Vorschau: FC Bayern München – Eintracht Frankfurt

Tobias Trenner 27.04.2018

Zwischen den beiden Champions-League-Halbfinals gegen Real Madrid steht nämlich noch eine Bundesligapartie an. Vor dem Rückspiel in Madrid treffen die Bayern auf Eintracht Frankfurt. Damit kommt Niko Kovac das erste Mal nach der Bekanntgabe seines Wechsels zum FC Bayern nach München.

Seit der Meisterschaft hat die Bundesliga nicht mehr die größte Priorität. Wir haben bereits in den letzten beiden Vorschauen auf die Bundesligapartien gewarnt, diese Spiele ernst zu nehmen, um im Rhythmus zu bleiben. Das Gleiche fordert auch Jupp Heynckes. Und seine Mannschaft hat dies bisher perfekt umgesetzt. Nach dem erfolgreichen Spiel gegen Gladbach folgte eine gute Leistung gegen Hannover mit einem 3:0-Sieg trotz Mega-Rotation.

Besonders erfreulich für viele Bayernfans war das Debüt von Lars Lukas Mai gegen Hannover 96. Nach langer Zeit durfte mal wieder ein Talent aus der eigenen Jugend sein Bundesliga- und Startelfdebüt bei den Profis feiern. Mai zeigte dabei eine durchaus solide Leistung. Zu Beginn wirkte er noch etwas nervös und musste sich im Spielsystem der Profis erst einmal zurechtfinden. Das sind aber alles Punkte, die bei einem Debüt vollkommen normal sind. Angesichts der Verletzung von Jerome Boateng wird Mai wahrscheinlich auch gegen Eintracht Frankfurt wieder von Beginn an auflaufen.

Eigentlich ist dieses Bundesligaspiel auch nur eine weitere Partie, die gespielt werden muss, jedoch ist das Duell gegen Eintracht Frankfurt kein ganz normales Spiel am Ende der Saison. Nach den ganzen Streitigkeiten der Führungsetagen rund um die Verpflichtung von Niko Kovac als neuen Cheftrainer zur kommenden Saison liegt eine gewisse mediale Brisanz in der Partie. Sicherlich werden an diesem Tag die ganzen Augen auf Niko Kovac gerichtet sein.

Nebenbei ist die Partie auch die Generalprobe für das DFB-Pokalfinale am 19. Mai in Berlin. Wer Jupp Heynckes die letzten Wochen beobachtete, wird aber wissen, dass er das Thema wahrscheinlich runter spielen und trotz der sich bietenden Generalprobe die Rotationsmaschine wieder anwerfen wird. Die Partie gegen Real Madrid ist dafür einfach zu wichtig. Wir werden wahrscheinlich wie bereits gegen Hannover eine B-Elf bei den Bayern sehen. Wenn man es überhaupt eine B-Elf nennen darf, immerhin schoss die vermeintliche B-Elf in den letzten zwei Bundesligaspielen 8 Tore.

Die Lage beim Gegner

Eintracht Frankfurt spielt bisher eine sehr gute Saison. Wie bereits letztes Jahr, konnte sich die Mannschaft von Niko Kovac im oberen Teil der Tabelle festsetzen. Im Vergleich zur letzten Saison brachen die Hessen in der Rückrunde nicht so stark ein. Aktuell liegt die Eintracht mit 46 Punkten auf Platz sieben. Einen Punkt hinter RB Leipzig. Das Ziel der Frankfurter ist mit Sicherheit die Qualifikation für das Internationale Geschäft. Dafür reicht ihnen Platz sieben, weil sie selbst mit den Bayern im Pokalfinale stehen. Da man sich allerdings nur als Gewinner des DFB-Pokals direkt für die Europa-League qualifiziert, ist Frankfurt gut beraten, sich auch mindestens Platz sieben in der Abschlusstabelle zu sichern.

Um dieses Ziel zu erreichen, müssen die Hessen im Saisonendspurt aber noch kräftig punkten. Zuletzt waren die Ergebnisse in der Liga alles andere als zufriedenstellend. Den letzten Sieg konnte die Mannschaft aus der Main-Metropole am 27. Spieltag gegen Mainz 05 feiern. Seitdem gelang kein Sieg mehr. Besonders die beiden Niederlagen bei Leverkusen (4:1) und gegen die Hertha (0:3) offenbarten Schwächen in der Defensive.

Durch das Weiterkommen im DFB-Pokal wurden die zuletzt schwächeren Ergebnisse etwas kaschiert. Bereits zum zweiten Mal in Folge stehen die Frankfurter damit im Pokalfinale und wollen sich diesmal krönen, um der Amtszeit von Niko Kovac ein positives Ende zu setzen. Alles in allem ist die Entwicklung bei der Eintracht sehr positiv. Das Team um Fredi Bobic und Bruno Hübner leistete gute Arbeit und konnte Niko Kovac durch kluge Transfers ein schlagkräftiges Team bereitstellen.

Die Spielweise

Die größte Stärke der Eintracht ist mit Sicherheit ihre Flexibilität. Niko Kovac schaffte es, dem Team nicht nur eine gute Organisation in der Defensive zu vermitteln, sondern auch ein solides Ballbesitzspiel zu implementieren. Frankfurt scheut nicht davor zurück, auch einmal selbst die Initiative in einem Spiel zu übernehmen. Gerade in der zweiten Hälfte des Hinspieles waren die Hessen die aktivere Mannschaft und die Bayern verteidigten vermehrt.

Wenn Frankfurt dann durch längere Ballbesitzphasen versucht das Spiel zu machen, lassen sie häufig den Ball in ihrer ersten Linie zirkulieren und versuchen Lücken im Verteidigungsbund zu finden. Wird der Ball dann zu den Offensivspielern gespielt, geht es meist etwas schneller und es werden vermehrt Ablagen und vertikale Pässe genutzt. Gerade mit Hasebe und Mascarell besitzt Frankfurt zwei Akteure, die prägend für das Aufbauspiel der Eintracht sind. Hasebe wurde von Kovac in die Abwehr zurückgezogen und besticht dort mit intelligenter Positionierung und präzisen Pässen ins Mittelfeld. Mit Mascarell, De Guzman oder auch Kevin-Prince Boateng befinden sich im Mittelfeld Akteure, die auch unter Druck den Ball gut verarbeiten können.

In der Regel nutzt Niko Kovac ein 3-4-3 oder 3-1-4-2 in Ballbesitz, andere Staffelungen sind aber stets möglich. In der defensiven Phase bilden die Frankfurter dann eine Fünferabwehrkette und nutzen unterschiedliche Staffelungen davor. Die Hessen verteidigten bereits in einem 5-3-2; 5-2-3 oder einem 5-4-1. Meist liegen nur wenige Unterschiede zwischen den Formationen. Diese Nuancen sind aber entscheidend für den Erfolg der Eintracht. Diese Details sind Anpassungen an den Gegner. Gerade jene Anpassungen machen die Hessen diese Saison so stark.

Während der Gegner den Ball hat, agiert das Team von Niko Kovac mit recht vielen Mannorientierungen. So hat man zwar direkten Zugriff auf die Gegenspieler und kann jene sofort unter Druck setzen, allerdings findet Frankfurt dabei nicht immer die richtige Balance und lässt sich gerne mal zu leicht aus der Position ziehen. Diese Probleme kamen vor allem bei den letzten Niederlagen gegen Hertha BSC und besonders gegen Bayer Leverkusen zum Tragen.

Fabian und De Guzman orientieren sich hier zu sehr an den Mittelfeldspielern der Leverkusener und rücken heraus, dies führt dazu, dass Leverkusen zwischen den Linien sehr viel Raum vorfindet. Brandt und Havertz schaffen es anschließend, das Herausrücken von Falette geschickt zu bespielen.

Player to watch

Makoto Hasebe, Jonathan De Guzman und Ante Rebic. Frankfurt besitzt einige interessante Akteure. Allerdings fallen alle drei aufgrund von Sperren oder Verletzungen für das Spiel gegen die Bayern aus. Ein Letzter, der dann noch übrig bleibt, ist Omar Mascarell. Mascarell stammt aus der Jugendakademie von Real Madrid. Allerdings spielte er meist nur für die zweite Mannschaft der Königlichen. Nach Leihen zu Derby County und Sporting Gijon landete er 2016 in Frankfurt und konnte dort sofort überzeugen.

Mascarell ist der Denker und Lenker der Frankfurter. Zumeist läuft er als Sechser auf und sorgt dafür, dass sie in Ballbesitz nicht die Verbindungen verlieren. Er bietet sich geschickt an und kurbelt so das Kombinationsspiel der Hessen an. Auch defensiv überzeugt er durch seine gute Spielübersicht, durchschnittlich fängt er 2,5 mal pro Spiel den Ball ab und hat eine Erfolgsrate von 83% bei Tacklings. Mascarell ist eines der Gesichter der Frankfurter Entwicklung.

Die Eintracht holte Mascarell für nur 1 Millionen Euro aus Madrid. Unter Niko Kovac entwickelte er sich schnell zu einem wichtigen Bestandteil des Erfolgsteams, hatte diese Saison aber bereits mit Verletzungen zu kämpfen. Für die Bayern wird es wichtig sein, die Konter der Frankfurter zu kontrollieren und die Mannschaft von Niko Kovac nicht ins Spiel kommen zu lassen.

Durch Bayerns gutes Positionsspiel werden sie sicherlich nach Seitenwechsel die Möglichkeit erhalten, den Defensivverbund der Frankfurter zu knacken. Mit Blick auf das Rückspiel gegen Real Madrid wird Jupp Heynckes wahrscheinlich kräftig rotieren. Die Devise wird lauten, nur keine weiteren Verletzten, um gegen Real Madrid mit allen verfügbaren Akteuren noch einmal anzugreifen. Trotzdem wird das Team von Jupp Heynckes wie immer professionell an das Spiel herangehen und versuchen auch diese Partie zu gewinnen.