Vincent Kompany zum FC Bayern: Drei Dinge, die der neue Trainer besser machen muss

Jakob Trenner 29.05.2024

Die peinliche Trainer-Saga beim FC Bayern hat endlich ein Ende gefunden. Mit der Verpflichtung von Vincent Kompany setzt der FC Bayern auf eine kreative Lösung mit langfristiger Vision. Der 38-jährige Belgier muss jedoch dringende Probleme beim FC Bayern auch kurzfristig anpacken.

Nach einer Saison ohne Titel steht im Sommer für den FC Bayern ein großer Umbruch an. Nicht nur im Kader müssen viele Baustellen gelöst werden, sondern auch die sich hinziehende Trainersuche wurde zunehmend zum Problem.

Mit dem neuen Trainer gehen auch viele Erwartungen und Hoffnungen einher, denen Vincent Kompany gerecht werden muss. Es soll der Grundstein gelegt werden für die nächste erfolgreiche Ära des FC Bayern, doch dafür müssen dringende Probleme gelöst werden.

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Vincent Kompany muss für Stabilität und Konstanz sorgen

Vincent Kompany muss für eine Konstanz und Stabilität in den Leistungen vor allem im Ligaalltag sorgen. Die Liga als das „Brot- und Butter-Geschäft“ des FC Bayern, wie es einst Karl Heinz Rummenigge passend zusammenfasste, wird in der nächsten Saison wieder eine sehr hohe Priorität haben. Es braucht die Bereitschaft, in jedem Spiel die Leistung abrufen zu können, um den typischen Bayern-Mechanismus wieder zum Leben zu erwecken. Das konstante Spielen auf hohem Niveau mit einer Stabilität und gewissen Resistenz gegen alle Rückschläge zeichnete den FC Bayern über ein Jahrzehnt lang aus. Der neue Trainer muss diese Selbstverständlichkeit in der Mannschaft wieder wecken und auch Lösungen für altbekannte spielerische Probleme, wie das Bespielen eines tiefen gegnerischen Blocks, finden.

Die insgesamt erreichten 72 Punkte in dieser Saison sind die schlechteste Punkteausbeute des FC Bayern seit Beginn der Meisterserie 2012/2013, wenn man das letzte Jahr samt der Last-Minute-Meisterschaft mit insgesamt 71 Punkten ausblendet. Einige Punktverluste sind möglicherweise mit dem eingetretenen Spannungsabfall nach der sehr frühen Meisterschaft von Bayer Leverkusen zu erklären, andere auch durch den klaren Fokus auf die Champions-League, wie die 1:3-Niederlage in Stuttgart zwischen den beiden Champions-League-Halbfinals gegen Real Madrid.

Die zahlreichen Verletzungen und Ausfälle in dieser Saison ermöglichten ebenfalls kaum Rotation und Belastungssteuerung. Tuchel war immer wieder zum Reagieren gezwungen und ein planvolles Agieren war selten möglich. Dennoch werfen Leistungen wie die 2:4-Niederlage in Hoffenheim am letzten Spieltag Fragen zur Einstellung und zum Gesamtzustand der Mannschaft auf und ließen nicht nur die Öffentlichkeit, sondern auch Thomas Tuchel ratlos zurück. Kompany muss dafür dringend Antworten und neue Lösungsansätze finden.

Kompany muss eine klare Spielphilosophie entwickeln

Die Etablierung einer langfristigen Vision und Spielphilosophie für den FC Bayern sollte nicht nur für Taktik-Nerds ein feuchtfröhlicher Traum sein, sondern sollte auch im Zusammenspiel des neuen Cheftrainers mit dem Verein eine gewichtige Rolle spielen. Fragen, wofür der FC Bayern eigentlich steht, welche fußballerische Grundausrichtung dieser in Zukunft verfolgen und wie eine zukünftige Kaderplanung aussehen soll, müssen dringend konzeptionell angegangen und mit einer mittel- oder langfristigen Strategie unterfüttert werden. Ein frühzeitiges, planvolles Agieren auf dem Transfermarkt auf Basis einer konkreten Spielphilosophie samt passender Spielerprofile verhindert nicht nur hektisches Reagieren in Form von teuren Panik-Käufen, sondern ermöglicht auch so eine zielgenauere und perspektivischere Kaderplanung.

Neu-Trainer Vincent Kompany stand beim FC Burnley für einen offensiven und dominanten Spielstil, besonders zu Zweitligazeiten gekrönt mit vielen Toren. Bevorzugt in einem 4-2-3-1-System, was in München bestens bekannt ist, mit klaren Abläufen im Offensivspiel, gepaart mit einem hohen Pressing, sorgte er so für ein attraktives Auftreten vom FC Burnley. Er legt viel Wert auf ein engmaschiges Positionsspiel mit vielen kurzen und direkten Pässen, die an die Philosophie von seinem ehemaligen Cheftrainer Pep Guardiola erinnern.

Zweifel, ob er das auch auf eine internationale Topmannschaft übertragen kann, sind legitim. Fehlende Variabilität und zu wenig Pragmatismus wurden ihm und dem FC Burnley in dieser Saison zum Verhängnis, da er an seiner Philosophie und Spielweise durchgehend festhielt, so behaupten viele Kritiker. Kompany muss seine Spielidee, die durchaus gut zum FC Bayern passen könnte, dauerhaft weiterentwickeln und sollte so auch mittel- und langfristig eine klare Spielphilosophie beim FC Bayern etablieren.

Kompany beim FC Bayern: Ruhe im Umfeld und souveräner Umgang mit den Medien

Bei genauerer Betrachtung der letzten Pressekonferenzen und öffentlichen Statements von Tuchel im Vergleich zu seinem öffentlichen Auftritt im Herbst 2023 lassen sich gravierende Unterschiede erkennen. Zum Ende seiner Zeit beim FC Bayern bekam die Öffentlichkeit einen deutlich souveräner und entspannter agierenderen Thomas Tuchel zu sehen. Von hitzigen Schlagabtauschen mit Lothar Matthäus am Sky-Mikro oder angefressenen Antworten auf Pressekonferenzen war keine Spur mehr. Diese wünschenswerte Wandlung lässt sich durchaus mit dem bevorstehenden Ende der Zeit von Thomas Tuchel beim FC Bayern erklären, wäre jedoch zu einem früheren Zeitpunkt in der Saison dringend angebracht gewesen.

Der Umgang mit den Medien und der Öffentlichkeit ist und war für jeden Bayern-Trainer ein wichtiges Thema während jeder Amtszeit. Ein souveränes Auftreten gepaart mit einem „dicken Fell“ in der aufgeheizten Medienlandschaft rund um den FC Bayern ist ein wichtiges Kriterium für einen neuen Trainer beim FC Bayern.

Vincent Kompany wird genau dieser gute Umgang mit den Medien nachgesagt, was unlängst auch Pep Guardiola bestätigte. Kompany wird aufgrund seines Standings als junger Trainer auch nicht in die extrem fordernde Rolle eines Thomas Tuchels schlüpfen und sollte das öffentliche Einfordern von Transfers tunlichst vermeiden.

Kompany muss mit seinem öffentlichen Auftreten und seiner Ausstrahlung für die größtmögliche Ruhe im Umfeld der Mannschaft sorgen. Eine öffentliche Demontage von Führungsspielern wie z. B. im Fall von Joshua Kimmich sollte dringlichst vermieden werden. Dennoch ist das kritische Hinterfragen eines Trainers gerade im Hinblick auf den anstehenden Kaderumbruch extrem bedeutsam, solange diese Prozesse intern geschehen und nicht in der Öffentlichkeit diskutiert werden.

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