Tooouni Crows oder WE LOVE LONDON – der FC Bayern zu Gast im Emirates Stadium
In puncto Aufstellung schien Guardiola eben genau auf Arsenals Stärken zu reagieren. Lahm wurde auf seine „alte“ Stammposition in der rechten Verteidigung zurückgezogen, um den zuletzt bärenstarken Cazorla einzubremsen. Dafür rückte Martínez auf die Sechser-Position. Robben ersetzte links außen den verletzten Franck Ribery. Auf Londoner Seite hatte Podolski das Nachsehen gegenüber Oxlade-Chamberlain, zudem spielte der bullige und kopfballstarke Sanogo für Olivier Giroud im Sturmzentrum.
Die Mannschaften kannten sich ja aus dem letzten Jahr, insofern begann das Spiel komplett ohne Abtasten, sondern mit einem beachtlichen Fernschuss von Toni Kroos, den Szczęsny gerade noch entschärfen konnte. Wirklich beeindruckend war dann allerdings, wie sehr sich die Bayern in der Anfangsphase, man muss es sagen, an die Wand spielen ließen. Nur 38 Prozent Ballbesitz in den ersten 10 Minuten, keine seriös ausgespielte Aktion nach Vorne und eine Vielzahl kleinerer und größerer Abwehrfehler waren das Resultat des konsequenten Arsenal-Pressings, welches sehr nah am Strafraum der Bayern begann. In der 8. Minute führte ein Stellungsfehler von Lahm und Boateng und das anschließende, zu harte Einsteigen des Innenverteidigers gegen Özil zum berechtigten Elfmeter und der großen Chance für die Londoner, ihre beeindruckende Leistung der ersten Viertelstunde zu krönen. Und hier bewahrheitete sich wieder einmal die alte Regel vom Gefoulten, der nicht selber schießen sollte. Den unplatzierten Elfmeter des Nationalspielers parierte Manuel Neuer mit einem starken Reflex. Diese große vergebene Chance auf die Führung sorgte für einen Wandel im Spiel. Zunehmend wurden die Bayern sicherer im Mittelfeld, wenn auch ein Rückpassfehler von Alaba in der 23. Minute fast zum 1:0 für den Gastgeber führte. Der unheimlich starke Neuer konnte auch hier die Oberhand gegen Oxlade-Chamberlain behalten. Der entscheidende Knackpunkt dann in der 37. Minute: Nach einer spektakulären Ballannahme (nach Standardlupfer von Kroos über die Abwehr) wird Robben im Strafraum von Szczęsny gefällt – Rot für den Torhüter und berechtigter Elfmeter für den FC Bayern. Und auch hier eine fragwürdige Schützenentscheidung: der in der Defensive unsicher wirkende Alaba tritt an und trifft nur den Außenpfosten. Wer schießt jetzt in Zukunft für die Roten vom Punkt?
In der zweiten Halbzeit stellt Guardiola um: Für den stark Platzverweis-Gefährdeten Boateng kommt Rafinha, Lahm rückt wieder ins Mittelfeld. Sicherlich auch eine Reaktion auf die Auswechslung von Cazorla nach dem Platzverweis von Szczęsny. Und gegen 10 Londoner starten die Bayern in gewohnter Manier ihr Kombinations- und Passspiel im Mittelfeld – was dazu führte, dass Arsenal kaum noch aus der eigenen Hälfte kam und in der 54. Minute den Sieg einleitete. Über ihn selbst und Lahm kommt der Ball zu „Tooouni Crows“ (Zitat BBC), der den Ball aus 20 Metern direkt nimmt und ihn wunderbar ins kurze Kreuzeck hämmert. Was in der Folge passiert, ist, dass die gewohnt unheimliche Dominanz im Mittelfeld noch unheimlicher wird. Die zehn Londoner können einem beinahe leidtun, so wie sie vor allem die rechte Seite über Rafinha und Robben schwindlig spielt. Toni Kroos, über den vor allem in der zweiten Halbzeit jede Offensivaktion lief, hatte in 45 Minuten mehr Ballkontakte als die gesamte Mannschaft des FC Arsenal – eine Statistik, die alles über das Spiel sagt. In der 64. Minute kommt Thomas Müller für den von den Möbelpackern in der Londoner Innenverteidigung harsch behandelten Mandzukic. Und gerade als man in der Schlussphase den Eindruck gewinnt (womöglich auch auf Londoner Seite), dass die Bayern auch mit einem 1:0 zufrieden wären, spielt Lahm zwei Minuten vor dem Ende einen wunderbaren Chip auf den komplett freistehenden Müller, der in Goalgetter-Manier verwandelt. Für die Aktion entscheidend, wenn auch nur auf den zweiten Blick zu sehen: Der kreuzende Pizarro (für Thiago gekommen) nimmt Koscielny mit, wodurch Müller komplett freigespielt wird. Eine Aktion, die fast an einen Spielzug aus dem American Football erinnert. In der Nachspielzeit verpasst Toni Kroos, der Mann des Spiels, mit einem Flachschuss die Entscheidung über den Viertelfinaleinzug und trifft nur den Außenpfosten.
Insgesamt war es wieder einmal ein herausragendes Fußballspiel zweier Mannschaften, die sich auf ähnlichem Niveau begegneten – und von denen eine durch eine (korrekte!) Schiedsrichterentscheidung geschwächt wurde. „Der Platzverweis hat natürlich unseren gesamten Matchplan umgeworfen, wir waren bis dahin etwas besser als der FC Bayern“, meinte auch Arsene Wenger nach dem Spiel. So gehörte den Münchenern die zweite Halbzeit, in der man möglicherweise noch ein Tor mehr hätte erzielen können – genügend Chancen waren da. Allerdings kann man nach diesem Hinspiel-Ergebnis beruhigt nach Hause fliegen – und in drei Wochen die Chefwarner Sammer und Guardiola wieder ihre Arbeit verrichten lassen.
FC Arsenal – FC Bayern 0:2 (0:0) | |
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Arsenal | Szczesny – Sagna, Mertesacker, Koscielny, Gibbs (31. Monreal) – Flamini – Oxlade-Chamberlain (74. Rosicky), Özil, Wilshere, Cazorla (39. Fabianski) – Sanogo |
Bank | Podolski, Giroud, Jenkinson, Gnabry |
FC Bayern | Neuer – Lahm, Boateng (46. Rafinha), Dante, Alaba – Martínez – Robben, Thiago (79. Pizarro), Kroos, Götze – Mandzukic (65. Müller) |
Bank | Starke, Van Buyten, Contento, Schweinsteiger |
Tore | 0:1 Kroos (54.), 0:2 Müller (88.) |
Karten | Gelb: Sanogo, Rosicky / Boateng, Mandzukic; Rot: Szczesny (37./Notbremse) |
Ich möchte euch zunächst einmal zu diesem Blog gratulieren. Ich bin ein sehr regelmäßiger Gast hier und lese eure zeitnahen (!) Berichte mit größter Aufmerksamkeit. Sehr oft stimme ich dabei mit dem hier Geschriebenen überein.
Wenn ich in einem Punkt widersprechen darf, dann bezüglich deiner Anmerkung, Felix, ein herausragendes Fußballspiel gesehen zu haben. Es war ein gutes, aber nicht immer unterhaltsames Spiel, da Arsenal mir einfach nach sehr starker Anfangsphase zu sehr einknickte, was natürlich und verständlicherweise durch den Platzverweis forciert wurde. Bayern zeigte sich mir dann einfach ohne den entscheidenden Biss und den letzten Zug zum Tor. Arsenal hat das aber auch nicht schlecht gemacht, da war es in der Mitte sehr eng. Problematisch war diesbezüglich auch die Leistung von Götze und Thiago, die ja einem solchen Spiel durchaus ihren Stempel aufdrücken können, aber gestern sehr in der Luft hingen.
Summa summarum ein mittelmäßiges, da zum Teil uninspiriertes Spiel der Bayern, das auch die Frage aufwirft, inwieweit die mangelnde Forderung in der BL zu einem wahren Problem wird. Ein 0:2 aber ist und bleibt ein super Ergebnis und verspricht zudem, dass das Rückspiel nicht auf die leichte Schulter genommen wird.
An das Spiel anknüpfende Fragen: Kroos noch immer beleidigt („Mal bin ich Kopf, mal ersetzbar“)? Alaba mit einem, m. M. n., deutlichen Abwärtstrend seit einiger Zeit (unabhängig des Elfmeters). Was ist da los, Felix? Er muss doch in der Lage sein, auch ohne Ribéry seine Leistung abzurufen, oder? Wer schießt jetzt in der Tat die Elfer? Ich hatte gestern direkt Lahm gefordert, ohne davon 100%ig überzeugt gewesen zu sein (Robben war der Gefoulte, Alaba fahrig). Können Spieler, die nicht unbedingt immer spielen, diese Rollen bekleiden (Kroos, Thiago, Götze, Müller)?
Sehr gute Analyse des gestrigen Spiels.
Allerdings kann man mMn nicht von einem „berechtigten Elfmeter“ sprechen, weil der Szene eine Abseitsstellung von Arsenal vorausging.
War aber auch sehr knapp. Konnte man in der Spielgeschwindigkeit nicht unbedingt ausmachen. Zudem muss Boateng da nicht so unbeholfen hin gehen. Aber sei’s drum, ist ja noch mal gut gegangen.
[…] Bayern hat bei Arsenal gewonnen. Die einschägigen Bayernblogs Bayernblog und Miasanrot über das Spiel. Tim Rieke hat das Spiel für ZDFsport kurz analysiert. Bei Eurosport lobt der eine […]
Toni Kroos zeigte gestern eine überragende Leistung. Er war der Mittelfeldmotor, Antreiber und Ballverteiler – vor allem in der 2. HZ – und wurde immer wieder von seinen Kollegen gesucht, was sich auch in Kroos‘ Statistik widerspiegelt. So kam der Junge im Spiel auf über 170 Ballkontakte, das nenne ich mal eine mehr als ordentliche Duftmarke. Bleibt zu hoffen, dass er diese Leistungen nun auch konstant abrufen kann – falls ja, dann werden wir mit dem Jungen noch viel Spaß haben und ich hoffe, dass man sich zwecks Vertragsverlängerung bald einigen wird.
Tja, wer soll in Zukunft die Elfmeter schießen? Leider habe ich nirgendwo Elferstatistiken zu den aktuellen Spielern gefunden, gefühlt müsste Müller immer noch die beste Quote haben oder Lahm. Verschossen hat doch so ziemlich jeder Mal in den letzten 3-4 Jahren wenn ich nicht ganz daneben liege. Ich würde mich jetzt nicht zwingend zwischen Müller, Lahm, Kroos, Robben oder Götze entscheiden müssen. Eine Quote wie Filip Daems oder Scholli seinerzeit hat leider keiner.
Habe auch mal nachgeschaut, also eine Elfmeterstatistik zur aktuellen Saison gibts bei Transfermarkt. Demnach in dieser Saison folgende Verteilung:
Denke man wird weiter bei Thomas Müller als Schütze #1 bleiben und für Alaba aber einen Ersatz suchen. Sein Schuss war ja nicht schlecht gedacht, schön scharf, aber leider halt 10cm zu weit links. Bitter!
Ich habe eine Elfmeterstatistik von der Saison 2009/2010 bis jetzt. Auch die Elfmeterschießen nach Verlängerungen sind darin enthalten.Alaba hat jetzt 6von9 Elfmetern verwandelt.Aber zuletzt zwei hintereinander verschossen gestern und beim 2:0 gegen Nürnberg in der Vorrunde.Robben hat 12von14 und Müller hat 9von10. Ribery hat 8von10, Schweini und Lahm haben 5von7. Wenn Müller spielt dann 1.Schütze nach ihm würde ich einfach mal wieder Robben schießen lassen oder Ribery wenn er wieder kann…
Ich finde Robben sollte mal wieder schießen. Der hatte doch bis zum Dortmundspiel eine Quote von 100 %.
Also den Elferschützen danach auszuwählen ob er im besagten Spiel evt. defensiv unsicher (was ich in Frage stelle) wirkt, finde ich eigenartig. Alaba ist normalerweise eine Bank bei Elfern und er war auch noch stark geschossen – einfach Pech. Nicht so ein Jammerlappen-Elfer wie der von Özil.
Halte von diesem „der gefoulte sollte nicht schießen“ auch wenig. Ist doch rein von den Fähigkeiten und dem Willen des Schützen abhängig. Völlig egal ob er davor gefoult worden ist. Ein Müller wird auch nach Foul an sich im gegnerischen Strafraum (was ja durchaus öfters vorkommt) den Ball auf den Punkt legen und antreten.
Wobei Alaba wirklich keinen guten Tag hatte. Er schlug vorher schon unglücklich 2-3 Bälle ins aus und ließ sich in der Defensive auch einige male abkochen. Aber hinterher ist man immer schlauer.
Ich würde als Schützen mal Neuer ins Gespräch bringen – der ist vielleicht abgezockt genug.
Zunächst mal würde ich empfehlen, im Training mal die Elfmetersituation simulieren zu lassen. Da kristallisieren sich dann die nervenstärksten Schützen heraus. Schließlich könnte es sein, daß man im Viertelfinale auf Chelsea trifft und daß es mal wieder knapp wird.
Dann würde ich Alaba weiterhin schießen lassen. Der Bursche ist cool genug, hatte nur etwas Pech. Müller durfte nach seinem Fehlschuß auch wieder antreten, also sollte das bei David Alaba nicht anders sein!
Lahm und Ribery sind sicherlich Nr. 3 und 4 in der Liste der Schützen.
Müller hat aber nur einmal verschossen und danach wieder 5mal verwandelt.Alaba hat dagegen 3 seiner letzen 4 Elfmeter vergeben.Es geht auch nicht um Alaba oder Müller.Wenn ein Spieler zweimal hintereinander einen 11er verschießt sollte man den Schützen einfach wechseln.Sonst kann es gerade in der Champions League schnell das Aus bedeuten…