Vorschau: Werder Bremen
Dort kommt es zum großen Wiedersehen mit Claudio Pizarro. Der Stürmer, dessen Karriere beim FC Bayern im Sommer für beendet erklärt wurde, suchte trotz fortgeschrittenen Alters eine neue Herausforderung und heuerte erneut an der Weser an. Dort bestritt er bereits fünf Saisonspiele mit einer Einsatzzeit von insgesamt 185 Minuten. Das entspricht in etwa einer Halbzeit pro Spiel. Beim letzten Heimspiel gegen Bayer Leverkusen durfte er über volle 90 Minuten spielen. Bei den restlichen Einsätzen saß Pizarro zunächst auf der Bank. Nach einem ‚Traumstart‘ in Hoffenheim, mit einer Torvorlage kurz nach seiner Einwechselung, lief allerdings nicht mehr viel zusammen. Lediglich zwei Torschüsse konnte er abgeben und das Spiel von Werder in keiner Weise beleben.
Bisheriger Saisonverlauf
Am Dasein von Claudio Pizarro lässt sich überdies sehr gut die Formkurve von Werder Bremen ablesen. Die Phase vor ihm war mit einer klaren 0:3 Heimpleite gegen Schalke und einem Unentschieden in Berlin eher durchwachsen. Kurz vor bzw. nach seiner Verpflichtung gab es einen Motivationsschub, der zu Siegen gegen Gladbach und Hoffenheim führte. Der sportliche Aufschwung war allerdings nur von kurzer Dauer. In der englischen Woche war Werder Bremen der Hauptverlierer. Alle drei Bundesligaspiele wurden Niederlagen. Besonders bitter daran: Es ging gegen die beiden Aufsteiger Ingolstadt und Darmstadt. Die Niederlage gegen Leverkusen kam nicht unerwartet, wobei eher die Art und Weise erschreckte (0:3). Auch das letzte Spiel vor der Länderspielpause verlor die Elf von Viktor Skripnik – 0:1 in Hannover. Der Negativlauf von vier Niederlagen am Stück spülte die Bremer fast ans Ende der Bundesligatabelle. Rang 14 aktuell und nur noch zwei Punkte vor einem Abstiegsplatz. In der Heimtabelle reicht es mit einem Sieg und drei Niederlagen sogar nur für Rang 16.
Die Gründe für die sportliche Talfahrt sind vielschichtig. Zum einen waren es individuelle und disziplinarische Aussetzer, die die Mannschaft zurückgeworfen haben. So foulte Lukimya Ingolstadts Lex kurz vor Spielende zum spielentscheidenden Strafstoß. Werder verlor einen Punkt. Zu allem Überfluss foulte Bargfrede noch den Ingolstäder Morales so grob, dass er für drei Spiele vom DFB gesperrt wurde. Bargfrede ‚feiert‘ gegen den FC Bayern nach fast vier Wochen Pause sein Comeback. Ein weiteres Problem für die sportliche Talfahrt ist die mangelnde Chancenverwertung. Werder bewegt sich mit bisher 83 kreierten Tormöglichkeiten im oberen Mittelfeld der Tabelle. Zum Vergleich: Hertha (58 Chancen) und Köln (70 Chancen) haben deutlich weniger Offensivdrang, konnten aber bereits vier bzw. sechs Tore mehr erzielen. Werder erzielte sogar die zweitwenigsten Treffer überhaupt. In vier von acht Spielen konnte Bremen überhaupt keinen Torerfolg verbuchen. Insgesamt benötigen sie fast 16 Torschüsse für ein Tor. Im Vergleich: Bayern München hält hier aktuell die Spitze mit sechs Schüssen pro erzieltem Treffer. Wie bereits erwähnt, funktioniert Pizarro im Sturm noch nicht. Auch der zweite Neuzung Ujah hat nach gutem Start zuletzt ebenfalls einen Durchhänger – seit vier Spielen ist er ohne Tor.
Gleichzeitig bekommt Viktor Skripnik die schon chronischen Defensivprobleme nicht in den Griff. Bereits 13 Gegentore musste seine Mannschaft hinnehmen. Das entspricht 1,6 Gegentore pro Spiel. Viel zu viel – auch gemessen an der einen Torausbeute. Hier sind es vor allem aber individuelle Fehler, die immer wieder Punkte kosten. Gegen Hertha BSC war eine Abwehraktion ungenügend, die trotz abgeblocktem Schuss zum Gegentor geführt hat. Gegen Darmstadt und Ingolstadt waren es unnötige Elfmeter. Paradoxerweise steht die Elf von Skripnik ansonsten sehr solide. Werder Bremen lässt nur 12,1 Torschüsse pro Spiel zu, was dem sechstniedrigsten Wert entspricht. Das Problem ist eher der zu starke Fokus auf abgefangene Bälle. Hier gehört Bremen mit 20,9 zu den Top 3 der Bundesliga. Schlägt das Pressing aber fehl, ergeben sich Kontersituationen für die gegnerischen Mannschaften. Gleichzeitig führt Werder auch die drittmeisten Zweikämpfe innerhalb der Bundesliga, was zu vielen Standardsituationen für die gegnerischen Mannschaften führt. Kurzum: Das gute Pressingsystem mit Fokus auf Zweikampfführung funktioniert, allerdings führen Fehler sofort zu Großchancen bzw. Gegentoren.
Worauf muss der FC Bayern achten?
- Trotz vieler Standardsituationen gegen sich verteidigt Bremen diese in der Summe nicht schlecht, da sie im Vergleich zum Bundesligadurchschnitt viele Kopfballduelle gewinnen. Dies dürfte auch wieder gegen den FC Bayern München der Fall sein. Gerade offensiv wird Werder versuchen über Standardsituationen von Zlatko Junuzovic zum Erfolg zu kommen.
- Werder dürfte trotz der Münchner Ballsicherheit ein sehr aggressives Pressing spielen. Gerade Anthony Ujah ist einer der Schlüsselspieler für diese Spielweise, da er defensiv viel arbeitet und in der Offensive der Hauptakteur ist (3 Schüsse pro Spiel, 1,8 Schlüsselzuspiele). Aber auch die Rückkehr von Bargfrede ist sehr wichtig für Werder. Im Schnitt führt er die meisten Zweikämpfe im Team und fängt pro Spiel fast vier Bälle ab. Ohne ihn hat Werder deutliche Probleme auf der Sechser-Position.
- Das taktische System von Werder wird dieses mal eher nicht ein 4-3-1-2 sein, da Top-Torjäger Johannsson (2 Treffer) immer noch verletzt fehlt. Ein 4-5-1 oder sogar ein 5-4-1 System sind denkbar. Dann hätten Bargfrede, Fritz und vor allem Junuzovic eine deutlich defensivere Rolle und würde versuchen über Konter zum Erfolg zu kommen.
- Problemkind Länderspielpause: Die Pause stand für die Münchner unter keinem guten Stern. Mario Götze verletzte sich gegen Irland so schwer, dass für ihn die Hinrunde beendet sein dürfte. Auch Coman und Vidal hatten Probleme. Coman fällt definitiv aus. Die angeschlagenen Vidal und Javi Martinez sind noch fraglich. Für Robben kommt das Spiel trotz fast zweiwöchigem Mannschaftstraining noch zu früh.
- Statistik zum Spiel: In den letzten fünf Spielen gegen Werder gelangen den Bayern mindestens vier Treffer.
Mögliche Aufstellungen:
SV Werder Bremen: Wiedwald – Gebre Selassie, Galvez, Lukimya, S. Garcia – Fritz, Bargfrede – Bartels, Junuzovic, U. Garcia – Ujah
FC Bayern München: Neuer – Rafinha, J. Boateng, Javi Martinez, Alaba – Xabi Alonso – Lahm, Thiago, T. Müller, Douglas Costa – Lewandowski