Vorschau: 1. FC Köln – FC Bayern München
Köln hat es in dieser Rückrunde verpasst, auf der Welle einer kurzzeitigen Euphorie zum Klassenerhalt zu reiten. Zu desolat war die Hinrunde. Zu groß war der Rückstand. Das Wunder blieb aus.
Ein Zeichen an den Profi-Fußball
Trotzdem weiß Köln auf anderen Ebenen zu überzeugen. Ein großer Teil der Fans steht wie eine Wand hinter dem Klub. Vielleicht liegt das auch ein Stück weit daran, dass sich das alles abgezeichnet hat. Beim Abstieg 2012 war die Souveränität im Umgang mit dem sportlichen Untergang auf der Tribüne nicht gegeben. Andere Umstände, andere Zeit.
Diesmal ist das Verhalten hauptsächlich vorbildlich. Noch vorbildlicher ist aber die Reaktion der Schlüsselspieler. Höger, Risse und vor allem Hector und Horn haben bereits verkündet, dass sie beim 1. FC Köln bleiben. So entsteht schon jetzt eine Stimmung, die für die kommende Saison sehr hilfreich sein dürfte.
Der Effzeh sendet damit jedoch auch ein Zeichen an den Profi-Fußball. Während anderen Klubs die Spieler weglaufen, weil es woanders ein bisschen mehr Geld gibt, zeigt Köln Zusammenhalt. Hector ist Nationalspieler, Horn wäre bei vielen Bundesligisten sehr begehrt gewesen. Beide pfeifen auf ihren Status und wollen ihrem Herzensklub dabei helfen, schnellstmöglich zurück ins Oberhaus zu kommen. Wer sich dafür interessiert, was bei den Kölnern explizit falsch lief, der sollte unbedingt bei den Kollegen von effzeh.com reinschauen.
Was ist zu erwarten?
Am Samstag fahren die Bayern nun also ein vorerst letztes Mal nach Köln. Dieses Spiel hat nicht nur deshalb Abschiedsspiel-Charakter, sondern auch weil der sportliche Druck komplett fehlt. Es geht einfach um nichts. Natürlich möchte sich der Effzeh vernünftig verabschieden. Auch die Bayern möchten nach dem Rückschlag unter der Woche für die Psyche ein gutes Ergebnis holen.
Vielleicht führen genau diese Umstände dazu, dass die Fans ein packendes Fußballspiel erleben. Jupp Heynckes wird wieder ordentlich rotieren. Für ihn bietet sich die große Chance, weiterhin Jugendspieler an den Profibereich heranzuführen. Mai, der kürzlich verlängerte, machte zuletzt zwei ordentliche Spiele. Ihn erneut auf Bundesliga-Niveau zu beobachten, sollte dementsprechend sinnvoll sein.
Wie so oft wird in der Bundesliga sehr wahrscheinlich eine Mannschaft auflaufen, die kaum Spielrhythmus hat. Köln wiederum wird zu Hause womöglich etwas höher pressen, als sie das in München machen würden. Immerhin haben sie nichts mehr zu verlieren. Das kann zu einer spannenden Anfangsphase führen. Dann entscheidet sich, ob die Spannung länger als 30 Minuten vorhanden bleibt, oder ob der Rekordmeister auch in ungewohnter Konstellation souverän bleibt.
Gegen Frankfurt hätte es zur Halbzeit auch 0:1, 1:1 oder 0:0 stehen können. Die Bayern erzielten aber aus wenigen Möglichkeiten vier Tore und gewannen somit deutlicher, als es der Spielverlauf zunächst vermuten ließ.
Jährlich grüßt die Liga-Diskussion
Grundsätzlich wird ja gerne darüber diskutiert, inwiefern solch ein plötzlicher Spannungsabfall im Großteil der Bundesliga-Spiele zu Konzentrationsschwächen in der Champions League führen kann. Die eine Seite geht davon aus, dass die Bayern mit einer Liga auf Augenhöhe viel bessere Chancen auf den großen Wurf hätten.
Sicherlich wäre es nicht schädlich, wenn wie 2012 jemand da ist, der die Bayern wöchentlich zu Höchstleistungen pusht. Tatsächlich hatte auch Guardiolas Bayern die beste Halbfinal-Form, als Tuchels BVB seine Mannschaft bis spät in die Saison herausgefordert hat. Doch auch da patzten plötzlich Boateng und Alonso. Auch da lief ein Saúl durch die gesamte Hintermannschaft des deutschen Serienmeisters, weil man für einen Augenblick unkonzentriert war.
Über die Vorteile einer stärkeren Liga muss nicht geredet werden. Allerdings kommt in der Diskussion auch zu kurz, dass Heynckes durch die einmalige Konstellation in der Bundesliga die Möglichkeit hatte, sich perfekt auf das Halbfinale vorzubereiten. Zumal bei der Niveaudiskussion auch außer Acht gelassen wird, dass die Bayern sehr wohl Woche für Woche in der Bundesliga gefordert werden.
Sie werden im Spielaufbau unter Druck gesetzt, vor Probleme gestellt und es wird stets die höchste Konzentration von ihnen verlangt. Mal geschieht dies über einen längeren Zeitraum, mal haben die Münchner aber auch eine frühe Antwort parat und der Druck fällt plötzlich in sich zusammen. Geschenkt wird den Bayern aber gewiss gar nichts. Sie werden Woche für Woche gefordert.
Diese Mannschaften, die den Rekordmeister an den Rand einer Niederlage bringen können, schaffen es aber nicht, konstant zu punkten. Deshalb sieht die Tabelle so deutlich aus. Deshalb bekam Heynckes die Chance, wichtige Spieler zu schonen. Der Trainer fand eine gute Balance aus Spielrhythmus und Rotation. Dass ihm trotzdem Verletzungen einen Strich durch die Rechnung machten, ist fast schon ein Mysterium.
Es wird sich auch dieses Jahr nicht endgültig klären lassen, ob die Bayern mit noch mehr Druck aus der Liga diese Fehler gegen Real nicht gemacht hätten. Fakt ist aber, dass es auch 2013 mit vielen Punkten Vorsprung funktionierte. Manchmal gilt es eben doch, sich selbst zu hinterfragen. Diesen Hebel kann man selbst bedienen. Auf die Konstanz der anderen Bundesligisten und weitere externe Faktoren gibt es keine Einflussmöglichkeit.
In Zukunft wird sich der FC Bayern Gedanken machen müssen. Gedanken darüber, wie diese Konzentrationsschwächen zu vermeiden sind. Ein Anfang wäre es, die Ursachen dafür zu finden. Qualität im Kader? Qualität der Liga? Verletzungen? Trainingsmethodik? Taktik? Sicher spielt all das und noch ein bisschen mehr rein. Doch die beeinflussbaren Faktoren sollten im Augenmerk des Klubs liegen.