Alaba

Alaba fehlt wochenlang

Steffen Trenner 01.04.2015

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Am Tag nach Alabas Diagnose war Steffen zu Gast bei meinsportradio.de.

Die Szene in der sich Alaba verletzte ist wie so häufig bei Knieverletzungen eine im Prinzip völlig ungefährliche Situation. Alaba versucht den Ball durch Abschirmen im Spielfeld zu halten, als der Hoffenheimer Bicakcic ihm seitlich auf das ausgestreckte Bein fällt. Yikes.

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Was Alabas Verletzung für den FCB bedeutet

Für die Münchner ist diese Nachricht ein echter Nackenschlag. Mit Arjen Robben und David Alaba werden Guardiola so wohl die beiden am schwersten zu ersetzenden Feldspieler in Bundesliga-Spielen gegen Dortmund und Leverkusen, im Champions League-Viertelfinale gegen Porto und im Pokalviertelfinale gegen Leverkusen fehlen. Selbst bei einem Weiterkommen in beiden Wettbewerben ist eine Teilnahme in den möglichen Halbfinals Ende April und Anfang Mai ausgeschlossen. Bei Robben gibt es hier immerhin noch leise Hoffnungen.

Positiv ist, dass es mit Bernat zumindest auf Alabas früherer Stammposition als linker Verteidiger einen hochwertigen Ersatz gibt. Zwar durchlief der junge Spanier zuletzt ein kleines Formtief, doch insgesamt ist er eine solide Lösung. Bernat ist sehr laufstark und dynamisch, muss aber in Sachen Torgefahr und Torvorbereitung noch deutlich zulegen. Er erzwingt viele Szenen im und am Strafraum (im Schnitt ein Torschuss pro Spiel im Sechzehner), lässt aber häufig noch die notwendige Ruhe und Präzision im letzten Drittel vermissen. Defensiv ist er bisher noch nicht auf allerhöchstem Niveau gefordert worden. Eine endgültige Einschätzung fällt deshalb schwer. Bernat kann sowohl den klassischen Linksverteidiger geben als auch etwas vorgerückt im linken Mittelfeld agieren.

Viel größer wiegt der Ausfall des strategischen Elements Alabas. Guardiola nutze die enorme Vielseitigkeit des 22-Jährigen, um ihn auf unterschiedlichsten Positionen zum Einsatz zu bringen. Mindestens sechs Positionen bekleidete Alaba im Verlauf dieser Saison. Sechser, zentraler Mittelfeldspieler, linker Mittelfeldspieler, Linksverteidiger, Achter und nicht zuletzt seine herausragende Interpretation des linken Halbverteidigers in der Dreierkette. Wenn Guardiola gerade in der Hinrunde während eines Spiels die Formation wechselte und den Gegner so vor ständig neue Aufgaben stellte, stand Alaba meist im Mittelpunkt der Rochaden. Beim 7:1 gegen Rom gelang das nahe an der Perfektion. „Der Alleskönner“ titelten wir danach ein Portrait über Alaba. Wäre Fußball Schach, verlöre Guardiola mit Alaba seinen linken Turm und linken Läufer zugleich. Das wird auch der Coach erst einmal sacken lassen müssen.

Rückkehr zur Dreierkette?

Fraglos ist es positiv, dass mit Lahm und Thiago weitere Alternativen zurück in die Startelf drängen. Die Situation zeigt einmal mehr, dass ein Kader bei den Belastungen des heutigen Profifußballs gar nicht breit genug sein kann. Zwei Lösungen bieten sich auf den ersten Blick an. Vor allem so lange Ribéry und Thiago noch nicht spielfit sind, spricht viel für ein 3-4-2-1 wie hier im rechten Bild zu sehen. Bernat und Rafinha würden in dieser Ausrichtung die beiden Flügelpositionen alleine beackern und könnten die Dreierkette auch schnell zu einer Fünferkette ergänzen. In der Hinrunde war eine ähnliche Ausrichtung zum Beispiel gegen Dortmund erfolgreich. Wenn Ribéry und/oder Thiago zurückkehren ist auch das zuletzt häufig praktizierte 4-3-3 eine Lösung – wie links im Bild. Denkbar wäre hier zusätzlich, dass Lahm zurück auf die Rechtsverteidiger-Position rückt und einen hineinkippenden Außenverteidiger gibt, der je nach Situation seine Positionierung sucht. Im zentralen Mittelfeld wäre dann ein zusätzlicher Platz frei für Thiago. Guardiola könnte sich durch den Ausfall von Alaba auch darin bestärkt sehen, es erneut mit Alonso und Schweinsteiger von Beginn an zu probieren, um dem Spiel von Beginn an mehr Sicherheit zu geben. Die Probleme dieser Konstellation haben wir hier und hier bereits ausführlich erläutert.

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Als Alaba in der Hinrunde wegen einer Knieverletzung zwischen dem 11. Spieltag und der Winterpause ausfiel, war Guardiola schon einmal zur Improvisation gezwungen. Weil damals auch Lahm wochenlang fehlte, setzte er dabei meist auf Alonso als alleinigen Sechser und eine spielstarke Variante mit allen fünf Offensivkönnern davor. Ribéry und Robben fanden sich hier häufiger auf den Achter Positionen wieder. Die Münchner gewannen in dieser Phase zwar bis auf das Champions League-Spiel gegen City jede Partie, boten aber mit 1:0-Erfolgen über Hertha und Leverkusen, einem 2:0 gegen Freiburg und einem 2:1 gegen Mainz auch sehr viel Ergebnisfußball. Durch die Rückkehr von Lahm und die Verletzung von Robben muss Guardiola nun abermals etwas Neues ausprobieren. Nur er kann entscheiden, wie schnell Thiago und Lahm wieder in die Startelf zu integrieren sind. Der Handlungsdruck hat sich durch die Alaba-Verletzung sicher noch einmal deutlich erhöht. Ob gerade Thiago nach einem Jahr ohne Pflichtspiel direkt in die K.o.-Spiele gegen Leverkusen und Porto hineingeworfen wird, bleibt fraglich. Einen klaren, auf der Hand liegenden Plan B gibt es also nicht. Ein Qualitätsverlust ist da. Möglichkeiten hat Guardiola trotz allem genug.

Fehlen werden den Bayern übrigens auch Alabas Qualitäten bei Standardsituationen. Drei Mal traf der 22-Jährige allein in dieser Rückrunde mit einem direkten Freistoß. Gerade gegen defensiv ausgerichtete Gegner könnten erzwungene Freistöße in Strafraumnähe ein wichtiges Mittel sein. Alonso, Schweinsteiger und vielleicht sogar Badstuber heißen hier die ersten Alternativen.

Klar ist: Alabas Verletzung hat eine ohnehin schon komplizierte Saisonphase noch komplizierter gemacht. Klar ist: Auch ohne Robben und Alaba muss der FC Bayern in der Lage sein den Vorsprung in der Bundesliga für die dritte Meisterschaft in Folge zu nutzen und den FC Porto in der Champions League zu schlagen. Hinter allen weiteren Zielen und Aufgaben steht nach der erneuten Verletzung von Alaba im Moment ein dickes Fragezeichen.