Vorschau: Bayer 04 Leverkusen – FC Bayern München

Justin Trenner 05.06.2020

Drei weitere Siege und die Saison des FC Bayern München neigt sich einem erfolgreichen Ende entgegen. Selbst wenn Borussia Dortmund in einem solchen Szenario den Abstand von sieben Punkten halten kann, ist den Bayern die Schale bei dann noch neun zu vergebenden Zählern nur noch im Kopf einiger Mathematiker, nicht aber in der Realität zu nehmen.

Und fast schon nebenher können die Münchner unter der Woche den Einzug ins Pokalfinale perfekt machen. Alles, was es dazu braucht, ist ein erneuter Heimsieg gegen Eintracht Frankfurt. Die Gefahr aber liegt in genau dieser vermeintlichen Sicherheit, die einem solchen Verlauf impliziert wird. In der aktuellen Form ist eine Alternative kaum vorstellbar.

Dabei wird vergessen, dass diese drei Mannschaften in der aktuellen Spielzeit bereits Stolpersteine für den Rekordmeister waren. Selbstverständlich zu einer anderen Zeit und mit anderen Umständen, aber eben mit der Signalwirkung, dass nur ein kleines Nachlassen den aktuellen Frieden an der Säbener Straße zumindest etwas gefährden könnte.

Leverkusen will unbedingt in die Champions League

Zumal es für alle drei Gegner um sehr viel geht. Eintracht Frankfurt wird unter der Woche die letzte Möglichkeit erhalten, den Traum von Europa über den Sonderweg im Pokal zu erhalten. Bayer Leverkusen und Borussia Mönchengladbach hingegen kämpfen um eines der begehrten Champions-League-Tickets. Hinter den Bayern haben sich Dortmund (60 Punkte), RaBa Leipzig (58), Gladbach und eben Leverkusen (je 56) in Position gebracht.

Gerade Leverkusen schien stark aus den Startlöchern gekommen zu sein, als die Bundesliga nach der Coronapause den Spielbetrieb wieder aufnahm. Deutliche Siege in Bremen (4:1) und beim Konkurrenten aus Gladbach (3:1) waren eine erste kleine Ansage. Doch es folgten eine herbe 1:4-Niederlage gegen Wolfsburg und ein eher glücklicher Sieg beim SC Freiburg (1:0).

Leverkusens Spielstil lässt sich innerhalb dieser vier Spiele perfekt mit all seinen Stärken und Schwächen analysieren und erklären. Haben sie die Spielgeschichte auf ihrer Seite, gehen also beispielsweise relativ schnell in Führung, und lässt der Gegner sie im Spielaufbau gewähren, sind sie nur schwer zu schlagen.

Über Zahlen und Spielstile

Sowohl gegen Bremen als auch gegen Gladbach gelang es Leverkusen immer wieder, die Schlüsselspieler im Zentrum in Szene zu setzen. Ähnlich wie die Bayern versucht es die Elf von Peter Bosz nicht selten mit einer hohen Anzahl von eigenen Spielern in der letzten Linie – mit ähnlich viel Bewegung. Leverkusens Staffelung ist oft gut genug, um auch mal mit sehr direkten und langen Flachpässen in den Zwischenlinienraum des Gegners zu kommen.

Die Werkself zieht die Formation des Gegners so auch vertikal auseinander. Eine weitere Überschneidung zum Spiel des FC Bayern unter Hansi Flick ist es, dass die offensiven Flügelspieler häufig den Weg in die Zentrale suchen, um einerseits den Überladungseffekt in der zentralen Angriffslinie zu verstärken, andererseits aber auch den sehr offensiv ausgerichteten Außen- oder Flügelverteidigern Räume zu öffnen.

Nach Bayern (18105) und Dortmund (17496) hat Leverkusen mit einigem Abstand auf Leipzig (13925) die meisten angekommenen Pässe in der Bundesliga gespielt (16273). Eine Aussage, die sich daraus ableiten lässt: Leverkusen will den Ball haben.

Mit 4484 „Pressures“, also die Anzahl der Momente, in denen Leverkusens Spieler den Gegenspieler unter Druck setzen, wenn er den Ball bekommt, ihn halten oder weiterspielen möchte, hat die Werkself den viertkleinsten Wert. Die Bayern haben 4151 Pressures auf ihrem Konto und sind damit auf Platz 17 ligaweit.

Leverkusen und Bayern sind sich ähnlich

Aber – und das ist entscheidend – diese Zahl hat keine Bedeutung für eine Bewertung. Sie hilft nur dabei, den Spielstil einer Mannschaft zu beschreiben. Leverkusen und Bayern haben eben gern Ballbesitz und es dementsprechend nicht nötig, den Gegner überdurchschnittlich oft durch ihr Pressing anzulaufen. Beide Teams sind darin aber trotzdem recht erfolgreich. In 35,1 % der Fälle erobern die Bayern den Ballbesitz innerhalb von fünf Sekunden, wenn sie ihren Gegner unter Druck setzen (Pressures). Das ist der beste Wert der Bundesliga und zwar direkt vor – ihr ahnt es schon – Leverkusen (34,0 %).

Einen größeren Unterschied gibt es dann aber doch zwischen beiden Teams: Während die Bayern ihre Gegner am liebsten schon beim Spielaufbau stören, lässt es Leverkusen in der Höhe des eigenen Pressings in einigen Spielphasen etwas gemütlicher angehen. Der Tabellenführer aus München verbucht in dieser Saisons 1406 Pressures im Angriffsdrittel (Bestwert der Liga), Leverkusen nur 1032 (Platz 13). 47 % der Leverkusener Pressures fanden bisher im Mittelfeld-Drittel statt, bei den Bayern sind es vier Prozent weniger.

Leverkusen ist zwar ebenfalls eine Mannschaft, die ihren Gegner mitunter durch aggressives Gegenpressing und hohem Anlaufen stört, gönnt sich aber insgesamt mehr Phasen im Mittelfeldpressing als die Bayern. Und das sind nicht selten auch Phasen der Anfälligkeit. Wieder nahezu analog zu den Bayern hat Leverkusen vor allem dann Probleme, wenn das Gegenpressing nicht greift oder sie in zu passive Verteidigungsphasen verfallen.

Die Bayern wirken insgesamt noch sauberer in ihrem Spiel, haben gerade in der Rückwärtsbewegung nach fehlgeschlagenem Angriffspressing zuletzt große Fortschritte gemacht. Darüber hinaus sind sie unter Druck sicherer als die Werkself. Vor allem die Niederlage gegen Wolfsburg und der durchwachsene Auftritt gegen Freiburg offenbarten, dass Leverkusen unter Druck anfällig für zu leichtfertige Fehler ist und dann nicht immer so effizient ins Gegenpressing kommt wie eben die Bayern.

Und doch haben sie mit Havertz, Aránguiz, Demirbay, Amiri und einigen weiteren Spielern technisch hochbegabte Fußballer für ihr Mittelfeldzentrum. Von außen kommen zudem Spieler wie Diaby oder Bailey oft mit ins Zentrum, die für mitunter sehenswerte Kombinationen sorgen können.

Bayern das bessere Team, aber …

Die Bayern erwartet also ein Spiel mit einem nicht unähnlichen Gegner. Letztendlich sind die Münchnern in nahezu allen Bereichen mindestens einen Tick besser aufgestellt als der Gegner. Doch Leverkusen hat einen sehr begabten und flexiblen Trainer, eine hochtalentierte Mannschaft und die Erfahrung aus der Hinrunde, als man die Bayern bereits schlagen konnte. Letztendlich glücklich, aber auch nicht komplett unverdient.

Vor allem solche Duelle sind es, die im Mittelfeldzentrum entschieden werden. Hier haben beide Teams ihre Taktgeber sowie ihre Dreh- und Angelpunkte. Bayern wird sein Spiel ähnlich aufziehen wollen wie gegen Borussia Dortmund. Nur mit dem Unterschied, dass man den Gegner diesmal häufiger zu langen Bällen zwingen will. Der BVB bekam zu viele Ballbesitzphasen, kombinierte sich zu oft durch die Bayern-Mannschaft. Leverkusen kann das auch. Umso wichtiger wird es aus Sicht der Bayern sein, sie frühstmöglich daran zu hindern.

Es ist der Auftakt in eine richtungsweisende Woche für den FCB. Ein Sieg gegen Leverkusen würde die Tür für den ersten Titel der Saison noch weiter öffnen. Dann ginge es eine Woche später nur noch darum, hindurchzulaufen. Doch dafür braucht es eine Leistung, die wie schon gegen Düsseldorf keinen Zweifel daran lässt, dass die Mannschaft darum weiß, dass auch nur das kleinste Nachlassen die Situation nochmal drehen kann.

Vorschau: 1. FFC Turbine Potsdam – FC Bayern München Frauen

Die Profi-Frauenmannschaft des FC Bayern spielt seit dem vergangenen Wochenende ebenfalls wieder. Gegen die Frauen der TSG Hoffenheim konnten die Münchnerinnen einen überzeugenden 3:0-Sieg einfahren. Zwar gelangen die drei Treffer durch Kathrin Hendrich (84.), Jovana Damnjanović (87.) und Lina Magull (90. + 3) erst spät, aber sie waren allesamt hochverdient.

Bereits in der ersten Halbzeit spielten die Bayern aggressiven und sehenswerten Fußball. Körperlich waren sie ihren Gegnerinnen sichtbar überlegen, aber auch technisch und spielerisch waren die Rollen klar verteilt. Allein Linda Dallmann hätte schon im ersten Durchgang mit drei Großchancen die Führung besorgen können. Hoffenheims größte Gelegenheit wurde in letzter Sekunde durch Kapitänin Carina Wenninger verhindert.

Die drei Punkte waren nicht nur für den Neuanfang nach der Coronapause wichtig, sondern auch für die Konstellation in der Tabelle. Mit einer Niederlage wäre die kommende Partie gegen Turbine Potsdam noch brisanter geworden. So gehen die Frauen des FC Bayern mit einem Vier-Punkte-Vorsprung auf Platz 3 in den Spieltag.

Am Sonntag um 14 Uhr überträgt RBB (Brandenburg) die Partie gegen die Potsdamerinnen live im Fernsehen. Außerdem wird das Spiel im Livestream der Vorschau und kostenlos bei Magenta Sport zu sehen sein. Einschalten lohnt sich, haben die Bayern doch ein gutes Tempo für den Endspurt vorgelegt.

Vorschau: Eintracht Braunschweig – FC Bayern Amateure

Wie die Männerprofis des FC Bayern spielen auch die Amateure bereits am Samstag. Um 14 Uhr ist Anstoß gegen Eintracht Braunschweig. Die Amateure befinden sich in einer ausgezeichneten Verfassung und haben im Vergleich zur Hinrunde große Fortschritte gemacht.

Am ehesten lässt sich dieser Fortschritt anhand der letzten Partie unter der Woche gegen Preußen Münster erklären. Es war ein Spiel, das sie in der Hinrunde vermutlich verloren hätten. Diesmal aber hielten die Amateure mit allem dagegen, was sie hatten und konnten kurz vor dem Ende einen weiteren Sieg erzwingen.

Dass sie spielerisch und technisch zu den stärkeren Teams der Liga zählen, war von Anfang an zu sehen. Doch lief es innerhalb eines Spiels nicht wie gewünscht, brach die Mannschaft von Sebastian Hoeneß häufig ein. Gegen Münster bewies sie trotz einer durchwachsenen Leistung Moral und Willen.

In der Tabelle der 3. Liga ist weiterhin alles drin. Das wichtigste Ziel – der Klassenerhalt – dürfte bereits erreicht sein, doch mit aktuell 47 Punkten und nur noch einem Punkt Rückstand auf Platz 1 ist noch Großes möglich. Eintracht Braunschweig hat aktuell ebenfalls 47 Punkte und steht direkt hinter den Amateuren auf Platz 5. Es ist also ein möglicherweise richtungsweisendes Spiel für die Bayern – vor allem für die Defensive, die nach wie vor hier und da instabil wirkt. Spannend ist darüber hinaus, wie es mit dem 2003er-Jahrgang in der laufenden Saison weitergeht. Da das Verschieben der Spieler zwischen Profimannschaft und Amateuren nun einfacher ist, als ursprünglich befürchtet wurde, könnte es doch komplizierter werden, dem hoffnungsvollsten Jahrgang am Campus Spielzeit zu geben.

Das Spiel gegen Braunschweig wird am Samstag bei Magenta Sport übertragen. Außerdem läuft es ab 14:00 Uhr im NDR.

Eine detailreiche und teils komplexe Vorschau auf die jeweiligen Partien der Frauen oder Amateure ist mir aus Zeitgründen leider nicht möglich. Lasst gern mal Feedback da, ob euch ein solcher Überblick innerhalb der Vorschau in irgendeiner Form einen Mehrwert bietet.

Vorschau-Tippspiel zu den Männer-Profis

Im Vorschau-Tippspiel tippe ich den gesamten Bundesliga-Spieltag. In unserer Kicktipp-Gruppe könnt ihr euch mit mir und allen anderen messen. Der oder die GewinnerIn der Kicktipp-Runde bekommt von mir ein signiertes Exemplar Generation Lahmsteiger.

Hier geht es zur Kicktipp-Runde!

So läuft es gegen Leverkusen …

Die Bayern revanchieren sich und gewinnen deutlich mit 3:1.

So könnte Bayern spielen …

4-2-3-1: Neuer – Pavard, Boateng, Alaba, Davies – Kimmich, Goretzka – Müller, Coman, Gnabry – Lewandowski

Es fehlen: Süle, Coutinho, Tolisso (alle verletzt oder mit Trainingsrückstand)

So läuft der Spieltag …

Freiburg 1:2 Gladbach
Leverkusen 1:3 Bayern
Leipzig 4:1 Paderborn
Frankfurt 1:2 Mainz
Düsseldorf 1:2 Hoffenheim
Dortmund 3:2 Hertha
Bremen 1:2 Wolfsburg
Union 1:1 Schalke
Augsburg 1:2 Köln