Analyse: Bayern Amateure schlagen Heimstetten
Der Auftakt ist für die Bayern Amateure geglückt: Mit 3:0 konnten sie in Augsburg die Zweitvertretung des FCA schlagen. Im zweiten Spiel sollte der zweite Sieg folgen. Gegen den SV Heimstetten, der seinerseits am ersten Spieltag mit 4:1 gegen den FC Memmingen gewann, bot Trainer Martín Demichelis dementsprechend nahezu die gleiche Elf auf wie in Augsburg.
Falls Ihr es verpasst habt:
Lediglich Emilian Metu rückte für Marcel Wenig in die Startelf, der nicht im Kader stand. Ansonsten blieb es bei der 4-3-3-Grundausrichtung mit Kehl (rechts), Feldhahn, Arrey-Mbi (beide innen) und Brückner (links) vor Torwart Mayer und hinter Sechser Aydin. Auf den Achterpositionen begannen Kern und Metu, während Stürmer Vidovic von Batista Meier (rechts) und Motika (links) flankiert wurde.
Heimstetten wiederum agierte aus dem 4-2-3-1 heraus mit sehr hohen Außenverteidigern in Ballbesitz. Gegen den Ball verzichteten sie auf ein hohes Pressing und verteidigten mit einem 4-4-2-Mittelfeldpressing.
Die erste Halbzeit begann zunächst mit einer kleinen Druckphase der Gäste. Drei, vier Minuten lang schien es so, als könne Heimstetten die Spielkontrolle an sich reißen. Dann aber fanden die Amateure besser ins Spiel. Über die schnellen und technisch starken Außenspieler gelang ihnen der eine oder andere Durchbruch. Gerade auf der rechten Seite kombinierten sie sich immer wieder gut durch.
Führungstreffer durch Kern
In der 17. Minute belohnten sich die Amateure dann mit der ersten großen Chance für ihre gute Anfangsphase. Nach einem geklärten Standard nutzten sie nahezu perfekt die herausschiebende Defensivreihe der Heimstettener, um gegenläufig für einen hohen Ball in den Strafraum einzulaufen. Kern und Motika kamen somit freistehend in Ballbesitz und spielten die Situation gegen den Torwart aus. Kern musste nur noch einschieben.
Anschließend verpassten es die Münchner aber, den Druck aufrecht zu erhalten. Mit viel Ballbesitz, aber wenig echten Chancen kontrollierten sie das Geschehen – immer aber mit der Gefahr, Heimstetten mit nur einer Aktion ins Spiel zu holen. Wie in der 35. Minute, als die Bayern den Ball verlieren und die Gäste plötzlich mit zwei Spielern gefährlich vor dem Tor auftauchten. Sabbagh scheiterte aber an Mayer.
Gegen Ende des ersten Durchgangs entwickelte sich nun ein offeneres Spiel. Auf der einen Seite schafften es die Bayern nicht, ihre Angriffe sinnvoll zu Ende zu bringen, auf der anderen parierte Mayer erneut gut – diesmal gegen Müller, der von der Strafraumgrenze unbedrängt zum Abschluss kam (42.). Insofern kam der Halbzeitpfiff vielleicht nicht ungelegen für die nun nervöser wirkenden Amateure.
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In der zweiten Halbzeit bestätigte sich das Bild aber: Heimstetten arbeitete sich zunehmend zurück in die Partie, erzielte direkt zu Beginn sogar fast den Ausgleich aus über 30 Metern. Ein Fernschuss landete auf der Latte. Erst in der 67. Minute kamen die Bayern wieder gefährlich vor das Tor der Gäste. Motika setzte eine Direktabnahme aus der Luft freistehend aus rund fünf Metern Entfernung über das Tor.
Zwar hatte Heimstetten nun mehr Ballbesitz als noch in der ersten Halbzeit, aber viele Abschlüsse konnten sie sich nicht herausspielen. Die Bayern verteidigten das in den meisten Fällen sehr gut und kompakt. In der Schlussphase hatten sie sogar mehrere gute Chancen, um das Spiel zu entscheiden. Kabadayi traf aus spitzem Winkel jedoch nur das Außennetz (88.), Mamedova wenig später die Latte und eine herausragende Einzelaktion von Aydin konnte ebenfalls nicht verwertet werden (90.). Weil von Heimstetten aber nichts mehr kam, blieb es letztendlich beim knappen, aber verdienten 1:0-Erfolg der Amateure.
Dinge, die auffielen:
1. Spielfreude in der Offensive
Von Beginn an hatten die Amateure viel Tiefe im Spiel, weil die Abläufe in der Offensive nicht nur variabel, sondern auch gut aufeinander abgestimmt waren. Viele Positionswechsel, Seitenwechsel, Dribblings und vor allem auch Tiefenläufe aus dem Mittelfeld in den gegnerischen Strafraum brachten Heimstetten mehrfach in Schwierigkeiten.
Auf der rechten Seite profitierte Batista-Meier von einer guten Einbindung. Rechts hinterlief ihn Kehl, weshalb er etwas einrücken konnte und dort fand er mit den beiden offensiv ausgerichteten Mittelfeldspielern Metu und Kern sowie Angreifer Vidovic stets Anspielstationen. Durch die vielen Läufe der Bayern hinter die Kette des Gegners fand Heimstetten keinen Zugriff auf den Zwischenlinienraum, wo die Mannschaft von Demichelis sich stets clever zu positionieren wusste.
Der Druck auf den Gegner war mit meist fünf Offensivspielern enorm. Auch weil gerade die drei Angreifer Vidovic, Batista Meier und Motika ihren Gegenspielern technisch klar überlegen waren. Das einzige Problem im Offensivspiel war, dass die letzte Aktion oft noch zu unpräzise war. In manchen Situationen waren vor allem Motika und Batista Meier noch zu verspielt.
2. Aydin beeindruckt
Einer, der in beiden Spielen in der Regionalliga bisher überzeugen konnte, ist Eyüp Aydin. Der erst 16-jährige Sechser, der kürzlich seinen Jugendspielervertrag beim FC Bayern verlängert hat, verfügt jetzt schon über ein beeindruckendes Gefühl für den Raum. Seine Positionierung auf dem Platz ist fast immer ein Gewinn für die bayerische Ballzirkulation.
Obwohl Aydin noch kein einziges U19-Bundesligaspiel und erst fünf U17-Bundesligaspiele absolviert hat, hinterlässt er einen abgezockten und ruhigen Eindruck. Gerade auf der Sechs sind Spieler wichtig, die Offensive und Defensive ausbalancieren können und das gelingt ihm in den meisten Phasen schon sehr gut. Mit seiner technischen Qualität kann er sich zudem häufig spielerisch aus Drucksituationen lösen und das Spiel klug verlagern.
Legt er körperlich noch etwas zu, kann er im Defensivverhalten vielleicht noch robuster und zweikampfstärker werden – aber auch da ist er für sein Alter schon auf einem guten Weg. Ansonsten ist es bemerkenswert, wie schnell er sich an das Niveau im Herrenfußball auf Regionalliganiveau gewöhnt hat. Dass da mit nur 16 Jahren auch der eine oder andere Fehlpass dabei ist: geschenkt. Der Mut, mit dem Aydin agiert, kann ihn in Kombination mit seinem Talent noch weit bringen.
3. Zu vertikal und zu wenig Geduld?
Spielfreude ist das Eine und auch die Bewegungen in der Offensive wissen bereits früh in der Saison zu überzeugen. Demichelis hat hier mit seinem Team schon ganze Arbeit geleistet. Wiederkehrende Muster wie gezielte Seitenverlagerungen, diagonale Laufwege hinter die Abwehrkette und die konsequente Besetzung des Zwischenlinienraums deuten darauf hin, dass die Amateure in der Umsetzung der Spielidee bereits Fortschritte machen.
Allerdings ist das Spiel in einigen Phasen fast schon zu vertikal. Statt den Gegner laufen zu lassen und auf den Moment zu warten, in dem sich die Räume für Vertikal- oder Diagonalbälle öffnen, versuchen die Amateure es mit sehr viel Tempo. Dadurch sind auch einige Ballverluste dabei, die Gegner mit mehr Qualität härter bestrafen würden, als es Heimstetten an diesem Abend tat.
Auch die bereits angesprochene Verspieltheit spielt da eine Rolle. Batista Meier und Motika müssen nicht jedes Dribbling gehen und dürfen auch gern mal abbrechen, um ihre Gegenspieler gegen den Ball in unangenehme Tempowechsel zu bringen. Gegen Ende der Partie haben sie das Geschehen wieder besser kontrolliert und das Tempo auch mal herausgenommen. Trotzdem wird es in den kommenden Wochen sicher eine der großen Aufgaben für das Trainerteam sein, dieser sehr jungen Mannschaft noch etwas mehr Ruhe und Geduld in Ballbesitz beizubringen.
4. Allen Widerständen zum Trotz
Mit dem Sieg über Heimstetten starten die Amateure perfekt in die neue Saison. Das mag auf den ersten Blick angesichts des angestrebten Wiederaufstiegs erstmal wie eine Pflichtaufgabe erscheinen. Allerdings war es alles andere als klar, ob die Zweitvertretung der Bayern mit den personellen Rückschlägen zurecht kommen würde. Durch die vielen Jugendspieler bei der Profimannschaft sind die Amateure nach wie vor arg gebeutelt und auch die eine oder andere Verletzung machte ihnen das Leben schwer.
Dass sie trotzdem gut in die Saison gestartet sind, ist durchaus als Zeichen der Qualität am Campus zu bewerten. Junge Spieler wie Motika oder Aydin haben von Beginn an viel Verantwortung übernommen und ihre Rollen nicht nur sofort angenommen, sondern auch mit starken Leistungen ausgefüllt. Das ist auch ein Verdienst des Trainerteams, das dem Team das nötige Vertrauen entgegengebracht hat und vor allem in der taktischen Umsetzung viel richtig gemacht hat.