1. FSV Mainz 05: Wirtschaftlicher Steckbrief vor den Bayern
442 Millionen EUR statt Aufstellung 4-4-2, Hauptsponsor statt Hauptrivale lautet das Motto. Die Meisten kennen die sportlichen Profile der Gegner der Bayern, aber wie steht es eigentlich um ihre wirtschaftliche Situation? Wie viel Geld erlösen die Vereine von ihrem Hauptsponsor? Von ihrem Ausrüster? Von der DFL? Machen sie Verluste oder Gewinne und wie investieren sie ihr Geld? In Steine? In Beine? Und wie stehen sie eigentlich im Vergleich zum FC Bayern da? Nach einem Blick auf die Zahlen schließt der Artikel mit einem kurzen Ausblick auf das Sportliche.
Die Eckdaten
Der heutige „1. Fußball- und Sportverein Mainz 05 e. V.“ (Mainz 05, FSV) wurde im Jahr 1905 als „1. Mainzer Fußballclubs Hassia 1905“ gegründet. Wie so viele andere Fußballvereine jener Zeit durchlief der Verein in seiner Anfangszeit mehrere Fusionen und Umbenennungen. Seinen heutigen Namen trägt er seit 1912. Zu den Abteilungen des FSV gehören neben dem Herrenfußball auch ein umfangreicher Nachwuchsfußball von der U23 bis hinunter zur U8 sowie Abteilungen für Tischtennis der Männer, Handball der Frauen und seit dieser Saison durch eine Kooperation mit dem TSV Schott Mainz auch eine Betätigung im Frauenfußball. Mittelfristig sollen die Frauen- und Mädchenfußballabteilungen des TSV in den FSV integriert werden.
Der FSV Mainz 05 hat aktuell rund 13.700 Mitglieder und ist damit der mitgliederstärkste Fußballverein in Rheinland-Pfalz nach dem 1. FC Kaiserslautern mit rund 21.000 Mitgliedern. Neben dem 1. FC Schalke 04 und SC Freiburg ist Mainz 05 einer von drei Vereinen in der Bundesliga, die ihren Spielbetrieb noch nicht in eine dedizierte Spielbetriebsgesellschaft ausgelagert haben. Alle Geschäfte des Vereins finden ausschließlich unter dem Dach des e. V. statt. Der für die Geschäftsführung verantwortliche Vorstandsvorsitzende des Vereins ist der ehemalige Referatsleiter im rheinland-pfälzischen Wissenschaftsministerium Stefan Hofmann, der die Bereiche Organisation, Personal und Recht verantwortet. Ihm zur Seite steht der gelernte Bankkaufmann Christian Heidel für die Bereiche Sport und seit August auch Wirtschaft, nachdem der promovierte Wirtschaftswissenschaftler Dr. Jan Lehmann, der für diesen Bereich verantwortlich zeichnete, Anfang August über Differenzen über die zukünftige Ausrichtung des Vereins vom Aufsichtsrat abberufen worden war. Aufsichtsratsvorsitzender ist der Rechtsanwalt Dr. Volker Baas.
Ähnlich wie die letzte Woche an dieser Stelle vorgestellte TSG Hoffenheim blickt auch Mainz 05 auf eine erfolgreiche sportliche Aufstiegsgeschichte zurück. Im Gegensatz zu der von Hoffenheim allerdings spielte sich die von Mainz nicht über Jahre, sondern über Jahrzehnte ab und folgt dem Verlauf einer Parabel. Nach Jahrzehnten des Abschwungs wird Mitte der 80er Jahre ein Tief- und Wendepunkt erreicht und seitdem zeigt die sportliche Kurve wieder nahezu monoton steigend bergauf.
Eng verbunden ist dieser Aufstieg zeitlich und materiell mit einigen sehr bekannten, in manchen Fällen gar schillernden Namen des deutschen Vereinsfußballs. Auf Funktionärsebene zwingend zu erwähnen sind Harald Strutz, der langjährige und am Ende im Konflikt gegangene Präsident des Vereins von 1988 bis 2017, sowie Christian Heidel, der von 1992 bis 2016 und wieder seit 2020 sportlich verantwortlicher Manager des Vereins war und ist. Während Heidel operativ verantwortlich für den sportlichen Erfolg auf dem Platz und damit auch den in den Büchern sorgte, kümmerte sich die Mainzer Regionalgröße Strutz mit engen Verbindungen in Politik, Wirtschaft und gesellschaftliches Leben in und um Mainz herum sowie in den DFB und die DFL eher strategisch und in den Hinterzimmern um die politischen Weichenstellungen zugunsten seines Vereins. Strutz organisierte den Goodwill, öffnete Türen und verkaufte den Verein nach außen, Heidel setzte um.
Unmittelbar sportlich mit dem Aufstieg der Mainzer untrennbar verbunden sind auch Namen wie Wolfgang Frank, Jürgen Klopp und Thomas Tuchel. Frank, der den FSV von 1995 bis 1997 und von 1998 bis 2000 trainierte, darf wohl ohne Übertreibung als einer der geistigen Urväter und Visionäre des heutigen Pressing-Fußballs gelten (damals noch „Forechecking“ genannt), das seit Anfang der 2010er Jahre und ganz wesentlich getragen von seinem Schüler Jürgen Klopp die Bundesliga im Sturm eroberte. Klopp war es dann auch, der, als sein langjähriger Spieler nach kurzem Interregnum auf Frank folgend, in seiner Amtszeit von 2001 bis 2008 den FSV erstmals in die Bundesliga führte. Tuchel, der zuvor bereits lange Jahre Nachwuchstrainer bei Mainz war, festigte in seiner Amtszeit von 2009 bis 2014 die Zugehörigkeit des FSV zur ersten Liga. Klopp und Tuchel sind auch die beiden Trainer mit der längsten Zeit im Amt in der Bundesligageschichte des FSV Mainz 05.
Ein baulicher Zeitzeuge des langsamen zunächst Ab- und dann Wiederaufstiegs des FSV war viele Jahrzehnte sehr geduldig das Bruchwegstadion. Erbaut Ende der 1920er Jahre, diente es Mainz 05 von 1938 bis 2011 als Heimspielstätte der ersten Mannschaft. Seit dem Umzug der Mannschaft in die neu errichtete, heutige „MEWA-Arena“ im Jahr 2011 dient das Bruchwegstadion als Spielstätte für die zweite Mannschaft und sportlich zentraler Lokus des Nachwuchsleistungszentrums des Vereins, das mittlerweile in Andenken an Vereinslegende Frank “Wolfgang Frank Campus” heißt. Baubeginn der rund 33.000 Plätze starken MEWA-Arena war 2009. Ähnlich wie beim Schwarzwaldstadion des SC Freiburg ging dem Bau ein längerer Standortfindungs- und Interessenkonsolidierungsprozess voraus, in dem über mehrere Jahre insgesamt 15 verschiedene Standortalternativen diskutiert und wieder verworfen wurden. Die Investitionskosten für das Stadion inklusive des dafür benötigten Grunderwerbs und der benötigten Infrastrukturmaßnahmen betrugen planmäßig rund 60 Mio. EUR, realisiert wurde es letztendlich für ca. 70 Mio. EUR. Davon entfielen auf Planung und Bau des Stadions inklusive Nebenkosten rund 55 Mio. EUR und auf den Erwerb des benötigten Grunds und Bodens durch die Stadt Mainz und den Bau der Infrastruktur rund 15 Mio. EUR. Bauherr und Eigentümer des Stadions ist die stadteigene „Grundstücksverwaltungsgesellschaft der Stadt Mainz mbH“ (GVG), von der es Mainz 05 für 3,3 Mio. EUR pro Jahr pachtet. Finanziert wurde das Projekt über Kredite und Zuschüsse der Stadt Mainz und des Landes Rheinland-Pfalz sowie eine unverzinsliche Einlage des Vereins in Höhe von 7,5 Mio. EUR, die gleichzeitig als Sicherheit für die Pachtzahlungen dient und dem Verein nach Ende des Pachtverhältnisses wieder ausbezahlt wird. Wie auch im Fall Freiburg erlaubte die hohe Ausfallsicherheit der öffentlichen Hand eine sehr zinsgünstige Finanzierung der Darlehen der GVG.
Die Finanzkennzahlen
Seit dem Geschäftsjahr 2017/18 veröffentlicht die DFL jedes Jahr im Zuge einer Transparenzverpflichtung eine Reihe wesentlicher Finanzkennzahlen der Bundesligavereine. Einige ausgewählte davon für den FSV Mainz 05 sind (Angaben in EUR):
Genau wie der SC Freiburg unterliegt auch Mainz 05 aufgrund seines rechtlichen Status als eingetragener Verein keinen öffentlichen Publizitätspflichten für seine Geschäftstätigkeit inklusive des wirtschaftlich orientierten Spielbetriebs. Genau wie im Fall Freiburg sind daher die von der DFL veröffentlichten High-Level-Kennzahlen auch größtenteils alle offiziellen Finanzkennzahlen des Vereins, die öffentlich verfügbar sind, was Umfang und Tiefe meiner Analyse wesentlich einschränkt.
Genau wie alle anderen Vereine der Bundesliga hat auch der FSV Mainz 05 während der Corona-Krise einen substanziellen Umsatzrückgang und Ergebniseinbruch hinnehmen müssen. Vom Rekordwert von 144 Mio. EUR Umsatz im Geschäftsjahr 2018/19 ist der Umsatz im Geschäftsjahr 2020/21 infolge von Geisterspielen, entfallenen Werbeeinnahmen und zurückgegangenem Transfergeschäft um ein Drittel auf nunmehr 96 Mio. EUR eingebrochen. Das Jahresergebnis nach Steuern ist im selben Zeitraum von 16 Mio. auf -10 Mio. EUR zurückgegangen, wobei der FSV mit diesen -10 Mio. EUR 20/21 im Bundesligavergleich auf Platz 9 liegend noch erstaunlich gut dasteht.
Anders als viele andere Vereine der Bundesliga hat Mainz auf den substantiellen Rückgang der Einnahmen während der Corona-Krise nicht mit der Aufnahme neuer Schulden reagiert. Im Gegenteil. Im Geschäftsjahr 20/21 lag der Verein bei Verbindlichkeiten in Höhe von 18 Mio. EUR, was in absoluten Zahlen gesehen nicht nur der geringste Wert der Liga war, sondern auch eine Reduktion um fast die Hälfte gegenüber dem Vorjahr bedeutete, trotz des Höhepunkts der Auswirkungen der COVID-19-Pandemie in diesem Geschäftsjahr. Als Kennzahl interessanter als der absolute Betrag ist jedoch der Verschuldungsgrad, also die Höhe der Verschuldung eines Unternehmens in Relation zu seinem Eigenkapital*. Hier lag Mainz 05 im Geschäftsjahr 20/21 mit 62 % auf dem viertbesten Platz im Ranking der Bundesligavereine hinter Hoffenheim (15 %), den Bayern (30 %) und Freiburg (42 %) und vor Augsburg (83 %). Ein Verschuldungsgrad von 62 % ist für einen Bundesligaverein in Anbetracht der typischerweise sehr hohen stillen Reserven im Spielakader nicht nur relativ zur Konkurrenz, sondern auch an sich betrachtet ein gesunder Wert, mit dem sich Mainz 05 über seine Kapitalstruktur und die mittelfristige Finanzierbarkeit seines Geschäfts gegenwärtig keine sorgenvollen Gedanken machen muss. Verhandlungsspielraum für langfristige Kredite auch in höherem Umfang wäre im Notfall mutmaßlich jederzeit gegeben.
Statt mit einer Aufnahme neuer Schulden hat der Verein zur Kompensation der wegbrechenden Einnahmen mit einer breit angelegten Reduktion der operativen Ausgaben reagiert. Gut ablesbar ist dies in den Daten der DFL am Rückgang des Personalaufwands, dem nochmaligen Rückgang der ohnehin schon geringen Beraterausgaben sowie dem Rückgang der sonstigen betrieblichen Aufwendungen, einem Sammelposten für diverse operative Aufwendungen im Geschäftsjahr 20/21 gegenüber dem Vorjahr. In allen drei Kategorien waren die Ausgaben des Vereins im Ligavergleich ohnehin schon nicht hoch und in allen drei Kategorien hat der Verein sie während der Krise noch weiter reduziert. Der Personalaufwand fiel leicht um 10 %, die Beraterausgaben um 25 % und die sonstigen betrieblichen Aufwendungen um 15 %. Was sich nicht durch Reduktionen kompensieren ließ, hat der Verein aus seinen Bankguthaben und dem Kassenbestand bedient, worunter der Bestand an liquiden Mitteln nach Auskunft des Vereins in der Pandemie auch erheblich gelitten hat. Aufgrund der wie geschildert hohen, auch kurzfristig in Anspruch zu nehmenden Kreditwürdigkeit des Vereins scheinen akute Liquiditätsengpässe allen Angespanntseins der Liquiditätslage zum Trotz jedoch unwahrscheinlich.
Zu den nicht ohne weiteres kurzfristig reduzierbaren Kosten gehört der Aufwand für das Spielerpersonal. Spielergehälter sind durch Verträge gebunden, jährliche Abschreibungen auf Transferwerte sind in der Höhe fix. Durch den Rückgang der Einnahmen in den Pandemiejahren hat sich die Personalaufwandsquote+ des FSV Mainz von 2018/19 bis 20/21 von 34 auf 50 % erhöht, was was auf den ersten Blick wie ein alarmierender Befund erscheinen mag, weil es suggeriert, dass der Verein möglicherweise stärker als die Konkurrenz unter den wegbrechenden Einnahmen gelitten hat. Aber erstens lag der Verein damit im Geschäftsjahr 20/21 auch hier auf Platz vier hinter Schalke (44 %), RB Leipzig (45 %) und Frankfurt (48 %) und vor Freiburg (52 %), während es im Geschäftsjahr 18/19 noch Platz 2 hinter Frankfurt (31 %) und vor Bielefeld (36 %) war, hat sich also im relativen Ranking der Vereine nur unwesentlich verschlechtert. Zum zweiten profitierte Mainz 05 im Geschäftsjahr 2018/19 im nicht-operativen Geschäft von einem besonders hohen Gewinn auf dem Transfermarkt. Dieser betrug überschlägig 50 Mio. EUR und lag damit weit über dem Wert sonst üblicher Jahre, in denen er sich zwischen 15 und 25 Mio. EUR bewegt. Dies hat den Umsatz – den Nenner der Personalaufwandsquote – weit über das normal übliche Niveau hinaus angehoben und die Quote entsprechend reduziert. Somit hat der Verein weniger in der Pandemie besonders gelitten, sondern vor der Pandemie von einem Ausnahmejahr besonders profitiert.
Auch in den Geschäftsjahren 21/22 und 22/23 hat bzw. wird der Transfergewinnn des Vereins wieder ungefähr bei 15 bis 20 Mio. EUR liegen und damit nicht an den Rekord von 2018/19 anknüpfen (noch mögliche Wintertransfers 22/23 außen vor gelassen). Im operativen Geschäft sind die Einnahmen aus der TV-Zentralvermarktung seit der Saison 21/22 für alle Vereine aufgrund des neuen, niedriger dotierten nationalen TV-Vertrags der DFL ceteris paribus geringer. Für das bereits abgeschlossene, aber noch nicht vom Verein bekanntgegebene Geschäftsjahr 21/22 ist daher laut Vorstand Hofmann auch mit einem Verlust von knapp 20 Mio. EUR zu rechnen, einer nochmaligen Ausdehnung des Verlust gegenüber dem Negativrekordkahr 20/21 also, während sich im laufenden Geschäftsjahr 22/23 immerhin die Einnahmen aus dem Spielbetrieb sowie die Sponsoring- und Werbeeinnahmen wieder vollständig erholt haben dürften, ein erneuter Verlust also unter Umständen knapp wird abgewendet werden können (zumal im kommenden Winter noch weitere Transferbewegungen möglich sind).
Trotz des schwierigen wirtschaftlichen Fahrwassers, in dem sich der Verein ergo momentan befindet und das er auch nur langsam hinter sich zu lassen in der Lage ist, ist mir aufgrund des geringen Verschuldungsgrades des Vereins, der im langjährigen Mittel im Bundesligavergleich auf einem der ersten Plätze liegenden Transferbilanz (gemessen am Überschuss der Einnahmen über die Ausgaben, hier Platz 3 im Zehn-Jahres-Ranking in Bezug auf den absoluten Betrag und Platz 1 relativ zum Umsatz), aufgebaut auf einer hervorragenden und über Jahre strategisch gestärkten Nachwuchsarbeit, sowie dem allgemeinen, ungebrochenen Wachstumstrend des nationalen wie internationalen Fußballs um die zukünftige wirtschaftliche Prosperität des FSV Mainz 05 nicht bange. Die Liquiditätslage ist zwar leicht angespannt, aber aufgrund des geringen Verschuldungsgrades, der die Möglichkeit einer kurzfristigen Kreditaufnahme im Notfall sehr wahrscheinlich macht, ist es um die finanzielle Stabilität des Vereins gut bestellt und die Rentabilität, die dritte Ecke des sogenannten magischen Kennzahlen-Dreiecks, ist für einen Fußballverein in Deutschland traditionell von nachrangiger Bedeutung. Ein Fußballverein ist nur sekundär ein Gewinnmaximierer, primär ist er ein Sportlicher-Erfolg-Maximierer. Was dieses Sportliche angeht, allerdings, wäre Mainz 05 gut beraten, auf Dauer seinen Personalaufwand für den Spielerkader deutlich anzuheben, möchte der Verein seine inzwischen in der 14. Spielzeit befindliche, ununterbrochene Erstligazugehörigkeit auch weiterhin einigermaßen gesichert fortsetzen. Denn im Ligavergleich liegt der FSV bei den Ausgaben für die Spieler stets im letzten Drittel der Bundesligavereine und damit wird es dem Verein schon allein aufgrund des statistisch linear positiven Zusammenhangs von Personalaufwand und sportlichem Erfolg auch zukünftig schwer fallen, mehr als einen fortwährenden Kampf gegen den Abstieg zu führen, von einem systematischen, also jenseits von Zufallsausreißern nach oben erfolgten Angriff auf die Europapokalplätze ganz zu schweigen.
*Verschuldungsgrad hier = (Verbindlichkeiten + Rückstellungen) / Eigenkapital
+Personalaufwandsquote = Personalaufwand (ohne Abschreibungen) / Umsatz
Trikotsponsor, Ausrüster, DFL-TV-Einnahmen
Trikotsponsor
Der Trikotsponsor des FSV Mainz 05 ist seit 2015 der deutsche Hersteller von Kunststoff-Profilen für Fenster und Türen profine GmbH mit seiner Marke Kömmerling. Profine soll den Rheinhessen für den Platz auf der Brust rund 4 Mio. EUR pro Jahr überweisen. Mainz reiht sich damit auf dem vorletzten Platz in der Tabelle der Einnahmen aus dem Trikotsponsoring ein, was selbst gemessen an der wahrscheinlich überschaubaren Öffentlichkeitswirkung des Vereins als vergleichsweise dürftig erscheint.
Ausrüster
Ausrüster des FSV Mainz 05 ist seit der Saison 19/20 der italienische Sportartikelhersteller Kappa, der am Ende der laufenden Saison vom deutschen Sportartikelhersteller Jako abgelöst werden wird. Kappa soll jährlich ca. 1 Mio. EUR an den FSV überweisen, was im Feld der Bundesliga-Konkurrenz einen der letzten Plätze ausmacht. Sowohl an den Einnahmen aus dem Trikotsponsoring als auch dem Ausrüstervertrag lässt sich ablesen, dass dem Verein immer noch das Image eines eher kleinen und biederen Vereins anhaftet, der inzwischen 14-jährigen, ununterbrochenen Bundesligazugehörigkeit und einer in den letzten Jahren phasenweise energetischen Spielweise ungeachtet.
DFL-TV-Einnahmen
Aus den Ausschüttungen der TV-Zentralverteilung der DFL erhält Mainz 05 in der laufenden Saison planmäßig 51 Mio. EUR, womit sich der Verein im Mittelfeld der Liga einsortiert und damit oberhalb seiner Position bei den Einnahmen aus dem Sponsoring, was sicherlich den rein sportlichen Erfolg präziser abbildet als jene.
Der Vergleich mit dem FC Bayern
Jede Woche aufs Neue fällt es mir schwer mir vorzustellen, dass, von wenigen Ausnahmen abgesehen, der untersuchte Verein und der FC Bayern in ein und derselben Fußball-Liga spielen und einem fairen Wettbewerb zueinander stehen sollen. Ein Vergleich von Mainz 05 und dem FC Bayern München ist nur in Größenordnungen gedacht sinnvoll. Ein Verein, der beispielsweise allein 60 Mal so viel an Sponsoringeinnahmen von seinem Ausrüster erlöst und acht Mal mehr für die Gehälter seiner Spieler ausgeben kann, kann realistischerweise von seinem Gegenpart nicht im eigentlichen Sinne sportlich herausgefordert werden.
Parallelen zwischen beiden Vereinen zeigen sich stattdessen in Bezug auf ihr grundsätzliches Haushalts- und Wirtschaftsverständnis. Genau wie die Bayern achtet auch der FSV sehr auf wirtschaftliche Nachhaltigkeit und scheint finanziell im Zweifel eher die zurückhaltende als die forsche und waghalsige Option zu wählen. Nennenswerte Ausgaben auf dem Transfermarkt werden bei klarer Wertsteigerungsperspektive des Spielers getätigt und ansonsten die eigene Jugendarbeit betont, während im operativen Geschäft auf eine strukturelle Balance der Ausgaben und Einnahmen geachtet wird, die dem Verein die mittel- und langfristige wirtschaftliche Unabhängigkeit ermöglicht, ohne dafür irgendwann notgedrungen ins geschäftliche Risiko gehen zu müssen, weil akut Geld gebraucht wird.
Transfers
Die Transfers zur Saison 22/23
Der FSV Mainz 05 verzeichnete vor der laufenden Saison sage und schreibe 13 Zu- und 14 Abgänge, wobei einige der Zugänge aus der eigenen Jugend stammen und endgültige Verpflichtungen bereits ausgeliehener Spieler betrafen. Zu den nennenswerten Zugängen zählen der ehemalige französische Jugendnationalspieler Angelo Fulgini von Angers SCO aus der französischen Ligue 1, Marcus Ingvartsen von Union Berlin und Aymen Barkok und Danny da Costa von Eintracht Frankfurt, wobei letzterer sich dem Verein endgültig angeschlossen hat, aber schon vorher dort spielte. Zu den besonders erwähnenswerten Abgängen zählen Moussa Niakhaté für 10 Mio. EUR an die „Tricky Trees“ aus Nottingham, Jeremiah St. Juste für 9,5 Mio. EUR an Sporting sowie Jean-Paul Boëtius ablösefrei zur Hertha. Insgesamt hat Mainz rund 15 Mio. EUR für Transfers ausgegeben und 23 Mio. mit ihnen erlöst. (alle Zahlen und Daten zu den Transfers wie immer von transfermarkt.de).
Im Kaderwertvergleich zwischen Mainz 05 und den Bayern sind die Bayern, wie es in der Bundesliga schöne Regel ist, sehr weit vorne. Die Bayern liegen hier im Ligavergleich auf Platz 1, Mainz liegt mit einem Achtel des Wertes der Bayern auf Platz 8. Der gesamte Kader der Mainzer ist 1,3 Josua Kimmichs wert.
Die Gehälter der Mainzer Spieler werden wie üblich nicht vom Verein veröffentlicht, aber laut einigen einschlägigen Datenbanken wie capology oder salarysport zählen zu den Bestverdienern unter anderem Stefan Bell, Silvan Widmer, Dominik Kohr und Aaron Martin, die zwischen 1 und 2 Mio. EUR pro Jahr verdienen sollen, was ungefähr einem Zehntel der Bestverdiener der Bayern entspricht.
Transferflüsse zwischen Mainz 05 und den Bayern
Der Spielerverkehr zwischen Mainz 05 und dem FC Bayern München ist sehr spärlich. In der Historie beider Vereine hat es bisher erst zwei Spieler gegeben, die direkt von den Bayern zu Mainz gewechselt sind und mit Jan Kirchhoff für seinerzeit immerhin 4 Mio. EUR einen Spieler, der die umgekehrte Richtung eingeschlagen hat. Mit Jonathan Meier und Deniz Yilmaz gibt es darüber hinaus zwei Spieler, die von den Amateuren der Bayern zu Mainz gewechselt sind, Meier sogar erst kürzlich, 2019.
Der sportliche Ausblick auf die Begegnung am Wochenende
Nach der TSG aus Hoffenheim letzte Woche trifft der FC Bayern auch diese Woche wieder auf einen Verein, mit dem ihm erst eine kurze gemeinsame Geschichte in der Bundesliga verbindet. Beide Vereine haben bisher lediglich 32 Spiele in diesem Wettbewerb gegeneinander bestritten, vier mehr, als die Bayern gegen Hoffenheim gespielt haben. Von diesen Spielen konnten die Bayern 23 gewinnen (Siegquote 72 %), haben aber auch schon sechs verloren, unter anderem die beiden letzten Auswärtsspiele.
Zuhause haben die Bayern das letzte Mal im Jahr 2016 gegen Mainz verloren (1:2), in einem der letzten Spiele der Mannschaft unter Pep Guardiola. Mit Ausnahme des mageren 2:1 im letzten Heimspiel im vergangenen Dezember gab es sonst für die Bayern in den letzten Jahren durchgängig eher wuchtige Heimsiege (5:2 2021, 6:1 und 6:0 2019, 4:0 2017). Unentschieden sind zwischen beiden Mannschaften selten, es gab insgesamt erst drei, wovon das letzte auf das Jahr 2017 datiert.
Für den heutigen Samstagnachmittag in der Münchner Allianz Arena fehlen bei den Bayern Leroy Sané mit einem Muskelfaserriss im Oberschenkel, Bouna Sarr mit Patellasehnenproblemen, Lucas Hernández mit einem Muskelbündelriss, Manuel Neuer mit einer Schultereckgelenksprellung und nach wie vor auch Thomas Müller, inzwischen mit nicht näher spezifizierten Hüftproblemen. Bei Mainz fehlen Maxim Leitsch aufgrund einer Auszeit wegen mentaler Erschöpfung, Marlon Mustapha mit einer Oberschenkelprellung und Danny da Costa aufgrund einer nicht näher vom Verein spezifizierten Krankheit.
Nach einem furiosen Saisonstart und einem längeren Leistungstief, das zu zeitweise erheblichen Unruhen in und um den Verein geführt hat, sind die Bayern seit einigen Spielen sichtbar wieder in der Spur, sind Ergebnisse und Leistungen wieder befriedigend. Nachdem Julian Nagelsmann lange versucht hat, mit zwei zentralen Spitzen, oft im 4-2-2-2 mit enger Besetzung des zentralen Spielfeldkanals, zu reüssieren, setzt er jetzt seit einigen Wochen auf eine klare Ein-Mann-Spitze mit Eric Maxim Choupo-Moting, was dieser ihm mit außergewöhnlich guten Leistungen und Toren zurückzahlt und als Umstellung das Team insgesamt wieder erfolgreich gemacht hat (zumindest korrelieren beide Ereignisse zeitlich ziemlich genau).
Mainz wiederum hat die letzten beiden Bundesligaspiele gewonnen, das vergangene gegen Köln sogar deutlich mit 5:0 und steht in der Liga auf einem guten siebten Platz. Bo Svensson scheint sich noch nicht verbraucht zu haben, weder bei den Fans noch in der Mannschaft, und überhaupt wirkt der gesamte sportliche Auftritt des Vereins von außen betrachtet seit der umfassenden personellen Neubesetzung auf mehreren für den Sport wichtigen Positionen auf einen Streich vor einigen Jahren (Heidel, Schmidt, Svensson) wie transformiert. Der Verein hat auf mich nach wie vor eine ziemlich blassen Effekt, Begegnungen der Bayern gegen Mainz im Spieltagskalender lassen mich eher an Begriffe wie „lästige Pflichtaufgabe“ und „Arbeit“, denn an „Spektakel“ oder „spielerischer Genuss“ denken, wenn ich auf die Partie in Gedanken vorausblicke. Jedoch strahlt der Verein für mich seit der angesprochenen personellen Änderung wesentlich mehr Aggressivität, Positivität, Energie und Lust auf Fußball aus, als er das früher getan hat. Vielleicht kommt diese, meine kognitive Erkenntnis auch irgendwann in meinem emotionalen Zentrum an. Und vielleicht leistet die Partie heute Nachmittag dazu ja einen Beitrag. Die Wettquoten rechnen mit einer Chance von ungefähr 75 % für einen Heimsieg der Bayern, 15 % für ein Unentschieden und 10% für einen Auswärtssieg der Mainzer.
Anstoß ist am Samstagnachmittag um 15:30 Uhr MESZ (zum letzten Mal in diesem Jahr) in der Münchner Allianz Arena. Viel Spaß!
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