Leseprobe: 111 Gründe für den FC Bayern München

Justin Trenner 09.11.2017

Wer regelmäßiger Leser unseres Blogs ist, der dürfte nicht überrascht sein, dass eine Vielzahl an Themen im Buch beleuchtet werden. Taktische Aspekte spielen eine ebenso große Rolle wie die Frage danach, ob und wie der Rekordmeister seine Dominanz in Deutschland und Europa aufrechterhalten kann. Die Bayern befinden sich in einem Umbruch und die Sorgen der Fans sind groß.

Umso wichtiger ist der Blick in die Zukunft. Doch auch die große Historie ist wichtig, um Gegenwart und Zukunft zu verstehen. Kurt Landauer und die mit ihm verbundenen Werte sind ebenso Teil des Buches wie einige Legenden, Titel und Rekorde. In insgesamt 19 Kapiteln zeigen wir den FC Bayern München von all seinen Seiten und widerlegen dabei einige Klischees.

Rot und Weiß ein Leben lang – 111 Gründe für den FC Bayern München

Auch der Jugendbereich, das Team neben dem Team, die Frauen und die Bayern-Amateure sind ein wichtiger Bestandteil unserer Argumentation. Nicht zu vergessen sind die Fans, deren Großartigkeit ein eigenes Kapitel verdient hat, in dem speziell die Südkurve von uns für ihre Vielseitigkeit gelobt wird. Eine Leseprobe:

Weil die Südkurve die meist unterschätzte Kurve Deutschlands ist

„Und schon wieder keine Stimmung, und schon wieder keine Stimmung, FCB!“ ist einer der favorisierten Fangesänge der Auswärtsfans in der Allianz Arena. Dass in Fröttmaning die „Erfolgsfans“ sitzen, gemeinsam mit den „Eventfans“, die sich bei Häppchen und Champagner in der Loge nebenbei noch ein bisschen Fußball anschauen, lautet der Vorwurf. Die Stimmung in der Arena war seit dem Einzug Thema und wird es wohl auch in Zukunft bleiben – denn zum Fußball gehört gerade in Deutschland nun mal die aktive Unterstützung durch die Fans.

Hauptverantwortlich für diese Stimmung sind in München, wie in allen anderen Bundesliga-Stadien, die Fans in der Kurve. Die Münchner Südkurve gibt es seit 1972, als der FC Bayern nach den Olympischen Sommerspielen in das Olympiastadion zog. Auch die Allianz Arena wurde so geplant, dass sich eine Breitseite Richtung Süden wendet, die neue Heimat der Südkurve war nun im Unterrang angesiedelt, was akustisch sicherlich alles andere als optimal ist – aber immerhin die größte Nähe zu den Spielern ermöglicht.

Wenn die Südkurve im Folgenden pauschal als Kurve bezeichnet wird, ist das selbstverständlich nicht ganz korrekt. Zu einer Kurve gehören die Ultras, bei den Bayern etwa die berühmt-berüchtigte Schickeria, die Fanclubs und –Vereinigungen, etwa der Club Nr. 12 und eine große Schar von aktiv singenden Fans, die nicht nur zum Zuschauen ins Stadion gehen, sondern um zu „supporten“. Dennoch: Der Einfachheit halber kann man die Südkurve durchaus als Gemeinschaft bezeichnen, die meistens an einem Strang zieht.

Fragt man sich durch die anderen aktiven Fanszenen in Deutschland, hört man zwar häufig belustigende Kommentare über die Arena-Fans, aber ebenso häufig ein Lob für die Arbeit der Fans in der „Süd“. Während in der breiten Öffentlichkeit selten darüber berichtet wird, wie stark sich die Münchner Fans für ihre Vorstellungen einsetzen, ernten sie in der Szene durchaus Respekt. Die Bayern-Anhänger setzten sich in den letzten Jahren unter anderem für die Erinnerung an den früheren jüdischen FCB-Präsidenten Kurt Landauer ein, sie bezogen klar Stellung gegen rechts und gegen Homophobie. Auch im Zuge der Flüchtlingskrise organisierten Bayern-Fans Unterstützung für Geflüchtete. Dass die Bayern-Kurve keine Plattform für extreme politische Gruppen bietet, hebt sie unter vielen anderen in Deutschland hervor.

Neben den sozialen und politischen Aktionen vertreten die Südkurven-Fans auch ihre Interessen gegenüber dem Verein. Nach einer Krise zwischen aktiven Fans und dem FC Bayern im Jahr 2013, in der es unter anderem um die Stehplätze in der Südkurve ging, haben beide Parteien sich wieder angenähert. Auch der Verein kam nach Diskussionen seinen aktivsten Fans entgegen, ließ die Südkurve 2014 umbauen und den Stehplatzbereich vergrößern. Die Bayern-Supporter haben somit noch einmal mehr Platz bekommen – den sie unter anderem für Choreographien nutzen konnten. Während die sozialen Aktionen häufig zu kurz kommen, sind die FCB-Choreos mittlerweile legendär und schaffen auch in der viel kritisierten Allianz Arena Jahr für Jahr eine einzigartig gute Stimmung. (Felix Haselsteiner)

Die meist unterschätzte Kurve Deutschlands? In der Südkurve in München gibt es mehr Stimmung, als viele denken.
(Foto: Matthias Hangst / Bongarts / Getty Images)

Den größten Teil des Buches nehmen aber die Spieler ein. Neben ehemaligen Stars wie Schweinsteiger oder Lahm wurde vor allem der aktuelle Kader beleuchtet. Von absoluten Stammspielern wie Manuel Neuer, Jérôme Boateng oder Thiago bis hin zu Ersatzspielern, wie sie kaum ein anderer Verein in Europa vorweisen kann. Dabei geht es nicht immer nur um sportliche Qualitäten, sondern häufig auch um menschliche Komponenten oder Lektionen, die man als Bayern-Fan für sein Leben gelernt hat.

Ein Spieler sticht in allen Bereichen heraus. Arjen Robben ist nicht nur einer der besten Fußballer der Klubgeschichte, sondern auch jemand, von dem man einiges lernen kann, wie wir in einem weiteren Grund herausgearbeitet haben:

Weil man von Arjen Robben fürs Leben lernen kann

19. Mai 2012, Champions-League-Finale, Verlängerung: Elfmeter für den FC Bayern. Arjen Robben legt sich den Ball zurecht und wird die Aufgabe gegen Petr Čech annehmen, mit dem er Jahre zuvor in London zusammenspielte.

Der Niederländer hatte jedoch keine glückliche Saison. Es war unruhig geworden um Robben, der von vielen als zu egoistisch eingestuft wurde. Die Geschichte nahm ihren Lauf. Der Flügelstürmer vergab in der Nacht von München diese große Chance und das “Finale Dahoam” wurde zum “Drama Dahoam”. Es war der sportliche Tiefpunkt eines tragischen Helden, der in wichtigen Momenten oft versagte.

Der moralische Tiefpunkt sollte aber noch folgen. Einige hundert Fans pfiffen ihren eigenen Spieler wenige Tage danach in einem Testspiel gegen die niederländische Nationalmannschaft aus. Nie merkte man Robben Enttäuschung und Verletzung so an wie in diesem Moment. Es wäre wenig verwunderlich gewesen, wenn es der endgültige Bruch in einer Karriere gewesen wäre, der die ganz großen Erfolge noch fehlten.

Doch Arjen Robben ist kein gewöhnlicher Fußballspieler. Der Niederländer schöpfte aus den tragischsten und schlimmsten Stunden seiner Karriere die Kraft und den Willen, sich bis aufs Letzte aufzuopfern, um es allen zu beweisen. Er stand auf, putzte sich den Mund ab und zog erneut in die Schlacht um Europas Krone. Stärker als jemals zuvor schoss er den FC Bayern Runde für Runde einen Schritt näher an eine erneute Finalteilnahme.

23. April 2013, Champions-League-Halbfinale: Wieder eines dieser großen Spiele, diesmal gegen den FC Barcelona. Schon beim Warmmachen konnte man in Robbens Gesichtsausdruck einiges ablesen. Sein Gesicht war fast schon zur Faust geballt. Gewillt, jedem Ball hinterherzulaufen und bis in die 90. Minute alles zu geben, was in seinen Beinen steckt, wollte er vorangehen und sein Team erneut ins Finale tragen.

Viele hatten die Pfiffe und den verschossenen Elfmeter bereits verdrängt. Doch in Robben, so schien es, kam alles im Saisonfinale wieder hoch. Er spielte mit einer Energie, fast schon mit einer Wut und Aggressivität, die man selbst beim so ehrgeizigen Angreifer nie zuvor sah. Und er lieferte ab. Im Hinspiel überrannte er die Defensive Barcelonas, traf zum 3:0 und im Rückspiel erzielte er das wichtige Führungstor, das alle Resthoffnungen der Katalanen begraben sollte.

Bereits nach diesen Spielen war Erleichterung in ihm zu spüren. Er lachte, weinte und zeigte erstmals seit längerer Zeit Emotionen. Doch Robbens Weg auf den Gipfel sollte an diesem Punkt erst beginnen.

Einige Wochen später, Mitte Mai, Champions-League-Finale im Wembley-Stadion: Da war es wieder, dieses zur Faust geballte Gesicht. Und das Finale gegen Dortmund sollte eine ganz besondere Geschichte parat haben. Robben rannte, Robben kämpfte, Robben arbeitete hinten wie vorne und trieb seine Mitspieler an wie kein Zweiter auf dem Platz. Am Führungstor war er beteiligt, doch der BVB glich bereits aus.

Der Niederländer hatte zuvor wieder große Chancen ausgelassen. Doch er gab nicht auf. Er wäre nicht Arjen Robben, wenn er liegen geblieben wäre. Im Gegenteil: Er stand auf und holte den letzten Rest aus seinem Körper. Mit jedem Sprint in der Schlussphase, mit jeder Nahaufnahme seines Gesichts wurde jedem deutlich, dass keiner es mehr will als dieser so hart kritisierte Mann, der eine offene Rechnung mit der Vergangenheit mit sich trug.

Dann die 89. Minute. Langer Ball von Boateng, Hacke Ribéry, Robben vor Weidenfeller. Der Angreifer spitzelt den Ball am Torwart vorbei ins Netz. Ekstase. Die Emotionen kochten über. Es war der Knockout für Borussia Dortmund und der langersehnte Titel für die Bayern.

Arjen Robben wurde vom tragischen zum fantastischen Helden des FC Bayern München.
(Foto: Alex Grimm / Getty Images)

Doch der Protagonist war Arjen Robben. Der Torschütze stellte sich vor die Fankurve seines Teams und baute sich vor ihnen auf. Als würde er die Fans fragen, was sie nun von ihm halten würden. In jedem Moment der anschließenden Party wurde klar, welche Last Robben mit sich trug. Alles fiel im Laufe dieser legendären Triple-Saison ab. Tränen, Emotionen, Wille, niemals aufgeben und aus Niederlagen die richtigen Schlüsse ziehen – Arjen Robben verkörpert diese Tugenden wie kein anderer.

Er ist bis heute der, der auch in der 95. Minute noch zum Sprint ansetzt, weil er der Überzeugung ist, dass man die Hoffnung niemals verlieren sollte. Robben hat nicht nur seine Kritiker verstummen lassen, sondern auch seinen Fans eine wichtige Lehre erteilt. Egal wie aussichtslos eine Situation auch sein mag, man darf nie den Glauben an eine positive Wendung der Geschichte verlieren und sollte dafür alles tun, was in der eigenen Macht steht. Fußball ist manchmal eben doch mehr als nur die schönste Nebensache der Welt. (Justin Kraft)

Gewinnspiel

Zwei unserer 111 Gründe, die skizzieren, wie viel Leidenschaft und Emotionen hinter diesem Verein stehen. Jeder Fan würde eine andere Geschichte erzählen und bei jedem kämen gewiss 111 andere Gründe zusammen. Auch das macht Fußball und den FC Bayern München so einzigartig.

Rot und Weiß ein Leben lang – 111 Gründe für den FC Bayern München – ab jetzt beim Verlag, bei Amazon und in vielen Buchläden erhältlich. Offizieller Veröffentlichungstermin ist der 15.11., allerdings haben viele Bücher bereits ihren Weg zu den Lesern gefunden.

Die Veröffentlichung unseres ersten Buches feiern wir zudem mit einem kleinen Gewinnspiel. Insgesamt zwei Werke gibt es jeweils zu gewinnen. Dafür müsst ihr lediglich den unten stehenden Tweet retweeten oder einen Kommentar auf Facebook oder unter diesem Artikel hinterlassen. Alle Teilnahmebedingungen findet ihr hier.

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