Rückrundenauftakt: Verena Schweers traut den Bayern Frauen noch mehr zu

Justin Trenner 06.02.2021

Es war eine Hinrunde wie gemalt für Jens Scheuer und seine Mannschaft. 12 Spiele, 12 Siege, fünf Punkte Vorsprung auf den VfL Wolfsburg, nur ein Gegentor und 40 eigene Treffer – bei dieser Bilanz kann das Ziel für die Rückrunde nur eines sein: Endlich wieder die Meisterschale nach München zu holen.

12 Spiele sind es noch, in denen die Bayern-Frauen ihren Vorsprung über die Ziellinie bringen müssen. 12 Spiele bis zur Belohnung für die bisher außergewöhnliche Saison. Aber 12 Spiele können lang sein. Wichtig wird es sein, auch an den wenigen Defiziten stetig weiterzuarbeiten.

Gerade im Top-Spiel gegen den VfL Wolfsburg wurde deutlich, dass den Bayern auf ganz hohem Niveau oft noch die spielerische Qualität abhanden kommt. Konstante Chancenerarbeitung und noch mehr Mittelfeldkontrolle sollten demnach ganz oben auf der Liste stehen, wenn es um Verbesserungspotential geht. Darüber hinaus fällt es den Münchnerinnen manchmal schwer, spielerische Wege in den Strafraum zu finden, obwohl die Qualität des Kaders mehr hergeben würde. Oft sind es dann doch noch spontane Einzelaktionen oder Standards, die für die Tore sorgen. Das könnte gerade in der Champions League noch zum Stolperstein werden.

Teamgeist und Kaderbreite: Sind diese Bayern zu stoppen?

Auf der Habenseite stehen wiederum ein bis vor die Bildschirme spürbarer Teamgeist, der gerade ob des sehr breiten Kaders nicht selbstverständlich ist. Wer die Spielerinnen auf dem Platz, aber auch auf der Bank beobachtet, dürfte festgestellt haben, dass momentan kein Blatt zwischen sie passt.

Inwiefern sich das mal ändern könnte, wenn es auch nur eine kleine Ergebniskrise gibt, bleibt abzuwarten. Aktuell ist das große Erfolgsrezept dieser Mannschaft aber das Kollektiv. Alle für eine und eine für alle, könnte man sagen.

Selbst wenn Spielerinnen mit hoher Qualität ausfielen, waren die Bayern da und fuhren wichtige Ergebnisse ein. Die Kaderbreite ist schlicht herausragend – zumal in der Rückrunde nicht nur die Neuzugänge Ivana Rudelić und Karólína Vilhjálmsdóttir das Team verstärken, sondern auch die Rückkehr der einen oder anderen verletzten Spielerin erwartet werden kann.

Erfolgreicher Auftakt gegen Meppen?

Gegen den SV Meppen erwartet die Bayern eine tiefstehende Mannschaft auf wahrscheinlich nicht einfach zu bespielendem Untergrund. Mit nur sechs Punkten steht Meppen aktuell auf Platz 10 – also mitten im Abstiegskampf. Umso mehr wird es darauf ankommen, dass das Mittelfeld rund um Taktgeberin und Kapitänin Lina Magull die Ruhe bewahrt und keine Kontersituationen ermöglicht.

Das Stichwort ist hier die Raumkontrolle in der gegnerischen Hälfte. Im Pokal gegen die Regionalliga-Mannschaft Walddörfer SV sah das vergangene Woche bisweilen schon wieder gut aus, wenngleich das 13:0 kein Maßstab sein kann. Ein Sieg zum Auftakt ist umso wichtiger, da die Wolfsburgerinnen bei widrigen Bedingungen 3:2 gegen Potsdam gewinnen konnten.

Meppen wird die Bayern gerade defensiv vor andere Herausforderungen stellen. Bewahren die Münchnerinnen aber die Ruhe und vertrauen sie auf ihre Qualitäten im Offensivspiel, dürfte einem erfolgreichen Auftakt wenig im Weg stehen.

Anstoß gegen Meppen ist am Sonntag um 14:00 Uhr. Übertragen wird die Partie von Magenta Sport.

Drei schnelle Fragen an Ex-Bayern-Spielerin Verena Schweers

Vor dem Rückrundenauftakt haben wir uns mit Ex-Bayern- und Ex-Nationalspielerin Verena Schweers ausgetauscht, die der Mannschaft auch international noch einiges zutraut – unter bestimmten Bedingungen. Schon im November hatten wir uns ausführlich mit der mehrmaligen Champions-League-Siegerin unterhalten, die aktuell regelmäßig für den Kicker über den Frauenfußball und die Bundesliga schreibt.

Miasanrot: Das letzte Spiel auf Bundesliga-Niveau ist für die Mannschaft von Jens Scheuer nun fast 7 Wochen her. Kam die lange Pause zu einer Unzeit für die siegreiche Mannschaft, oder findet man als Spielerin schnell wieder rein?

Verena Schweers: Bayern hätte sicherlich gerne weitergespielt nach der grandiosen Hinrunde. Dennoch glaube ich, dass das Team diese Saison so gefestigt ist, dass es zur Rückrunde wieder dort anknüpfen kann, wo es aufgehört hat. Die Spielerinnen wissen um ihre Chance und haben ihr Ziel, die Meisterschale nach München zu holen, fest im Blick.

Wo siehst du trotz der starken Hinrunde noch Verbesserungsbedarf bei den Bayern?

Spielerisch haben sie nicht immer überzeugen können. Da können sie noch mehr und haben ihr ganzes Potential noch nicht ausgeschöpft. Gleiches gilt auch für die Effizienz in der Torchancenverwertung.

Die Meisterschaft ist beim aktuellen Vorsprung ein greifbares Ziel. Was traust du der Mannschaft aber international noch zu?

International bin ich schon gespannt. Wenn sie das Selbstvertrauen und Selbstverständnis, das sie in der Liga haben, auch international auf den Platz bringen und etwas Losglück haben, können sie es schon weit schaffen. Allerdings erwartet das Team dort andere Mannschaften von anderem Kaliber. Für die Champions League ist die Bundesliga kein Gradmesser.



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