Beim Favoriten gepunktet: Glückliches 1:1 in Gladbach

Daniel Trenner 13.08.2021

Falls Ihr es verpasst habt

Die Aufstellung 

Auf den letzten Drücker verletzte sich Pavard und fällt somit für die nächsten Wochen aus. Für ihn rutschte der junge Josip Stanišić in die Elf. Nicht einmal gegen ihn kommt Bouna Sarr mittlerweile an, dessen Stand beim neuen Trainer wohl noch schlechter zu sein scheint, als beim alten. Sein Pendant auf der linken Seite war Alphonso Davies, der in den letzten zehn Tagen eine regelrechte Blitzheilung absolvierte. Neben Neuzugang Upamecano startete etwas überraschend nicht der in der Vorbereitung so überzeugende Nianzou, sondern Niklas Süle. Womöglich wäre der Franzose für Nagelsmann dann doch etwas zu viel Uneingespieltheit, Süle kennt die Mannschaft besser.

Weiter vorne spielte überall die 1A-Besetzung, auf den Außen nahm Nagelsmann die deutsche Variante, Coman blieb zunächst auf der Bank.

Adi Hütter musste seinerseits ebenfalls auf einige Verletzte verzichten, allen voran den bulligen Embolo. Prunkstück des 4-2-3-1 war das Dreier-Mittelfeld mit TV-Experte Kramer, Stindl und Florian Neuhaus, hinter dem der FC Bayern ja ebenfalls her sein soll.

1. Halbzeit

Die Saison begann, wie die letzte aufhörte. Mit sofortigem Chaos hinten. Herrmann schoss nach nicht einmal vier Minuten freistehend knapp daneben, kurz darauf vergab Stindl aus kurzer Distanz. Der Dritte im Bunde machte es dann aber besser. In der 11. Minute brachte Plea die besser spielende Mannschaft in Führung. Zuvor machte Davies einen Fehler im Spielaufbau, wodurch Gladbach blitzschnell umschalten konnte.

Bayern antwortete mit mehr Schwung nach vorne, ließ aber jegliche Präzision vermissen. Erschreckende Fehlpässe schlichen sich ein.
Erst ab Minute 20 wurde das Spiel der Bayern vorzeigbar, nun war das Spiel präziser und allen voran Davies war sehr bemüht seinen Fehler vor dem 0:1 auszugleichen. Er agierte zentraler als je zuvor beim FC Bayern, gerade im Vergleich zu seinem Partner Gnabry. Lewandowski und Stanišić vergaben beste Möglichkeiten.

Gladbachs Führung wurde immer schmeichelhafter bis die Bayern per Ecke endlich ausgleichen konnten. Kimmich -bekannt zumeist als äußerst schrecklicher Eckball-Schütze- schlug die wohl beste Ecke seiner bisherigen Karriere in die Mitte, wo Lewandowski mutterseelenallein per Volley ausgleichen einnetzte. Dies sollte die letzte Szene der Halbzeit gewesen sein.

2. Halbzeit 

Ohne Wechsel kamen beide Teams aus der Kabine und machten genau dort weiter, wo sie aufgehört haben. Gladbach fehlte der Mut, Bayern dominierte, kam zu Chancen. Die Münchener verpassten jedoch sich zu belohnen und so kam Gladbach in der letzten halben Stunde der Partie nochmal richtig zurück.

Sie luchsten den Bayern ständig hoch die Bälle ab und schalteten blitzartig um. Es war weniger ein Schlagabtausch als ein auf und ab, mal war das eine Team besser, mal das andere. In der Schlussphase hätte Thuram zwingend die erneute Führung erzielen müssen, dazu hatte Upamecano zweimal Glück keinen Elfmeter gegen sich gepfiffen zu bekommen. Insbesondere die erste Szene war hier strafwürdig. Am Ende kann der FC Bayern mit dem einen Punkt sehr zufrieden sein. Unter der Woche reisen die Bayern zum Supercup nach Dortmund.

Dinge, die auffielen

1. Einrückende Außenverteidiger – Licht und Schatten

Oft mit Pep Guardiola verglichen, nahm Julian Nagelsmann tatsächlich eine Seite aus des Meisters Handbuch. In seinem ersten Pflichtspiel zogen seine Außenverteidiger permanent in die Mitte. Gladbach schien damit gerade bei Davies regelrecht überfordert, ständig war er frei für Läufe und Pässe. Doch hatte dies auch einen Preis, denn so sehr er im Mittelpunkt stand, so überfordert war er ab und an dann doch. Davies war bislang immer ein klarer Außenspieler, im Halbraum fühlt er sich noch nicht vollends wohl. Am heutigen Abend machte er das aber getrieben von seinem Fehler beim Gegentor mit viel Wille und Eifer wett.

Dadurch litt jedoch sein Partner Serge Gnabry etwas, im Gegensatz zu Davies ist Gnabry absolut der Mann für den Halbraum, isoliert an der Außenlinie beteiligte er sich nur zögerlich am Spiel. Immer wieder war Davies in Positionen, die eigentlich perfekt für den so abschlussorientierten Gnabry wären. Am offensichtlichsten war dies in der 58. Minute, als ein nach innen ziehender Davies einen Abschluss bekam, für den man eigentlich Gnabry haben möchte.

Stanišić hingegen beteiligte sich offensiv so gut es ging gar nicht, kam aber trotzdem durch seine einrückende Rolle gar zu Abschlüssen. Überhaupt war es ein frisches Spiel des Talents, hinten ließ er zwar manches zu, bewarb sich aber auch für weitere Partien.
Die einrückenden Außenverteidiger sind eine gute Idee für die Zukunft, doch ausgereift ist das Konzept noch nicht ganz.

2. Ein Spiel der Phasen

Es war ein abwechslungsreicher Saisonbeginn – im wahrsten Sinne des Wortes. Gut war jeweils immer nur eine Mannschaft. Die ersten 20 Minuten hat der FC Bayern komplett verschlafen, es gelang kaum etwas und man geriet auch verdientermaßen in Rückstand. Zu dieser Phase kämpfte das Team in allen Bereichen mit furchtbaren Fehlpässen.

Danach jedoch wurden die Bayern besser und Gladbach sukzessive schwächer. Man sah schöne Steil-Klatsch-Kombinationen, dynamische Durchbrüche. Hier kam man sicherlich dem optimalen Nagelsmann-Fußball schon näher. Auf dieser Phase lässt sich viel aufbauen, insbesondere wenn man konditionell wieder besser ist, denn gerade im Ausdauerbereich brach man in den letzten 20 Minuten regelrecht ein. Upamecano, Stanišić, Davies, Goretzka, eigentlich war die ganze Mannschaft durch und musste sich durchschleppen. Gladbachs Schlussoffensive konnte man kaum etwas entgegen setzen. Des Gegners Pressing erstickte Bayerns Spielaufbau streckenweise, ständig kamen Vertikalbälle bumerangartig zurück.

3. Die Bank ist keine Hilfe

Etwas was in dieser Phase hätte helfen können, wäre eine gut besetzte Bank. Doch von dieser kam kaum etwas. Während Hütter seine eingeschlafene Offensive mit Thuram und Hofmann wach küsste, konnte oder wollte Nagelsmann seine müde Defensive nicht aufrütteln. Upamecano und Davies spielten durch, der Trainer vertraute in dieser Spielphase Nianzou und den beiden Richards offenbar noch nicht. Das abbauende Mittelfeld konnte er auch nicht verändern, er hat schlichtweg nicht die Spieler dafür. Nur Cuisance blieb Nagelsmann als Option für das defensive Mittelfeld, und der wurde bislang noch nie mit disziplinierter Defensivarbeit assoziiert. Nur für das letzte Drittel hatte Nagelsmann adäquates Einwechselmaterial, doch die Probleme waren weiter hinten zu finden, wo ihm die Optionen abgingen. 

Dabei fehlen eigentlich nur die verletzungsanfälligen Roca und Tolisso von den Mittelfeldspielern. Von einem “exzellenten” Kader (O-Ton Kahn) kann beim besten Willen nicht die Rede sein. Über diesen verfügt der FC Bayern nur in der Spitze. In der Breite gibt es ein waschechtes Problem. Selbst mit den Gerüchten um Marcel Sabitzer und diversen Rechtsverteidigern würde man das Breitenproblem nur verbessern, es jedoch nicht aus der Welt schaffen. Damit, dass andere europäische Topvereine über breitere Kader verfügen, hat sich der FC Bayern längst abgefunden, doch an diesem Abend war selbst Mönchengladbach den Bayern was die Bank angeht eine Nasenlänge voraus.