Vorschau – Bundesliga: FC Bayern beim VfL Bochum unter Druck
Die letzte Woche an der Säbener Straße war turbulent. Erst die schmerzhafte Niederlage im so wichtigen Topspiel gegen Leverkusen, dann die missglückte Auswärtsfahrt nach Rom. Bei zwei Pflichtspielniederlagen in Folge beim FC Bayern wird dieser schon wieder als Krisenherd der Fußball-Bundesliga gesehen. Dementsprechend steht das Auswärtsspiel in Bochum unter großer Beobachtung.
Der VfL Bochum steht aktuell auf Rang 14 der Bundesligatabelle. Von den letzten fünf Partien gewannen die Bayern vier und verloren eins (Torverhältnis 26:4). Auf den ersten Blick scheinen die Rollen in diesem Spiel klar verteilt zu sein. Der VfL braucht sich dennoch nicht zu verstecken. Klammert man die Niederlage gegen Borussia Dortmund aus, sind die Bochumer in diesem Jahr noch ungeschlagen. Dabei konnten sie unter anderem mit einem Sieg gegen den VfB Stuttgart überzeugen.
Aus diesem Grund ist Vorsicht geboten, um einen Ausrutscher in Bochum zu vermeiden. Es gilt den Gegner richtig einzuschätzen. Thomas Tuchel meinte dazu auf der Pressekonferenz vor dem Spiel: „Es ist ein physischer Gegner. Es wird viel gesprintet. Bochum hat sehr gut gespielt gegen Stuttgart und Augsburg. Ich erwarte ein sehr kampfbetontes Spiel.“
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VfL Bochum: Das Verhalten gegen den Ball
Wenn der FC Bayern in Ballbesitz ist, kann man die Bochumer in einem 4-4-2 gegen den Ball erwarten. Gerade wenn die Bayern auf ihr 4-2-3-1-System setzen. So können sie den Spielaufbau stören und das Zentrum zu machen. Tuchel hat auf die Körperlichkeit und den Kampfgeist hingewiesen. Das liegt an der 1:1-Zuordnung der Bochumer.
Diese Zuordnung ist nicht automatisch eine Manndeckung, aber so ähnlich. Ein Beispiel: Wenn der Torhüter in das Aufbauspiel eingebunden wird, steht der VfL gerne etwas höher. Die zwei Stürmer stellen die Innenverteidiger zu. Wenn der Sechser, beispielsweise Kimmich, sich fallen lassen würde, wird dieser sofort gestört um einen Ballverlust zu erzwingen. Gegen den VfB Stuttgart hat dies bereits mehrfach funktioniert.
Gelingt dies nicht, orientiert sich Bochum direkt wieder nach hinten. Wenn die Bayern die erste Linie überspielt haben, werden die Bochumer einen zentralen Block im Zentrum bilden, um das Spiel auf die Flügel zu verlagern. Die Spieler von Bochum versuchen dann auf Fehler im Aufbau zu reagieren, um anschließend schnell umzuschalten. Es ist nicht unbedingt eine Manndeckung, eher eine Mannorientierung.
Das Spiel der Bochumer lebt von deren Zweikampfhärte und der Lust am Verteidigen. Die Bochumer sind generell stark darin, den Ball bei Fehlern des Gegners zu erobern. Die Duelle im Zentrum gegen Osterhage und Losilla werden hier ein Faktor sein. Wenn die Bayern hier die Kontrolle haben, kann das spielentscheidend sein.
Einfache Ballverluste und Unkonzentriertheiten können und sollten sich die Bayern nicht leisten. Die Offensive der Bayern tut gut daran, wieder ins Rollen zu kommen. Denn die Spielweise des VfL ist mutiger als von anderen Gegnern in dieser Tabellenregion. Sie haben deshalb aber auch schon 39 Gegentore kassiert, damit belegen sie Platz 4 der meisten Gegentore.
VfL Bochum: Das Spiel mit dem Ball
Die Bochumer haben schon einige Formationen gespielt. Am häufigsten in einem 4-3-3-System. Die Taktik von Thomas Letsch ist jedoch nicht unbedingt an eine Formation gebunden. Er lässt seine Mannschaft oft an den Gegner angepasst spielen.
Im Spiel mit dem Ball sind die Bochumer vermutlich in einem 4-2-3-1-System zu erwarten, ähnlich wie gegen Eintracht Frankfurt im letzten Spiel. Wie schon erwähnt ist das Umschaltspiel der Bochumer sehr stark.
Je nach Ballgewinn setzen die Bochumer auf unterschiedliche Mittel. Lange Bälle ist eines davon. Wenn der Ball in der eigenen Hälfte gewonnen wird, schlagen sie die Bälle oft gezielt auf ihre Flügel. Hier werden die Spieler von Bochum versuchen mit ihrem Tempo den Raum auszunutzen. Antwi-Adjej und Asano werden häufig gesucht.
Bei einem hohen Pressing der Bayern kann Manuel Riemann den Ball auch punktgenau auf die Stürmer spielen. Diese können den Ball dann entweder auf die Flügel oder wieder zurück ins Zentrum ablegen. Die zweiten Bälle sind wichtig. Vom Zentrum werden die Bälle dann wieder verteilt, oder ein Kombinationsspiel gewagt.
Laut Whoscored laufen 45% der Angriffe von Bochum über die linke Seite. Das ist der höchste Wert aller Vereine in der Bundesliga. Hingegen auf der rechten Seite sind es nur 29% (Tiefstwert aller Bundesligisten). Es kann also zu einem möglichen Schlüsselduell zwischen Antwi-Adjej und Mazraoui kommen.
Die Bochumer spielen jedoch nicht nur über die Flügel. Sie suchen spielerische Lösungen durchs Zentrum. Ein entscheidender Spieler könnte Kevin Stöger sein. Er hat in dieser Saison bereits 4 Tore und 5 Vorlagen erzielt. Bei 23 Toren des VfL Bochums ist er somit fast an 40% der Tore beteiligt.
Fazit: Konzentration, Kampf und Offensive gefragt
Die Bayern erwartet ein sehr kampfbetontes Spiel. Sie werden diesen Kampf defensiv annehmen und sich offensiv deutlich steigern müssen. Gerade die Problematik des Spielaufbaus müssen die Bayern in den Griff kriegen, um Bochum schlagen zu können. Sie müssen spielerische Lösungen im Zentrum finden und brauchen eine konzentrierte Leistung über 90 Minuten.
Der psychologische Aspekt darf in diesem Spiel nicht unterschätzt werden. Die Bochumer werden die Bayern stören, so gut sie es nur können. Die Fans werden werden sie so gut es geht anfeuern und unterstützen. Die Bayern müssen selbstbewusst auftreten und dürfen sich keinen Leistungsabfall innerhalb des Spiels leisten (wie gegen Leverkusen und Lazio Rom).
Ein weiteres Ziel des FC Bayern muss sein, Harry Kane wieder in gefährliche Situationen zu bringen. Tuchel tut gut daran, nur leichte Veränderungen vorzunehmen, um für die kommenden Wochen einen Spielrhythmus aufzubauen. Es braucht wieder mehr Leben im Spiel. Es geht vor allem um das Selbstverständnis, das wieder zurückkommen muss.