Tief, tief, quer, Tor

Louisa Trenner 17.12.2022

Die folgende Toranalyse knüpft an die Szenenanalyse der Slapstick-Aktion von Thomas Müller im Spiel gegen Eintracht Frankfurt an, als es Gnabry und Müller nicht gelang, eine 2v0-Situation sauber auszuspielen. Im Artikel „Wie kann das kein Tor sein?“ hatten wir als Gründe für Müllers misslungenen Abschluss hauptsächlich den Zeitpunkt des Abspiels und die Passqualität (v.a. Passschärfe) des Querpasses herausgearbeitet. Bei der nachfolgenden Spielsituation (ab 4:50 min im Video) handelt es sich ebenfalls um eine 2v0-Situation, die von Sané und Gnabry in diesem Fall perfekt ausgespielt wurde. Wir achten dabei vor allem im Vergleich zur Gnabry-Müller-Situation im Frankfurt-Spiel auf Sané als Passgeber.

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Ausgangssituation

Die Bayern spielen sich über Eric Maxim Choupo-Moting im Spielaufbau frei. Choupo-Moting gelingt es, sich aufzudrehen, gänzlich unbeeindruckt von seinem Gegenspieler den Ball zu behaupten und sofort den Blick in die Tiefe zu suchen. Sané erkennt in unnachahmlicher Weise, dass ein vertikaler Laufweg in die Tiefe sich anbietet und setzt mit mehrmaligen Schulterblicken, um seinen Laufweg an Choupo-Motings Position anzupassen, zu einem Sprint in die Tiefe an. Gnabry ist in diesem Moment noch nicht anspielbar, da er sich im Abseits befindet. Choupo-Moting treibt den Ball so lange vorwärts, bis Sané in die Lücke zwischen den beiden Bremer Innenverteidigern sticht.

Bild 1: Ausgangssituation. Choupo-Moting behauptet den Ball und orientiert sich vertikal. Sané startet in die Tiefe.

Choupo-Moting spielt einen perfekt differenzierten, auf Sanés Laufweg abgestimmten Pass und leitet dadurch die Spielsituation ein, in der Sané und Gnabry zu zweit auf Pavlenka zulaufen.

Bild 2: Einleitung der 2v0-Situation durch einen perfekt getimten Pass von Choupo-Moting in die Schnittstelle zwischen den beiden Bremer Verteidigern.

2v0

Der zu Sané orientierte Bremer Verteidiger versucht, den Ball abzufangen und nimmt sich damit selbst aus dem Spiel. Als Sané den Ball bekommt, ist nur noch ein Verteidiger in Reichweite und da Gnabry aus einer Abseitsposition heraus startet, hat er bereits einen Vorsprung, den er durch seine Geschwindigkeit noch weiter ausbauen kann.

Bild 3: 2v0-Situation.

Sané läuft direkt auf Pavlenka zu und zwingt diesen, sich zu ihm zu orientieren. Er bindet Pavlenka und spielt genau im richtigen Moment den Querpass zu Gnabry. Der „richtige“ Moment ist in diesem Fall der Zeitpunkt, zu dem Pavlenka gerade so noch nicht in Reichweite des Balles ist, er aber bei einem Abspiel auch weder die Möglichkeit hat, den Querpass abzufangen, noch Gnabry zu stören oder einzugreifen. Gnabry vollendet mustergültig, auch wenn er sich etwas strecken muss, um Sanés scharf und leicht nach vorne gespielten Querpass noch zu erreichen.

Szenen im Vergleich

Wie in der Analyse „Wie kann das kein Tor sein?“ festgehalten, gibt es keine zwei identischen Spielsituationen. Es verbietet sich deshalb, Szenen eins zu eins miteinander zu vergleichen. Jedoch können wir einzelne Aspekte der beiden 2v0-Situationen aus dem Spiel gegen Frankfurt und dem hier analysierten gegen Bremen in Bezug setzen und zwei entscheidende Auffälligkeiten festhalten:

Sané spielt den Pass mit seinem ballfernen (schwachen) rechten Fuß. Er kann somit seine Geschwindigkeit beibehalten und muss nicht abbremsen, um seine Körperposition für einen Pass mit seinem starken Fuß anzupassen (genau das, was Gnabry im Spiel gegen Frankfurt macht). Allerdings ist diese Szene auch ungleich einfacher auszuspielen, denn: Gnabry als Passempfänger hat keinen direkten Gegenspieler, der eingreifen oder ihn stören könnte.