort häufiger am Ball als 98 % der bei StatsBomb registrierten männlichen Stürmer. Er behauptet Bälle, verteilt sie klug und bringt sich selbst immer wieder in gute Positionen. Aber er ist eben auch außerhalb des Sechzehners ein verlässlicher Teil der Ballzirkulation.
Vor allem seine Körpersprache hat sich dabei in den letzten Jahren verändert. Drehte er früher gern ab, wenn etwas nicht zu seiner Zufriedenheit geschah, geht er jetzt mit breiter Brust voran. Mitspieler erleben seit vielen Monaten einen positiven Lewandowski, der mit ihnen und nicht für sich auf dem Platz steht. Er ist eben ein Führungsspieler geworden.
Lewandowski als Wortführer
Zugegeben: Das sollte nicht in die Bewertung für den Spieler des Monats mit einfließen. Deshalb soll dieser Punkt auch ganz explizit für sich stehen. Als Lewandowski in Frankfurt die Mannschaft mit einer zweiten Binde in den Farben der Ukraine anführte, war das mehr als eine reine Symbolik.
„Wir sind alle gegen Krieg und haben nicht gedacht, dass es so weit kommt. Das zu sehen, tut weh“, sagte der Bundesliga-Toptorjäger nach dem Spiel bei Sky: „Die Lage ist dramatisch. Die gesamte Welt muss die Ukraine unterstützen.“ Der Sport könne sich dabei „nicht rausnehmen. Wir dürfen nicht akzeptieren, was dort passiert“, betonte Lewandowski.
Der polnische Fußballverband hatte sich zuvor bereits dazu entschieden, die WM-Playoffs zu boykottieren. Polen hätte dort gegen Russland spielen müssen. Auch andere Verbände schlossen sich dem an. Lewandowski unterstützte das aus voller Überzeugung. Auf Twitter schrieb er: „Ich kann mir nicht vorstellen, ein Spiel gegen das russische Nationalteam in einer Situation zu spielen, in der die bewaffnete Aggression in der Ukraine anhält.“ Man könne nicht so tun, als ob nichts passiert.
Es sind starke Worte, die der Bayern-Star dieser Tage in die Welt schickt. Im Fußball ist dieses Verhalten in den letzten Jahren seltener geworden. Auch bei der FIFA und UEFA wurden Sanktionen gegen Russland erst dann beschlossen, als der Druck von außen wuchs. Umso wichtiger sind Spieler wie Lewandowski oder auch Verbände wie der polnische, die sich von Anfang an klar positionierten – und denen der Sport und die Geldflüsse erstmal nebensächlich waren.
Lewandowski als Wechselkandidat
Drei Punkte, die abschließend zu einem Fazit führen sollten: Der FC Bayern täte gut daran, mit Lewandowski zu verlängern. Zwar ist er mit 33 Jahren bereits in einem Alter, wo Klubs bei Spielern zu Recht ins Grübeln kommen, aber angesichts der letzten Jahre sollte dieses Grübeln beim Rekordmeister nicht lange dauern.
Seit der Saison 2015/16 verpasste der Pole nur 17 Partien, zwei davon aus Schonungsgründen. 2020 und 2021 hatte er drei voneinander unabhängige Verletzungen, die ihn jeweils für rund einen Monat außer Gefecht setzten. Lewandowski ist topfit und macht nahezu jedes Spiel, ohne jemals Anzeichen der Müdigkeit preiszugeben.
Im Vergleich zu anderen, jüngeren Stürmern ist das ein großer Pluspunkt. Erling Haaland fehlte dem BVB beispielsweise allein in dieser Saison schon in 16 Spielen. Mehrere Medienberichte deuten darauf hin, dass der FC Bayern mit seinem Star-Angreifer verlängern möchte – es allerdings bisher noch keine konkreten Gespräche gab.
Im Beraterteam des Polen hat sich in den vergangenen Tagen etwas getan. Max Bielefeld, ehemaliger Sky-Journalist mit zahlreichen Kontakten in die internationale Beraterszene, ist nun Teil des Teams rund um Pini Zahavi. Bielefeld und Sky hatten in den vergangenen Jahren häufig von Wechselwünschen Lewandowskis berichtet. Ein schlechtes Zeichen? Das bleibt abzuwarten. Bayern täte aber sicher gut daran, schnellstmöglich die Verhandlungsgespräche aufzunehmen.