1. FC Köln – FC Bayern München 1:3 (1:0)
Wenn am vorletzten Spieltag der Tabellenführer auf den Tabellenletzten trifft, erwartet man zumeist ein klares Ergebnis. Da aber sowohl die Bayern schon seit Wochen als Meister feststehen und die Kölner inzwischen auch rechnerisch abgestiegen sind, durfte diese Partie als Wundertüte betrachtet werden. Münchner Frustbewältigung nach dem unglücklichen CL-Aus gegen Kölner Heimabschied aus der Bundesliga – welches Bedürfnis würde sich als stärker herausstellen?
Trainer Jupp Heynckes rotierte nicht ganz so intensiv, wie viele erwartet hatten. So gab es nur vier Veränderungen im Vergleich zum Auftritt im Bernabeu: Für die angeschlagenen Alaba und Ribery durften Rafinha und Evina starten, während Martinez und Rudy auf Kosten von Tolisso und Thiago ins zentrale Mittelfeld drängten. Zudem durften bzw. mussten mit Mai, Dorsch und Felix Götze wieder drei Nachwuchsspieler die Bank auffüllen.
Auch der Effzeh wechselte (teils gezwungenermaßen) vierfach: So fanden sich Mere, Handwerker, Osako und Bittencourt nur auf der Bank bzw. Tribüne wieder. Stattdessen spielten Koziello, Horn, Clemens und Zoller.
Die Anfangsphase gehörte der Heimmannschaft. Bereits in der dritten Minute parierte Ulreich gegen den frei aufs Tor laufenden Terodde, fünf Minuten darauf setzte der Stürmer einen Kopfball aus Nahdistanz weit übers Tor. Auch Zoller scheiterte in der 11. Minute freistehend. Die Bayern tasteten sich hingegen nur schrittweise ans Tor der Kölner heran, ohne die letzte Präzision aufzuweisen. Gegen das dichte Mittelfeld der Gastgeber tat man sich sichtlich schwer.
In der 22. Minute gab es die nächste Großchance für den Effzeh. Aus einer Standardsituation des FCB entstand ein Konter, doch Risse konnte die Überzahl nicht ausnutzen und schob mit links über das Tor. Kurz darauf konnte Lewandowski fast die Fahrlässigkeit des Gegners bestrafen, er köpfte den Ball aber direkt auf Timo Horn.
Nach einer halben Stunde passierte dann, was längst überfällig war: Der Effzeh erzielte ein Tor. James ließ sich von Clemens am linken Flügel den Ball abnehmen, die Flanke wurde von Niklas Süle unhaltbar ins Tor gelenkt. Die Bayern zeigten sich also großzügig, da die Kölner selbst offensichtlich nicht fähig waren, das Tor zu treffen.
Nach dem Führungstreffer ließen sich die Kölner etwas tiefer zurückfallen. Der zusätzliche Raum half Bayern aber nur bei der Erhöhung der Ballbesitzquote, es entstanden daraus kaum Strafraumaktionen. Die größte Chance der Halbzeit hatte Lewandowski kurz vor der Pause, doch Timo Horn parierte den Kopfball glänzend.
Zum Seitenwechsel brachte Heynckes Thiago für den glücklosen Franck Evina. Der Spanier ordnete sich auch tatsächlich auf dem linken Flügel ein, selbstverständlich mit regelmäßigem Einrücken. Die Bayern traten nun etwas entschlossener auf. Zunächst wurde ein Foulspiel von Maroh an Thomas Müller im Strafraum übersehen, wenige Minuten später traf James aus kurzer Distanz zum Ausgleich (59.). Den Doppelschlag komplettierte Robert Lewandowski (60.). Beide Tore wurden über die linke Seite eingeleitet und von Müller per Ablage vorbereitet.
In der 73. Minute wurde der doppelte Vorlagengeber ausgewechselt, für ihn kam Corentin Tolisso. Kurz darauf kam auch Wagner für Lewandowski. Das Spiel hatte sich in der Zwischenzeit wieder beruhigt, die Bayern kontrollierten das Geschehen. Als Tolisso dann freistehend zum 3:1 köpfen durfte (79.), war die Partie entschieden – trotz der Einwechslung von Claudio Pizarro, der nach 83 Minuten den Ball knapp neben das Tor setzte und fünf Minuten darauf von Ulreich gestoppt wurde. Somit blieb es beim 3:1-Sieg für die Münchner.
3 Dinge, die auffielen:
1. Thiago oder nix
James Rodriguez kam nicht richtig ins Spiel, Sebastian Rudy zeigte das inzwischen gewohnte Stückwerk der Frustration – schon war das Aufbauspiel der Münchner völlig erlahmt. Gegen ein eng gestaffeltes Kölner Mittelfeld gab es keinen bequemen Weg nach vorne, zumal die Flügel mit Müller und Evina auch keine nennenswerten Spielmacherqualitäten aufweisen konnten. Jegliche Gefahr, die der FCB in der ersten Halbzeit ausgestrahlt haben sollte, entstand nach Flanken, da die Abwehrkette der Gastgeber hier keine geordnete Raumaufteilung aufzeigen konnte.
Mit der Einwechslung Thiagos verbesserten sich Intensität und Kreativität der Bayernoffensive durchaus. Der spanische Mittelfeldmann, eigentlich für den linken Flügel vorgesehen, erkannte die Probleme seiner Mannschaft und übernahm die Kontrolle – auf links wie im zentralen Mittelfeld. Dadurch konnten die Bayern in Halbzeit zwei die ausgeprägten Spielanteile endlich in Druck und Torchancen umwandeln.
2. Defensiv durcheinander
Hätte diese Partie auch nur irgendeine Bedeutung gehabt, die Konteranfälligkeit in der Anfangsphase wäre erschreckend gewesen. Nahezu jeder Ballverlust führte zum Gegenangriff, selbst einfachste lange Bälle hinter die Abwehr führten zu Torchancen für die Gastgeber. Nach einer halben Stunde hätte es bei konsequenter Chancenverwertung gerne 3:0 für den Effzeh stehen können.
In der zweiten Halbzeit ließ man weniger zu, da der eigene Ballbesitz wesentlich druckvoller war und die Kölner auch die eigene Intensität nicht halten konnten. Doch die wenigen Defensivsituationen, die sich ergaben, strahlten weiterhin Gefahr für das eigene Tor aus. Ein unangenehmer und durchwachsener Tag für Süle, Hummels und Martinez.
3. Sommerkick
Madrid noch zu nah, Frankfurt noch zu weit – dem FCB gelang es lange nicht, die für dieses Niveau notwendige Grundspannung abzurufen. Lockerer als das Auftreten der Münchner war an diesem Nachmittag nur das Outfit von Lukas Podolski.
Macht natürlich alles nichts. Für keinen der 18 Bundesligisten hatte diese Partie irgendeinen Einfluss auf die Tabellensituation. Dennoch darf gefordert werden, dass man im letzten Ligaspiel gegen Stuttgart der Normalform wieder etwas näher kommt, um sich auf das DFB-Pokalfinale mit Sicherheit und Selbstvertrauen vorbereiten zu können. Oder man verlässt sich wieder auf Thiago, hat diesmal ja geklappt.
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